Babylon in der Filmkritik: Eine Bildgewalt, der nicht jeder standhalten wird - La La Land trifft Gatsby

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Test Maci Naeem Cheema - Redakteur
Babylon in der Filmkritik: Eine Bildgewalt, der nicht jeder standhalten wird - La La Land trifft Gatsby
Quelle: Paramount Pictures

Oscar-Regisseur und Hollywood-Liebling Damien Chazelle will mit dem ambitionierten Mega-Epos Babylon die Stummfilmära und den Sprung zum Tonfilm einfangen und setzt dabei auf zügellose Dekadenz, exzessive Festlichkeiten und eine emotionale Überflutung, der nicht jeder standhalten wird. Warum der Mix aus The Great Gatsby und dem von Chazelle selbst kreierten Musical La La Land Kinopflicht ist, klären wir in unserer ausführlichen Filmkritik.

Die Reise zum Mond - eines der größten Abenteuer der Menschheit, bei dem Euphorie, Entdeckergeist und Jahrzehnte der Vorbereitung in einem kleinen, großen Schritt mündeten. Oder wie ist es damit: Eine intensive Liebe zweier Künstler, die so stark in den Sog ihrer leidenschaftlichen Anziehung geraten, dass nur die eigenen Ambitionen sie trennen können. Oder der aggressive Versuch eines Perfektionisten, das volle Potenzial eines jungen Schlagzeugers auszuschöpfen, um ihn auf ein Level mit den Legenden zu heben, die ihm selbst einst den steinigen Weg geebnet haben. Wenn Damien Chazelle etwas kann, dann ist das emotional-intime Kinomagie, bildgewaltig und verträumt eingefangen. Mit Babylon will Chazelle den letzten kleinen Tiefflug in Form von First Man hinter sich lassen und anknüpfen an die massiven Erfolge von Whiplash und La La Land.

Wir klären in unserer Filmkritik, warum Babylon manche Kinobesucher überfordern dürfte, wo die Stärken und Schwächen des mit Emotionen und Eindrücken vollgepumpten Films liegen und warum Babylon im Kinosaal eine nahezu magische Wirkung erzeugt, die man nur selten zu Gesicht bekommt.

Babylon: Im Rausch der Ekstase läuft seit dem 19. Januar 2023 in den deutschen Kinos und ist aufgrund vieler Nacktszenen, drastischer Gewaltdarstellungen, häufigem Drogenkonsum, derber Sprache sowie der Thematisierung von Suizid bei uns ab 16 Jahren freigegeben.

Koks, Orgien & Träumereien - der Wilde Westen der 20er-Jahre

Geht's um einen Chazelle-Film, dann ist das Thema Romantik meist nicht weit. Doch statt sich auf klassische Hollywood-Liebesbeziehungen und Turteleien zu fokussieren, spielt der 38-jährige Regisseur, der mit La La Land zum jüngsten Oscar-Regisseur aller Zeiten gekürt wurde, lieber mit der Leidenschaft und Vernarrtheit zum Abenteuer und der schier grenzenlosen Träumerei - so nun auch in Babylon: Im Rausch der Ekstase.

Der 189 Minuten lange Film erschlägt sicherlich einige mit seiner Laufzeit, er hat aber auch viel vor in seinem kunterbunten Marathon von den 1920ern bis in die 50er-Jahre von Hollywood. Dabei spielen Drogen, Exzesse, Orgien, nackte Haut, Verführung und der Wunsch nach Freiheit und Bedeutung eine essenzielle Rolle. Aber natürlich sind auch die Personen wichtig, mit denen wir die dekadente und chaotische Vergangenheit erleben.

Babylon in der Filmkritik: Eine Bildgewalt, der nicht jeder standhalten wird - La La Land trifft Gatsby (5) Quelle: Paramount Pictures Babylon in der Filmkritik: Eine Bildgewalt, der nicht jeder standhalten wird - La La Land trifft Gatsby (5) Dabei beeindruckt Chazelle primär in seiner Königsdisziplin: Große, imposante Szenen, in denen mehr passiert als in manch anderen Filmen. Das alles wird mit so viel Fingerspitzengefühl, humorvollem Chaos und Verspieltheit eingefangen, dass man als Freund des Kinos kaum stillsitzen kann. In Babylon zeigt sich das bei einem riesigen Filmset inmitten der Wüste von Kalifornien, in dem eine epische Mittelalterschlacht eingefangen wird. Oder die elektrisierende Einstiegssequenz, bei der es um eine schwindelerregend wilde Fete geht, die knapp 20 Minuten Laufzeit in Anspruch nimmt und dabei vor Leichen, Elefanten, Drogen und Nacktheit keinen Halt macht.

Das alles funktioniert aber natürlich nur mit Charakteren, die Welt und Geschehnisse für uns greifbar machen. Viele Figuren in Babylon dienen dabei weniger als tatsächliche Charaktere mit dreidimensionalen Persönlichkeiten und Tiefe, sondern eher als Werkzeuge, mit denen Chazelle sein visuell meisterliches Netz spinnt.

Babylon in der Filmkritik: Eine Bildgewalt, der nicht jeder standhalten wird - La La Land trifft Gatsby (1) Quelle: Paramount Pictures Babylon in der Filmkritik: Eine Bildgewalt, der nicht jeder standhalten wird - La La Land trifft Gatsby (1)

Viele Figuren, wenig Charaktere

Den Anfang macht der charmante und hart arbeitende Manny Torres (Diego Calva), ein junger Idealist, der seine Faszination für Filme zum Lebensinhalt machen möchte. Der junge Mexikaner ist sich für nichts zu schade und übernimmt die Drecksarbeit für Regisseure, Schauspieler, Produzenten sowie Urgesteine der amerikanischen Filmmetropole. Dazu zählt auch, Stars und Sternchen auf Partys mit Drogen zu versorgen und Streitereien mit dubiosen Gestalten zu schlichten, er kümmert sich sogar um den Transport eines Elefanten durch die Steppe Kaliforniens.

Während viele andere Figuren von echte Personen des alten Hollywoods inspiriert wurden, dient Manny als Guckloch für den Zuschauer. Mit ihm tauchen wir als Laie in die Welt von Chazelle ein und lernen die Faszination sowie die Abläufe und Abgründe eines der berühmtesten Orte der Welt kennen.

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