Fluch der Karibik: Wie soll es nach Johnny Depps Rausschmiss weitergehen?

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Kolumne Christian Fussy - Redakteur
Fluch der Karibik: Wie soll es nach Johnny Depps Rausschmiss weitergehen?
Quelle: Walt Disney Pictures

Disney scheint sich bei der Fluch-der-Karibik-Reihe ein Beispiel an Douglas Adams genommen zu haben und servierte die Piraten-Trilogie statt in drei einfach in fünf Filmen. Nach der Trennung von Johnny Depp wurde es dann aber still um die lukrative Reihe. Angeblich soll nun ein Reboot mit Margot Robbie in der Hauptrolle kommen. Ist das die richtige Entscheidung?

Fluch der Karibik ist einer von wenigen Blockbustern, die ich als "perfekt" bezeichnen würde. Ähnlich wie in Jäger des verlorenen Schatzes und Die Maske des Zorro sind die diversen Zutaten, Humor, Action, Anspannung und Romantik, einfach hervorragend ausbalanciert. In Kombination mit der bestens aufgelegten Starbesetzung, der sofort erkennbaren Musik und der bombastischen Kulisse sowie Kostüm- und Effektarbeit ergeben sie einen modernen Klassiker, der bei heutiger Betrachtung aus einer komplett anderen, längst vergangenen Ära zu stammen scheint.

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Einzigartig und beeindruckend wie ein Buddelschiff

Neben Johnny Depp trat auch Geoffrey Rush in allen bisherigen Filmen der Reihe auf. Quelle: Disney Neben Johnny Depp trat auch Geoffrey Rush in allen bisherigen Filmen der Reihe auf. Ich möchte überhaupt nicht auf der aktuellen Blockbusterlandschaft und Disneys Marvel-Universum rumhacken, schon allein deswegen, weil ich die meisten Filme darin gar nicht schlecht finde. Aber wo es 2003 schon extrem unwahrscheinlich war, dass Disney einen Film in einem für tot erklärten Genre dreht, der nicht Teil eines erfolgreichen Franchises oder die Verfilmung eines Bestsellers ist, kommt einem das heute schier unmöglich vor. Bereits damals war Fluch der Karibik (jetzt kaufen 9,79 € ) ein gigantisches Risiko und seine Entstehung ein absoluter Sonderfall. Auch, dass der Film die Qualität hat, die er hat, und auf der ganzen Welt so gut ankam, ist ein kleines Wunder, betrachtet man die turbulente Produktionsgeschichte.

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Captain Jack Sparrow könnte in einem neuen Film zu Fluch der Karibik zurückkehren.

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Gerüchten zufolge hätte Disney gerne Johnny Depp als Captain Jack Sparrow wieder mit an Bord des neuen Fluch-der-Karibik-Films.
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Fortsetzungen ohne Hauptdarsteller - Kann das funktionieren?

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Doch die Sterne standen richtig. Johnny Depps Performance als flamboyanter Piratenkapitän Jack Sparrow ließ das Studio zittern, erwies sich jedoch augenblicklich als ikonisch. Die Szene, in der wir den stolzen Piraten zum ersten Mal sehen, ist ein kleines Meisterwerk in sich selbst. Mit den Jungstars Keira Knightley und Orlando Bloom, der nach der Herr-der-Ringe-Trilogie als Sex-Symbol galt, waren auch die Hauptrollen publikumswirksam besetzt.

Und Charakterschauspieler wie Geoffrey Rush und Jonathan Price brachten genau die Spielfreude und Gravitas, die von ihnen erwartet wurde. Der Soundtrack von Hans Zimmer zählt zu den Filmscores mit dem höchsten Wiedererkennungswert überhaupt und wurde in den Folgejahren von gefühlt jedem DJs dieser Welt remixt. Das Ergebnis: Bereits kurz nach Release des Piratenabenteuers hatte Disney ein neues Mega-Franchise in seinem Katalog.

