Mafia: Das ultimative Italo-Action- und Rennspiel

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Test Thomas Weiß -
Na toll, die schöne Inneneinrichtung eines Restaurants ist vollkommen demoliert, weil ein paar Idioten mit automatischen Waffen durch die Fenster schießen müssen.
Quelle: 2K Games

Die Ouvertüre zur Mafia-Reihe und ein verdammt guter Startpunkt ins Mafia-Genre. Unser Test beantwortet eure Fragen rund um das erste Mafia-Epos aus dem Hause 2k Czech.

Na toll, die schöne Inneneinrichtung eines Restaurants ist vollkommen demoliert, weil ein paar Idioten mit automatischen Waffen durch die Fenster schießen müssen. Quelle: 2K Games Na toll, die schöne Inneneinrichtung eines Restaurants ist vollkommen demoliert, weil ein paar Idioten mit automatischen Waffen durch die Fenster schießen müssen. Es ist das Jahr 1930. Thomas Angelo, Tommy genannt, inspiziert sein Taxi und kratzt Dreck vom Lack. Er verdient schlecht, aber er kommt durch. Wenigstens hat er überhaupt einen Job. 1938 wird er als Mafioso im Maßanzug durch die Großstadt Lost Heaven stapfen, die Taschen voll Geld und die Hände voll Blut. Die Zeit dazwischen dürfen Sie spielen. Eine Einleitungssequenz zeigt filmreif, wie alles anfängt: Tommy, der an seinem Taxi lehnt, wird von Schüssen aus seinen Gedanken gerissen. Zwei Männer kommen um die Ecke gelaufen, der eine hält eine Kanone in der Hand. Das Spiel zelebriert diese Szene: Die Pistole richtet sich auf Tommy, der seine Zigarette vor Schreck fallen lässt. Die zirkuliert in Zeitlupe gen Boden, alle Geräusche rundherum verpuffen. Der Gangster schubst Tommy nach vorn. Der Schlag zerreißt die Stille, und alles läuft wieder im hektischen Tempo ab. "Bewegung!", brüllt er.

