Meisterdetektiv Pikachu: Charmanter, aber zu einfacher Genre-Mix für Nintendo 3DS

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Test Benjamin Kegel - Autor Maik Koch - Redakteur
Meisterdetektiv Pikachu: Charmanter, aber zu einfacher Genre-Mix für Nintendo 3DS
Quelle: N-ZONE

Meisterdetektiv Pikachu für Nintendo 3DS im Test: Ein wildes Abenteuer erscheint. Pikachu benutzt Gameplay. Der Spieler ist bewusstlos. Pikachu benutzt Charme. Es ist sehr effektiv.

Drei Kreaturen der Popkultur sind, so will es das Gesetz der Unterhaltung, zum ewigen Schweigen verdammt: Maggie Simpson, Bumblebee und Pikachu. Deswegen muss man nach dem Anwerfen des Meisterdetektivs erst mal mit einem kapitalen Kulturschock klarkommen: Die knuffige Blitzratte spricht! Pikachu überhaupt die Zunge zu lockern, ist ja schon ein gewagtes Unterfangen. Ihm dann aber auch gleich noch so eine herrlich voluminöse Barry-White-Gedächtnisstimme zu verpassen, ist einfach absolut fantastisch. Der beste Part ist, dass Meisterdetektiv Pikachu (jetzt kaufen 35,57 € ) wunderbar mit dieser schrägen Tatsache spielt und witzelt - ohne albern zu werden. Von der ersten Sekunde an verliebt man sich in den kleinen, Die ersten zwei, drei der insgesamt neun Kapitel sind noch eher harmlos, ab eurem Besuch im Labor nimmt die Storyline dann spürbar Fahrt auf.<br>
  Quelle: N-ZONE Die ersten zwei, drei der insgesamt neun Kapitel sind noch eher harmlos, ab eurem Besuch im Labor nimmt die Storyline dann spürbar Fahrt auf.
 
frechen, gelben Kerl, auch wenn er ständig damit beschäftigt ist, euch mit den verschiedenen Damen-NPCs seiner Spielwelt verkuppeln zu wollen. Seine Leidenschaft für köstlichen schwarzen Kaffee und allerlei Süßkram passt da perfekt ins Bild. Pikachus Stimme ist eine Quelle für seinen Charme - und nicht etwa eine Beschränkung.

Die Musik geht neben den Soundeffekten und der auch sonst rundum gelungenen englischen Sprachausgabe bei deutschen Texten schon fast etwas unter. Das liegt aber tatsächlich eher an der Verblüffung über das ungewohnt eloquente Elektrotierchen, denn die Klangkulisse selbst ist ebenfalls prima gelungen. Sie hält sich stets vornehm zurück, schlägt dabei aber immer die passenden Töne an, um das Bildschirmgeschehen perfekt zu untermalen. Da gibt es sanfte, vom Echo getragene Keyboard-Klänge in einer geheimnisvollen Höhle, eine fröhliche Hintergrundmusik in den Menüs oder auch mal etwas dramatischere Musik, während wir Pikachu nach einem Rauswurf aus einem Vogelnest im Baum via Quick-Time-Event davor bewahren müssen, seinen Absturz primär mit dem Gesicht abzufedern. Prima Qualität, exakt der Situation angemessen, aber dezent zurückhaltend - genau so muss es bei einem gelungenen Adventure sein, das hauptsächlich über seine liebenswerte Atmosphäre punkten will. Und leider auch muss.

Klein, aber knuffig

"Leider auch muss" klingt dabei dramatischer, als es wirklich ist. Was wir damit meinen ist, dass ihr euch Meisterdetektiv Pikachu nicht deswegen gönnen solltet, weil ihr besonders anspruchsvolle Rätselaufgaben sucht. Wer ein Puzzlespiel auf dem Niveau eines Myst, Baphomets Fluch oder Syberia (als die Serie noch gut war) erwartet, kauft ein Abenteuer weit unterhalb seines Beuteschemas. Das Befragen der Personen, Suchen nach Hinweisen und das Kombinieren aller ermittelten Tatsachen zu einer Schlussfolgerung sind klar für jüngere Spieler gedacht - in der Altersklasse zwischen 6 und 10 Jahren fühlt sich unsere Starkstrom-Maus am wohlsten.