Disney auf der Jagd nach den Dublonen

Margot Robbie als Harley Quinn in Birds of Prey Quelle: Warner Bros Margot Robbie Zwei Fortsetzungen wurden direkt in einem Stück abgedreht und konnten den finanziellen Erfolg des Erstlings sogar noch toppen, nach Abschluss der Trilogie verabschiedeten sich die eigentlichen Hauptdarsteller Keira Knightley und Orlando Bloom, Depp, dessen Jack Sparrow sich eindeutig als der große Publikumsliebling herausgestellt hatte, kehrte jedoch für einen weiteren Ableger zurück. Regisseur Gore Verbinski reichte den Staffelstab an Rob Marshall weiter, der mit Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten nicht nur einen der erfolgreichsten Filme des Jahres 2011 schuf, sondern auch den teuersten Hollywoodfilm überhaupt. Ein fünfter, ebenfalls erfolgreicher Teil folgte dann erst sechs Jahre später mit Dead Men Tell No Tales, in dem neben Franchise-Newcomer Javier Bardem auch viele alte Bekannte aus den ursprünglichen drei Filmen wieder vertreten waren.

Eine Fortsetzung der Reihe ist definitiv geplant, aufgrund der persönlichen Schwierigkeiten von und mit Johnny Depp steckte die Entwicklung jedoch lange Zeit fest. Quellen sprachen zeitweise davon, dass sich sogar zwei neue Ableger in Arbeit befinden, offiziell angekündigt wurde jedoch nur einer: Ein komplettes Reboot, an dem Depp nicht beteiligt sein soll und in dem Margot Robbie angeblich die Hauptrolle übernehmen wird.

Den Käpt'n über die Planke geschickt

In Teil vier wurde Jack Sparrow von der Nebenfigur zum Hauptcharakter befördert. Quelle: Disney In Teil vier wurde Jack Sparrow von der Nebenfigur zum Hauptcharakter befördert. Eine insofern riskante Entscheidung, als Johnny Depp für einen großen Teil des Publikums wahrscheinlich immer der Grund war, die Filme überhaupt zu sehen. Margot Robbie ist eine gute und beliebte Schauspielerin, aber die Figur des Jack Sparrow ist nun mal untrennbar mit dem Franchise verbunden. Bei Disney hat man sicher Bammel, dass an einem Reboot wenig Interesse besteht und sich viele Zuschauer*innen lieber eine Rückkehr des Enfant Terrible wünschen würden als eine komplett neue Figur im Zentrum. Das liegt natürlich auch daran, dass mittlerweile ein paar Jahre vergangen sind und die Jack-Sparrow-Übersättigung, die der Reihe von ihrer eigenen Fanbase und Kritiker*innen häufig vorgeworfen wurde, von den Meisten in der Zwischenzeit verdaut sein dürfte.

In einer Zeit in der viele Spin-offs und Remakes zwar Geld einbringen, aber bei großen Teilen der Fachpresse und ihres Kernpublikums durchfallen (man denke da z.B. an Ghostbusters 2016, den Abschluss der neuen Star-Wars-Trilogie und die Phantastische-Tierwesen-Filme), klingt der Vorschlag eines klassischen Piratenabenteuers mit unser aller Lieblingkäpt'n im Vergleich ja eigentlich regelrecht nostalgisch. Wenn auch bereits die ersten Sequels mit Depp qualitativ nicht an den grandiosen Erstling anknüpfen konnten.

Doch wie sieht es unabhängig von den Erfolgschancen aus? Ist ein Reboot aus kreativer Sicht eine gute Idee? Viele würden wohl sagen, dass Remakes, Spin-offs und Reboots an sich schon nicht besonders kreativ sind, aber es gibt ja auch einige Beispiele, bei denen eine Neuausrichtung frischen Wind in ein existierendes Universum gebracht und zahlreiche neue, interessante Ideen eingeführt hat. Der neue Mad Max ist super, ebenso die Creed-Filme und Into the Spierverse und auch das Star-Wars-Universum wird stetig mit Animations- und Realserien erweitert, die bei den Fans hervorragend ankommen.

