Final Fantasy 16 im Test + Video: Mitreißendes, düsteres Action-Spektakel
Mit Final Fantasy 16 beschreitet die altehrwürdige Rollenspiel-Reihe neue Pfade: düsteres Setting, erwachsenere Themen, starker Action-Fokus. Im Test klären wir, ob die neue Marschrichtung eine gute Idee war.
Die größte Besonderheit und eine der Stärken der Final-Fantasy-Reihe liegt darin, dass sie sich seit über drei Dekaden immer wieder neu erfindet. Jeder neue Hauptableger entführt uns in eine brandneue Spielwelt, erzählt eine frische Geschichte mit neuen Charakteren und interpretiert das Gameplay neu. Im Fall von Final Fantasy 16 gilt das sogar in besonderem Maße, denn mit dem Action-Rollenspiel wählen die Entwickler einen düsteren, erwachsenen und Action-fokussierten Ansatz, den es so in der Reihe noch nie gab. Das Ergebnis ist ein intensives, grandios inszeniertes Polit-Drama voller Wendungen mit fetzigen Kämpfen, einer interessanten Spielwelt und überschaubaren Rollenspiel-Aspekten.
Düsteres Setting
Final Fantasy 16 (jetzt kaufen 46,43 € ) zeichnet mit Valisthea eine harte, unerbittliche und von Kriegen gebeutelte Mittelalter-Welt. Die Gabe der Magie-spendenden Mutterkristalle schwindet, während die sogenannte Fäule zunehmend fruchtbare Landstriche verzehrt und Nichts als lebloses Ödland hinterlässt. Allerorts brechen Konflikte um die noch verbleibenden Ressourcen und Landstriche aus, während immer mehr Monster den Dorfbewohnern die Lebensräume streitig machen.
Die angesprochenen Konflikte werden in Valisthea aber nicht nur von Armeen ausgetragen, auch die mächtigen Esper sollen die Interessen der Nationen gewaltsam durchsetzen.
Die unglaubliche Macht der epischen Zauberwesen kann nur von den Domini entfesselt werden. Das ist Segen und Fluch zugleich, denn ein Dominus wird mit dieser Gabe geboren und es gibt nur eine Hand voll von ihnen. Entsprechend sind die Auserwählten heiß begehrt bei den Machthabern Valistheas, um als nützliches Werkzeug deren politische Agenden zu verwirklichen.
In diesem Umfeld erleben wir die Geschichte von Protagonist Clive Rosfield. Der Erstgeborene des Großherzogtums Rosaria wuchs größtenteils behütet vor all diesen Problemen auf. Als erster Schild des Reiches ist es Clives' Aufgabe, seinen Bruder Joshua zu beschützen - denn der ist trotz seines jungen Alters der Dominus der Feuer-Esper Phönix.
Das geht aber bereits im Prolog des Spiels gehörig schief, als durch einen hinterlistigen Verrat eine Tragödie in die Wege geleitet wird und Clives Welt völlig in sich zusammenbricht.
Game of Crystals
13 Jahre nach diesem Einstieg verkörpern wir einen von Schuld und Rache zerfressenen Clive, der sich all die Jahre in der kaiserlichen Armee als gebrandmarkter Träger durchschlagen musste.
Durch eine glückliche Fügung kann er seinem Joch entrinnen und trifft auf Mitstreiter, die ihm im Verlauf des Spiels ein neues Zuhause bieten und ihn auf seinem Abenteuer begleiten.
Neben den politischen Intrigen dreht sich die spannende Handlung von Final Fantasy 16 um die Unterdrückung bestimmter Bevölkerungsschichten, den Kampf ums Überleben in dieser harten Welt sowie die schwere Bürde, die die zentralen Figuren tragen. Denn alle magiebegabten Menschen Valistheas, sogenannte Träger wie Clive, werden kurzerhand versklavt und entweder zu Tode geschunden oder an der Kriegsfront verheizt.
Bildergalerie
Den Entwicklern gelingt es dabei sehr gut, die dreckigen Seiten der geschaffenen Spielwelt glaubwürdig zu transportieren. Final Fantasy 16 ist das bis dato erwachsenste Spiel der Reihe, es zelebriert Dark Fantasy und erinnert stellenweise sogar an Game of Thrones. Charaktere fluchen, betrügen und frönen ihrer Laster und in den grandios inszenierten Zwischensequenzen sowie den actionreichen Kämpfen geht es blutig und brutal zur Sache.
Wir haben im Verlauf der etwas über 60 Spielstunden mit den gut auf Deutsch und exzellent auf Englisch vertonten Charakteren mitgefiebert. Von Abscheu aufgrund der Gräueltaten mancher Antagonisten, über Hoffnung, wie sich die Story entwickelt, bis zu Heiterkeit in den gelegentlich lockeren Momenten hat uns FF 16 auf eine emotional vielseitige Reise geschickt, die bis zum Ende fesselt.
Während der Vorgänger noch eine Open World bot, setzt Square Enix diesmal auf einen Zwischenweg aus linearen Story-Abschnitten und einigen offenen Arealen. Letztere können aufgrund ihrer Größe auch mit Chocobos erkundet werden. Sonderlich belohnend ist der Streifzug jedoch nicht, da die in der Welt verstreuten Schatzkisten meistens nur Crafting-Materialien enthalten, die man auch sonst in rauen Mengen erhält. Vielmehr dienen die offenen Abschnitte als Schauplatz für Nebenquests.
Positiv überrascht hat mich aber der Protagonist. Der erscheint mir bisher doch sehr glaubwürdig und nahbar. Und vor allem abseits der nervigen "Ich bin voll der schweigsame Einzelgänger und viel zu cool für euch"-Typen aus diversen anderen FF-Games. Nervig aufgedreht ist er auch nicht.
Ganz ohne Klischees aus der JRPG-Kiste kommt das Spiel aber natürlich auch nicht aus. Finde ich aber in Ordnung so. Auch die Nebenquests sind meist nicht der Burner.
Technisch ist es grundsolide und spielt sich im Quality-Modus trotz 30fps überraschend fluffig. Nur einmal hatte ich ein Absacken der Framerate bemerkt und das war in einem Dorf, relativ am Anfang. Mehr gab es aber bisher nicht.
Lange Rede, kurzer Sinn: FF16 macht echt viel Laune und ich bin gespannt, wie es weiter geht.