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Ein paar Sekunden später schaltet das Spiel in die Third Person-Perspektive um: Vor Ihnen brummt das Taxi auf dem Asphalt, von hinten kommen fremde Motorengeräusche schnell näher. "Häng sie ab", befehlen Ihre "Fahrgäste". Es geht los. Mit den Cursortasten lenken Sie den Wagen durch die belebte Stadt Lost Heaven, um die Verfolger loszuwerden. Im halsbrecherischen Tempo von damals sensationellen 100 Stundenkilometern brettern Sie über die stark befahrenen Straßen und weichen knapp dem Gegenverkehr aus. In den Kurven schlittern Sie mit quietschenden Reifen, dass Rauch aufsteigt. Fußgänger, die im Weg stehen, hüpfen hektisch zur Seite und rufen Ihnen Flüche nach. Kommen die Verfolger zu nahe, halten die Verbrecher ihre Knarren aus dem Fenster und schießen. Getroffene Reifen zerplatzen, Windschutzscheiben zerbersten und Stoßstangen lockern sich. Man fühlt sich, als steckte man mitten in einem Hollywood-Film.
Danach folgen wieder Zwischensequenzen. Es ist ein spannendes, lineares Wechselspiel ohne Freiheit: Insgesamt gibt es 20 Aufträge in vorgeschriebener Reihenfolge. Alle sind sie in unterschiedlich viele Kapitel aufgeteilt. Durchschnittliche Spieler brauchen rund 25 Stunden, bis es zum Showdown kommt. Gespeichert wird dabei automatisch. Das ist einerseits gut, weil man sich so voll und ganz aufs Spiel konzentrieren kann. Und andererseits schlecht. Zum Beispiel, wenn sich Mafia mit dem Speichern besonders viel Zeit lässt.
Haben Sie die Verfolger in der ersten Mission abgeschüttelt und die beiden Mafiosi an Salieris Bar abgesetzt, erzählt die nächste Cut-Scene den Fortgang der Story. "Salieri wird sich erkenntlich zeigen", heißt es. Tommy wartet draußen, bis einer der Gangster aus der Tür kommt. In langen, gemächlichen Schritten schreitet der Ganove auf Tommy zu und greift mit der Hand in seine Jackentasche. Will er eine Pistole ziehen, um einen Zeugen auszuschalten? Es wird spannend. Die Musik schwillt bedrohlich an. Tommys Herz klopft laut. Er fummelt nervös am Zündschloss, um das Taxi zu starten, da zieht sein Gegenüber einen dicken Umschlag hervor: "Das sollte die Kosten decken. Wenn Sie einen Job brauchen, wissen Sie, wo Sie uns finden." Puh! Solche Sequenzen sind so spannend, so cool und so elegant geschnitten, dass man beim Zuschauen den Atem anhält.
Szenenwechsel. Tommy hockt in seiner Wohnung und starrt auf das Bündel Geldscheine. Irgendwo tickt eine Uhr monoton. Tommy grübelt: Soll er sein Dasein als braver Bürger für Geld über den Haufen werfen und bei Salieri anheuern? Das Spiel behandelt dieses Thema aufrecht, ernsthaft und mit Sinn fürs Wichtige. Mafia zeigt mit Anspruch, wie ein Taxifahrer seine Skrupel verliert, ins Familiengeschäft einsteigt und immer tiefer in den Sog des organisierten Verbrechens rutscht. Tommy, den zu Beginn noch Gewissensbisse plagen, erwähnt später beiläufig, als er mit Gaunerkumpan Sam über die Straße schlendert: "Weißt du eigentlich, dass ich heute zum ersten Mal jemand umgelegt habe, der nur Unterhosen trug?"
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Actionsequenzen sind ein Feuerwerk, zugeschnitten auf Spaß, Bombast und Nervenkitzel. Der Realismus und die subtile Dramatik der Zwischensequenzen werden dann völlig weggewischt. Als Tommy sind Sie ein Rambo, ein Alleskönner, der es mit zehn Leuten gleichzeitig aufnimmt. Sie verüben Anschläge, gewinnen Autorennen, fahren Wagen zu Schrott, rauben eine Bank aus, schmuggeln Zigarren und Alkohol, liefern sich Verfolgungsjagden und mehr.
Das Leben eines Mafioso ist aufregend und abwechslungsreich. Damit Sie es nicht verlieren, dürfen Sie in brenzligen Situationen rettende Bodenrollen ausführen, bei denen sich jeder normale Mensch mindestens blaue Flecken holen würde. Hinter Säulen, Nischen, Tischen und Schränken suchen Sie Deckung vor dem Kugelhagel aufgebrachter Polizeibeamter und anderer Ganoven. Dank Verfolger-Perspektive lugen Sie mit der Maus um Ecken, ohne sich in die Schusslinie zu begeben. Wenn die Angreifer nachladen - und das dauert in Mafia je nach Waffe schon mal mehrere Sekunden -, ist der richtige Zeitpunkt für die Offensive gekommen. Dann lohnt es sich, genau zu zielen. Am Kopf sind die Widersacher besonders verwundbar. Werden die Feinde an den Füßen verletzt, humpeln sie nur. Die deutsche Version von Mafia kommt dabei völlig ohne Blut aus: Getroffene Gegner taumeln, halten sich die Hände schützend vors Gesicht und brechen stöhnend zusammen, verspritzen aber keinen einzigen Pixel rote Farbe. Doch das macht die Kämpfe nicht weniger intensiv.