Von neuen und alten Piraten

Grundsätzlich stehe ich der Idee einer neuen Fluch-der-Karibik-Reihe auch ohne Depp erst mal positiv gegenüber. Es gibt sicherlich genug Seefahrer-Märchen und Seemannsgarn, das Disney noch als Ausgangspunkt für Fantasy-Piratengeschichten nutzen kann, ohne dass man wieder bei Monkey Island abschaut (Ich weiß, dass beide Franchises auf dem Pirates-of-the-Caribbean-Ride im Disneyland basieren, die Ähnlichkeiten in Figuren und Story gehen aber schon über Setting und Look hinaus). Und auch wenn Jack Sparrow (vielleicht nur vorerst) aussetzen muss, muss das ja nicht heißen, dass niemand in seine Fußstapfen treten kann. Die Rolle neu zu besetzen oder eine jüngere Version der Figur in den Mittelpunkt zu stellen, wäre absolut falsch. Stattdessen würde ich mich darüber freuen, wenn andere Charakterdarsteller*innen die Chance bekämen, ebenso ikonische Figuren zu erschaffen wie Depp es durfte. Es muss ja nicht unbedingt ein Pirat eingeführt werden, der Käpt'n Jack Sparrow 1:1 ersetzt oder seine Charakterzüge aufweist.

Der bisher letzte Teil 'Salazars Rache' bzw. 'Dead Men Tell No Tales' erschien 2017. Quelle: Disney Der bisher letzte Teil "Salazars Rache" bzw. "Dead Men Tell No Tales" erschien 2017. Heutzutage muss gefühlt jeder neue Film zu irgendeinem etablierten Franchise gehören, aber wenn es das ist, was es bracht, damit wir ein neues Piratenabenteuer statt immer nur das nächste Live-Action-Prequel zu einem beliebten Zeichentrickfilm oder einen Superhelden- oder Star-Wars-Film von Disney bekommen, dann soll es eben so sein. Ich habe Bock auf mehr Piraten. Und wer weiß, vielleicht überwindet Depp ja irgendwann seine Dämonen und diversen Gerichtsverfahren und kehrt zur Reihe zurück. Bis dahin kann gern jemand anders über die Sieben Weltmeere schippern und mit einer tollkühnen Crew Abenteuer erleben, Schätze bergen und alte Seemannsflüche brechen. Von mir aus Margot Robbie. Warum nicht? Die Schauspielerin hat eine eigene Produktionsfirma und nimmt starken kreativen Einfluss auf ihre Projekte. In Zusammenarbeit mit einer Person als Regisseur*in, die eine ähnlich klare Vision hat wie es Gore Verbinski für den ersten Teil hatte, könnte hier durchaus erneut eine ikonische Rolle entstehen.

So lange dieselbe Mischung aus Grusel, Humor, Romantik und guter Musik serviert wird, bin ich gewillt, an Bord zu kommen. Vorausgesetzt, der neue Ableger wird nicht in einem Studio vor hundert Metern Greenscreen, sondern tatsächlich wieder in der Karibik gedreht. Der handgemachte Flair ist ein großer Pluspunkt, den die Disney-Finanzierung mit sich bringt und ein großer Teil des Charmes der Reihe. Auch wünsche ich mir, dass die Action in den Schwertkampf-Sequenzen wieder auf ein glaubwürdigeres Level heruntergefahren wird. Zwar möchte ich Szenen wie den Kampf auf dem rollenden Holzrad in Teil zwei nicht missen, solche Set-Pieces sollten jedoch eine Ausnahme sein und nicht die Regel. Wenn sich Davy Jones (Bill Nighy) und Jack Sparrow auf dem Mast eines Schiffes stehend ein Duell im strömenden Regen liefern, ist mir das persönlich ein bisschen zu übertrieben. Wenn die Figuren sich konstant über die Gesetze der Physik hinwegsetzen, fühle ich nicht mehr so stark mit ihnen mit, weil das Gefühl entsteht, sie seien ohnehin unverwundbare Supermenschen.

