Dune 2 ist eine fantastische Fortsetzung, die es nicht allen recht machen will

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Test Felix Schütz - Redakteur
Dune 2 ist eine fantastische Fortsetzung, die es nicht allen recht machen will
Quelle: Warner Bros., Legendary

Umwerfende Bilder, wilde Kämpfe, starke Musik, edle Besetzung: Mit der zweiten Dune-Verfilmung liefert Denis Villeneuve genau das Leinwand-Epos, auf das die Fans gewartet haben. Kenner der Buchvorlage müssen aber ein paar Augen zudrücken.

Fragwürdige Änderungen

Um die Buchvorlage zu bändigen und Pauls Werdegang ansprechend umzusetzen, nimmt der Regisseur auch ein paar wichtige Änderungen in Kauf. Das ist verständlich, doch leider sind nicht alle davon gelungen. Die wohl umstrittenste Anpassung betrifft Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und die besonderen Umstände ihrer Schwangerschaft. Nicht nur Kenner der Bücher dürften hier mit der Stirn runzeln, Villeneuves Änderungen wirken sich nämlich spürbar auf den gesamten Handlungsbogen aus. (Wollt ihr mehr wissen? Hier meine Gedanken zu dem Thema!)

Das wird spätestens dann deutlich, wenn man sich die Abläufe in der Geschichte vor Augen führt. Zur Erinnerung: In Frank Herberts Roman gibt es zur Mitte einen größeren Zeitsprung, während dem sich mehrere zentrale Figuren spürbar weiterentwickeln, darunter auch Jessica.

Villeneuve dagegen verzichtet auf dieses Detail - was zur Folge hat, dass sich nun manche Ereignisse wie im Zeitraffer entfalten. Das verwirrt nicht nur, es wirkt auch schlichtweg unnötig und nimmt der Geschichte ein wenig an Glaubwürdigkeit.

Ein bildgewaltiges Epos

Vielleicht spekuliert der Regisseur aber auch darauf, dass dem geneigten Kino-Gänger solche Details ohnehin nicht so recht auffallen, wenn ihm erst mal die Augen übergehen. Denn wo es der Geschichte manchmal an zeitlichem Gespür und Kontext fehlt, fährt Villeneuve buchstäblich die großen Geschütze auf und begeistert mit wenigen, aber ausgesprochen stark inszenierten Actionsequenzen.

Neuzugänge wie Irulan (Florence Pugh) oder Imperator Shaddam sind gut besetzt, kommen in der Geschichte aber zu kurz. Quelle: Warner Bros., Legendary Neuzugänge wie Irulan (Florence Pugh) oder Imperator Shaddam sind gut besetzt, kommen in der Geschichte aber zu kurz. In diesem Punkt geht Part Two noch mal deutlich über den ersten Dune-Streifen und auch die Buchvorlage hinaus: Freut euch auf kraftvoll inszenierte Kampfszenen, in denen wilde Fremenkrieger wie Wüstendämonen durch den Sand wirbeln und in denen imposante Erntemaschinen von Lasguns und Raketen zerfetzt werden, während im Hintergrund die Wracks brennender Ornithopter eindrucksvoll vom Himmel regnen.

Auch die Nahkampfszenen - ein Schwachpunkt der ersten Verfilmung - wirken nun brutaler und glaubhafter, auch weil die Körperschilde diesmal eine viel kleinere Rolle einnehmen und damit eine spannendere Choreografie erlauben.

Das gilt besonders für den jungen, überaus grausamen Feyd-Rautha Harkonnen. Im ersten Film noch abwesend, wird Feyd nun von Austin Butler (bekannt aus "Elvis") verkörpert - eine furchteinflößende Rolle, die er mit wilder Entschlossenheit ausfüllt. Ihm will man nicht im Dunkeln begegnen. Feyd-Rautha darf sich in zwei längeren Kampfszenen derart austoben, dass es schon beim Zusehen schmerzt: Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Darsteller das Set ohne Blessuren verließen.

