Heading Out im Test: Das stilvollste Spiel des Jahres überrascht uns komplett

Wir alle haben Ängste. Für die einen ist es die Angst davor, jemanden zu verlieren, für andere sind es Krankheiten und wieder andere möchten nicht allein alt werden. Wir lernen in unserem Leben mit Ängsten umzugehen, aber dennoch bleiben unbehagliche Gefühle immer ein fester Bestandteil.

In Heading Out werden wir mit schönen, aber auch schlechten Gefühlen aus unserer Vergangenheit konfrontiert. Sinnbildlich dafür sitzen wir im Rennspiel von Serious Sim und Publisher Sabre Interactive am Steuer verschiedener Karren und fahren vor unseren Ängsten davon.

Der virtuelle Roadtrip durch die USA überrascht uns auf vielen Ebenen positiv, überzeugt mit interessanten Nebenschauplätzen und sieht dazu noch fantastisch aus.

Der Interstate Jackalope

In Heading Out schlüpfen in die Haut eines Rasers, der nicht nur vor seinen Ängsten flüchtet, sondern auch vor dem Gesetz. Zu Beginn des Abenteuers wählen wir zwar einen Namen aus, der wird allerdings nur für Bildschirmanzeigen verwendet.

Wer wir wirklich sind und wie wir zum Gejagten wurden, gilt es im Verlauf der etwa achtstündigen Story herauszufinden. In Radiodurchsagen und von anderen Verkehrsteilnehmern werden wir daher immer wieder der Interstate Jackalope genannt, ein vor allem im Westen der USA bekanntes Fabelwesen.

Am meisten gleicht ein Jackalope äußerlich dem bayerischen Wolpertinger, der in der deutschen Textübersetzung daher auch hin und wieder synonym verwendet wird. Wichtig für unsere Geschichte ist das nicht, es ordnet uns aber als mysteriöser Fahrer sehr gut ein.

Der Plot wird in vier Akten erzählt. Zum Abschluss eines jeden Abschnitts treffen wir auf einen anderen geheimnisvollen Raser, den wir besiegen sollen. Allerdings landen wir nach jedem Durchgang wieder an der Ausgangsposition und dürfen erneut quer durchs Land hetzen.

Was sich eventuell nervig anhört, ist es absolut nicht. Wir können schließlich einerseits verschiedene Wege wählen, andererseits erleben wir auf unserem Trip etliche unterschiedliche und vor allem interessante Geschichten.

Quelle: Serious Sim

Wer bin ich?

Für ein immersives Erlebnis sorgen vor jedem Akt persönliche Fragen des Spiels an uns. Beim ersten Mal haben wir schon gegrübelt, warum es wichtig ist, dass Heading Out beispielsweise unseren Beziehungsstatus kennt.

Doch im Verlauf der Story fügen sich unsere Antworten sinnvoll ein und verändern die Gespräche mit anderen Figuren sowie die Kommentare bestimmter Radio-Hosts ein wenig. Das Feature lässt Erlebnisse auf dem Bildschirm authentischer herüberkommen und wir denken an manchen Stellen tatsächlich über unsere gegebene Auswahl nach.

Da eigene Ängste und insgesamt mentale Gesundheit ein äußerst sensibles Thema darstellen, müssen wir die Angaben vor dem jeweiligen Akt nicht treffen. Wer sich seine Privatsphäre komplett erhalten möchte, kann die virtuelle Fragerunde überspringen und verpasst dennoch keine wichtigen Handlungselemente.

Quelle: Serious Sim

Von Ost nach West

Doch kommen wir einmal zum Kern-Gameplay, das teilt sich nämlich in zwei unterschiedliche Facetten auf: Wir haben es bei Heading Out nicht nur mit einem Rennspiel, sondern auch einer Visual Novel zu tun.

Auf der Landkarte der USA mit etlichen eingezeichneten Städten beschleunigen und bremsen wir unser Fahrzeug auf der Map ab. Es gilt, das Tempolimit so gut es geht nicht zu überschreiten, schließlich erhöht das unseren Fahndungslevel.

Auch auf Benzinkosten, den Zustand unseres Autos und die vergehende Zeit müssen wir achten, denn Polizei und Angst sitzen uns immer im Nacken. Sind wir beispielsweise blank, können wir die nächste Tankfüllung nicht mehr zahlen und müssen vor den Cops flüchten. Auf dem Weg von einer Stadt in die nächste erkennen wir Markierungen auf der Karte. Das können bestimmte Ereignisse wie ein Rennen sein, aber auch kleine Geschichten, in denen unser Eingreifen erwartet wird.