30 Jahre Funcom: Ein nordisches Studio sorgt für Furore

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Special Sönke Siemens - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Dune Awakening
Quelle: Funcom

Vor Kurzem feierte Funcom 30. Geburtstag. Wir nehmen das runde Jubiläum zum Anlass, uns die Geschichte des Studios hinter Spielen wie Anarchy Online näher anzusehen.

Oslo ist nicht nur eine der grünsten Metropolen Europas, E-Auto-Paradies und alljährlicher Vergabeort des Friedensnobelpreises, sondern auch eine Stadt mit vielen Theatern, Museen, Pubs, Cafés und einer hohen Universitätsdichte.

Nicht zuletzt deshalb genießt Norwegens Hauptstadt bei IT- und Kreativ-Firmen große Beliebtheit. Eine davon eröffnet bereits im Jahr 1993 ihre Pforten und gilt seither als Speerspitze der norwegischen Spieleentwickler-Szene: Funcom.

Die fünf Gründer des Unternehmens - Andre Backen, Erik Gløersen, Gaute Godager, Olav Mørkrid und Tyr Nielsen - fangen klein an und konzentrieren sich zunächst auf 16-Bit-Spiele für Segas Mega Drive sowie Nintendos SNES.

Erste Produktionen wie das auf Steven Spielbergs Animationsfilm Vier Dinos in New York basierende Jump & Run A Dinosaur's Tale und der Plattformer Daze Before Christmas mit dem Weihnachtsmann in der Hauptrolle liefern 1994 solide Genre-Kost, die zwar Kritiker nicht vom Hocker haut, kommerziell aber durchaus ihre Nische findet.

Hinzu kommt, dass die Titel sauber programmiert sind und Funcom im Folgejahr zwei namhafte Portierungsaufträge von SNK einbringen. Dort nämlich braucht man Mega-CD-Umsetzungen der Beat 'em Ups Fatal Fury Special als auch Samurai Showdown.

Fatal Fury Special Quelle: Moby Games Fatal Fury Special Schon bald wächst die Zahl der Aufträge weiter: Disney wünscht sich eine Games-Adaption des gleichnamigen Animationsfilms und Kino-Hits Pocahontas, für den 1987 gegründeten, brasilianischen Videospiel-Riesen Tec Toy entwirft man den düsteren, Mega-Drive-exklusiven Action-Plattformer Nightmare Circus und in Zusammenarbeit mit Publisher Nintendo entsteht das für den Super FX2-3D-Chip optimierte, mit sechs Disziplinen ausgestattete SNES-Sportspiel Winter Gold.

Während all diese 16-Bit-Titel 1996 erscheinen, bringen die emsigen Norweger im selben Jahr außerdem noch insgesamt drei 32-Bit-Veröffentlichungen an den Start, darunter erneut zwei Filmumsetzungen. Das actionlastige Dragonheart: Fire & Steel für PlayStation, Saturn und PC basiert auf dem gleichnamigen Mittelalter-Fantasyfilm Dragonheart von Regisseur Rob Cohen und schafft es am 3. November 1996 - knapp fünfeinhalb Monate nach dem US-Kinostart - in Amerika in die Läden.

Das Puzzle-Adventure Casper für den Sega Saturn wiederum ist inspiriert von der gleichnamigen US-Fantasykomödie und erlaubt es Spielern, eine alternative Variante der Kinofilm-Story zu erleben. 1996 gibt außerdem Impact Racing auf den 32-Bit-Konsolen von Sony und Sega Gas - das erste Spiel aus der Feder von Funcom Dublin.

Funcoms Zweigstelle wurde bereits 1994 gegründet und spezialisierte sich von Anfang an auf Konsolenspiele. Dass man sich damals ausgerechnet für Irlands Hauptstadt entscheidet, hat viele Gründe - darunter die örtliche künstlerische Expertise, die die Stadt vor allem dem National College of Art and Design sowie dem Ballyfermot College zu verdanken hat.

Stichwort Funcom Dublin: Obwohl Impact Racing grafisch noch Raum für Verbesserungen hat, können das Geschwindigkeitsgefühl, das Extrawaffen-System sowie die aufputschenden Techno-Beats sehr wohl überzeugen.

