Donkey Kong Land: Großer Affe, kleines Spiel - Retro-Special

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Special Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Donkey Kong Land: Großer Affe, kleines Spiel - Retro-Special
Quelle: Nintendo

Großer Affe ganz klein: Wir blicken zurück auf Donkey und Diddy Kongs ersten Handheld-Auftritt auf dem Game Boy in Donkey Kong Land! Wie hat sich das Spiel gehalten, gerade im Vergleich zum großen Bruder Donkey Kong Country auf dem Super Nintendo? Macht die Hüpferei auch heute noch Spaß? Diesen und weiteren Fragen gehen wir auf den Grund.

Man hätte es sich auch einfach machen können. Mit Donkey Kong Country hatte das britische Studio Rareware Ende 1994 einen Hit für das SNES abgeliefert, der den Status des Teams als Nintendo-exklusiver Hitgarant für die kommenden Jahre zementierte. Während eine Fortsetzung aufgrund des großen Erfolges gesetzt war, galt es nun auch, den Game Boy mit einem Affen-Abenteuer zu versorgen. Ja, und der einfache Weg wäre gewesen, einfach wie so viele andere Hersteller dieser Zeit eine abgespeckte, schlechte Version des 16-Bit-Hauptspiels zu kreieren und nur mithilfe des großen Namens und eventuell trotz mangelnder Qualität auf den großen Reibach zu hoffen.

Allerdings, das war eben nicht der Rareware-Weg. Stattdessen setzte man sich für den ersten mobilen Affen-Trip noch einmal ans Zeichenbrett, entlieh sich zwar schon Elemente aus Donkey Kong Country, lieferte im Endeffekt aber ein völlig eigenständiges Abenteuer voller Ideen ab, das nicht einmal ein Jahr nach den SNES-Spiel in den Modulschacht wanderte.

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Hab ich Meta gehört?

Sie sind der Stoff, aus dem Videospieler-Albträume gemacht sind: Die Wespen können nicht ohne Hilfsmittel besiegt werden und sind oftmals echt fies platziert. Quelle: PC Games Sie sind der Stoff, aus dem Videospieler-Albträume gemacht sind: Die Wespen können nicht ohne Hilfsmittel besiegt werden und sind oftmals echt fies platziert. Das Ergebnis hieß Donkey Kong Land und die Unterschiede zum großen Bruder beginnen schon auf Story-Ebene: Nach dem Sieg über den fiesen King K. Rool beschwert sich Affen-Opa Cranky Kong darüber, dass das Abenteuer auf dem SNES ja nur so gut angekommen sei, da die in 3D berechnete Grafik die Spieler geblendet hätte. Zu seiner Zeit hätte es das nicht gegeben! Um das Gegenteil zu beweisen, begeben sich Donkey und Diddy Kong in ein schwarz-weißes 8-Bit-Abenteuer, wodurch gezeigt werden soll, dass das Gameplay der ausschlaggebende Punkt für den Erfolg ihres Abenteuers gewesen sei, nicht die Technik. Ganz schön meta - der Ansatz funktioniert aber überraschend gut! Schade bloß, dass diese kreative Erzählung bloß im Handbuch des Spiels Erwähnung findet, während des affigen Trips selbst bekommen wir davon nichts mit.

Wer sich nun wundert, warum die Bilder auf diesen Seiten in dezenten Farben erstrahlen: Donkey Kong Land war einer der ersten Game-Boy-Titel, die das Super-Game-Boy-Tool des Super Nintendo unterstützten, dank dem die Handheld-Spiele etwas hübscher und auf dem Fernseher dargestellt werden konnten, und auf diese Version haben wir für die Aufnahmen zurückgegriffen. Ob dieser SNES-Kniff Crankys Argument stützt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden! So oder so sieht Land aber definitiv nicht so gut aus wie Country, da hat der greise Primat schon Recht. Trotzdem kommt der Stil auch in der abgespeckten Game-Boy-Fassung überraschend gut rüber.