Mehr Herz für die Bösen

Neben Feyd bekommen auch die übrigen Harkonnen endlich mehr Aufmerksamkeit. So darf etwa der bösartige Baron (Stellan Skarsgard) nun auch mal richtig grausam sein, außerdem bekommen wir zumindest ein bisschen mehr von der harschen Harkonnen-Kultur zu sehen. Eine kleine Enttäuschung ist allerdings der tobsüchtige Rabban, erneut gespielt von Dave Bautista: Als Darsteller bekommt er schlichtweg nicht genug zu tun, dabei hätte seine Figur eigentlich deutlich mehr zu bieten.

Das Gleiche trifft leider auch auf die wichtigsten aller Neuzugänge zu: Den Imperator Shaddam, gespielt von Hollywood-Ikone Christopher Walken, sowie seine Tochter Irulan, für die man Florence Pugh (Oppenheimer) verpflichten konnte. Irulans Verschlagenheit und scharfsinnigen Analysen gehen in den kurzen Dialogen zwischen Vater und Tochter gnadenlos unter. Möge sie im nächsten Film mehr zu tun bekommen!

Und Walkens Shaddam wird meist nur auf das Portrait eines müden, alten Herrschers reduziert. Seine Motive, seine Pläne, seine wackelige Machtposition - das alles wird zwar angedeutet, kommt aber kaum zur Entfaltung. Beide Rollen hätten mehr Raum verdient - bei einem Film mit 2 Stunden und 46 Minuten Laufzeit hätten ein paar zusätzliche Minuten wohl niemanden gestört.

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Rebecca Ferguson in Dune.

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Fazit: Fantastische Fortsetzung, doch es bleiben Fragezeichen

Kennern des Buches wird außerdem auffallen, dass zwar Lady Margot (Léa Seydoux) mit an Bord ist, doch ihr Gatte Graf Fenring lässt sich nirgends blicken - eine verständliche Entscheidung, solche Straffungen tun der Geschichte ausgesprochen gut.

Auch vom Landsraad erfährt man hier herzlich wenig, das politische Geflecht, das Herbert einst so wichtig war, muss sich Pauls Wüstenkrieg unterordnen. Selbst von den mächtigen Gildennavigatoren und ihrem besonderen Bezug zum Spice hält sich Villeneuve fern, ihm sind die Ereignisse in der Wüste offenkundig wichtiger, als Herberts Werk in seiner Gänze abzubilden. Richtig so!

Enttäuschend fällt aber der Umgang mit dem Atreides-Mentaten Thufir Hawat aus - schon allein, weil Villeneuve damit eine wichtige Chance verstreichen lässt, um seinem Werk auf den letzten Metern mehr emotionale Wucht zu verpassen. So kommt das Finale zwar immer noch einigermaßen unerwartet, wirft sogar ein paar spannende Fragen auf. Allerdings wirken die letzten Minuten auch unnötig gehetzt, nach fast drei Stunden Laufzeit hätten die Zuschauer ein bisschen mehr Einordnung verdient.

Wer die Bücher nicht gelesen hat, bleibt da unweigerlich mit ein paar Fragezeichen zurück - auch wenn die fantastische Inszenierung und Hans Zimmers packende Musikbegleitung noch lange nachhallen und Lust auf einen zweiten Kinobesuch machen.

Offenbar will sich Villeneuve noch ein wenig Stoff für seinen nächsten Film aufheben. Keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, wie düster und verkopft der zweite Band geraten ist - hier wird Villeneuve viel Fingerspitzengefühl und vermutlich auch ein paar Jahre Entwicklungszeit brauchen, um die Vorlage in ein gebührendes Filmfinale zu gießen. Wenn es am Ende aber wieder so bildgewaltig und stimmungsvoll daherkommt wie Dune: Part Two, soll es uns recht sein. Ein Science-Fiction-Epos dieses Kalibers erlebt man schließlich nicht alle Tage auf der großen Leinwand.

