Illuminati - Review/Filmkritik

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Test Thomas Raab -
Illuminati Bild (7)
Quelle: Sony Pictures

Der Vatikan steht vor der Vernichtung. Die zweite Verfilmung eines Dan-Brown-Bestsellers besitzt alles, was ein spannender Verschwörungsthriller benötigt.

Dan Brown gehört zu den Autoren, deren Werke in vielerlei Hinsicht umstritten sind. Inhaltlich gehen sie immer wieder auf Konfrontation mit der katholischen Kirche und deren Lehren, doch auch die Wissenschaft spielt eine große Rolle. Wahre Literaturkenner oder solche, die sich dafür halten, verschreien seine Romane als pseudowissenschaftlichen Nonsens auf dem Niveau von Groschenromanen. Doch der Erfolg gibt Brown recht. Insbesondere seine Werke Illuminati und Sakrileg verkauften sich weltweit millionenfach. Brown versteht es, seine Leserschaft von der ersten Seite an zu fesseln und mit seinen Verschwörungstheorien tief in seine Geschichten hineinzuziehen. Ob er sich dabei auf Halbwahrheiten oder echte Fakten stützt, spielt dabei absolut keine Rolle. Ähnlich wie Michael Crichton gelingt es ihm dabei, seine Fiktion beinahe als Film im Kopf des Lesers abspielen zu lassen. Die besten Voraussetzungen also für eine Kino-Adaption.

In nomini patri
Nach dem großen Erfolg von Sakrileg - Der Da Vinci Code wurde nun der chronologisch eigentlich vor Sakrileg angesiedelte Roman Illuminati verfilmt. Das Team des ersten Films blieb dabei in den Hauptpositionen gleich besetzt. Ron Howard übernahm die Regie, Tom Hanks schlüpfte in die Rolle des Symbologen Robert Langdon. In Illuminati sieht er sich einer ganz besonderen Bedrohung ausgesetzt: Der Vatikan steht kurz vor der Vernichtung durch einen ihrer Erzfeinde, dem Geheimbund der Illuminati. Kurz nach dem Tod des Papstes, scheint die mächtige Untergrundbewegung zum ultimativen Schlag auszuholen. Während die Kardinäle zum Konklave zusammenfinden und der Stuhl Petri leersteht, entwenden die Illuminati einen Behälter Antimaterie, deren Herstellung kurz zuvor in einem gigantischen Forschungskomplex in der Schweiz erstmals gelingt. Irgendwo innerhalb der Mauern des Vatikans versteckt, bleiben noch 24 Stunden, bis das Energiefeld des Behälters versagt und der Kirchenstaat in einer gigantischen Explosion ausgelöscht werden würde. Gleichzeitig wurden die vier aussichtsreichsten Kandidaten für das Papstamt entführt und sollen bis Mitternacht öffentlich hingerichtet werden. Zusammen mit der Physikerin Vittoria Vetra, Mitgliedern der Schweizer Garde, der Polizei und dem Camerlengo, dem päpstlichen Kämmerer, dem nach dem Tod des Papstes die Verwaltung der Kirche obliegt, soll Langdon die Hinweise auf die Illuminati entschlüsseln, den Antimaterie-Behälter finden und letztlich die Kirche vor ihrem Untergang retten.

Das bessere Sakrileg
Zugegeben, einige Elemente in Illuminati wirken äußerst fantastisch, werden insgesamt aber schlüssig dargestellt, was den Streifen durchaus glaubhaft wirken lässt. Wer mit Sakrileg nicht viel anfangen konnte, die Story unlogisch fand, die wissenschaftlichen und geschichtlichen Ausführungen zu dröge fand und die Schnitzeljagd nach Hinweisen nicht sonderlich erbaulich fand, der wird mit Illuminati definitiv ähnliche Probleme haben. Das Tempo wurde bei Illuminati zwar deutlich angezogen, bedächtige Ausführungen zu Hintergründen, die für den Verlauf der Story wichtig sind, gibt es aber dennoch. Gerade sie sind aber das Salz in der Suppe und machen die Suche nach weiteren Hinweisen auf den Verbleib der Kardinäle und der Bombe aus.
Rom als überwiegender Schauplatz der Ereignisse kann sich beeindruckend entfalten. Mit dem Wissen, dass auf vatikanisches Geheiß hin nahezu an keinem Original-Schauplatz gedreht werden durfte, lassen einem Ron Howards Bilder und seine Inszenierung zusätzlich staunen. Überhaupt kann der Streifen in visueller und inszenatorischer Sicht völlig überzeugen.
Ähnlich wie schon bei den Buchvorlagen erweist sich Illuminati als die bessere und spannendere Story. Wer allerdings erwartet und voraussetzt, eine hundertprozentige Umsetzung des literarischen Stoffes zu Gesicht zu bekommen, muss sich mit einigen Veränderungen anfreunden. So wurden zum Beispiel zwei Charaktere aus dem Buch zu einer neuen Figur zusammengefasst, auch Vittorias Biografie wurde verändert. All das wirkt sich aber zu keinem Zeitpunkt negativ auf den eigentlichen Plot aus. Der entscheidenden Rahmenhandlung blieb man absolut treu. Einige kritische Passagen aus dem Buch wurden für den Film jedoch eindeutig entschärft, was den Film nicht schlechter macht, aber wohl mit Hinblick auf möglicherweise heftige Kritik von Seiten der Kirche und christlichen Glaubensgemeinschaften geschah.

Nuschel-Hanks
Auf schauspielerischer Ebene können vor allem Ewan McGregor als Camerlengo, aber auch Tom Hanks überzeugen. Ayelet Zurer wirkt in ihrer Rolle der Vittoria allerdings immer wie eine hübsche Beigabe, die neben Langdom herläuft. Entscheidend in Szene kann sie sich kaum setzen. Auch die Charaktere der vier entführten Kardinäle lösen in ihrer Opferrolle selten Emotionen beim Publikum aus. Hier wäre etwas mehr Tiefe wünschenswert gewesen.
Als echter Kritikpunkt - was allerdings nur die deutsche Fassung des Films, nicht den Film an sich angeht - muss die Synchronisation angeführt werden. Über die ständig in Schwizerdütsch sprechenden Gardisten kann man noch gnädig hinweghören, bei der Stimme von Tom Hanks hakt es dann aber gewaltig. Die genauen Umstände konnte/wollte uns Sony nicht mitteilen. Fakt ist aber, dass Hanks von seiner deutschen "Standardstimme" Arne Elsholtz gesprochen wurde. Vor knapp zwei Jahren musste dieser aus gesundheitlichen Gründen sein Stimm-Engagement eine Zeit lang unterbrechen. Vielleicht sind es Nachwirkungen dieser Erkrankung, dass Hanks in Illuminati klingt, als wenn er gerade vom Zahnarzt kommen würde.

Pro: Ein spannender und großartig inszenierter Verschwörungsthriller.

Contra: Wer eine 1:1-Buchumsetzung erwartet, könnte etwas enttäuscht werden.

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