Viel Spaß mit wenig Knöpfen

Zwar weist Donkey Kong Land weniger Umfang auf als sein Country-Gegenstück, einige Stunden ist man aber dennoch beschäftigt und wird gut unterhalten. Quelle: PC Games Zwar weist Donkey Kong Land weniger Umfang auf als sein Country-Gegenstück, einige Stunden ist man aber dennoch beschäftigt und wird gut unterhalten. Spielerisch ist das Abenteuer simpel, aber wirklich gut umgesetzt. Zwar orientieren sich viele Welten an jenen in Country und insgesamt erwarten uns weniger und kürzere Levels, es gibt aber auch völlig eigenständige Abschnitte und sogar Widersacher. Egal wo, ist es unser Ziel, einfach zum Ende der Stage zu gelangen. Also hüpfen wir in Dschungelgebieten, eisigen Tundras, heruntergekommenen Fabriken, düsteren Minen und mehr von links nach rechts, nehmen in Loren Platz und düsen durch enge Gänge, schwingen an Lianen durch die Gegend, versuchen, an eng geknüpften Seilen empor zur Spitze eines Schiffes zu gelangen, nehmen tief Luft und begeben uns ins kühle Nass und, und, und. Es ist wirklich beeindruckend, wie viel Abwechslung die Entwicker aus so wenig Hardwarepower herauskitzeln konnten. Und man muss bedenken, dass alles, was wir tun, nur mit Steuerkreuz plus zwei Buttons kontrolliert werden können muss!

Für einen 8-Bit-Titel, das mit nur einem Steuerkreuz und zwei Aktions-Buttons ge-spielt wird, bietet Donkey Kong Land ziemlich viele verschiedene Bewegungsmanöver. Quelle: PC Games Für einen 8-Bit-Titel, das mit nur einem Steuerkreuz und zwei Aktions-Buttons ge-spielt wird, bietet Donkey Kong Land ziemlich viele verschiedene Bewegungsmanöver. Nie hat man das Gefühl, dass die Steuerung überladen (beziehungsweise unterladen) sei, und die extreme Präzision des SNES-Gegenstücks beim Bewegen kommt auch auf dem Handheld zum Tragen. Mit A springen wir, mit B wird gerannt und werden Feinde ausgeschaltet, alle anderen Aktionen sind kontextsensitiv, etwa wenn wir uns an einem Seil festhalten oder einen Gegenstand aufnehmen. Natürlich sind auch tierische Helfer mit an Bord, auf deren Rücken Donkey oder Diddy Platz nehmen und dann durch die Gegend düsen können. Zwar sind's nur zwei der fünf Faunafreunde aus Country, aber dafür wohl die beliebtesten: Nashorn Rambi haut auch den härtesten Bösewicht aus den Socken und donnert auch gerne mal durch massive Steinwände, um uns zu versteckten Bonusräumen befördern. Vogelstrauß Expresso kann extrem hoch springen und weite Strecken durch die Lüfte segeln. Immer wieder müssen wir uns auch in Gefechten gegen fiese Bosse beweisen, die allesamt eine gehörige Portion Geschick und Reaktionsvermögen erfordern. Derer gibt es zwar anders als auf dem SNES nur vier anstatt sieben Stück, dafür wurden aber auch sie völlig neu entwickelt. Kurzum: Ein schönes Ding, und alleine in dieser Hinsicht schon wesentlich mehr als nur ein billig angefertigter Country-Abklatsch!

