Ich hab die Schnauze voll von Netflix, Prime und Co. - und will die Videothek zurück

Ich bin Streaming-Dienste einfach nur noch leid. Kürzlich habe ich Amazon Prime gekündigt, meine Kolumne zu dem Thema ist auf großes Interesse und viel Zustimmung gestoßen. Es scheint, als hätte ich einen Nerv getroffen. Aus immer mehr Richtungen hallt es Kritik an Streaming-Diensten und Unzufriedenheit über den Abo-Wahnsinn allgemein. Von Netflix habe ich mich schon vor über einem Jahr verabschiedet - und es nie bereut. Weitere Abos habe ich in die Wüste geschickt. Gleichzeitig ist in mir ein Wunsch nach der guten alten Zeit gewachsen: Ich will die Videothek zurück.

Als Kind war die Videothek ein magischer Ort

Als Kind in den 90ern war die Videothek einer meiner liebsten Orte. Vor allem in der nordbayrischen Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin, denn wir hatten sogar eine Mediathek. Dort gab's also nicht nur Filme und Serien auf VHS und später DVD, sondern auch Videospiele.

Immer freitags durften sich mein Bruder und ich beim Mediathek-Besuch mit unserem Vater jeweils einen Film und ein Spiel aussuchen. Übers Wochenende haben wir dann fleißig gezockt und geglotzt, am Montag gingen die Leihmedien wieder zurück in die Videothek bzw. Mediathek.

Es waren schöne Zeiten, die - das weiß ich natürlich - durch die rosarote Nostalgiebrille heutzutage noch viel schöner wirken, als sie es vielleicht jemals wirklich waren. Und doch bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich mir wieder eine Videothek zurückwünsche - denn Streaming hat mich enttäuscht.

Streaming-Dienste waren super und günstig - jetzt sind sie mies und teuer

Als die Videothek in meiner Heimat vor rund zehn Jahren für immer ihre Pforten schloss, interessiert mich das nicht groß und ich hatte sie schon seit vielen Jahren nicht mehr von innen gesehen. Heutzutage ist dort ein Fitnessstudio.

Internet hatten wir zwar auch schon in den 90ern, doch richtig schnell und dank Flatrate-Verträgen günstig wurde es erst ab Mitte der 2000er-Jahre. Als dann YouTube im Jahr 2005 aufkam, war ich sofort angefixt davon, Videos im Internet zu gucken.

Später weitete sich das vom umfangreichen YouTube-Konsum dank Watchever (kennt das noch jemand?) und ab 2014 Netflix dann auch auf klassische Filme und Serien aus. Vor zehn Jahren stand für mich fest: Streaming ist so viel besser und so viel günstiger, ich verabschiede mich von Filmen und Serien auf Disc und setze voll auf den Konsum per Internet.

Das ging einige Jahre lang gut, war günstig, bequem und hat Spaß gemacht. Doch in den letzten Jahren haben Streaming-Dienste eine Talfahrt hingelegt.

Ich hab die Schnauze voll von Netflix, Prime Video und Co.

Steigende Preise, die Rückkehr von Werbung, Account-Sharing-Verbote, nachlassende Qualität der Filme und Serien, über viele Dienste hinweg fragmentierte Kataloge: Das ist der Zustand von Streaming-Diensten im Jahr 2024. Kaum zu glauben, aber aus Netflix, Prime Video, Disney Plus und Co. sind klassische Fernsehsender geworden, nur übers Internet - und mit Abo-Kosten.

Ich habe davon so dermaßen die Schnauze voll, dass ich den Streaming-Diensten fast komplett den Rücken gekehrt habe. Stattdessen kaufe und sammle ich mit Freude wieder Filme und Serien auf Disc, mittlerweile auf 4K-Blu-ray für bestmögliche Qualität.

Doch für mein neues altes Film-Glück fehlt mir ein entscheidender Baustein: eine Videothek.

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Streaming, nein danke: Ich will die Videothek zurück

Ja, es gibt Online-Videotheken, auch heutzutage noch, aber das ist nicht das Gleiche. Ich will einen Laden wirklich betreten, will mich von der Auswahl in den Regalen inspirieren lassen. Ich möchte die Medien in die Hand nehmen und mich mit anderen Film- und Serien-Interessierten austauschen, und sei es nur mit dem Personal.

All das bietet eine Videothek, doch leider gibt es kaum noch welche. In Nürnberg hat die letzte Videothek leider schon 2018 ihre Pforten geschlossen und auch in der direkten Nachbarstadt Fürth hat die letzte Videothek nur wenige Jahre danach dichtgemacht.

Wie viele Videotheken gibt es in Deutschland heutzutage noch? 2007 waren es noch 3.000 und zusätzlich 1.000 Automatenvideotheken. Im Jahr 2023 waren davon noch traurige 50 Videotheken übrig. Und keine davon in meiner Stadt. Ob sich das noch mal ändern wird?

Comeback der Videothek? Es sieht leider schlecht aus

Ein Comeback der Videotheken ist extrem unwahrscheinlich. Auch wenn Streaming-Dienste immer teurer und schlechter werden, ist es den meisten Leuten einfach zu umständlich, Filme und Serien überhaupt wieder auf Disc zu schauen und dann auch noch extra eine Videothek für die Ausleihe zu besuchen.

Den Wunsch nach einer Videothek trage ich aber weiterhin in mir, und sei es nur als Erinnerung an längst vergangene, schöne Tage. Nostalgie kann die Sicht ganz schön verblenden, und vielleicht ist das auch bei mir der Fall. Vielleicht geht es aber auch anderen Menschen so. Oder was sagt ihr: Wollt ihr die Videothek zurück? Oder habt ihr andere Antworten auf die steigenden Kosten und abnehmende Qualität der Streaming-Dienste? Lasst es mich gern in den Kommentaren unter diesem Beitrag wissen.