Dragon Quest 11: Charmantes JRPG mit neuem Komfort - Test

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Test Susanne Braun - Registrierte Benutzer
Dragon Quest 11: Charmantes JRPG mit neuem Komfort - Test
Quelle: Square Enix

Jetzt endlich für den westlichen Markt lokalisiert, bietet die "neue" Version des JRPGs Dragon Quest 11 allerhand Komfort. Mit einer vollständigen Vertonung, einer angenehmen Sprintfunktion und drakonischen Spielregeln, die die Schwierigkeit des Abenteuers an unsere Wünsche anpassen, erobert Dragon Quest 11 unser Gamer-Herz.

Das Abenteuer des Helden in Dragon Quest 11, den ihr selbst benamsen könnt, beginnt recht genretypisch. Am Tage seines Geburtstags steigt er mit seiner besten Freundin San­dra auf den höchsten Felsen seines Heimatörtchens Kieslingen. Das hat Tradition in dem beschaulichen Dorf, denn wenn der Nachwuchs einmal das 16. Lebensjahr erreicht, beginnt damit das Erwachsenenalter. Ihr steigt also als Bursche auf den Berg und kommt als Mann wieder runter. Quasi. Oder so ähnlich. Sinn und Zweck hinter der Aktion ist, dass ihr einen Blick auf das werfen könnt, was euch hinter der Dorfgrenze erwartet: das unendlich weit erscheinende Land Erdria.

Auf zu neuen Ufern

Dass ihr die fernen Ländereien schon in Bälde selbst durchstromern dürft, ist so klar wie Kloßbrühe. Spätestens in dem Moment, in dem euer Held den Gipfel des Felsens erreicht und ein Unglück dafür sorgt, dass Sandra in eine brenzlige Lage gerät. Just in dem Augenblick beginnt ein merkwürdiges Symbol auf der Hand eures Hänflings zu brennen und leuchten und mit übermächtigen Kräften holt ihr einen Riesenvogel vom Himmel. Die gerettete Sandra tut das vorerst als merkwürdig, aber nicht besonders besorgniserregend ab. Ihr selbst hingegen wisst bereits, dass das der Auftakt zu einem großen Abenteuer ist. Denn euer Recke, so verrät euch eure Mutter bei der Rückkehr ins Dorf, ist die Reinkarnation des Lichtbringers, eines großen Helden, der das Böse und die Finsternis vor ewig vielen Jahren verbannt hat. Das klingt toll und aufregend. Doch schon kurz darauf bei der Audienz mit dem König des Reiches Heliodor stellt ihr fest, dass das ganz anders ist, als ihr erwartet habt. Denn euch wird nicht gehuldigt, ihr werdet in den Kerker gesperrt. Aber warum nur?

Der Spross des Dunklen

Nach einem etwas langsamen Start geht’s ab! Unser Held trifft seinen ersten Freund – Erik. Quelle: buffed Nach einem etwas langsamen Start geht’s ab! Unser Held trifft seinen ersten Freund – Erik. Diese Frage gilt es nun zu klären, denn mitnichten ist das Spiel mit der Einkerkerung beendet. Stattdessen gelingt eurem Helden und dem mysteriösen Erik die Flucht und fortan macht ihr euch nicht nur auf die Suche nach mehr Kompagnons für eure Reisegesellschaft, sondern auch nach Antworten. Denn längst nicht jeder Mensch Erdrias sieht den Lichtbringer wie Heliodors König als einen Unheilsbringer. Nach einem etwas gemächlichen Start geht's also mitten rein in die interessante Geschichte von Dragon Quest 11 (jetzt kaufen 19,49 € ). Auf euren Reisen durch Landstriche und Städte wie Heliodor, Onzen, Gallopolis und Gondiola macht ihr jede Menge Bekanntschaften mit Leuten, die sich euch aus dem einen oder anderen Grund anschließen. Denn natürlich ist Dragon Quest 11 ein klassisches japanisches Rollenspiel mit rundenbasiertem Kampfsystem. Allein reißt ihr da nicht viel. Erst später, mit einer schlagkräftigen Truppe, aber darauf gehen wir gleich noch ein.

Nur so viel schon einmal: Ihr zieht mit drei aktiven Mitstreitern in die Schlachten gegen fantasievoll gestaltete Monster und Bosse. Die ersten Helfer, die euch begegnen, sind der bereits erwähnte Erik, ein Halunke, der sein Herz am rechten Fleck trägt. Dazu gesellen sich unter anderem Heilerin Serena, Magierin Veronika und Schwertkämpfer Rionaldo. Und das sind noch längst nicht alle Charaktere! Toll ist natürlich, dass jedes neue Mitglied der Reisegesellschaft seine eigenen Geheimnisse, seinen eigenen Charakter und seine eigene Art von Humor mitbringt. Während Erik etwa um keinen flotten Spruch verlegen, aber dennoch unsicher ist, wie er den anderen begegnen soll, trägt Rionaldo sein Herz auf der Zunge und neckt die anderen am laufenden Band. Die ständigen und meist spaßig gemeinten Streitereien sind das Salz in der Suppe und sorgen dafür, dass uns die Charaktere recht schnell ans Herz wachsen.

