Mit Hellblade 2 steht die langerwartete Fortsetzung des gefeierten Wikingerabenteurs an. Kurz vor Release waren wir bei Ninja Theory zu Gast und haben uns angeschaut, wie der Nachfolger die hohe Messlatte überbieten will.
Mutig.
Dieses Wort schwirrte 2017 vermutlich in vielen Köpfen umher, als Hellblade: Senuas Sacrifice erschien. Ein Spiel, das mit psychischen Krankheiten ein Tabuthema aufgreift und es für Spieler begreifbar macht, verpackt in eine spannende Geschichte in der nordischen Mythologie.
Das Spiel wurde den hohen Erwartungen gerecht und transformierte Ninja Theory vom eher erfolglosen Kritikerliebling zum gefeierten Entwickler. Das führte auch dazu, dass Microsoft das Studio 2018 aufkaufte und zum First-Party-Entwickler machte. Jetzt steht mit Senua's Saga: Hellblade 2 der Nachfolger vom preisgekrönten Action-Adventure für PC und Xbox Series X/S vor der Tür. Am 21. Mai dürfen wir endlich in das lang erwartete Sequel eintauchen.
Im Vorfeld wurden wir von Microsoft eingeladen, uns selbst ein Bild vom Spiel zu machen. Dafür besuchten wir das Entwicklerstudio Ninja Theory im englischen Cambridge und konnten zum ersten Mal selbst einen Ausschnitt spielen. Die Ambitionen und die Detailversessenheit sind gigantisch und die Botschaft ist so wichtig wie eh und je. Doch kann Senuas neues Abenteuer genauso lange nachhallen wie der Vorgänger?
Ein Tag im Studio
Für einen ganzen Tag waren wir zu Gast bei Ninja Theory. Dort standen neben einer ersten Demo des Spiels auch zahlreiche Interviews, Präsentationen und natürlich ein Rundgang durch das Entwicklerstudio an. Das ist nämlich noch gar nicht so alt. Erst vor wenigen Jahren konnten die Ninjas ihr neues Heim beziehen, und das hat einiges zu bieten.
Typisch englisch, hat das Studio nämlich ein eigenes Pub im Erdgeschoss. Das dient natürlich als Team-Cafeteria, er ist aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Wer also mal in Cambridge ist, kann einfach vorbeischauen.
Quelle: Microsoft So charmant ein eigenes Pub auch ist, hat das neue Studio auch nützliche Sachen für die Spieleproduktion zu bieten. Während das Motion-Capturing für Hellblade 1 noch hemdsärmelig in einem umfunktionierten, engen Meetingraum aufgezeichnet wurde, hat das neue Ninja-House einen eigenen Saal allein für das Performance-Capturing.
Warum wir das alles erzählen? Nun, die Vergrößerung steht stellvertretend für Hellblade 2, denn mit dem neuen Equipment stehen dem Team auch mehr Möglichkeiten zur Verfügung, sein Spiel auf einen höheren Level zu bringen.
Einer von 100
Das erste Hellblade stach mit einem ungewöhnlichen Fokus aus der Masse heraus. Zwar bediente man sich des Settings der beliebten nordischen Mythologie, mit Senua stellte man jedoch eine Protagonistin in den Mittelpunkt, die mit schweren psychischen Problemen zu Kämpfen hat.
Quelle: Microsoft Nachdem sie bereits in der Vorgeschichte des ersten Spiels Anzeichen einer Psychose aufweist, stürzt sie der grausame Tod ihres Seelenverwandten Dillion vollends in den Abgrund. Große Teile von Hellblade spielen in Senuas Kopf und bilden damit eine schwere Psychose mit all ihren Symptomen, wie Halluzinationen und Stimmen ab.
Diese Erfahrungen erleben Spieler hautnah selbst und so schaffte und schafft das Spiel ein starkes Bewusstsein für das Tabuthema psychischer Probleme.
Bis heute bekommt die deutsche Darstellerin der Senua, Melina Juergens, Nachrichten von Fans, die sich dafür bedanken, dass man das Thema ins Bewusstsein der Gesellschaft gerückt habe. Psychische Krankheiten sind nämlich alles andere als selten. Statistisch gesehen erleben ein bis zwei von 100 Personen mindestens eine psychotische Episode in ihrem Leben.
Die Auseinandersetzung mit diesem sensiblen Thema in einem Spiel dürfte alles andere als einfach gewesen sein, doch nach Meinung nicht nur von Fans und Presse, sondern auch direkt Betroffener, gelang sie ausgezeichnet und sehr respektvoll.
Quelle: Microsoft Hinzu kamen die ebenfalls gut umgesetzten Elemente, die ein gutes Spiel abseits davon noch auszeichnen, namentlich ein wuchtiges Kampfsystem, eine exzellente Grafik und eine hervorragende Inszenierung.
Auf nach Island
Hellblade 2 baut auf diesem Fundament auf. Senua hat den Tod ihres Lebensgefährten halbwegs verarbeitet und ist wieder etwas gefasster. Sie entschließt sich nun, der Wurzel allen Übels auf den Grund zu gehen. Dillion wurde bei einem Wikingerüberfall grausam ermordet. Senua erfährt, dass die Nordmänner auf Island ihre Basis haben und so begibt sie sich auf die nordische Insel.
Nachdem der erste Teil also tief in der in Senuas Kopf erschaffenen nordischen Unterwelt spielte, ist Hellblade 2 in der Realität angesiedelt. Senua fährt wirklich nach Island und trifft dort auch auf reale Menschen.
Bildergalerie
Wer jetzt aber die Mystik des Vorgängers vermisst, den können wir beruhigen. Schnell wird klar, dass auch dort einiges im Argen liegt. So wird die Bevölkerung vor Ort von den geheimnisvollen, menschenartigen Droika und auch von Riesen massakriert. Senuas klares Gut-Böse-Schema zerbricht also recht schnell.
Dann kauf ne Xbox.
Spiele sind immer subjektiv zu beurteilen. Und Kunst ist kein Synonym für "gut" oder "gefällt mir". Kunst darf auch missfallen. Das macht es aber nicht weniger zur Kunst.