Inception: genial - oder genial daneben? Die Widescreen-Kinokritik

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Test Dörte Langwald -
Inception (1)
Quelle: Warner

Ein Teufelswerk! Bildgewaltig, brillant gespielt, intellektuell anspruchsvoll. Am 29. Juli kommt der Sci-Fi-Thriller Inception in die deutschen Kinos. Der neue Film von The Dark Knight-Regisseur Christopher Nolan wird von den Fans mit Spannung erwartet. Widescreen verrät, wie gut der Streifen wirklich ist.

Die einen haben seit Wochen ihr Kinoticket reserviert. Die anderen sind skeptisch und glauben an einen überbewerteten Hype. Christopher Nolans Inception spaltet schon vor dem deutschen Kinostart die Gemüter.

In den USA kam der Streifen bereits Mitte Juli in die Lichtspielhäuser. Bisheriges Bewertungs-Fazit: Auf der Internet-Filmdatenbank imdb.com erhielt Inception 9,3 von 10 möglichen Punkten - bei über 70.000 Stimmen. Das Portal metacritic.com beobachtete: 74 Prozent von 42 US-Filmjournalisten beurteilten den Film positiv. Und das Konkurrenz-Portal rottentomatoes.com wertete gar 243 US-Rezensionen aus, mit dem Ergebnis: 86 Prozent fanden Inception grandios.

Ausgehend von den wenigen Negativ-Stimmen munkeln Zweifler jedoch: Die Begeisterung für das surreale Traumdieb-Spektakel sei pure Idealisierung. Was ist nun also dran, am neuen Nolan-Werk?

Widescreen findet: Inception ist ein Meisterwerk. Ein irrer Teufelstrip - hochkomplex und labyrinthisch wie ein Bild von M. C. Escher.

Die Handlung (ohne Spoiler): Der coole Industriespion Cobb (Leonardo DiCaprio) dringt mithilfe einer ausgeklügelten Technik in die Träume anderer ein und entwendet so wertvolle Geheimnisse. Von seiner Familie entfremdet und von der Polizei gesucht, lässt er sich auf einen letzten Auftrag ein, der seine Rehabilitation bedeuten könnte: Anstatt eine Idee zu stehlen, soll Cobb einen Gedanken einpflanzen. Ein höchst brisantes Unterfangen, für das der Traumdieb und sein Team tief in die Psyche ihres Opfers eindringen müssen - und dabei ihr eigenes Seelenheil riskieren.

Als Sci-Fi-Thriller funktioniert Inception exzellent. Nolan inszenierte packend, atemlos - und wie gewohnt sehr stilvoll. Seine Ästhetik huldigt den Motiven des Film noir. Der Look ist kühl und clean; zugleich haben die Bilder stets auch etwas unheilschwangeres. Hans Zimmers wabernder Soundtrack komplettiert die abgründige Atmosphäre perfekt.

Was Inception aber zum Geniestreich macht, ist seine verschachtelte Handlung und deren thematische Metaphorik. Leo DiCaprio und seine Crew müssen für ihren Coup einen Traum im Traum im Traum konstruieren. Der Plot splittet sich somit auf: Die Realität vermischt sich mit multiplen Traumgebilden, die obendrein auch noch auf unterschiedlichen Zeitebenen stattfinden. An dieser Stelle gleich die Warnung: Man muss sich den Film wohl zehnmal anschauen, um sein raffiniertes Konstrukt vollständig zu erfassen.

Ebenso, wie die Traum-Infiltrierer schrittweise ins Unterbewusstsein ihres Opfers vordringen, enhtüllt auch der Film seine wahre Seele. Denn Christopher Nolan geht es nur vordergründig um den Thriller-Plot. Sein Film ist letzlich wie eine visualisierte Psychoanalsye. Das Unterbewusste, das im Traum auf Orte und Personen projiziert wird, steht hier im eigentlichen Fokus.

Es geht um existenzielle Fragen (was ist real, was ist Traum?), es geht um die Erkundung der seelischen Abgründe - und vor allem um verdrängte Schuld. Ein Konglomerat aus Matrix, The Cell und Shutter Island.

Die menschliche Psyche ist komplex. Erinnerungen, Ängste, Sehnsüchte lagern und lauern im Keller unserer Seele. Nolan verräumlicht diese weggesperrten Emotionen. Er schickt seine Figuren auf eine Tour de Force der eigenen Nachtmahre.

Ein Schlüsselrolle im Film spielt die wunderbare Ellen Page (Juno). Als junge Rekrutin namens Ariadne soll sie dem Traum-Spion Cobb zur Hand gehen. In der griechischen Mythologie half Ariadne dem Helden Theseus, das Ungetüm Minotaurus zu besiegen. Auch die Leinwand-Ariadne drängt Cobb, seine inneren Monster zu bekämpfen. Doch Cobb hadert.

Leider dürfen wir an dieser Stelle nicht über das Ende des Films philosophieren. Soviel sei verraten: Es ist so paradox wie unsere Innenwelt. Das Leben verläuft in Widersprüchen, Abwegen, Irrungen, Absurditäten. Was zählt, ist die eigene Reflektion. Das Bemühen, sich damit auseinander zu setzen. Um nicht verloren zu gehen im Labyrinth der selbstgebauten Verweigerungsverließe.

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Fazit: Inception ist unbedingt sehenswert. Bildgewaltig, brillant gespielt, intellektuell anspruchsvoll.

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