Die Storyline hat Kollege Johannes in seiner Vorschau der letzten Ausgabe ja bereits ausführlich vorgestellt, daher nur die Kurzfassung: Der junge Tim Goodman ist auf der Suche nach seinem vermissten Vater, einem beliebten und geachteten Detektiv. Unterstützung erhält Tim dabei nicht nur von den Bekannten und Kollegen seines Vaters, sondern eben auch von dessen ehemaligem Weggefährten - einem sprechenden Pikachu, das allerdings nur Tim verstehen kann. Gemeinsam macht sich das ungewöhnliche Duo auf die Suche nach Tims Vater. Wie euch Johannes ebenfalls bereits verraten hat, bietet euch Meisterdetektiv Pikachu einen normalen und einfachen Modus. Diese unterscheiden sich voneinander durch ein Tipp-Icon auf dem unteren 3DS-Bildschirm. Wer es im einfachen Modus berührt, erhält einen kleinen Hinweis zur Auflösung des nächsten Rätsels. Wichtig dabei: Habt ihr euch zum Start des Abenteuers einmal für eine Spielart entschieden, könnt ihr später nicht mehr wechseln.

Praktisch bleiben

Anders als der gute Johannes würde der Autor dieser Zeilen aber dazu raten, dass jedermann den einfachen Modus eingestellt lässt. Für die ganz jungen Spieler stellt er nämlich einen später nicht mehr nutzbaren Frustfallschirm dar und ältere Abenteuer werden von den komplett harmlosen Puzzle- und Denkaufgaben sowieso nicht gefordert. Was aber passieren kann, ist, dass man irgendwo einfach stecken bleibt und nicht mehr Pikachu steht auf schwarzen Kaffee, Junge! Und übrigens auch auf jede Menge Süßigkeiten. Dahinter könnte mehr als nur Futterlust stecken …<br>
  Quelle: N-ZONE Pikachu steht auf schwarzen Kaffee, Junge! Und übrigens auch auf jede Menge Süßigkeiten. Dahinter könnte mehr als nur Futterlust stecken …
 
weiterweiß - und zwar nicht deshalb, weil einem keine Lösung einfällt, sondern aufgrund mechanischer Probleme beim Spielfluss. Zum Beispiel: Während eines Aufenthalts in einer Höhle war es unsere Aufgabe, einen Fluss zu überqueren. Wie wir das bewerkstelligen wollten, war uns da schon längst klar - nur wie genau wir die betreffende Person darauf ansprechen sollten, um diese eine Option im Kontextmenü freizuschalten? Keine Ahnung! Ein Klick auf das Tipp-Icon verrät zum Glück: Wir hatten zuvor vergessen, mit einer eigentlich unbeteiligten Dame zu sprechen. Einmal kurz die gute Frau angelabert, schon war unser eigentlicher Held hilfsbereit. Wer sich also Gedanken darüber macht, ob er nicht doch lieber im normalen Modus spielen und damit auf einen möglichen Blockade-Retter verzichten will, dem sei gesagt: Sorgen über die zu große Versuchung einer immer aktivierbaren Hilfefunktion sind unnötig - man kann bei einem Ein-Meter-Lauf nicht betrügen, wohl aber an dessen Formalitäten scheitern.

Wenn der aktivierte einfache Modus der erste Schritt zur Glückseligkeit bei Meisterdetektiv Pikachu ist, dann ist der zweite die Lust auf ein charmantes Abenteuer. Hier liegt nämlich die eigentliche Stärke des Titels - nicht in den selbst für Quick-Time-Events einfachen Actionsequenzen und auch nicht in den einfachen Rätseln. Wer dagegen Bock auf ein wirklich großartig gelungenes Detektiv-Duo mit einem unvergesslichen Pikachu hat, auf eine ganz toll gestaltete Welt mit liebenswerten Charakteren und auf eine tatsächlich aufregende und auch spannend inszenierte Geschichte, der ist hier genau richtig! Genretypisch taugen die insgesamt neun Kapitel mit ihren etwa zehn Stunden Spielzeit nur für eine wirklich gute Runde - Adventures haben eben naturbedingt kaum Wiederspielwert. Das geht aber allen Vertretern dieser Gameplayzunft so und sollte niemanden davon abhalten, sich in diesen einzigartigen Kriminalfall zu stürzen. Ganz im Gegenteil: Wer als junger Spieler nach einem perfekten Adventure-Einstieg oder als älterer 3DS-Fan nach einem Charmebolzen sucht, der kann kaum eine bessere Wahl treffen.

Glu ... was, bitte?