Der Feind meiner Feinde ist mein ...

Was sich neckt, das liebt sich? Die unterschiedlichen Charakterzüge der Gruppenmitglieder sorgen für jede Menge Unterhaltung. Quelle: buffed Was sich neckt, das liebt sich? Die unterschiedlichen Charakterzüge der Gruppenmitglieder sorgen für jede Menge Unterhaltung. Da wir schon beim Thema der zwischenmenschlichen Beziehungen sind: Das große Feature dieser neuen Version von Dragon Quest 11 ist die Vollvertonung in englischer Sprache. Dazu kommen deutsche, spanische und italienische Untertitel. Es muss sich also niemand sorgen, dass er den Helden (der übrigens immer stumm bleibt) und seine Kumpels nicht verstehen kann. Viele Charaktere sind in den umfangreichen Zwischensequenzen des Spiels vollvertont, und zwar mit einem britischen Akzent, der mal mehr, mal weniger gut passt. Alle Mitglieder der Heldentruppe werden von den Sprechern hervorragend in Szene gesetzt. Allerdings gibt's einige Nebencharaktere, bei denen die mitunter etwas altmodische Übersetzung komisch klingt. Etwa bei der eingangs erwähnten Sandra, die für ihre 16 Jahre reichlich nach einer lebenserfahrenen Urgroßmutter klingt.

Davon abgesehen transportieren die Sprecher die interessante Geschichte des Lichtbringers und seiner Gefährten je nach Situation großartig; mal mit unterhaltsamen Neckereien, mal mit richtig viel Drama, sodass wir uns teilweise ein Tränchen aus dem Augenwinkel streichen müssen. Auch bringen die vielen unvorhersehbaren Wendungen der Hauptstory jede ­Menge Uiii-Momente mit sich, Augenblicke, in denen uns der Kiefer runterklappt. Die Entwickler haben saubere Arbeit geleistet! Einen Abzug gibt's ­allerdings in der B-Note, denn allerhand Namen wurden geändert. Erik heißt sowohl im Deutschen als auch im Englischen Erik, im Japanischen wiederum Camus. Der Hund von Sandra und unserem Helden wird im Englischen Sandy genannt, im Deutschen hingegen hört er auf Bella ... Wir sind uns nicht ganz sicher, warum die Namen geändert wurden, finden es aber schon etwas merkwürdig, wenn der Dorfälteste eines Fantasy-­Dörfchens den kantigen ­Namen Thorsten trägt.

Weggeboxt!

Während eurer Reisen durch Erdria begegnet ihr in der frei bereisbaren Welt und in den Dungeons natürlich jeder Menge Monster. Hasenfüße machen einen Bogen um die Auseinandersetzungen; ihr könnt viele Gegner einfach links liegen lassen. Das geht besonders einfach, weil die Entwickler für diese Version von Dragon Quest 11 eine Sprintfunktion eingebaut haben. Allerdings solltet ihr Kämpfe nicht zu oft ignorieren. Im Rahmen der Story erwarten euch nämlich allerhand Bosse, die euch ordentlich vermöbeln, und es geht nicht weiter, wenn ihr diese Obermotze nicht über den Jordan befördert, insbesondere wenn ihr zu Beginn lediglich mit Erik unterwegs seid, und in der zweiten Hälfte des Spiels kann euch mächtig eingeschenkt werden, solltet ihr zwischendrin nicht ein wenig gelevelt haben.

Ihr könnt vielen Kämpfen aus dem Weg gehen, solltet aber nicht zu viele davon vermeiden. Denn im Rahmen der Hauptquest müsst ihr euch mehrfach im Kampf beweisen und das wird schwierig, wenn eure Helden nicht stark genug sind. Quelle: buffed Ihr könnt vielen Kämpfen aus dem Weg gehen, solltet aber nicht zu viele davon vermeiden. Denn im Rahmen der Hauptquest müsst ihr euch mehrfach im Kampf beweisen und das wird schwierig, wenn eure Helden nicht stark genug sind. Die Kämpfe laufen nach dem gewohnten Prinzip ab. Basierend auf den Flinkheitswerten wird nach Kampfstart entschieden, welcher Charakter oder Kontrahent zuerst angreift, danach geht's reihum. Ihr habt nun die Wahl unter dem Punkt "Taktiken" festzulegen, ob ihr alle Helden der Gruppe steuern wollt - das eine Extrem - oder ob alle Recken von der KI in die Schlacht geschickt werden - das andere Extrem. Eine Mischung aus beiden ist möglich und in den Standardkämpfen empfehlenswert: Kontrolliert am besten den Lichtbringer, während ihr die anderen einfach machen lasst. So könnt ihr im Notfall immer noch eingreifen, wenn es mal knapp wird.

