Steamworld Heist: Abgefahrenes Indie-XCOM mit Blechpiraten - so schlägt sich die HD-Version für PC und PS4 im Test!

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Test Felix Schütz - Redakteur
Steamworld Heist: Abgefahrenes Indie-XCOM mit Blechpiraten - so schlägt sich die HD-Version für PC und PS4 im Test!
Quelle: Image & Form

Verrückte Idee, saubere Umsetzung: In Steamworld Heist brettern wir mit einer Crew aus durchgeknallten Roboterpiraten durchs All und kapern feindliche Raumschiffe. Sieht aus wie ein 2D-Actionspiel, entpuppt sich im Test aber als knackige Taktik à la XCOM!

Der Gegner wird von einer Schilddrohne geschützt - wie zielen um die Ecke, um das nervige Ding auszuschalten. Quelle: PC Games Der Gegner wird von einer Schilddrohne geschützt - wie zielen um die Ecke, um das nervige Ding auszuschalten. Das wurde auch Zeit! Auf dem Nintendo 3DS gibt's Steamworld Heist schon seit Dezember 2015, mitterweile ist das skurrile Taktikspiel aber auch als hübsche HD-Version für PC, PS4 und PS Vita erhältlich. Das Warten hat sich gelohnt, denn ein so schräges Konzept wie das von Steamworld Heist erlebt man nicht alle Tage. In dem heiteren Indie-Titel befehligen wir eine Truppe abgefahrener Roboter-Piraten, die auf ihrem Kahn durchs Weltall schippert, feindliche Raumschiffe kapert und Beute einstreicht. Der stimmige 2D-Look deutet zunächst auf ein Actionspiel hin, doch weit gefehlt - Steamworld Heist zelebriert klassische Rundentaktik und spielt sich im Grunde wie ein kleines XCOM aus der Seitenansicht! Im Test überzeugt das ungewöhnliche Konzept mit schönem Design und guter Spielbarkeit.

Steamworld Heist im Test: Blech-Piraten auf Kaperfahrt

Für manche Charaktere und Waffen benötigen wir Sterne, die wir für das Meistern von Missionen erhalten. (Bild aus der PS4-Version) Quelle: PC Games Für manche Charaktere und Waffen benötigen wir Sterne, die wir für das Meistern von Missionen erhalten. (Bild aus der PS4-Version) Multiplayer oder freies Spielen gibt's nicht in Steamworld Heist. Stattdessen führt uns das Spiel durch eine lineare Einzelspielerkampagne, die von ein paar einfachen Cutscenes und Dialogen im Textformat zusammengehalten wird. Die simple Geschichte erzählt in drei Akten von unserer Crew aus Blechbüchsen-Piraten, die es zunächst mit Schrottern - einer Art Roboterzombies - zu tun bekommt, danach aber auf zwei noch viel größere Gefahren stößt. Das Ganze ist weder spannend noch übermäßig lustig, führt uns aber solide durch die 12 bis 18 Spielstunden, je nachdem, welchen Schwierigkeitsgrad wir wählen und wie oft wir einen Einsatz wiederholen.

Vor jeder Mission stellen wir zunächst ein kleines Einsatzteam zusammen. Im Spielverlauf heuern wir nämlich eine kleine Schar gut gelaunter Spezialisten an, die sich unserem Team anschließen und die wir in kurzen Dialogen näher kennenlernen. Scharfschützen, Nahkämpfer, Sprengmeister, Wächter und einige mehr warten auf unseren Befehl, die mit jedem Kampfeinsatz an Erfahrung gewinnen und so weitere Fähigkeiten lernen. Schade: Die Charakterentwicklung ist leider streng linear, wir dürfen also nicht selbst bestimmen, welche Skills unsere Helden freischalten.