Ein Beispiel: In einer Mission verlangt Salieri, dass Sie einen unliebsamen Zeugen ausschalten, der in einem Luxushotel gerade zu Mittag isst. Den Colt, die Mordwaffe, verstauen Sie im Inneren Ihres Nadelstreifenanzugs. Mit einem Oldtimer tuckern Sie zum Hotel. Per Tab-Taste lässt sich ein transparenter Stadtplan aufrufen, der den Weg zum Ziel anzeigt. Dort angekommen laufen Sie zur Rezeption und fragen nach dem Opfer. Der Angestellte gibt freundlich Auskunft. Die Zielperson sitzt am Tisch im Restaurant und ahnt nichts. Als Sie die Waffe ziehen, schlägt sie panisch die Hände über dem Kopf zusammen. Die Situation eskaliert: Schüsse fallen und Querschläger reißen den Putz von den Wänden, als sie hinter die nächste Deckung hechten. Nach getaner Arbeit flüchten Sie über die Feuerleiter aufs Dach. Dort balancieren Sie nahe am Abgrund, während unter Ihnen die Stadt lebt: Autos schlängeln sich durch dichten Verkehr, Polizeisirenen hallen entfernt durch Straßenschluchten, Passanten eilen wie geschäftige Ameisen über Gehwege.
Denkwürdige Szenen in einem Computerspiel. Mafia hat viele solcher Momente. Immer fühlt man sich mitten im Geschehen, teils wegen der hervorragenden Grafik, teils wegen der stimmungsvollen Soundkulisse. In einer frühen Mission kriegen Sie den Auftrag, Schnaps zu schmuggeln. Der Kontaktmann wartet angeblich außerhalb der Stadt, auf einem abgelegenem Bauernhof. Als Sie Ihr Ziel erreichen, ist die Umgebung bereits in Dunkelheit gehüllt. Und vom Dealer fehlt jede Spur. "Ich schau mich mal um", raunen Sie Ihrem Partner Paulie zu. Als Sie aus dem Lastwagen treten, empfängt Sie ein Sprühregen, den der Wind in kurzen Stößen wie einen nassen Schleier umherfegt. Blitze leuchten am Horizont, die Bäume rauschen und biegen sich im Sturm. Eine Wäscheleine flattert heftig. Regen trommelt laut auf die Dächer der herumstehenden Hütten, Türen knarren und Fensterladen quietschen. Die Szene ist ein optisches und akustisches Meisterwerk, etwas, das den Spieler in eine andere Welt entführt, ihm Angst und Spaß gleichermaßen macht.
Diese Qualität kann Mafia nicht konstant halten. Stärkster Kontrast: Die Taxi-Missionen. Tommy, der anfangs noch zwischen dem Angebot von Salieri und seinem geregeltem, aber langweiligen Leben als Taxifahrer pendelt, muss Leute in Lost Heaven herumkutschieren. Das macht beim ersten Fahrgast noch Spaß, weil die Metropole aufregend simuliert ist: Passanten schlendern die Wege entlang, Autos rollen über die Straßen, Straßenbahnen bollern lärmend vorüber. Die Stadt schaut aus wie ein gerahmtes Bild: Im Reichenviertel beeindrucken imposante Luxusvillen, im Industriegebiet ragen Hochhäuser in den Himmel und in der Hafengegend stehen alte Lagerhäuser herum. Beim dritten Fahrgast wünscht man sich mehr Action, beim fünften vielleicht gar nichts mehr, weil man schon eingenickt ist. Gottlob halten sich solche Durchhänger in Grenzen.
Später wird das Herumfahren in der City spannender, weil Sie schnellere Autos kriegen und aus Zeitgründen rasen müssen. Per Knopfdruck schalten Sie dann die interne Geschwindigkeitsbegrenzung aus und drücken das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Ist gerade ein Polizist zugegen, steckt er sich die Trillerpfeife in den Mund und fordert Sie mit schrillen Tönen zum Anhalten auf. Als Mafioso werden Sie darüber nur müde lächeln. Anders schaut die Sache aus, wenn die Gesetzeshüter die Verfolgung mit großen, dunklen Wagen aufnehmen und versuchen, Sie von der Straße zu schubsen. Vollbremsungen, enge Gassen und Schnellfeuergewehre, die Sie beim Fahren aus dem Fenster halten, können das verhindern.
Sie werden es schon gemerkt haben: In Mafia ist das Gesetz da, um gebrochen zu werden. Sie schlüpfen in die Rolle eines Gentleman-Killers, der am liebsten im feinen Anzug tötet. Das mag sich auf dem Papier einfältig und gewaltverherrlichend lesen. In Wirklichkeit ist die Geschichte, die erzählt wird, intelligenter als fast alles, was die Spieleindustrie heutzutage hervorbringt. Was nach der grandiosen Endsequenz übrig bleibt, sind drei wichtige Erkenntnisse: Geld ist nicht alles, ein gesunder Mittelweg immer am besten und Mafia ein verdammt gutes Spiel.