In Bosskämpfen hingegen ist es ratsamer, wenn ihr bei allen Gruppenmitgliedern das Sagen habt. Beißt ihr doch mal ins Gras, dann landet ihr beim letzten automatisch angelegten Spielstand, das ist also kein Beinbruch. Ihr könnt auch ein anderes, von euch angelegtes Safegame auswählen, aber dann müsst ihr Gold zahlen. Praktisch: Geht nur ein Mitglied der Gruppe oder gar der Lichtbringer selbst drauf, dann bedeutet das nicht wie etwa bei ­Persona das Game-over. An Engelsfiguren und in Kirchen lassen sich dahingeraffte Helden für Gold wieder unter die Lebenden holen.

Bildergalerie

Entwicklung nach eurem Geschmack

Wozu das ganze Kroppzeug umhauen? Richtig, ihr wollt leveln! Mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Kampf erhaltet ihr Erfahrungspunkte sowie Gold, ab und zu auch Materialien fürs Handwerkssystem (siehe Kasten). Nach und nach levelt ihr alle Gruppenmitglieder hoch, um sie stärker zu machen. Mit jedem Stufenaufstieg wachsen Attribute wie Stärke oder Flinkheit automatisch an. Gelegenheit zur Individualisierung eurer Helden habt ihr über die verdienten Talentpunkte, die ihr in das Talentsystem steckt. Jeder Charakter kann in unterschiedliche Richtungen entwickelt werden. Serena etwa ist sowohl in der Heilmagie als auch im Speerkampf gewieft, während sich für Erik viele Skills um die Waffen drehen, die er nutzt.

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Dragon Quest 11: Prolog-Video stimmt auf die Story ein

Dabei ist es für euch interessant, euch für eine oder zwei Richtungen zu entscheiden, um Veronika etwa zu einer mächtigen Magierin zu machen. Denn Spezialisierungen sind oft effektiver, als wenn ihr versucht, euch Eier legende Wollmilchsäue zu bauen, die zwar alles irgendwie können, aber nichts so richtig. Nachdem ihr übrigens Gallopolis hinter euch gelassen habt, dürft ihr an den Engelsschreinen, die ihr auch zum Speichern nutzt, die Talente gegen ein Entgelt zurücksetzen. Ihr verbaut euch also nichts.

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Drakonische Maßnahmen

Dragon Quest 11 ist in der westernisierten Version sowohl für Kenner der Reihe als auch für Neueinsteiger ein tolles Abenteuer mit einer spannenden Geschichte, einem charmanten Look und coolen Charakteren - und selbst danach hört das Spiel noch nicht auf. Ihr könnt euch auf mehrere Enden freuen und zudem noch mit den Drakonischen Spielregeln den Schwierigkeitsgrad höherdrehen. Beispielsweise indem ihr die Fluchtmöglichkeit aus Kämpfen deaktiviert oder Händler beziehungsweise Gegenstände deaktiviert.Freilich gibt es allerhand Nebenquests, die euch durch die Lande führen, wenngleich der Fokus auf der Hauptstory liegt. Kreativere Aufgaben als Katzen von Dächern zu retten oder bestimmte Gegner um ganz spezifische Beute zu erleichtern, werdet ihr oft vergebens suchen.

Wertung zu Dragon Quest 11 (PS4)

Wertung:

9/10
Fazit

„JRPG-Fans wissen bereits, dass sie zugreifen sollten; Einsteiger in die Serie sollten das auch tun. Denn Square Enix ist mit Dragon Quest 11 ein nutzerfreundliches und spannendes Abenteuer gelungen, das vor Charme und Witz überquillt. Die Hauptcharaktere sind großartig vertont, allerdings nur auf englischer Sprache. Doch die deutschen Untertitel sorgen dafür, dass keine Atmosphäre verloren geht und dass ich den Überblick behalte. Besonders gut gefällt mir, dass ich vielen Kämpfen aus dem Weg gehen kann, denn die sind freilich nicht so flashy und stilsicher inszeniert, wie in Persona 5. Dafür wird mir eine packende Geschichte rund um den Lichtbringer geboten, die allerhand interessante Wendungen aufweisen kann und mir das eine oder andere Tränchen abverlangt. Sehr gut finde ich übrigens die Entscheidung der Entwickler, mehrere Enden einzubauen – und meinen Helden sprinten zu lassen. Sonst käme mir mein Recke bei der Erkundung der Welt tatsächlich zu lahmarschig vor.“

    • Kommentare (1)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Xivanon Hobby-Spieler/in
        Das Review hat tatsächlich mein Interesse geweckt. Ich hab das Spiel jetzt zwar schon ein paar mal bei Steam gesehen, ihm aber bisher nicht all zu viel Beachtung geschenkt.
      • Von Xivanon Hobby-Spieler/in
        Das Review hat tatsächlich mein Interesse geweckt. Ich hab das Spiel jetzt zwar schon ein paar mal bei Steam gesehen, ihm aber bisher nicht all zu viel Beachtung geschenkt.
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