Zelda: Tears of the Kingdom - Es wird Zeit, dass Nintendo mit der Zeit geht!

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Kolumne Viktor Eippert - Redaktionsleiter
Zelda: Tears of the Kingdom - Es wird Zeit, dass Nintendo mit der Zeit geht!
Quelle: Nintendo

Wie gefühlt die halbe Welt verbringt auch Viktor aktuell viel Zeit in der Welt von Zelda: Tears of the Kingdom. Dabei fällt ihm mal wieder auf, dass Nintendo in mancher Hinsicht immer noch der Konkurrenz hinterherhinkt.

Nach sechs elendig langen Jahren ist The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom endlich erschienen. Und wie erhofft, ist es verdammt gut geworden. Links neues Switch-Abenteuer wird von der Presse mit Lob regelrecht überschüttet, die bisherigen Verkäufe brechen Rekorde und gefühlt jeder Zweite spielt es aktuell. Und das zu Recht. Wenn ihr unseren Test gelesen habt, wisst ihr ja schon, dass auch ich richtig viel Spaß mit Tears of the Kingdom hatte.

Mit dem neuen Action-Adventure gelingt Nintendo das fast Unmögliche: Sie haben in vielen Hinsichten tatsächlich im Vergleich zu Breath of the Wild noch eins draufgesetzt. Die Erkundung der Spielwelt ist wieder sehr motivierend, die Kämpfe bieten noch etwas mehr Tiefgang, für Komplettisten gibt es allerhand Sammel-Krams und im Zentrum steht mal wieder völlige spielerische Freiheit. Ach, was ist es schön, mit dem Gleiter durch die Welt zu segeln und sich gemütlich nach neuen Entdeckungen umzusehen. Immer wieder wurde ich auf eine schöne Art davon abgelenkt, was ich eigentlich als nächstes vorhatte. Und obwohl mir zumindest die Oberwelt von Hyrule aus Breath of the Wild schon vertraut war, hatte ich dank der vielen Änderungen nie das Gefühl, alles schon zu kennen. Von den zahlreichen Himmelsinseln und dem riesigen, echt coolen Untergrund ganz zu schweigen.

Spärliche Vertonung

Und gerade weil mir Tears of the Kingdom so gut gefällt, enttäuscht mich ein Aspekt des Spiels im starken Kontrast zu den vielen Stärken umso mehr: die kaum vorhandene Vertonung.

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Zelda: Tears of the Kingdom | MEINUNG | Es wird Zeit, dass Nintendo mit der Zeit geht!

Ja, die Story war noch nie einer der wichtigsten Aspekte in der Zelda-Reihe. Und ja, wir waren viele Jahre daran gewöhnt, dass weder Link noch andere Charaktere zu hören sind. Doch mit Breath of the Wild hat Nintendo dahingehend endlich den ersten Schritt in die Moderne unternommen.

Und das hat mich natürlich hoffen lassen, dass Tears of the Kingdom nachlegt. Doch nix da. Ein stummer Dialog jagt den nächsten. Selbst große Teile der Hauptstory-Gespräche sind schon wieder nicht vertont.

Was mich beim Spielen besonders stutzig gemacht hat, ist zudem die Auswahl, welche Dialog-Zeilen vertont sind und welche nicht. Link als stummer Protagonist ist eine ganz bewusste Entscheidung aufgrund der Serientradition. Okay, damit kann ich leben. Und dass Zelda und andere wichtige Charaktere wenigstens in Zwischensequenzen zu hören sind, ist heutzutage ja wohl das Mindeste.

Finde ich auch gut, ich möchte davon ja sogar mehr! Aber wer bitte schön kam auf die Idee, dass man das offensichtlich sehr begrenzte Vertonungs-Budget ausgerechnet dafür verwendet, zum wiederholten Mal von den Begleitern im Tempel zu hören, wie viele Schlösser denn jetzt noch fehlen. Und das, während gleichzeitig weite Teile der Gespräche rund um die Suche nach Zelda nicht mal vertont sind. Wirklich?

Da wäre mehr drin gewesen!

Doch die vielleicht noch wichtigere Frage ist: Wieso war das Vertonungs-Budget für Zelda: Tears of the Kingdom (jetzt kaufen 57,99 € )üüberhaupt so begrenzt? Ich meine, wir reden hier von einem DER wichtigsten Releases für die Nintendo Switch überhaupt! Dem Nachfolger des erfolgreichsten Zelda-Spiels jemals und einem klaren Multimillionen-Seller.