    • Kommentare (17)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Fireball8 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Felix Schuetz

        Das wird im Film tatsächlich nur angedeutet, was zweifellos schade ist. Die Kurzfassung: Ab dem Moment, in dem Paul das Wasser des Lebens getrunken hat, entwickelt er sich endgültig zu einem Übermenschen (der Kwisatz Haderach, auf den die Bene Gesserit so lange hingezüchtet haben). Er ist ab diesem Zeitpunkt in der Lage, in die Zukunft zu blicken und durch unzählige Variablen zu navigieren (dabei hilft ihm auch sein Mentatentraining). Seine Fähigkeiten reifen zwar erst im Laufe der kommenden Jahre, doch zumindest ist ihm nach der Einname des Wassers bereits klar, was er tun muss - auch wenn er weiß, dass es für unzählige Menschen schreckliche Folgen haben wird. Und was das alles wirklich heißt, erfahren wir erst in den späteren Romanen.

        Ah okay, danke! Klingt super interessant. Vielleicht war ich auch einfach etwas müde in der späten Vorstellung bzw. eher noch auf den Bombast fokussiert, wodurch manches sicherlich auch an mir vorbeigegangen ist. Naja, werde ihn am Sonntag nochmal im IMAX sehen, dann auch endlich auf Englisch :D Schon wieder hyped!

        Bin auch tatsächlich am Überlegen mir die Bücher mal zuzulegen, um Dinge, die in den Filmen ausgelassen werden, besser verstehen zu können.
      • Von Fireball8 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Felix Schuetz

        Das wird im Film tatsächlich nur angedeutet, was zweifellos schade ist. Die Kurzfassung: Ab dem Moment, in dem Paul das Wasser des Lebens getrunken hat, entwickelt er sich endgültig zu einem Übermenschen (der Kwisatz Haderach, auf den die Bene Gesserit so lange hingezüchtet haben). Er ist ab diesem Zeitpunkt in der Lage, in die Zukunft zu blicken und durch unzählige Variablen zu navigieren (dabei hilft ihm auch sein Mentatentraining). Seine Fähigkeiten reifen zwar erst im Laufe der kommenden Jahre, doch zumindest ist ihm nach der Einname des Wassers bereits klar, was er tun muss - auch wenn er weiß, dass es für unzählige Menschen schreckliche Folgen haben wird. Und was das alles wirklich heißt, erfahren wir erst in den späteren Romanen.

        Ah okay, danke! Klingt super interessant. Vielleicht war ich auch einfach etwas müde in der späten Vorstellung bzw. eher noch auf den Bombast fokussiert, wodurch manches sicherlich auch an mir vorbeigegangen ist. Naja, werde ihn am Sonntag nochmal im IMAX sehen, dann auch endlich auf Englisch :D Schon wieder hyped!

        Bin auch tatsächlich am Überlegen mir die Bücher mal zuzulegen, um Dinge, die in den Filmen ausgelassen werden, besser verstehen zu können.
      • Von socceroos Anfänger/in
        Zitat von Fireball8
        Mir ist auch immer noch nicht klar, woher dieser krasse Sinneswandel bei Paul auf einmal kommt.
        Naja, wenn du als einziger weißt, dass die Zukunft im extremen einfach nur Sch... für die Fremen endet, dann kannst du als einziger nur noch das notwendige Schicksal erreichen, wenn du den A..sch hochbekommst, die Führung übernimmst oder stehst auf dem Deck und schaust zu wie das gesamte Schiff auf den offensichtlichen Eisberg zu rast. Das kann Paul vermutlich nicht, weil ihm was an Chani und an ihren Leuten etwas liegt. Ausserdem möchte er zudem seine Rache noch an Vladimir/Shaddam umsetzen.
      • Von Felix Schuetz Redakteur
        Zitat von Fireball8
        Mir ist auch immer noch nicht klar, woher dieser krasse Sinneswandel bei Paul auf einmal kommt. Nur weil er den Trank getrunken hat? Ich hab da einfach nicht die entsprechende Charakterentwicklung gesehen.