Candy muss zu Hause bleiben

Zu den 30 Stages, plus vier Bosswelten, gelangen wir über eine Weltkarte, auf der die einzelnen Levels als Punkte dargestellt sind. Viel gibt es hier nicht zu tun, die Map dient halt primär dazu, von einem Abschnitt zum nächsten zu gelangen. Trotzdem zeigt sich hier schon in Ansätzen das, was auch in den späteren Country-Spielen zum Einsatz kommen und in den frei erforschbaren Hubs der N64-Abenteuer Rarewars seine Vollendung finden würde: Kleine, interaktive Elemente sorgen dafür, dass man nicht nur stupide quasi durch eine Liste scrollt. So können für alternative Routen Felsen weggesprengt werden. Leider nicht mehr vorhanden sind die diversen Shops und Hütten der erweiterten Kong-Familie, wo wir in Country etwa das Spiel speichern oder uns Level-Tipps bei Cranky abholen. Das ist aber verschmerzbar, denn im Endeffekt sind diese Areale in Country ja auch nicht mehr als hübsche Menüs.

K.O.N.G.

Auf der Oberweltkarte zeigt sichdurch kleine Alternativwege schon ein sehr früher Ansatz dessen, was Rareware in den 3D-Spielen des Studios umsetzen würde. Quelle: PC Games Auf der Oberweltkarte zeigt sichdurch kleine Alternativwege schon ein sehr früher Ansatz dessen, was Rareware in den 3D-Spielen des Studios umsetzen würde. Die meiste Zeit verbringt man also in den Levels selbst, und da gibt es auf dem Weg zum Ziel stets noch einiges zu sammeln. Das Standard-Collectible sind Bananen, die erwarten uns sowohl einzeln als auch im Fünferpack. Zudem finden wir Ballons, die schnell gepackt werden müssen, bevor sie davonsegeln und die uns ein Extraleben bescheren, zudem sogenannte Kong-Tokens, die wir ebenfalls gegen Extraleben eintauschen können. Und Leben zu sammeln ist definitiv sehr relevant, denn Donkey Kong Land ist vieles, aber nicht einfach! Fies platzierte Feinde, anspruchsvolle Hüpfpassagen und andere Gemeinheiten - wäre die Steuerung nicht so gelungen, würde man hier wohl regelmäßig frustriert den Game Boy in die Ecke pfeffern und dem Spiel die Schuld am Versagen geben.

Einen Koop-Modus gibt es nicht, auch, wenn das angesichts zweier Helden logisch wäre. Stattdessen dient der jeweils andere Affe quasi als zweites Leben. Quelle: PC Games Einen Koop-Modus gibt es nicht, auch, wenn das angesichts zweier Helden logisch wäre. Stattdessen dient der jeweils andere Affe quasi als zweites Leben. Schlussendlich ist man aber selbst für sein Glück verantworlich, sogar, was das Speichern angeht. Anders als in Country, wo man bei Candy Kong auf der Map jederzeit speichern kann, sind in Land dafür die letzten Sammelgegenstände vonnöten, die ikonischen K.O.N.G.-Buchstaben. Auf dem SNES erhalten wir bloß ein Extraleben, wenn wir die vier Buchstaben in einem Level sammeln, hier sind sie also wesentlich relevanter! Inwiefern das eine gute Design-Entscheidung war, sei dahingestellt, denn wenn man mit Müh und Not eine besonders schwere Welt geschafft hat, nur um im nächsten Level wegen zu vieler verlorener Leben nach einer Unachtsamkeit mit dem Game-Over-Screen konfrontiert zu werden, kann das schon frustrieren. Aber hey, immerhin kann man überhaupt speichern - das war zu Game-Boy-Zeiten ja keineswegs eine Selbstverständlichkeit.

