Der Hauptmann: Review zum schonungslosem Kriegsverbrecher-Drama

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Test Christian Horn - Autor
Szene aus "Der Hauptmann"
Quelle: Weltkino

Der Junge Gefreite Willi Herold findet gegen Ende des zweiten Weltkriegs eine Hauptmannsuniform und übernimmt diese Rolle. Schnell scharen sich andere Soldaten um ihn und Herold verfällt zunehmend der Macht, die diese Position mit sich bringt. Regisseur Robert Schwentke kehrt mit dem Kriegsdrama nach einigen Hollywood-Produktionen in seine deutsche Heimat zurück. Kunstvoll in Schwarz-Weiß gehalten findet er eine emotional aufwühlende Erzählweise für die Gräueltaten des Gefreiten, die in der Darstellung der realen Schauplätze ins Farbige übergeht.

April 1945: In der Endphase des Zweiten Weltkriegs überqueren feindliche Truppen die Grenzen in allen Teilen des Landes. Die übrigen deutschen Soldaten sind weitestgehend verstreut und wissen ohne einen kommandierenden Befehlshaber nicht, was sie tun sollen. Auch der 19-jährige Gefreite Willi Herold verliert seine Truppe und zieht allein durchs Emsland. Als er am Wegesrand eine Hauptmannsuniform findet, streift er sie kurzerhand über - und trifft wenig später den Gefreiten Freytag, der ihm die Maskerade sofort abkauft. Bald befehligt Herold ein Dutzend versprengter Wehrmachtsoldaten und gründet, angeblich direkt vom Führer instruiert, die "Kampftruppe Herold". Als selbst diese Lüge Erfolg zeigt, wird Herold klar, das es nicht auf den Inhalt seiner Geschichte ankommt, sondern einzig auf die Dreistigkeit der Darstellung. Unter der Flagge eines "Schnellgerichts" foltert er angebliche Deserteure mit bestialischen Methoden und richtet sie grausam hin. Seine Männer folgen ihm anfangs aus Hilflosigkeit und später aus schierer Angst, denn von dem ursprünglichen Gefreiten Herold ist nur noch die sadistische Hülle des Hauptmanns übrig, dessen Perversionen in der Anarchie des am Boden liegenden Deutschlands keine Grenzen mehr kennen.

Was eine leichte Köpenickiade sein könnte, entwirft Robert Schwentke (R.E.D.) als düsteres Kriegsdrama über Macht und Abgründe des Menschseins. Herold wird zum Sadisten, der willkürliche Tötungen und ein Massaker in einem Strafgefangenenlager veranlasst. Das dies möglich war, spricht für die Funktionalität der deutschen Befehlskette, zeigt aber auch die sadistische Indoktrination des Regimes. In kontrastreichem Schwarzweiß und mit einer unheilvollen Soundkulisse inszeniert Schwentke eine Gewaltspirale, die schwer anzusehen ist und mit Gegenwartsbezügen irritiert, wenn mitten im Film ein Farbfoto den Acker zeigt, der heute an Stelle des Lagers liegt. Besonders übel: Die Geschichte geschah wirklich.

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Zum Kinostart des erschütternden Kriegsdramas "Der Hauptmann" haben wir uns näher mit der grausamen Hintergrundgeschichte des Films auseinandergesetzt.

Fazit
Der fesselnde und herausfordernde Kriegsverbrecherfilm hebt sich deutlich von handzahmen Historiendramen ab.

Wertung zu

Wertung:

8/10
01:55
Der Hauptmann: Trailer zum hochgelobten Kriegsdrama
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