Ein Waffenslot plus zwei Slots für Bonusgegenstände - mehr Ausrüstung können wir unseren Blechkumpels nicht mitgeben. Quelle: PC Games Ein Waffenslot plus zwei Slots für Bonusgegenstände - mehr Ausrüstung können wir unseren Blechkumpels nicht mitgeben. Dafür statten wir unsere Truppe aber mit reichlich Waffen und speziellen Items wie Granaten, Jetpacks oder Heilpaketen aus, die wir im Spielverlauf erbeuten oder Händlern abkaufen. Die richtige Ausrüstung kann einen großen Unterschied machen - hier gilt es also, sich die wenigen Inventarslots gut einzuteilen und immer genau die Items auszuwählen, die für unsere bevorstehende Aufgaben am besten passen!

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SteamWorld Heist - Trailer zur Indie-Rundenstrategie

Steamworld Heist im Test: Hier wird noch von Hand geschossen

So gerüs­tet, stürmen wir das nächst­beste feindliche Raumschiff, wo wir uns mit der gegnerischen Crew, Selbstschuss­anlagen und explodierenden Fässern rumschlagen müssen. Das Geschehen erstrahlt in schöner, detailliert gepixelter 2D-Grafik, gespielt wird aus der Seitenansicht. Obwohl der Look zunächst an Jump & Runs oder Ballerspiele erinnert, geht das Gameplay in eine komplett andere Richtung: Steamworld Heist ist ein klassisch-rundenbasiertes Taktikspiel, das stark an XCOM angelehnt ist. Jede Figur - egal ob Freund oder Feind - hat pro Runde zwei Aktionen zur Verfügung, die sorgfältig geplant werden müssen. Orange und blaue Linien zeigen beispielsweise an, wie weit ein Charakter laufen kann, kleine Schildsymbole ploppen dabei immer dann auf, wenn uns die Umgebung etwas Deckung vor Feindbeschuss bietet.
Steamworld Heist (Image & Form) Quelle: PC Games Wie in XCOM zeigen orangefarbene und blaue Linien an, wie weit eine Einheit laufen und wo sie sich verschanzen darf. Originelle Idee: In den Schießereien müssen wir die Waffen unserer Einheiten von Hand ausrichten und so manuell auf den Gegner zielen! Es gibt also keine Automatik wie in XCOM, die eine Trefferwahrscheinlichkeit berechnet. Das ermöglicht interessante Gefechte: Indem wir jeden Schuss von Hand ausrichten, können wir beispielsweise Projektile an Wänden und Blechfässern abprallen lassen, um Feinde so von hinten anzugreifen - besonders praktisch, wenn sich ein Gegner hinter einem Schild versteckt. Die meisten Waffen - etwa Uzis, Raketenwerfer oder Shotguns - müssen wir "blind" ausrichten, wir schätzen also per Augenmaß ab, ob wir den Gegner treffen oder nicht. Nur Pistolen und Gewehre mit Scharfschützenaufsatz verfügen über eine Zielhilfe, mit der wir präzise Treffer austeilen.

Steamworld Heist (Image & Form) Quelle: PC Games Kugeln prallen von Wänden ab, das nutzen wir zu unserem Vorteil. Das simple Kampfkonzept erhält durch die verschiedenen Talente unserer Crewmitglieder besondere Würze. Unsere Anführerin Captain Piper Faraday verfügt beispielsweise über eine Aura, mit der ihre Blechkumpels Extraschaden austeilen. Die Kopfgeldjägerin Sally Bolt kann dafür einen Extraschuss abfeuern, wenn sie einen Gegner ausschaltet - ideal im Kampf gegen feindliche Minenleger! Und der Balletliebhaber Bogdan Ivanski zieht das Feuer seiner Gegner auf sich, während er sich eine Runde lang mit einer Schutzhülle umgibt - das verschafft uns im Notfall gerade genug Luft, um unsere Truppe zurückzuziehen.

