Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy im Test - Alt, aber gut? Wir spielen Anwalt!

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Test Katharina Pache - Autorin
Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy im Test - Alt, aber gut? Wir spielen Anwalt! (1)
Quelle: PC Games

Gute Rechtsanwälte sind die Folge von schlechten Menschen, sagte Dickens. Viele Fortsetzungen sind oft die Folge von guten Spielen, sagen wir. Unser Beweis: Die Ace Attorney-Trilogie! Zum ersten Mal erlebt ihr die drei Adventures mit Anwalt Phoenix Wright in der Hauptrolle auf Switch, PS4 und PC.

"Ich bin schuldig! Ich bin so was von schuldig!", ruft Larry Butz, unser alter Freund aus Schulzeiten. Ihm wird vorgeworfen, seine Ex-Freundin Cindy erschlagen zu haben. Wir verkörpern in allen drei Spielen der Trilogie Phoenix Wright, einen aufstrebenden Anwalt, manchmal etwas verwirrt, manchmal etwas unsicher, aber immer überzeugt von der Unschuld seiner Mandanten - auch, wenn sie sich selbst für Mörder halten.
Auch, wenn wir wissen, wer der Mörder ist - den Beweis müssen wir erst noch vor Gericht erbringen. Quelle: PC Games Manchmal weiß der Spieler mehr als Phoenix. Im ersten Fall des ersten Spiels sehen wir von Anfang an, wer der Mörder ist. Aber beweisen müssen wir es noch!  Unser Job ist es, vor Gericht Lügen in Zeugenaussagen aufzudecken, am Tatort zu ermitteln und Beweise für unsere Thesen zu präsentieren, sodass am Ende Freispruch statt Galgen (in Japan gibt es noch die Todesstrafe!) auf unsere Klienten wartet. Wie in Adventures üblich sind wir sehr viel mit Lesen beschäftigt und bis August sind dafür gute bis sehr gute Englischkenntnisse nötig, denn erst dann steht der kostenlose Patch mit den deutschen Übersetzungen zum Download bereit.

Alt, aber nicht zu alt

Trotz der Thematik - Mord, Verschwörungen, Intrigen - ist der Ton der Reihe nicht allzu ernst. Dafür sorgt unter anderem die illustre Riege an Zeugen, Verdächtigen und Gerichtspersonal, alle schön gestaltet und durch ihre Animationen mit viel Persönlichkeit versehen. Das Alter und die Herkunft vom Game Boy Advance sieht man den drei Spielen deutlich an, etwa bei der trockenen Inszenierung der Story in Standbildern oder den simplen Umgebungen.

Das Wichtigste, nämlich die Figuren, hat die HD-Kur aber gut überstanden. Die drei Titel Phoenix Wright: Ace Attorney, Phoenix Wright: Justice for All und Phoenix Wright: Trials and Tribulations sind lose miteinander verbunden, wir können sie in der von uns gewünschten Abfolge spielen. Am meisten Sinn ergibt es aber freilich, die korrekte Reihenfolge einzuhalten, dann freut man sich auch mehr, bereits bekannte Figuren aus einem früheren Spiel ein weiteres Mal zu treffen.

An Schauplätzen von Verbrechen unterhalten wir uns mit Zeugen und sammeln Beweise sowie Indizien. Quelle: PC Games Außerhalb des Gerichtssaals sind wir mit Zeugenaussagen und anderen Nachforschungen beschäftigt. Die Spiele umfassen jeweils fünf große Fälle, bis auf Justice for All, das vier Kapitel enthält. Klingt nach wenig Umfang, tatsächlich sind wir aber etwa 60 Stunden beschäftigt, wenn wir alle drei Spiele abschließen. Inhaltlich hat sich im Vergleich zu den Originalen (wir meinen damit die deutschen DS-Fassungen, die im Vergleich zu den nur in Japan veröffentlichten GBA-Titeln erweitert wurden) nichts geändert. In der Trilogie dürfen wir aber jetzt jederzeit statt nur in bestimmten Abständen speichern.

Lustig, aber nicht zu lustig

In Phoenix Wright geht es nicht nur humorvoll, sondern manchmal auch übernatürlich zu, die Spiele sind keine trockenen Gerichtssimulationen. Phoenix' Assistentin Maya etwa ist ein Medium, das Kontakt zu den Toten herstellen kann, im zweiten Spiel erhalten wir die Möglichkeit, psychische Barrieren von Personen zu erkennen, die wir dann durch den Einsatz passender Beweismittel zu überwinden versuchen - oder wir befragen die Puppe eines Bauchredners.

