The Legend of Zelda als Kinofilm ist eine schreckliche und eine geniale Entscheidung

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Kolumne Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
The Legend of Zelda als Kinofilm ist eine schreckliche und eine geniale Entscheidung
Quelle: Nintendo

Offiziell bestätigt von Nintendo selbst: The Legend of Zelda wird zum Real-Kinofilm! Das ist eine smarte Entscheidung, aber gleichzeitig auch alles andere als eine gute Nachricht ...

"Hier ist Miyamoto. Ich arbeite jetzt seit vielen Jahren zusammen mit Avi Arad-san, der zahlreiche Megahit-Filme produziert hat, am Live-Action-Film zu The Legend of Zelda. Ich habe Avi-san gebeten, den Film zusammen mit mir zu produzieren, und nun haben wir offiziell mit der Entwicklung des Films angefangen, bei der Nintendo sehr intensiv in die Produktion involviert sein wird. Es wird einige Zeit benötigen, bis der Film fertig ist, aber ich hoffe, ihr freut euch darauf, ihn zu sehen."

Habt ihr auch erst einmal gedacht, dass das ein Fake ist, als ihr diesen Tweet gesehen habt, der heute, am 8. November, veröffentlicht wurde? Klingt irgendwie so seltsam, mit dem "hier ist Miyamoto" am Anfang. Aber nein, das ist sie wirklich: die offizielle Ankündigung des Kinofilms zu The Legend of Zelda, veröffentlicht auf dem japanischen Twitter-Profil des Mario-Konzerns! Spätestens die angehängte Pressemitteilung macht's dann ganz offiziell. Da ist sie also, die nonchalante Ankündigung des Zelda-Films, über den schon so viel spekuliert wurde.

... Juhu? Also, versteht mich nicht falsch. Ich bin ein unverbesserlicher Nintendo-Liebhaber und nur zu gerne würde ich jetzt in wahre Freudentänze ausbrechen. Aber ... ich kann nicht. Und das liegt vor allem anderen an dem Wörtchen "Live-Action-Film".

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Legend of Zelda als Kinofilm

Wie viele andere auch habe ich mir natürlich schon oft Gedanken gemacht, wie ein Zelda-Film aussehen könnte - oder aussehen sollte, denn natürlich weiß jede*r Serienliebhaber*in genau, welche Entscheidung die richtige wäre. Und früher, da wäre ich bei der Ankündigung eines Realfilms, also eines mit echten Schauspieler*innen, vor Begeisterung im Quadrat gehüpft.

Aber man wird halt älter und weiser und inzwischen kann ich dieser Idee kaum noch etwas abgewinnen. Warum? Nun, weil diese Art von Umsetzung für Zelda einfach die schlechteste aller Varianten ist.

Seien wir realistisch, Zelda hat noch nie von der Geschichte gelebt. Zelda, das ist, was die Erzählung angeht, vor allem Atmosphäre und da sind die Spiele wiederum Meisterstücke ihres Fachs. Denkt man an zuletzt Breath of the Wild und Tears of the Kingdom: Das, was dort passiert - oder eben nicht passiert, sind ja fast ausschließlich Rückblenden -, passt auf den sprichwörtlichen Bierdeckel.

Legend of Zelda von Ghibli?

Aber Atmosphäre! Die Welt, die Personen, die darin leben, jede Minute, die man durchs virtuelle Hyrule streicht, erzählen Geschichten. Ja, ist nicht kreativ, aber wie so viele andere auch habe ich mich mit dem Release von Breath of the Wild in die Idee eines Zelda-Films von Studio Ghibli verliebt, also des japanischen Animationsstudios hinter unsterblichen Hits wie Chihiros Reise ins Zauberland, Prinzessin Mononoke und Nausicaä aus dem Tal der Winde.

Denn: Nicht nur passt der Zeichenstil des Studios wie die Faust aufs Moblin-Auge, im Grunde zieht sich dieser Ansatz im Werk Ghiblis auch durch: wenig Story, viel Atmosphäre. Und nicht zuletzt wurden die beiden aktuellen Zelda-Spiele ganz direkt und offiziell von Ghibli inspiriert, vor allem von Prinzessin Mononoke. Danke, Frau Richterin, Beweisführung abgeschlossen - wir brauchen Ghibli-Zelda!

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Aber: Antrag abgelehnt. Und so wird stattdessen in ein paar Jahren ein junger Schauspieler mit blonder Perücke in die Lederstiefel des maulfaulen Hylianers Link schlüpfen. Und egal, ob der dann Tom Holland, Timothée Chalamet oder Karl-Dieter aus Buxtehude heißen wird, der Film wird auch bei bester Umsetzung um einen ausgeprägten Cringe-Faktor nicht herumkommen.

Was ist das Problem mit Legend of Zelda als Realfilm?