Selbst deutlich nischigere Nintendo-Spiele wie Xenoblade Chronicles 3 oder Bayonetta 3 haben mehr Liebe bei der Vertonung erfahren als Links neustes Abenteuer. Das wirkt ... inkonsequent, um nicht zu sagen, unsinnig.

Das mag jetzt etwas kleinlich wirken, dass ich so auf der mageren Vertonung rumreite, wo das Spiel als Ganzes betrachtet so gut ist. Aber die mickrige Vertonung ist für mich ein weiteres Beispiel dafür, worauf ich hinauswill: Ich wünsche mir einfach, dass Nintendo mehr mit der Zeit geht! Zumindest in mancher Hinsicht.

Ich habe immer wieder viel Spaß mit den Spielen, die die Japaner veröffentlichen. Das liegt unter anderem an Nintendos Design-Philosophie, dass Gameplay grundsätzlich an erster Stelle steht. Und das merkt man beim Spielen von Tears of the Kingdom auch. Es ist ein riesiger Sandkasten, der mir nicht nur immense Freiheit bietet, das Spiel auf meine Art zu erleben. Gleichzeitig kann ich mich hier auch kreativ austoben.

Man sieht einen Dialog über Schloss Hyrule. Quelle: PC Games Wie viele große Publisher trauen sich schließlich, in eine etablierte und wichtige Spiele-Reihe ein derart verrücktes Feature einzubauen, wie den Bau von Konstrukten? Zumal die daraus resultierenden Fahrzeuge oder Gebilde ein gigantisches Potenzial für Bugs und Glitches bergen.

In welchem anderen Triple-A-Spiel kann ich einen Schlitten hernehmen, ihm Räder verpassen, einen schwenkbaren Kanonenturm draufbauen - und somit einen eigenen Panzer aus dem Boden stampfen? Und das ist nur die Spitze des Eisbergs! Man muss nur mal fünf Minuten auf Youtube oder Tiktok verbringen und wird bereits zugeworfen mit allerhand schrägen Fan-Kreationen.

Licht und Schatten von Nintendos Strategie

Trotz dieser Verspieltheit habe ich oft genug den Eindruck, dass die Entwickler bei Nintendo zu sehr von Traditionen zurückgehalten werden. Das hat auch sein Gutes, schließlich rennt Nintendo nicht gleich jedem Markttrend blind hinterher. Weder die alles verpestenden Lootboxen, noch ein Fokus auf Live-Service-Games mit Online-Pflicht oder gar NFT-Gedöns haben es in Nintendo-Games geschafft.

Und das finde ich auch spitze! Doch die Kehrseite ist eine immer noch heillos veraltete Online-Infrastruktur, teilweise mangelnde Komfortfunktionen wie beim Craften in Animal Crossing und die bereits angesprochene Stiefmütterlichkeit beim Voice-Over.

Daher zum Schluss meine Bitte an Nintendo: Bleib im Kern unbedingt so, wie du bist. Aber gönn doch zumindest deinen wichtigsten Spielen nicht nur bei der Spielmechanik, sondern auch der Inszenierung einen modernen Anstrich.

Zelda: Tears of the Kingdom ist ein hervorragendes Spiel, dass sich neben Größen wie Horizon: Forbidden West oder Elden Ring nicht zu verstecken braucht. Ganz im Gegenteil, es überflügelt die Konkurrenz in vielen Punkten sogar.

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Aber eben nicht in allen, und somit könnte es noch ein Stück besser sein. Naja, wer weiß, vielleicht erleben wir das ja dann endlich beim nächsten Zelda-Abenteuer auf der Switch 2. Bis dahin erkunde ich weiter die spannende Spielwelt in Tears - und sorge dann eben selbst für eine Vertonung.