Steamworld Heist im Test: Meist motivierend, selten frustig

Auf der Übersichtskarte steuern wir unser Schiff durch die linear aufgebaute Story-Kampagne. Quelle: PC Games Auf der Übersichtskarte steuern wir unser Schiff durch die linear aufgebaute Story-Kampagne. Zwischen den Missionen haben wir kaum etwas zu tun, wir führen Dialoge, rüsten unser Team aus. Es gibt aber keine aufrüstbare Basis, ein Forschungssystem oder langfristige taktische Entscheidungen wie etwa in XCOM. Darum ist fast die gesamte Spielzeit für die Kampfeinsätze reserviert: Egal ob wir mit unserer Crew Generatoren ausschalten, eine bestimmte Anzahl von Gegnern vernichten, Beute stehlen oder unter Zeitdruck eine Rettungskapsel erreichen müssen - die Missionsziele in Steamworld Heist sind für jeden Level vorgegeben und nicht gerade abwechslungsreich. Der Aufbau der feindlichen Raumschiffe ist dagegen zufallsgeneriert, das Gleiche gilt auch für die Verteilung der Gegner und der Beute.

Das ist auch gut so, denn viele Einsätze haben wir mehr als einmal spielen müssen: Fällt der zweite normale Schwierigkeitsgrad noch harmlos aus, geraten wir bereits auf der dritten von fünf Stufen immer wieder mal gehörig ins Schwitzen! Das ist zum Einen den Zufallslevels, vor allem aber dem häufigen Zeitdruck geschuldet: In vielen Missionen läuft ein Timer mit, der nach einigen Runden Alarm auslöst und dafür sorgt, dass sich feindliche Selbstschussanlagen aktivieren und regelmäßig neue Gegner in den Level strömen - wer trödelt und bedächtigt vorgeht, sieht sich dadurch schnell mit einer Übermacht konfrontiert. Immerhin: Die Mission gilt im Gegensatz zu XCOM 2 nicht als gescheitert, wenn der Timer abgelaufen ist und lässt sich mit viel Geschick und etwas Glück immer noch meistern.

Trotzdem fies: Steamworld Heist speichert automatisch nach jedem Zug, Fehler lassen sich nicht rückgängig machen. Und wenn unsere Roboterhelden im Kampf fallen, versauen wir uns damit nicht nur die Punktewertung am Ende der Mission, sondern wir müssen auch noch einen großen Teil unserer sauer verdienten Währung berappen, um die beschädigten Einheiten zu reparieren. Unvorsichtiges Spielen wird in Steamworld Heist also kräftig bestraft.

Steamworld Heist im Test: Schicker 2D-Stil sorgt für Atmosphäre

Die HD-Version von Steamworld Heist sieht dank detailverliebter Hintergründe, schöner Waffeneffekte und cooler Zerstörungsphysik sehr gut aus - bei dieser scharfen 2D-Optik deutet praktisch nichts darauf hin, dass das Spiel ursprünglich für den Nintendo 3DS erschienen ist. Am PC wird die Maus nur in Menüs unterstützt, die Kampfeinsätze spielt man komplett mit der Tastatur. Damit steuert es sich zwar nicht übermäßig komfortabel, andererseits kommt die simple Bedienung mit so wenig Eingaben aus, dass man sich schnell daran gewöhnt hat. Alternativ einfach ein Gamepad anschließen - dann hat man das gleiche Erlebnis wie an den Konsolen. Raketen und Granaten verursachen Flächenschaden, müssen in den engen Gängen aber vorsichtig genutzt werden. Quelle: PC Games Raketen und Granaten verursachen Flächenschaden, müssen in den engen Gängen aber vorsichtig genutzt werden. Steamworld Dig - der indirekte Vorgänger

Steamworld Heist spielt im gleichen Universum wie das gelungene Jump & Run Steamworld Dig, das ebenfalls von Entwickler Image & Form stammt und 2013 zunächst für Nintendo 3DS erschien. Bis auf das schräge Setting, in dem dampfbetriebene Roboter die Hauptrolle spielen, haben die beiden Titel aber nichts gemein. Die PC-Version von Steamworld Dig haben wir in PC Games Ausgabe 01/14 mit 74 Punkten bewertet.
Steamworld Heist kommt ohne Sprachausgabe aus, was aber angesichts der Roboter-Thematik nicht stört. Das Spiel ist komplett auf Deutsch erhältlich, allerdings haben sich in der Übersetzung eine Menge kleinerer Fehler eingeschlichen, die ein bisschen an der Atmosphäre nagen. Akustisch sieht's dagegen besser aus: Auch wenn sich die Musikstücke in den Missionen viel zu oft wiederholen, überrascht Steamworld Heist dafür in bestimmten Momenten. Wenn wir beispielsweise eine Weltraum-Spelunke betreten, ertönt im Hintergrund schmissige Country-Musik, die thematisch gut an den Quasi-Vorgänger Steamworld Dig anknüpft. Und wenn wir einen der knackig-schweren Bossgegner nach langem Kampf besiegt haben, werden wir mit einem eigens dafür aufgenommenen, witzigen Song belohnt. Nett!