Legend of Zelda ist bei aller Orientierung am westlichen Mittelalter eine sehr japanisch geprägte Spielereihe, voller Elemente, die nur im Kontext der Welt und ihrer Erfahrung damit Sinn ergeben, voller böse lachender Dämonenkönige, großer Emotionen und untadeligen Heldenmuts ... und voller Tingle.

Mit echten Schauspieler*innen bleibt nur übrig: all das umsetzen und dann einen ungeplanten Ausflug ins Uncanny Valley einlegen, oder den nur scheinbaren Realismus und die scheinbare Erdung der Vorlage hernehmen und dabei verlieren, was sie ausmacht. Ich meine, guckt euch mal den Zelda-Trailer an, den IGN vor 15 Jahren mal als Aprilscherz produziert hat.

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Klar, da lagen etwaige Fremdscham-Elemente auch am fehlenden Budget, aber im Kern würde ein Zelda-Film mit echten Schauspieler*innen wohl so ähnlich funktionieren (müssen), und ich bin kein Fan von diesem Gedanken. Was übrigens keineswegs heißt, dass der Fake-Trailer nicht für, das, was er ist, hervorragend gemacht ist und ich ihn immer wieder gerne sehe.

Wer ist der Regisseur von Legend of Zelda?

Hinzu kommt, dass es mir nicht so scheint, als würde hier versucht, eine*n Regisseur*in hinzusetzen, der die Vorlage durch seine eigene Handschrift dennoch ansprechend zum Leben erweckt. Nein, Regisseur wird Wes Ball sein, der mit den Mazerunner-Filmen funktionale, aber völlig seelenlose Auftragsarbeiten abgeliefert hat und ansonsten noch gar nix im Portfolio hat.

Nintendo mit dem bekannten Drang, jeden Aspekt einer Produktion kontrollieren zu wollen, will hier offenbar jemanden am Steuer haben, der vor allem bereit ist, Befehle anzunehmen.

Das hat beim Super-Mario-Film zweifelsohne funktioniert. Der war aber Computer-animiert, somit die Kinoumsetzung schon mal automatisch sehr nahe dran an den Spielen, die ja ihrerseits fast wirken wie spielbare Animationsfilme. Und da hing auch nicht so viel dran, was Erzählung, was Atmosphäre, was Figuren angeht, da mussten Spaß, Spannung und bunte Farben eingefangen werden und ab dafür.

Link, der Protagonist von The Legend of Zelda, blickt auf die Spielwelt namens Hyrule. Quelle: Nintendo Zelda funktioniert aber nicht so. Zelda ist viel komplexer, und ohne eine klare kreative Handschrift sehe ich nicht, wie hier ein guter Film herauskommen soll.

Legend of Zelda als Animationsfilm?

Also stattdessen auch ein CGI-Animationsfilm? Wäre besser, aber auch nicht so ideal wie ein hochwertig produzierter Anime. Klar, bei spezifischen Inspirationen wie The Wind Waker würde das super funktionieren, abseits davon aber würden sich das Fantasy-Setting und die dann doch immer etwas sterilen CGI-Bilder meiner - in diesem Falle sehr subjektiven - Meinung nach beißen.

Also alles voll doof von Nintendo, "Schlechteste. Entscheidung. Ever.", ein Flop mit Ansage? Keineswegs, den alles, was ich bisher argumentiert habe, war die Sicht aus meinem unzufriedenen Fan-Herzen.

Man darf aber niemals vergessen: Nintendo ist ein Unternehmen, ein ziemlich riesiges sogar, und Unternehmen finden vor allem eine Sache toll: Geld, und je mehr, desto besser. Und nur, weil eine Entscheidung aus kreativer Sicht potenziell nicht klug ist, heißt das nicht, dass sie nicht für das Unternehmen dennoch goldrichtig ist.

Wen will man mit einem Zelda-Film erreichen? Natürlich so viele Leute wie möglich, nicht nur die eingeschworenen Fans. Wie gut das funktionieren kann, hat der Mario-Film ja eindrucksvoll bewiesen, der weit über die Grenzen seiner Gaming-Zielgruppe hinaus Kinder, Fans, Familien ins Kino gelockt hat. Die Belohnung war einer der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten.

Super Mario versus Legend of Zelda

CGI war in diesem Fall sowohl wirtschaftlich als auch kreativ die smarteste Gangart. Hinzu kam ein absoluter Star-Sprecher*innencast, der die nötige Portion Hollywood und Meme-Potenzial, etwa in Form von Bowsers wirklich wunderbaren Peaches-Song von Jack Black, auf die Leinwand gebracht hat.

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Zelda als Anime? Würde wohl gut ankommen, vor allem von Ghibli, aber niemals auch nur ansatzweise solche Zuschauerzahlen wie Mario erreichen. CGI? Besser, aber nicht so gut vermarktbar wie bei Mario, wo es halt so war, als würden die Figuren aus dem Spiel zum Leben erwachen.

