Manor Lords im Early-Access-Check: Wird es dem Hype gerecht?

Sie wünschen, Sire?

In Manor Lords bildet ihr kein stehendes Heer aus, sondern Milizen, das heißt: Jede Einheit ist gleichzeitig auch ein Dorfbewohner. Wenn ihr also mal kämpfen wollt, ruft ihr einfach die Miliz zusammen, dann rennen eure Bewohner los und bewaffnen sich mit Äxten, Speeren, Schilden und Bögen, die ihr zuvor beim Schmied und anderen Handwerkern hergestellt habt. Es gibt allerdings keine Kaserne oder andere Ausbildungsgebäude, eure Einheiten werden also nicht trainiert, sondern flitzen direkt zum Sammelpunkt. Und wenn ihr sie nicht mehr braucht, könnt ihr die Miliz einfach wieder auflösen, dann stiefeln die Leute zuverlässig nach Hause und gehen wieder an die Arbeit.

Eure Kämpfer steuert ihr ganz klassisch wie in einem Echtzeitstrategiespiel à la Total War. Es gibt schon jetzt einfache Formationen und wenn ihr es eilig habt, könnt ihr euren Leuten auch mit einem Doppelklick Beine machen. Dadurch werden sie allerdings sehr schnell erschöpft, und das sorgt für deftige Abzüge in den Kampfwerten - also lieber für den Notfall aufheben.

Quelle: PC Games Das Kampfsystem ist schnell kapiert: Nahkämpfer lasst ihr auf eure Feinde zustürmen und bei Bedarf könnt ihr ihnen auch befehlen, eine defensive Haltung einzunehmen, um ihre Abwehr zu erhöhen oder sich gegen Pfeilbeschuss zu wappnen. Eure Bogenschützen lasst ihr derweil weiter hinten stehen, denn sie sind im Nahkampf völlig hilflos. Auf Distanz spielen sie dafür ihre ganze Stärke aus, darum ist es wichtig, die Fernkämpfer gut zu positionieren. Ihr könnt ihnen sogar befehlen, Friendly Fire zu ignorieren! Das sorgt dann zwar für Extraschaden, allerdings riskiert ihr damit auch, dass eure eigenen Leute getroffen werden.

Für Ruhm und Beute

Sind die ersten Banditen ausgeknipst, räumt ihr noch kurz ihr Lager weg, damit ihr vor weiteren Plünderungen eure Ruhe habt. Dafür erhaltet ihr außerdem Einfluss, mit dem ihr später Ansprüche auf neue Gebiete erheben könnt. Obendrauf sackt ihr Beute ein, bei der ihr nun entscheiden könnt, ob ihr sie als Handelswährung ins nächste Dorf schickt, oder ob ihr sie lieber in eure Schatzkammer fließen lasst - damit lässt sich dann zum Beispiel eine neue Siedlung finanzieren.

Mit euren Reichtümern dürft ihr außerdem Söldner anheuern, die eure Armeen kräftig verstärken, aber auch jeden Monat teuer bezahlt werden wollen. Abgesehen von den Söldnern gibt es bislang jedoch nur wenige Truppentypen, nämlich drei Sorten Nahkämpfer und dazu die Bogenschützen. Später im Spielverlauf dürft ihr immerhin noch einen fünfte Soldatensorte ausbilden, die sogenannten Gefolge-Truppen, die ihr sogar nach euren Wünschen anpassen und upgraden könnt. Das ist zwar eine ziemlich coole Idee, doch berittene Kämpfer, wie man sie zum Beispiel in früheren Trailern gesehen hat, gibt es leider noch nicht. Auch Belagerungsschlachten sind noch kein Thema im Early Access, denn wie schon erwähnt: Die Gegner-KI kann bislang keine Dörfer verwalten, feindliche Gebäude oder Burgen findet ihr darum noch nicht.

Ins Schlachtgetümmel

Trotzdem kommen bereits anständige Scharmützel zustande, die zeigen, wie viel Potenzial in Manor Lords schlummert. Das merkt man spätestens, wenn ihr Ansprüche auf ein Gebiet eures KI-Gegners erhebt. Der reagiert nämlich prompt mit einem größeren Truppenaufgebot, die Einheiten kommen dann einfach vom Kartenrand hereinmarschiert. Spätestens hier sollte man sich mit ein paar Feinheiten des Kampfsystems vertraut machen. Zum Beispiel wirkt sich das Gelände auf die Effizienz eurer Einheiten aus. Müssen die Männer beispielsweise einen Hang raufsteigen, gibt's dafür einen Abzug. Stehen sie dafür dicht zusammen, erhalten sie einen Moralbonus. Oft kann es sich auch lohnen, sich im Kampf zurückzuziehen, um die Gegner auf offenes Gelände zu locken. Oder man kämpft lieber im Unterholz, wo Bogenschützen wenig zu melden haben.

Quelle: PC Games Das alles greift schon jetzt gut ineinander und auch die Atmosphäre ist gelungen. Beim Balancing sehen wir allerdings noch einige Fragezeichen. Wir haben zum Beispiel Kämpfe erlebt, in denen wir trotz Erschöpfung gegen ausgeruhte Gegner haushoch gewonnen haben - ohne wirklich zu wissen, warum. Lag es am Wetter, dem Gelände oder der Ausrüstung unserer Einheiten? Das ließ sich kaum nachvollziehen. Die Kämpfe sind also noch ausbaufähig, doch für den Early-Access-Launch gehen sie völlig in Ordnung - zumal sie ohnehin nicht die Hauptrolle in Manor Lords spielen, der Schwerpunkt liegt schließlich auf dem Aufbaupart.

Genau deshalb finden wir es aber so schade, dass die Diplomatie derzeit noch komplett unfertig ist. Eigentlich soll man hier irgendwann die Möglichkeit haben, Gegner zu beeinflussen, Forderungen zu stellen oder Gebiete auch mal ganz ohne Kämpfe zu erobern. Doch im Moment ist davon nicht mehr zu sehen als ein leeres Menü. Da ist also wieder mal Geduld gefragt, bis der Entwickler ein passendes Update nachschiebt.