Steamworld Heist im Test: Ärgerlicher DLC, Preis und Versionen

Erst mit dem Outsider-DLC erhalten wir einen neuen Charakter, der mit der mächtigen Fähigkeit "Blitzspule" durch mehrere Feinde hindurchfeuert. Quelle: PC Games Erst mit dem Outsider-DLC erhalten wir einen neuen Charakter, der mit der mächtigen Fähigkeit "Blitzspule" durch mehrere Feinde hindurchfeuert. Unerfreulich ist dagegen die DLC-Politik des schwedischen Entwicklers Image & Form. Zeitgleich mit dem Hauptspiel erschien nämlich auch ein 5 Euro teurer DLC namens "The Outsider", der das Spiel um einen neuen, mächtigen Charakter, ein paar Bonusmissionen und neue Items erweitert. Diese Inhalte sind zwar erst kürzlich für die Nintendo 3DS-Version erschienen, für den Release der HD-Fassungen hätte man sie aber besser gleich ins Hauptspiel gepackt. Die PC- und PS4-Versionen kommen mit 20 Euro immerhin genauso teuer daher wie die Ursprungsversion für den Nintendo-Handheld - ein von Haus aus mitgelieferter DLC hätte da ein besseres Licht auf die HD-Version geworfen.

Sei's drum: Obwohl sich der Outsider-DLC absolut fließend in das Hauptspiel einfügt, verpasst man nicht so viel, dass man die 5 Euro teure Mini-Erweiterung zwingend haben muss. Auch so liefert Steamworld Heist schon genug Umfang, um den Kaufpreis zu rechtfertigen - wer nach den 12 bis 18 Spielstunden (je nach Schwierigkeitsgrad) noch Lust auf mehr hat, kann außerdem einen New-Game-Plus-Modus starten und das Abenteuer mit allen freigeschalteten Upgrades und Items von vorne beginnen.

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Steamworld Heist ist auf Deutsch für PC (nur über Steam), PS4, PS Vita (beide nur über PSN) und Nintendo 3DS per eShop erhältlich, der Preis liegt bei 20 Euro. Im Laufe des Jahres sollen noch Umsetzungen für Xbox One, Wii U und iOS folgen.

Steamworld Heist im Test: Meinung, Wertung und Bildergalerie

Wertung zu Steamworld Heist (PC)

Wertung:

8/10

Wertung zu Steamworld Heist (3DS)

Wertung:

8/10

Wertung zu Steamworld Heist (PS4)

Wertung:

8/10
Pro & Contra
Simple, aber fordernde RundentaktikSchöne, detaillierte 2D-GrafikCool umgesetztes Roboter-Setting, das sich nicht zu ernst nimmtOrdentliche Auswahl an Waffen und AusrüstungFünf jederzeit wechselbare SchwierigkeitsgradeFairer Umfang (min. 12 Stunden)Gute AtmosphäreGelungenes Beutesystem
Auf Dauer wenig AbwechslungViele Missionen hetzen uns mit ZeitdruckGegner-KI reagiert meist gut, nur bei Explosivwaffen sprengt sie sich auch mal selbst in die LuftKaum Spielinhalte zwischen den Einsätzen (keine Forschung o.ä.)Story und Charaktere bleiben oberflächlich5 Euro teurer DLC gleich am Releasetag der HD-Versionen

Bildergalerie

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