Spiel's noch mal, Kong

Zu guter Letzt wollen wir noch den Sound loben, für den einerseits Kompositionen des legendären Videospiele-Komponisten David Wise aus Country für die schwächere Hardware neu arrangiert wurden. Andererseits finden sich aber auch völlig neue Stücke im Portfolio, was auch an dieser Stelle beweist, wie viel Extra-Mühe investiert wurde, um Donkey Kong Land zu einem eigenständigen Erlebnis zu machen; Mühe, die in den beiden Land-Fortsetzungen nicht mehr in diesem Ausmaß vorhanden war. Die waren beide zwar auch tolle Hüpf-Abenteuer, insgesamt aber deutlich näher an den Country-Gegenstücken dran und somit auf gewisse Weise weniger beindruckend. Wer den Game-Boy-Klassiker nachholen will, kann das übrigens vergleichsweise einfach tun: Er steht in der Virtual Console des Nintendo 3DS zum Download bereit. Für eine Handvoll Euros definitiv ein lohnender Blick in die Nintendo-Vergangenheit!

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    • Kommentare (7)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von DarkSamus666 Spiele-Enthusiast/in
        Erstens: Cooles Special über die etwas in den Hintergrund gerückten DKL-Spiele!
        Es wäre aber noch nett gewesen, wenn man erwähnt hätte, dass es alle 3 Spiele als Download für je 3,99€ aud der 3DS-Virtual-Console gibt. Find' ich bei Spielen, die's nicht mehr zu kaufen gibt immer gut wenn man weiß, wo man die ohne Aufwand herbekommt.
      • Von DarkSamus666 Spiele-Enthusiast/in
        Erstens: Cooles Special über die etwas in den Hintergrund gerückten DKL-Spiele!
        Es wäre aber noch nett gewesen, wenn man erwähnt hätte, dass es alle 3 Spiele als Download für je 3,99€ aud der 3DS-Virtual-Console gibt. Find' ich bei Spielen, die's nicht mehr zu kaufen gibt immer gut wenn man weiß, wo man die ohne Aufwand herbekommt.
      • Von Kakiss
        Zitat von Loosa
        Da war meine GameBoy-Zeit wohl schon vorbei. Das Spiel kam mir nicht in's Gehäuse. :-O



        Müsste da nicht schon längst die Batterie leer sein, oder wurde das anders gespeichert?


        Manche der Batterien halten erstaunlich lange.
        Während Donkey Kong Country und Pokemon Rot noch ihre originale Batterie inne haben,
        sind Pokemon Silber (dank der internen Uhr die 24h läuft...) und Terranigma gestorben.

        Das Wechseln ist aber relativ leicht, habe nicht unbedingt Erfahrung mit dem Lötkolben und vor zwei Monaten in einem Ruck alle Gameboy Spiele erneuert.
        Die Super Nintendo Spiele halten noch, folgen aber so bald ich mal die Laune habe.

        Die Speicherstände habe ich per Retrode bereits gerettet :)
      • Von Loosa Senior Community Officer
        Da war meine GameBoy-Zeit wohl schon vorbei. Das Spiel kam mir nicht in's Gehäuse. :-O

        Zitat von Four2Seven
        Ich habe sogar alle 3 gelben Cartridges noch und bei Teil 1 ein 100% Savegame noch immer darauf gespeichert.
        Müsste da nicht schon längst die Batterie leer sein, oder wurde das anders gespeichert?
      • Von Kakiss
        Dieses Jahr habe ich meinem Gameboy auch einige Spiele spendiert :)
        Donkey Kong Land war zwar nicht dabei, kommt aber sicherlich auch noch dazu.

        Ironischer Weise lässt es sich auf dem Balkon mit Sonnenschein am besten mit dem Gameboy zocken.
        Die Spiele der erstes Generation sind dabei oft meh, spätere aber echt toll.
        Manche wie Parodius sind dann auch nach dem zweiten, spätestens dritten Bier durchgezockt :P
        Dann reichts auch mit Balkonien und den Bieren *g*
      • Von Four2Seven NPC
        Ich habe sogar alle 3 gelben Cartridges noch und bei Teil 1 ein 100% Savegame noch immer darauf gespeichert. Teil 2 war um einiges schwieriger, habs aber auch durchgezockt. Der gute alte Game Boy.
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