Die Charakterriege ist in in allen Spielen der Reihe schillernd und wird durch schräge Macken schön charakterisiert. Quelle: PC Games Die ausgefallene Mimik und Gestik der Figuren ist eines der Merkmale der Spielereihe.  Bemerkenswerterweise driftet Phoenix Wright trotz solcher Skurrilitäten nie ins Absurde ab und obschon wir viel mit Lesen beschäftigt sind, baut das Spiel mit einfachen Mitteln gekonnt Spannung auf. Präsentieren wir das passende Beweismittel, mit dem wir die Aussage des Zeugen zerfetzen, geschieht das mit einem Knall und dem berühmt-berüchtigen "Objection", also "Einspruch"-Ausruf. Wenn wir in die Enge geraten, weil der Staatsanwalt einen Zeugen präsentiert, der unsere schöne Theorie zum Wanken bringt, erklingt eine der berühmtesten Gänsehautmelodien aus der Geschichte der Adventures. Klar, hier erwartet uns kein preisgekrönter Orchester-Soundtrack, den man so auch in einem Hollywood-Blockbuster hören könnte, die simplen Tracks sind aber genau wie die einfache Optik würdevoll gealtert. Die Steuerung geht auch ohne Stylus wunderbar von der Hand.

Oft logisch, aber nicht immer

In den meisten Fällen ist der Aufbau der Fälle sinnvoll, allerdings handelt es sich bei Phoenix Wright um beinahe komplett lineare Spiele. Manchmal ist nicht ganz klar, welches Beweismittel nun präsentiert werden sollte - die meiste Zeit schreiten die Fälle aber logisch und sehr spannend voran. Vor gewissen Klischees ist auch Phoenix Wright nicht gefeit, etwa die alte Amnesie­nummer, und dass es fast immer nur um Mord geht, nutzt sich im Verlauf der drei Spiele ein wenig ab.

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Das wollen wir sehen: Unsere Mandantin wurde freigesprochen, denn wir haben ihre Unschuld bewiesen! Quelle: PC Games Glückwunsch! Das Ziel ist der Freispruch unseres Mandanten nach der Verhandlung. Alternative Enden gibt es nicht – Phoenix Wrights Abenteuer verlaufen linear. Die Zweit- und Drittverwertung von Schauplätzen (Gerichtssaal, Besuchszimmer in der Haftanstalt, Phoenix' Büro) ist bedauerlich, aber nicht ungemein störend. Insgesamt liefert die Ace Attorney Trilogy Adventure-Freunden, denen Danganronpa und die Zero Escape -Reihe zu düster sind, richtig gute Unterhaltung mit schrägen Figuren, die schnell ans Herz wachsen. Ob wir auch Wrights Nachfolger Apollo Justice bald in einer Capcom-Spielesammlung treffen? Schön wär's!

Bildergalerie

Wertung zu Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy (PS4)

Wertung:

8/10

Wertung zu Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy (PC)

Wertung:

8/10

Wertung zu Phoenix Wright: Ace Attorney Trilogy (NSW)

Wertung:

8/10
Pro & Contra
Stolzer Umfang …Viele liebenswerte, schräge FigurenJede Menge spannende FälleSimple, aber schöne Optik (nun in HD) und gelungener SoundFreies Speichern möglichHumorvoll, aber nie zu albernGuter SpielflussSympathischer HeldFälle bauen teilweise aufeinander aufMit deutschen Texten – aber erst nach dem Patch im August
… aber sehr linear, deshalb geringer WiederspielwertEin paar unlogische MomenteNicht vertont, Story wird in Standbildern inszeniertWenig Gameplay-Unterschiede innerhalb der drei TitelKein Bonus, keine Neuerungen für Kenner der Originale
Fazit

Lineare, unterhaltsame und humorvolle Oldschool-Anwalt-Adventure-Sammlung.

    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von ViviTheBlackmage NPC
        Solchen Spielen merkt man das Alter ja zum Glück nicht so sehr an wie bei anderen Genres.
      • Von ViviTheBlackmage NPC
        Solchen Spielen merkt man das Alter ja zum Glück nicht so sehr an wie bei anderen Genres.
      • Von linktheminstrel Spiele-Kenner/in
        Ich liebe die Ace-Attourney-Reihe. Ja, der Wiederspielwert ist,wie in fast jedem point&click-Adventure relativ gering, aber der Humor hat mich die Titel doch mehr als einmal spielen lassen. Tipp meinerseits: in Englisch spielen, da einige Gags in Deutsch nicht zünden.
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