Bildergalerie

Wertung zu Mafia: The City of Lost Heaven (PC)

Wertung:

9 /10
    • Kommentare (22)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Rising-Evil Spiele-Enthusiast/in
        ...du meinst wahrscheinlich Mafia 2 mit deinem Satz "dachte immer das kommt an GTA IV ran"
      • Von Rising-Evil Spiele-Enthusiast/in
        ...du meinst wahrscheinlich Mafia 2 mit deinem Satz "dachte immer das kommt an GTA IV ran"
      • Von Homeboy25 Hobby-Spieler/in
        Was ist das denn für eine Grafik hier bei den Bildern ?

        Was habt ihr denn für eine Auflösung gewählt ?

        Kann mir nicht vorstellen das das Counterstrike Source grafik ist, dachte immer das kommt an GTA IV ran oder soll sogar besser sein, aber was ich hier sehe ist alles andere als tolle Grafik.

        Bitte um Stellungnahme und veröffentlichung der Auflösungsqualität 1680x1050 in High Auflösung etc.

        danke
      • Von Snark7 Gelegenheitsspieler/in
        Zitat
        Mafia ist ein sehr gutes Game, aber nicht besser als GTA3!

        Ich finde Mafia besser, oder doch GTA3!?

        Sind doch beides ganz gute Spiele!
        Sind sehr verschieden. Bei Mafia um Klassen besser sind auf jeden Fall die Ballereien, die sind einfach weit taktischer und viel, viel besser gemacht. Von der Missionsvielfalt und der Fahrerei her nehmen sich beide nix.
      • Von Pulferpower
        Mafia ist ein sehr gutes Game, aber nicht besser als GTA3!

        Ich finde Mafia besser, oder doch GTA3!?

        Sind doch beides ganz gute Spiele!
      • Von Snark7 Gelegenheitsspieler/in
        Zitat
        Zitat von
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]Naja, damit dürftest Du recht alleine stehen. Die KI ist ab und an schon ärgerlich, besonders die der 'Wingmen', aber damit kann man noch leben. Und wo bitte hat das denn Grafikfehler ? Habe den 2ten Durchgang angefangen und bisher keine feststellen können. Spiele ohne FSAA auf 1600x1200 und habe keine Probleme.
        Absturzfrei ist es auch und zu schwierig ist es auch nur selten. Viele Missionen kann man sich durch schlaues Vorgehen sehr vereinfachen. z.B. wird das Hotel viel einfacher, wenn man sich am Anfang das Messer holt und 3 Wachen heimlich still und leise erlegt, bevor man den Manager erschießt. Ebenso die Mission(en) am Hafen. Erstmal das Springfield holen, das macht alles einfacher. Bzw. in der zweiten die Nagant-gewehre von den 3 umzukeulenden Scharfschützen. Beim Fahren die Ablürzungen nutzen und gut ist.
        Habe nur einmal gecheatet und das war im Parkhaus, da war die KI auch wirklich ärgerlich....
        Aber sonst.... ich interpretiere das mal so, daß Du dauernd gescheitert bist und Dich jetzt ärgerst ;)
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