Atomic Heart in der Vorschau: Willkommen im Tollhaus, Genosse!

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Special David Benke - Autor 53,99 €
Atomic Heart in der Vorschau: Willkommen im Tollhaus, Genosse!
Quelle: Mundfish

Seit seiner Ankündigung sorgt Atomic Heart immer wieder für Schlagzeilen, sei es nun durch vollkommen skurrile Gameplay-Trailer, sein ausgefallenes Setting, das irgendwie an BioShock in Russland erinnert, oder böse Gerüchte, das Spiel sei nicht mehr als eine fiese Abzocke. In diesem Jahr soll der Shooter nun endlich erscheinen. Wir schauen uns den Ausnahmetitel daher mal etwas näher an.

Mit einem atemberaubenden Trailer meldete sich Atomic Heart Ende Januar auf der Bildfläche zurück. In einem knapp einminütigen Clip stellte der Rollenspiel-Shooter -Mix seine Grafikpracht zur Schau - inklusive netter Raytracing -Effekte dank Nvidia RTX-Support. Da konnten selbst wir nicht anders als zu sagen: Hut ab, das sieht wirklich nicht schlecht aus. Besonders, wenn man bedenkt, wie die Geschichte des Spiels bisher aussah. Die Entwicklung von Atomic Heart verlief nämlich keineswegs problemlos, sondern war gepflastert mit Rückschlägen und Missverständnissen, wie wir uns in diesem Special mal etwas näher anschauen wollen.

Los geht's mit einem ersten Teaser im Mai 2018, mit dem sich Atomic Heart (jetzt kaufen 43,99 € / 53,99 € ) erstmals die Aufmerksamkeit der Gaming-Community sicherte. Der knapp zweiminütige Clip ist eine Parade absolut skurriler Szenerien: Fellige Viecher mit Apfel auf dem Kopf, Wiesen, die sich wie im Wellengang bewegen, Menschen scheinbar eingefroren in durchsichtigem Polymer-Gel. Es war ein einziger Clusterfuck, der den Titel aus dem Nichts ins mediale Rampenlicht katapultierte, auf die Titelseiten großer Publikationen wie IGN oder PCGamer brachte und ihm sogar den Namen "Sowjet-Bioshock" bescherte. Nur eines blieb bei der ganzen Euphorie immer unklar: Was ist Atomic Heart denn jetzt eigentlich? Diese Frage war gar nicht mal so leicht zu beantworten. Denn offenbar wussten das zum Veröffentlichungszeitpunkt des Trailers nicht einmal die Macher selbst.

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Alles nur ein Fake?

Im Januar 2019 erschienen im Onlineforum Resetera Berichte über katastrophale Arbeitsbedingungen beim verantwortlichen Moskauer Studio Mundfish, bis dato einem absoluten Noname der Branche. Die Zustände innerhalb des Teams seien chaotisch, berichteten interne anonymo Quellen. Der erster Trailer sei beispielsweise komplett fake und lediglich eine Art In-Engine-Concept-Art, das dann aufgrund des massenhaft positiven Feedbacks irgendwie in ein Spiel umgewandelt werden sollte. Eine klare Vision gab es dabei aber wohl lange Zeit nicht, was vor allem auf die fehlende Kompetenz der Studioleitung zurück zu führen sei, die keinerlei Erfahrung im Feld habe. So steckte der Titel ein gutes Jahr lang in der Entwicklungshölle, bis das Projekt komplett von vorne begonnen wurde, was angeblich zu einer enormen Reduktion der Spielqualität geführt haben solle. Atomic Heart in seinem aktuellen Zustande lasse viele versprochene Elemente vermissen, sei insgesamt sehr linear und weit von dem entfernt, was im Trailer gezeigt wurde. Ein echter Paukenschlag!

Eine Antwort seitens Mundfish ließ natürlich nicht lange auf sich warten. In einem offiziellen Statement wies man alle Vorwürfe zurück und veröffentlichte dann, wie zum Beweis, einen neuen umfangreichen Gameplay-Trailer, der quasi schrie: Schaut her, Atomic Heart ist real und kein billiger Cash Grab!
In Atomic Heart untersucht ihr eine entlegene russische Roboter-Fabrik, in der sich die mechanischen Helferlein gegen ihre menschlichen Besitzer aufgelehnt haben. Quelle: Mundfish In Atomic Heart untersucht ihr eine entlegene russische Roboter-Fabrik, in der sich die mechanischen Helferlein gegen ihre menschlichen Besitzer aufgelehnt haben. Stattdessen zeigten die Macher, was uns in ihrem Erstlingswerk wirklich erwarten soll, nämlich ein Action-Rollenspiel mit Shooter-Elementen. Oder doch ein Shooter mit Rollenspielelementen? Nun, die genaue Definition von Atomic Heart fällt auch heute noch immer etwas schwer. Klar ist: Es wird geballert und gekloppt, was das Zeug hält. Das Kampfsystem aus der Ego-Perspektive setzt dabei auf einen Mix aus Schusswaffen und improvisierten Nahkampfwaffen, die aus Schrott, Metall und anderen materialen zusammengebastelt werden. Crafting und Looting sind daher ebenfalls elementare Spielkomponenten, genauso wie die stete Modifikation und Verbesserung eurer Kriegswerkzeuge. Ergänzt wird dieses Gesamtpaket durch scheinbar übernatürliche Kräfte, die ihr mit der linken Hand entfesselt. Der Einsatz von Telekinese und Co. ruft dabei starke Erinnerungen an die Plasmide aus BioShock oder die Typhon-Fähigkeiten aus Prey hervor.