Auch für den Preis "Verschenkbarstes 3DS-Spiel 2018" möchten wir Meisterdetektiv Pikachu bereits jetzt nominieren. Denn die Pokémon Company und Nintendo haben clevererweise dafür gesorgt, dass man zum Beispiel keinerlei Vorkenntnisse über die Taschenmonster mitbringen muss, um sich in dem Abenteuer wohlzufühlen. Selbst wer also von Der Typ auf der linken Seite heißt übrigens „Kühlschrank“, wenn wir seinen Namen mal übersetzen dürfen. Auch sonst ist der Kollege schräg drauf.<br>
  Quelle: N-ZONE Der Typ auf der linken Seite heißt übrigens „Kühlschrank“, wenn wir seinen Namen mal übersetzen dürfen. Auch sonst ist der Kollege schräg drauf.
 
Mewtu, Glurak, Griffel und Co. null Ahnung hat, kann hier also bedenkenlos zugreifen - die Pokémon nutzen sogar ihre Chance, um auf unbedarfte Abenteurer einen möglichst guten Eindruck zu machen! Das schaffen sie vor allem auch angesichts der großartigen technischen Umsetzung des Spiels. Grafisch spielt Meisterdetektiv Pikachu ganz weit vorne mit und kitzelt noch einmal alles aus dem 3DS heraus, was dessen mittlerweile doch etwas betagte Technik zu bieten hat. Das Flair ist super getroffen, wirkt sehr dicht und zieht den Spieler spätestens nach Kapitel 3 tief in seinen Bann. Auch wenn das Konzept simpel ist, man möchte das Abenteuer gar nicht mehr weglegen - dafür bringt das Pikachu in seinem Sherlock-Hut einfach zu viel Persönlichkeit mit! Selbst wenn einen der spielerische Inhalt dann vielleicht nicht zu fesseln weiß, der kleinen Charmegranate bei ihren Blödeleien zuzuschauen, ist locker Motivation genug.

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Spitzen-Interface? Check!

Ebenfalls eine Runde Applaus gibt es für das hervorragend aufgeräumte Puzzle-Menü. Über die drei wichtigsten Icons auf dem unteren 3DS-Screen könnt ihr eure gesammelten Anhaltspunkte durchforsten, eure Ermittlungen verfolgen oder mit Pikachu sprechen. Das funktioniert jederzeit und führt zu etlichen witzigen Zwischensequenzen. Solltet ihr einige davon verpassen, greift ihr am besten zum Meisterdetektiv Pikachu-Amiibo. Der drollige Geselle sieht nicht nur klasse aus, er schaltet auch alle Ingame-Filmchen frei, die ihr während eures Abenteuers vielleicht übersehen habt. Auch die Untermenüs sind spitze: Dank praktischer Checkbox-Listen zum Abhaken navigiert ihr sicher durch Gespräche und könnt neue Erkenntnisse sofort als solche erkennen. Wenn es dann ans Kombinieren geht, werdet ihr durch grafisch liebevoll und detailreich gestaltete Interfaces geführt. So kommt niemals Verwirrung auf, alles bleibt stets übersichtlich. Wir haben selten ein Abenteuer gesehen, dass so einen ordentlichen Fluss beibehalten kann - einfacher Inhalt hin oder her. Von unserer Seite aus eine klare Kaufempfehlung, wenn auch eher als Adventure denn als Puzzlespiel.

Wertung zu Meisterdetektiv Pikachu (3DS)

Wertung:

8/10
Pro & Contra
Pikachu als Taschen- und Persönlichkeits-MonsterTechnisch hervorragendes 3DS-NiveauKlasse Sprachausgabe – nicht nur für PikachuLiebenswerte Charaktere und SpielweltSpannende Geschichte, die euch fesseln wirdKeine Pokémon-Vorkenntnisse nötigAuf Wunsch inklusive HilfsfunktionAufgeräumte Menüs erleichtern das Forschen
Amiibo-Support ziemlich lasch ausgefallenSelbst die Quick-Time-Events sind simpelGenretypisch kaum WiderspielwertViel zu einfaches Puzzle-Gameplay
Fazit

„Charmebolzen statt Donnerblitz, einen Treffer landet Pikachu aber auch so“

01:22
Meisterdetektiv Pikachu: Trailer zum etwas anderen Pokémon-Abenteuer
    • Kommentare (1)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von THEDICEFAN
        Aufgeräumte Menüs- da könnten sich die einen, oder anderen ein Beispiel daran nehmen^^ Beispielsweise Bioware, oder die Kingdome Come Deliverence Macher
      • Von THEDICEFAN
        Aufgeräumte Menüs- da könnten sich die einen, oder anderen ein Beispiel daran nehmen^^ Beispielsweise Bioware, oder die Kingdome Come Deliverence Macher
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