Live-Action? Volltreffer! Kontrovers geführte Diskussionen, die sich entfalten werden, warum das nun die richtige oder falsche Entscheidung war - man sieht es ja, ich fange bereits an. Große Namen, mit denen man werben kann und die das öffentliche Bild des Films prägen werden; einfach ein viel, viel größerer Wow-Faktor, der sich ergeben wird, klingeling, die Kassen klingeln.

Diese aus wirtschaftlicher Sicht extrem kluge Entscheidung wird den Unterschied machen zwischen einem gut laufenden Film und einem, der alle Rekorde bricht, und somit kann ich Nintendo auch gar keine Vorwürfe machen, dass das Unternehmen diesen Weg geht.

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Ich kann es bloß schade finden, weil das kreative Potenzial, das der Film haben könnte, damit wohl nicht ausgeschöpft werden wird. Aber hey, absolut nichts fände ich besser, als wenn ich mit dieser Einschätzung falsch liegen würde. Ich will, dass Nintendo und die Filmmacher*innen mich eines Besseren belehren und ich in ein paar Jahren, wenn der Film erscheint, auf diese Kolumne zurückblicke und mich wundere, wie ich jemals so falsch liegen konnte. Allein, mir fehlt der Glaube.

    • Kommentare (11)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Gelöschtes Mitglied 3268579
        Zitat von AzRa-eL
        Die Games werden uns ja trotzdem erhalten bleiben und spätestens beim nächsten Zelda (vielleicht dann für eine Switch 2) bin ich definitiv wieder im Hype:B
        Oh ja. Bei der Erfahrung, die sie mit BotW und TotK gesammelt haben, wird der nächste Teil bestimmt ein Traum. ^^
      • Von Gelöschtes Mitglied 3268579
        Zitat von AzRa-eL
        Die Games werden uns ja trotzdem erhalten bleiben und spätestens beim nächsten Zelda (vielleicht dann für eine Switch 2) bin ich definitiv wieder im Hype:B
        Oh ja. Bei der Erfahrung, die sie mit BotW und TotK gesammelt haben, wird der nächste Teil bestimmt ein Traum. ^^
      • Von AzRa-eL Hobby-Spieler/in
        Zitat von OttoNormalmensch
        Sorry für den Doppelpost, aber Punkt ist doch in Wirklichkeit der, dass Filme gucken einfach nicht den selben Unterhaltungswert wie eine gepflegte Runde Zelda bietet. *fürchtet sich vor einem Downgrade der Reihe*
        Die Games werden uns ja trotzdem erhalten bleiben und spätestens beim nächsten Zelda (vielleicht dann für eine Switch 2) bin ich definitiv wieder im Hype:B
      • Von Gelöschtes Mitglied 3268579
        Sorry für den Doppelpost, aber Punkt ist doch in Wirklichkeit der, dass Filme gucken einfach nicht den selben Unterhaltungswert wie eine gepflegte Runde Zelda bietet. *fürchtet sich vor einem Downgrade der Reihe*
      • Von Gelöschtes Mitglied 3268579
        Zitat von AzRa-eL
        Nachdem sie es sogar geschafft haben, aus einem ursprünglichen 2D Jump n Run mit extrem flacher Story so etwas cooles wie Super Mario Bros zu kreieren, mache ich mir bei Zelda inhaltlich eigentlich gar keine Sorgen. Gerade bei Nintendo weiß man, dass sie ihre Marken sehr behütet pflegen und viel Wert auf hohe Qualität legen.
        Bin eher über die Live Action Umsetzung besorgt. Animiert wie Super Mario wäre mMn besser gewesen, da man bei Animation viel mehr coole Optik rausholen kann.

        Bin trotzdem optimistisch gestimmt.
        Ich sag nur Link's Kampfstil. Wenn beim Schauen Erinnerungen hochkommen, wie wir früher auf dem Spielplatz mit Ästen, die wir irgendwo rumliegen sahen, Zelda "nachgespielt" haben, verlasse ich das Kino. Nachmachen kann jeder.
      • Von AzRa-eL Hobby-Spieler/in
        Zitat von OttoNormalmensch
        Link ist mit Absicht "Link", damit der Spieler sich hineinversetzen kann. So hat jeder seine eigene Geschichte erlebt. Wie setzt man das in einen Kinofilm um?
        Nachdem sie es sogar geschafft haben, aus einem ursprünglichen 2D Jump n Run mit extrem flacher Story so etwas cooles wie Super Mario Bros zu kreieren, mache ich mir bei Zelda inhaltlich eigentlich gar keine Sorgen. Gerade bei Nintendo weiß man, dass sie ihre Marken sehr behütet pflegen und viel Wert auf hohe Qualität legen.
        Bin eher über die Live Action Umsetzung besorgt. Animiert wie Super Mario wäre mMn besser gewesen, da man bei Animation viel mehr coole Optik rausholen kann.

        Bin trotzdem optimistisch gestimmt.
      Direkt zum Diskussionsende
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