BioShock-Gameplay trifft Dark-Souls-Schwierigkeitsgrad

Trotz dieser Helferlein wird Atomic Heart aber stets knackig bleiben, so die Entwickler. Bereits wenn ihr zwei Widersachern gegenübersteht, soll das eine echte Herausforderung sein. Ihr müsst nämlich nicht nur clever ausweichen, sondern auch vorsichtig mit eurer knapp bemessenen Munition umgehen. Der Standard-Schwierigkeitsgrad des Shooter-RPG-Mix bietet eine echte Hardcore-Herausforderung für Veteranen und Soulslike-Fans. Der Story-Modus hingegen macht den Titel auch für Casual-Spieler unterhaltsam, die sich neben optionalen Schleichpassagen auch auf eine breite Auswahl an skurrilen Waffen und Gegnern freuen dürfen. Die fallen zwar meistens in die Kategorie Roboter, bieten in Form von Bossfights aber genug Varianz - zumindest in der Theorie.

Kann Atomic Heart halten, was es verspricht? Bis dato durften nur russische Spieletester und Influencer den Shooter-RPG-Mix hinter verschlossenen Türen anspielen. Quelle: Mundfish Kann Atomic Heart halten, was es verspricht? Bis dato durften nur russische Spieletester und Influencer den Shooter-RPG-Mix hinter verschlossenen Türen anspielen. Wie geschmeidig das Ganze tatsächlich laufen wird, ist nach aktuellem Stand nämlich noch unklar. Bisher war von Atomic Heart nur wenig echtes Shooter-Gameplay zu sehen, meistens wurde lediglich auf Gegner eingeprügelt. Und spätestens seit Cyberpunk 2077 sollten wir wissen: Wenn Entwickler bestimmte Aspekte eines Spiels bewusst nicht zeigen, sollte das durchaus ein Grund zur Skepsis sein. Zumal auch die wenigen zur Schau gestellten Knarren eher mau klangen, viele Animationen noch ein wenig unrund wirkten und auch das Trefferfeedback noch Luft nach oben ließ. Die blutigen Finisher, die Mundfish in seinen Updates versprochen hatte, blieb man uns schuldig. Es heißt also abwarten, ob sich hinter der abgefahrenen Ästhetik tatsächlich auch spielerische Substanz befindet.

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Rage against the Machines

Auch in Sachen Story sind noch einige Fragen offen, selbst wenn die Macher mittlerweile vereinzelte Informationen preisgegeben haben. So wird Atomic Heart in der Sowjetrepublik einer alternativen Zeitlinie irgendwann um das Jahr 1955 spielen, zu einem Zeitpunkt, als die technologische Revolution bereits stattgefunden und dabei Erfindungen wie das Internet, Hologramme oder Roboter hervorgebracht hat - nur eben mit einem kommunistischen Touch. Ihr schlüpft dort in die Rolle des psychisch labilen KGB-Spezialagent P-3, der von der Regierung ausgeschickt wurde, eine Fabrik für mechanische Helferlein zu untersuchen, um die es nach einem Softwarefehler in letzter Zeit seltsam still wurde.

Protagonist P-3 sammelt keine XP und steigt auch nicht im Level auf. Dafür lassen sich seine Waffen stetig upgraden. Quelle: Mundfish Protagonist P-3 sammelt keine XP und steigt auch nicht im Level auf. Dafür lassen sich seine Waffen stetig upgraden. Von der Spielwelt bekamen wir bisher hauptsächlich Gebäude, Bunker oder Labore und weniger offenes Gelände zu sehen. Mundfish verspricht aber, dass euch neben der Fabrik selbst auch noch diverse andere Locations und Biome erwarten, die alle per Schienennetz miteinander verbunden sein sollen. Das klingt ein wenig wie Metro Exodus: kleine Open-World-Sandbox-Abschnitte, in denen ihr euch austoben könnt, verbunden mit einem zentralen Fortbewegungssystem. In dieses Bild passt auch, dass Atomic Heart ein eher lineares Spielerlebnis werden soll, das zwar auch Nebenquests und Rätsel bietet, für heutige Standards aber "eher klein" ausfällt, wie Mundfish auf seiner Steam -Seite erklärt. Die Hauptgeschichte des Shooter-RPGs wird demnach wohl nur knapp 20 Stunden in Anspruch nehmen, allerdings genug Wiederspielwert bieten, damit sich auch mehrere Durchgänge lohnen. Besonders Sammel-Enthusiasten und Lore-Fetischisten werden viel Freude an den zahlreichen Funk-Übertragungen und wissenschaftlichen Dokumenten haben, die mehr über die Spielwelt und die dortigen Geschehnisse verraten.