Und zwar nicht nur den einen oder anderen Rennspiel-Fan, sondern auch Entscheider bei Sony Computer Entertainment, die Funcom Dublin kurz darauf für den Fun-Racer und späteren Mario-Kart-Rivalen Speed Freaks (in den USA auch Speed Punks genannt) unter Vertrag nehmen.

Speed Freaks Quelle: Moby Games Speed Freaks Letztgenanntes Projekt verschlingt insgesamt drei Jahre Entwicklungszeit, nutzt eine auf flottem Assembly-Code basierende Grafik-Engine und bietet als einer der ersten PlayStation-Titel Gouraud Shading, was für weniger kantig wirkende 3D-Objekte sorgt.

The Longest Journey: Liebling der Adventure-Kritiker

Kurz nachdem Funcom für Speed Freaks am 15. September 1999 viele wohlwollende Wertungen kassiert (darunter 86 Prozent in Computecs Multiformat-Magazin Mega Fun) und das ebenfalls in Dublin entwickelte Championship Motocross featuring Rick Carmichael nahezu zeitgleich Offroad-Enthusiasten zufriedenstellt, bringt auch Funcom Oslo seinen ersten großen Meilenstein auf den Markt: The Longest Journey.

Das Grafik-Adventure aus der Feder eines kleinen Teams rund um die Designer Ragnar Tørnquist und Didrik Tollefsen sorgt vor seinem Norwegen-Debüt am 18. November 1999 für jede Menge Überstunden, kann Tester dafür aber umso mehr mitreißen.

The Longest Journey Quelle: Funcom The Longest Journey Denn die junge Protagonistin April Ryan ist überaus vielschichtig designt und nimmt Point&Click-Fans mit auf eine fantastische Reise in zwei Paralleluniversen, die selbst Genre-Kenner 15 bis 30 Stunden beschäftigt und viele aufwühlende Story-Wendungen bereithält. Aus technischer Sicht stechen dabei für damalige Verhältnisse nicht nur opulent designten Level-Hintergünde heraus, sondern auch die 3D-Rendercharaktere.

Bildergalerie

Lohn der Mühe sind ein Metacritic-Schnitt von 91 von 100 Punkten und gute Verkäufe, die bereits im Juni 2001 die Marke von über einer Viertelmillion überschreiten. Im Juli des Folgejahrs sind es bereits 450.000 Einheiten. "The Longest Journey brachte Funcom wirklich auf die Landkarte der Spieleentwicklung", analysiert Rui Casais, heutiger CEO des Unternehmens, gegenüber PC Games.

    • Kommentare (5)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von OldShatterhand Nerd
        Nie ein Spiel von denen gespielt merk ich gerade.
      • Von OldShatterhand Nerd
        Nie ein Spiel von denen gespielt merk ich gerade.
      • Von Dodo1995 Gelegenheitsspieler/in
        The Longest Journey ist bis heute mein absolutes NR.1 Point and Click Adventure.
        So eine wunderschöne Welt und Geschichte hat fast kein anderes Spiel.
      • Von andrethegiant77 Anfänger/in
        Secret world war mega. Habs geliebt, bis es f2p wurde
      • Von Hjorgar Gelegenheitsspieler/in
        Anarchy online war das MMO, was mich am meisten geprägt hat. Im Schlechten (die Anfangsphase war katastrophal) als auch im Guten (ikonische Momente im Spiel und Freundschaften aus der Zeit bis heute), da habe ich viel Lebenszeit gelassen. :-D Und Secret World war einfach sehr speziell! Aber fantastisch
      • Von Kirkegard Anwärter/in
        Danke für den schönen Funcom Artikel.
        Ich mochte sie für die zwei innovativsten MMORPGs. Technisch leider immer etwas schwächelnd, aber die Games strotzten vor coolen Ideen und Design.
        Anarchy Online und Secret World.
        Beide und Age of Conan wurden lange über meine Kreditkarte abgerechnet. Bis sie F2P wurden.
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