        Das wird im Film tatsächlich nur angedeutet, was zweifellos schade ist. Die Kurzfassung: Ab dem Moment, in dem Paul das Wasser des Lebens getrunken hat, entwickelt er sich endgültig zu einem Übermenschen (der Kwisatz Haderach, auf den die Bene Gesserit so lange hingezüchtet haben). Er ist ab diesem Zeitpunkt in der Lage, in die Zukunft zu blicken und durch unzählige Variablen zu navigieren (dabei hilft ihm auch sein Mentatentraining). Seine Fähigkeiten reifen zwar erst im Laufe der kommenden Jahre, doch zumindest ist ihm nach der Einname des Wassers bereits klar, was er tun muss - auch wenn er weiß, dass es für unzählige Menschen schreckliche Folgen haben wird. Und was das alles wirklich heißt, erfahren wir erst in den späteren Romanen.
      • Von Fireball8 Hobby-Spieler/in
        Hab die Bücher nicht gelesen, fand aber beide Filme im IMAX wirklich atemberaubend, was das audio-visuelle angeht. Die Story finde ich soweit auch echt cool und habe jetzt schon das Gefühl, dass da ein großer Twist auf uns zukommt.

        Der zweite Teil wirkte in einigen Momenten jedoch wirklich sehr gehetzt. Als hätte Villeneuve eine ToDo-Liste abgehakt, vor allem in der großen Schlacht zum Ende hin. Da waren so unfassbar geile Momente und Shots bei, denen aber überhaupt kein Raum zum Atmen gegeben wurde. Das fand ich echt etwas schade und schmälert den Gesamteindruck einfach ein wenig.

        Beispiele:
        Der Moment mit den Fremen auf den Würmern, die in die Schlacht reiten. Kaum war dieser Moment da, war er irgendwie auch schon wieder vorbei. Da hätte ich mir echt gewünscht, dass das bspw. wie der Sturm der Rohirrim in Return of the King ausgekostet wird. Stattdessen waren das ganz viele einzelne Momente aus der Schlacht aneinandergereiht, dann ne Explosion am Raumschiff des Imperators und schon waren die Fremen drin und haben gesiegt.

        Mir ist auch immer noch nicht klar, woher dieser krasse Sinneswandel bei Paul auf einmal kommt. Nur weil er den Trank getrunken hat? Ich hab da einfach nicht die entsprechende Charakterentwicklung gesehen.

        Und da gab es noch mehr solcher Punkte in dem Film, die mich davon abhalten ihn als ein Meisterwerk zu bezeichnen. Einigen scheint der ja schon zu langatmig gewesen zu sein. Für mich hätte er aber ruhig noch etwas langatmiger sein können, um den Charakteren den Raum zur Entwicklung zu geben. Aber das scheint ja auch in den Büchern relativ sprunghaft gewesen zu sein (korrigiert mich, falls ich das falsch verstanden habe).

        Nichtsdestotrotz: einfach. Nur. ATEMBERAUBEND. Ich habe lange nicht mehr im Kino gesessen und so oft mit Gänsehaut am ganzen Körper gedacht "Meine Fresse sieht das geil aus.". Wenn möglich, wirklich im IMAX schauen.
        "Every Fremen a picture" :D
      • Von Metroplex1982 Spiele-Novize/Novizin
        Zitat von Felix Schuetz
        Den dritten Teil will er noch selbst machen. Damit ist Paul's Geschichte dann auch mehr oder weniger abgeschlossen.
        Ob es Sinn macht überhaupt noch weiter zu drehen? das Zweite Buch ist ja noch einigermassen normal, aber danach dreht die Story total ab.
        Immerhin bekämen wir dann vielleicht einen Chair Dog zu sehen :ugly:
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