Schicke Trailer, kein Release

Bei deren Gestaltung haben sich die Macher unter anderem an Stalker, der Sci-Fi-Serie "Black Mirror" oder den Werken von Stanislaw Lem orientiert. Das Ergebnis lässt sich aber irgendwie nur schwer in Worte fassen: ein vollkommen surrealer Mix aus Art-Déco-Architektur, dystopischem Sowjet-Themenpark und fürchterlich fehlgeschlagenem Technik-Experiment. Was man definitiv sagen kann: Wie auch schon im ersten Trailer von vor knapp drei Jahren sieht Atomic Heart immer noch atemberaubend aus. Die Beleuchtung, die visuellen Effekte, die Animationen - die Unreal Engine 4 gibt hier ein wirklich eindrucksvolles Bild ab. Und wir dabei nicht nur durch Raytracing- und DLSS-Technolgie unterstützt, sondern auch noch von einem tollen Soundtrack von Mick Gordon untermalt, dem Musik-Mastermind hinter Doom und Doom Eternal.

Wann wir das vielversprechende Gesamtpaket endlich selbst ausprobieren dürfen, dass ist aber leider noch immer nicht bekannt. Fest steht nur: Die 30 festangestellten Mitarbeiter von Mundfish, einige davon mit Triple-A-Erfahrung, arbeiten mit Hochdruck daran, Atomic Heart noch in diesem Jahr auf den PC sowie PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series X zu bringen. Ob das allerdings auch wirklich gelingt, muss sich noch zeigen. Zwar ließ das Studio in einem Blogpost aus dem Juli 2020 verlauten, dass alle grundlegenden Mechaniken funktionieren und es jetzt nur noch um Feinschliff am Kampfsystem und der Inszenierung gehe. Beim Blick auf die aktuellen Jobausschreibungen der Entwickler, darunter teils elementare Positionen wie Level Designer, Art Director oder 3D-Animatoren, wirkt das aber sehr ambitioniert. Gut möglich also, dass der RPG-Shooter-Mix noch etwas länger auf sich warten lässt. Dann aber hoffentlich wenigstens das bieten kann, was die irren Bilder bisher versprochen haben.
In Sachen Leveldesign bedienen sich die Entwickler von Mundfish bei Genrekollegen wie S.T.A.L.K.E.R. und Bioshock, aber auch bei anderen Medien wie der Sci-Fi-Serie Black Mirror. Quelle: Mundfish In Sachen Leveldesign bedienen sich die Entwickler von Mundfish bei Genrekollegen wie S.T.A.L.K.E.R. und Bioshock, aber auch bei anderen Medien wie der Sci-Fi-Serie Black Mirror. .

    • Kommentare (9)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Gast1692738601
        ...in der modernen westlichen US-getränkten Welt nennt man das "Russismus, nicht Rassismus:-B.
      • Von Gast1692738601
        ...in der modernen westlichen US-getränkten Welt nennt man das "Russismus, nicht Rassismus:-B.
      • Von Spiritogre
        Zitat von DevilFFM
        Sorry, schlechte Arbeit auf eine Nationalität zu beziehen ist sehr wohl Rassismus und hat hier nichts zu suchen.
        Du solltest mal ein weniger lockerer im Schritt werden. Es hat NICHTS mit Russen bzw. der Nationalität zu tun. Wären die Entwickler Engländer oder Schweitzer hätte da genau dasselbe gestanden, denn es geht hier ausschließlich um die Anzahl der Entwickler.

        Echt jetzt, ihr jungen Schneeflocken seit viel zu empfindlich und wollte alles negativ auslegen. Frage, wer ist der wahre Rassist, derjenige der sich bei sowas nichts denkt oder derjenige, der immer und alles unterscheidet, sofort Rassismus sieht und sofort auf die Barrikaden geht? Meiner Ansicht nach klar letzterer.
      • Von knarfe1000 Spiele-Kenner/in
        Zitat von Nico69l1
        dodo, deine arroganz bzgl "russen" ist ja wohl widerlich hoch 10.

        und pcgames: ich finde euren ton ein wenig sehr negativ. sowas muss echt nicht sein.
        Bei 30 Deutschen, Engländern oder Chinesen wäre die gleiche Skepsis angebracht.

        Immer direkt mit der Rassismuskeule um die Ecke kommen nervt irgendwann einfach nur noch.
      • Von DevilFFM Anwärter/in
        Sorry, schlechte Arbeit auf eine Nationalität zu beziehen ist sehr wohl Rassismus und hat hier nichts zu suchen.
      • Von MaxHacks Anfänger/in
        einer der interessantesten games die ich auf meiner liste habe. Allerdings hatte ich auf ein RPG mit offener welt gehofft. schade
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