    • Kommentare (28)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Rayguard1998 NPC
        Verstehe sowieso das ganze Lob nicht das Spiel hat auch ne Menge Kritikpunkte wie z.B. viel Copy and Paste mit Gegnern, Bossen und Rätseln, Schreiben usw. und ungenutze Stellen im Spiel die einfach nur leer und unnötig sind es ist kein schlechtes Spiel aber man hätte auch vieles anders machen können in 6 Jahren
      • Von Rayguard1998 NPC
        Verstehe sowieso das ganze Lob nicht das Spiel hat auch ne Menge Kritikpunkte wie z.B. viel Copy and Paste mit Gegnern, Bossen und Rätseln, Schreiben usw. und ungenutze Stellen im Spiel die einfach nur leer und unnötig sind es ist kein schlechtes Spiel aber man hätte auch vieles anders machen können in 6 Jahren
      • Von DarkSamus666 Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von ElvisMozart
        So halb halb finde ich auch nicht ganz optimal. Jetzt kein KO-Kriterium, aber eben nicht ganz optimal ?
        Es hätte das Spiel jedenfalls besser gemacht, wenn es anständig vertont wäre.
        Jetzt nicht nur Link, sondern auch alles außerhalb der Cutscenes. Man hätte auch die Dialoge mit NPCs besser inszenieren können. So im Stile von Forbidden West. Für die Immersion finde ich sowas schon ganz cool ?
        Ich stimme Dir zu, dass es nett gewesen wäre, die Hauptcharaktere außer Link bei den wichtigen Sequenzen auch abseits der Filmschnipsel zu vertonen. Störend finde ich es aber nicht.
      • Von ElvisMozart Hobby-Spieler/in
        So halb halb finde ich auch nicht ganz optimal. Jetzt kein KO-Kriterium, aber eben nicht ganz optimal ?
        Es hätte das Spiel jedenfalls besser gemacht, wenn es anständig vertont wäre.
        Jetzt nicht nur Link, sondern auch alles außerhalb der Cutscenes. Man hätte auch die Dialoge mit NPCs besser inszenieren können. So im Stile von Forbidden West. Für die Immersion finde ich sowas schon ganz cool ?
      • Von Haehnchen81 Hobby-Spieler/in
        Bin auch der Meinung, entweder Vertonung, oder nicht... aber nicht nur halb.

        Ganz großes Problem was ich mit Breath of the Wild hatte. Wenn man den Aufwand nicht gehen will oder damit einen gewissen Immersionsstil fahren will. Sehr gut... dann aber auch Konsequent. Also gar keine Vertonung. Die hier und da "vertonten" Emotionen waren ja ganz gut, wenn sich eine Figur aufregte oder freute ect. Während das gesprochene eben zu lesen war. Aber wenn einige sprechen, andere nicht und sich das von Szene zu Szene ändert oder gar soweit geht das nur in Zwischensequenzen gesprochen wird ist das mehr als nervig.

        Da ist Zelda natürlich kein einzelfall. Das gibt es derart oft in Spielen, das ich gar nicht weiß wo ich anfangen udn aufhören soll.

        Ich muss nicht zwingend vertonung haben. Oft genug ist sie auch miserabel, gab sogar Fälle da hab ich explizit den ton ausgeschaltet weil sowohl die original vertonung als auch die deutsche synchro einfach nur ganz furchtbar war. Und oft genug ist unter den settings nicht mal Möglich sprache und anderen soudn seperat zu regeln.

        Warum Link nicht spricht weiß ich auch nicht, ergibt auch gar keinen Sinn da er ja aufjedenfall mit allen kommuniziert und sie ganze gespräche mit ihm führen, und das durch die ganze Spielreihe, man bekommt ja sogar Dialogoptionen.

        Also entweder oder, alles dazwischen ist Mist. Will ich einen stummen Helden machen, ja dann macht ihn doch auch WIRKLICH stumm. Gebt ihm allenfalls Zeichensprache an die Hand oder so... könnte auch mal richtig interessant sein. aber Link ist ja gar nicht stumm, er spricht nur nicht hörbar für den Spieler, was soll das? "ist tradition" ja am Arsch.
      • Von OldShatterhand Nerd
        Zitat von sauerlandboy79
        Entweder volle oder gar keine Vertonung. Weiss ehrlich gesagt nicht was diese halben Sachen immer sollen, genauso wie dem Protagonisten stumm halten zu müssen während dir alle anderen NPCs nen Knopf an die Backe labern. Wortkarge Helden in storybetonten Spielen sind heute einfach nicht mehr zeitgemäß.
        Das fand ich schon damals in Half Life nervig. Den Vogel schoß dann aber die Metro-Reihe ab. Das war wohl der schlimmste Fall eines stummen Protagonisten, zumal es einer ist, der in den Romanen kaum die Klappe halten kann.
        Zitat von Garfield1980
        Horizon hat einen Metascore von 89%, dass würde ich nicht als mittelmäßig bezeichnen.
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