Ein Trend, den die späteren Teile der Reihe etabliert haben, kann jedoch auf jeden Fall erhalten bleiben: Auftritte von ehrwürdigen Piratenfürsten, die von alternden Rockstars gespielt werden. Egal ob Keith Richards oder Paul McCartney, die Cameos des Rock-Hochadels bringen mich immer zum Schmunzeln und dürfen gern so lange fortgeführt werden, wie es noch alternde Musiker gibt. Stevie Nicks, Iggy Pop, Billy Idol und Nina Hagen weilen alle noch unter uns und warten nur darauf, zu Piraten geschminkt und auf Kosten von Disney in die Karibik geflogen zu werden.

Was würdet ihr euch für die Zukunft des Franchise wünschen? Mit Depp oder ohne? Und wen würdet ihr gerne mal in der Rolle einer Piratin/eines Piraten sehen?

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    • Kommentare (18)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Tori1 Hobby-Spieler/in
        Vielleicht könnte man es auch gut sein lassen und was neues anfangen ?

        Gruss geht auch hinaus an die Jungs die gerade am drölfmillionsten Star Wars arbeiten.
      • Von Tori1 Hobby-Spieler/in
        Vielleicht könnte man es auch gut sein lassen und was neues anfangen ?

        Gruss geht auch hinaus an die Jungs die gerade am drölfmillionsten Star Wars arbeiten.
      • Von Enisra Großmeister/in der Spiele
        Zitat von Falconer75
        Ich kann mir Robbie super als Piratin vorstellen. Sie hat dieses verrückte Etwas und würde bestimmt grandios performen. Am besten aber mit Depp zusammen. Einfach traurig, wie er derzeit behandelt wird. Er soll für seine privaten Verfehlungen bestraft werden. Wenn sie rechtlich so eingestuft werden, muss er dafür gerade stehen. Aber er ist meines Wissens kein Schwerverbrecher, der aus Hollywood verbannt werden muss.
        nja, sowas ist ja auch nichts neues, das war damals mit Fatty Arbuckle in den Zwanziger Jahren auch schon nicht anders
      • Von Falconer75 Hobby-Spieler/in
        Ich kann mir Robbie super als Piratin vorstellen. Sie hat dieses verrückte Etwas und würde bestimmt grandios performen. Am besten aber mit Depp zusammen. Einfach traurig, wie er derzeit behandelt wird. Er soll für seine privaten Verfehlungen bestraft werden. Wenn sie rechtlich so eingestuft werden, muss er dafür gerade stehen. Aber er ist meines Wissens kein Schwerverbrecher, der aus Hollywood verbannt werden muss.
      • Von RedDragon20 Spiele-Professor/in
        Teil 1 bis 3 waren große Klasse und die gucke ich immernoch gern. Teil 4 war irgendwie kacke und Teil 5 hat es noch mal raus gerissen und war überraschend gut. Aber die Reihe sollte liegen gelassen werden. Ohne Johnny Depp als Jack Sparrow...äh...Captain Jack Sparrow wird das nix.
      • Von GTAEXTREMFAN Spiele-Kenner/in
        Es geht nicht einfach nur darum einen Ersatz für Depp zu finden. Man bezahlt Jonny Depp dafür, dass er "Johnny Depp Dinge" tut, mit all seinen Fehlern und evtl. vorhandener menschlicher Schwächen. Trotzdem denkbar, dass man die Franchise erfolgreich am Leben erhält.
      Direkt zum Diskussionsende
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