Red Dead Revolver: Der zu Unrecht vergessene Vorgänger von Red Dead Redemption

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Special Olaf Bleich - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Red Dead Revolver: Der zu Unrecht vergessene Vorgänger von Red Dead Redemption
Quelle: Take-Two Interactive

Fast wäre die Red-Dead-Reihe schon vor der Veröffentlichung gestorben: Red Dead Revolver ging im Entwicklerchaos beinahe unter, um dann den Grundstein für Red Dead Redemption zu legen. Heute ist das Actionspiel fast vergessen - zu Unrecht!

Was Rockstar Games anfasst, scheint zu Gold zu werden: Mit Grand Theft Auto setzte der Entwickler neue Open-World-Standards, deren Stärken man auch in die Western-Welt von Red Dead Redemption übertrug. Das 2010 veröffentlichte Abenteuer verkaufte sich über 20 Millionen Mal und wurde sogar 2023 für PlayStation 4 und Nintendo Switch neu aufgelegt.

Red Dead Redemption 2 war noch größer und besser: Der Nachfolger verkaufte sich bis Februar 2024 über 61 Millionen Mal. Auf der Bewertungsplattform Metacritic kommt die PS4-Version des Open-World-Abenteuers auf einen Durchschnittswert von 97. Kurzum: Red Dead Redemption 2 (2018) gehört zu den zehn größten und besten Spielen der vergangenen Dekade.

Doch während die beiden Redemption-Teile gerne als Vorzeigespiele genannt werden, spricht kaum jemand über den Urvater der Serie: Red Dead Revolver.

Das 2004 erschienene Actionspiel setzte zwar keine neuen Maßstäbe, zeigte aber, dass Western-Games ein breites Publikum erreichen können. Ohne Revolver hätte es Redemption vielleicht nie gegeben. Grund genug, einen Blick zurück auf den Beginn der Red-Dead-Saga zu werfen!

Gold, Verrat und Rache

Red Dead Revolver beginnt, wie man es von einem guten Italo-Western erwartet: mit einer Rachegeschichte. Eigentlich läuft alles gut für die Familie Harlow: Vater Nate verdient sich mit seinem Partner Griff beim Schürfen in den Bear Mountains eine goldene Nase.

Doch Griff verrät seinen Freund an den korrupten General Javier Diego, um seine eigene Haut zu retten. Diego schickt ein Killerkommando unter Colonel Daren. Der junge Red Harlow muss mit ansehen, wie seine Familie ermordet wird.

Cowboy im Saloon Quelle: Take-Two Interactive In seiner Wut greift Red nach dem Revolver seines Vaters, der ins Feuer gefallen ist, und schießt auf den Colonel. Während der Junge eine Brandwunde in Form eines Skorpions davonträgt, trennt der Schuss dem Soldaten den linken Arm ab.

Danach macht Red Dead Revolver einen Zeitsprung: Mehr als zehn Jahre später ist Red ein gnadenloser Kopfgeldjäger, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird und sich auf die Jagd nach Colonel Daren und Javier Diego macht. Die Story von Red Dead Revolver ist aus heutiger Sicht kein Meisterwerk, motiviert aber mit kruden Charakteren und jeder Menge Animositäten zum Weiterspielen.

Im Spielverlauf steuern wir nicht nur Red, sondern auch Nebencharaktere wie den britischen Trickschützen Jack Swift und die Farmerin Annie Stoakes. Entscheidungsmöglichkeiten oder Dialogoptionen sind hier nicht nötig. Red Dead Revolver ist geradlinige Action-Kost für Erwachsene.

Damit die richtige Spaghetti-Western-Atmosphäre aufkommt, setzt Red Dead Revolver auf einen authentischen Lizenz-Soundtrack. Dieser enthält über 20 Stücke aus bekannten Filmen wie Django und die Bande der Gehenkten (im Original: Preparati la bara!) und Die rechte und die linke Hand des Teufels.

Sogar zwei Kompositionen des musikalischen Großmeisters Ennio Morricone - unter anderem bekannt für die Musik zu Spiel mir das Lied vom Tod - sind mit von der Partie. Zusammen mit einigen Eigenkreationen unterstreichen diese Stücke maßgeblich die Stimmung des Spiels und stellen bei Filmkennern und Westernfreunden eine sehr direkte, emotionale Verbindung her.

Das funktioniert auch heute noch hervorragend. So grobschlächtig die Charaktermodelle der von uns herausgekramten Xbox-Version sind, so stimmungsvoll sind die Musikstücke. Denn im Gegensatz zur restlichen Technik altern die Tracks nicht und sind auch 2024 noch ein Garant dafür, dass bei Red Dead Revolver der Funke schnell überspringt.

Bullenritt Quelle: Take-Two Interactive

Spielerisch solide, technisch durchwachsen

Das Gameplay selbst erweist sich aus heutiger Sicht als durchschnittlich. Wir steuern Red und Co. aus der Verfolgerperspektive. Auf Tastendruck visieren wir Feinde an und ziehen den Abzug. Das Zielen erscheint in den ersten Spielminuten vergleichsweise schwerfällig. Haben wir uns aber erst einmal an die vorhandene Latenz gewöhnt, servieren wir den anrückenden Schergen einen Blattschuss nach dem anderen.

Das Treffer-Feedback ist erstklassig: Erwischen wir etwa unser Ziel am Bein, bleibt es stehen und kämpft mit dem Schmerz. Treffen wir dagegen den Schädel, ballern wir unserem Opfer damit sogar den Hut herunter. Immer wieder integriert das Western-Game dynamische Effekte in die Gefechte: Wenn wir etwa einen Schützen vom Balkon eines Saloons schießen, reißt er gleich die ganze Absperrung mit sich und stürzt in die Tiefe.

Obwohl, das Wort "spektakulär" muss in diesem Fall in Anführungszeichen gesetzt werden. Man sieht Red Dead Revolver die mittlerweile 20 Jahre an. Kantige Figuren, grobe Proportionen und vor allem eine sehr geringe Farb- und Detailtiefe zeichnen das Spiel inzwischen aus. Gerade auf Distanz fällt es so immer wieder schwer, Ziele präzise auszumachen.

Bildergalerie

Auch vermissen wir den inzwischen standardmäßigen Gegner-Radar, der uns anzeigt, von wo aus wir gerade beschossen werden und wo sich unsere Widersacher befinden. Schon damals wurde die mangelnde Übersicht kritisiert, und in unserer Retro-Session gab es sogar einige handfeste Bugs. An einer Stelle fielen wir zum Beispiel von einem fahrenden Zug, nur um sofort wieder an die Spitze des Fahrzeugs gebeamt zu werden.

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