Gene Roddenberry, der Erfinder von Star Trek: Von der Luftfahrt bis zur Originalserie

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Gene Roddenberry, der Erfinder von Star Trek: Von der Luftfahrt bis zur Originalserie
Quelle: Paramount

Jeder kennt Star Trek, einst in Deutschland als Raumschiff Enterprise geboren - aber nicht jeder seinen Schöpfer. Wir blicken zurück auf das bewegte Leben von Gene Roddenberry!

Prolog: Herbst 1991

Es ist Mittwoch, der 23. Oktober 1991, ein warmer Herbsttag in Kalifornien. Gene Roddenberry, der Schöpfer von Star Trek, sitzt am Pool seines Hauses in Bel Air und unterhält sich mit David Alexander, dem Autor, der seine Biografie schreiben soll. Roddenberry ist guter Dinge, sein Lächeln verschmitzt, auch wenn er schon seit geraumer Zeit auf den Rollstuhl angewiesen ist.

Sein nicht gerade gesunder Lebenswandel der letzten Jahrzehnte hat ihm arg zugesetzt. Diabetes hat er, an einigen Stellen in seinem Gehirn staut sich Flüssigkeit, in den letzten zwei Jahren hatte er einige kleine Schlaganfälle. Und das ist lediglich die offizielle Version.

Wer den "großen Vogel der Galaxis", so Roddenberrys Spitzname, noch einmal besuchen möchte, der sollte dies möglichst bald tun, heißt es, denn auch, wenn es dem Vater von Star Trek nicht akut schlecht geht, so baut er doch zunehmend ab.

An diesem Oktobertag ist Roddenberry zwar müde, aber dennoch klar im Kopf, als er mit David Alexander darüber spricht, dass er vor zwei Tagen den sechsten Star-Trek-Kinofilm als Preview anschauen konnte. Gelassen gibt Roddenberry zu, dass er den Film zwar nur "so lala" findet, aber trotzdem kein Problem damit hat, seinen Namen als ursprünglicher Creator in den Vorspann schreiben zu lassen.

Roddenberrys Ehefrau seit dreißig Jahren, Schauspielerin Majel Barrett, bringt den beiden Herren eine Erfrischung, und dann machen sie Feierabend für heute, denn morgen ist auch noch ein Tag.

An besagtem nächsten Tag, Donnerstag, dem 24. Oktober 1991, sind Roddenberry und Alexander in Santa Monica, um einen Neurochirurgen zu besuchen. Dieser möchte schauen, ob man die angestaute Flüssigkeit im Gehirn Roddenberrys per Drainage reduzieren kann. Die beiden Männer fahren mit dem Aufzug in den neunten Stock, und um die fünfte Etage herum ringt Gene Roddenberry auf einmal mit dem Atem.

Die Zeit, die der Aufzug vom sechsten bis zum neunten Stockwerk benötigt, scheint für Alexander Stunden zu dauern. Dort angekommen, kümmert sich auf dem Fußboden des Arztbüros sofort ein Notfallteam um Roddenberry, unternimmt Wiederbelebungsversuche. Seine Frau Majel wird herbeigerufen, doch keine halbe Stunde später tut Roddenberry seinen letzten Atemzug.

Kurz vor seinem Tod sah Star-Trek-Schöpfer Gene Roddenberry noch den Rohschnitt von Star Trek 6: Das unentdeckte Land" Quelle: Paramount Kurz vor seinem Tod sah Star-Trek-Schöpfer Gene Roddenberry noch den Rohschnitt von Star Trek 6: Das unentdeckte Land" Im Alter von siebzig Jahren verlässt er die Welt, welcher er die wohl größte aller Science-Fiction-Serien geschenkt hat. Eine Serie, deren silbernes Jubiläum er anderthalb Monate zuvor, am 8. September 1991, noch miterleben durfte.

Bei Paramount ist gerade der sechste Drehtag für die Episode Hero Worship (Der einzige Überlebende) von Star Trek: The Next Generation. Die Dreharbeiten werden mittags für den Tag beendet, denn nun gilt es, den großen Vogel der Galaxis zu betrauern - und morgen ist auch noch ein Tag.

Roddenberry 1: Flieger-Ass & Held

Es hätte schon viel früher vorbei sein können mit Gene Roddenberry - und das nicht bloß einmal. Am 19. Juni 1947 saß Roddenberry, 25 Jahre jung, an Bord eines Pan-Am-Clippers von Karachi nach Istanbul, Flug 121. Roddenberry war dritter Offizier des Flugs, das aber nur auf dem Papier, denn eigentlich war er lediglich als Passagier an Bord der Maschine, die ihn wieder nach Hause bringen sollte.

Wenn er selbst am Steuerknüppel flog - und das tat er sowohl hauptberuflich als auch häufig -, dann waren es die beiden längsten Routen auf dem Flugplan von Pan Am, von New York nach Kalkutta oder Johannesburg. Bei diesem Flug im Juni 1947 fiel einer der Motoren relativ früh aus, woraufhin die restlichen ihre Aufgabe nicht ohne Überhitzung erfüllen konnten.

So kam es über der Wüste Syriens zur Katastrophe: Einer der Motoren fing Feuer und Captain Hart schickte Gene Roddenberry in die Passagierkabine, damit er dort allen gut zuredete, sie aber dennoch auf eine mögliche Bruchlandung vorbereitete. Nachdem sich der brennende Motor von der Maschine löste und während das Feuer immer heißer loderte und sich ausbreitete, krachte das Flugzeug in den Wüstensand.

Die Crew im Cockpit war durch den Aufprall sofort tot und auch die Kabine fing Feuer. Roddenberry, der sich zwei Rippen brach, zog nach und nach immer mehr Überlebende aus dem brennenden Wrack hinaus in die Wüste. Irgendwann brannte die Feuerbrunst so stark, dass Roddenberry nur noch durch die Fenster von außen mit ansehen konnte, wie die restlichen Passagiere und die Crew im Flugzeug keine Chance mehr hatten.

Der letzte Passagier, den er eigenhändig aus dem Flugzeug trug, verstarb in seinen Armen. Von 36 Menschen an Bord überlebten 21 das Desaster. Anschließend leitete Roddenberry den Expeditionstrupp, der ein Dorf erreichte, woraufhin die Überlebenden schließlich von der syrischen Armee gerettet wurden. Roddenberry gilt als der Held dieses 19. Juni.

Bereits knapp vier Jahre zuvor wurde er schon einmal zum Bruchpiloten. Während des Zweiten Weltkriegs war Roddenberry als Flieger im Pazifikraum stationiert. Als er am Steuerknüppel einer B17 saß, die von Espiritu Santo, einer Insel auf Vanatu, starten sollte, bemerkte er, dass das Flugzeug nicht abheben konnte, weil die Beschleunigungsleistung zu schwach bzw. die Landebahn zu kurz war.

Schnell entschlossen ließ er den Flieger nicht abheben, sondern lenkte ihn in einen Palmenhain. Seine zwei Kollegen, die ganz vorne saßen, kamen dabei ums Leben und Roddenberry geriet im Nachgang in den Fokus einer Untersuchung, die aber zu dem Schluss kam, dass er wohl dem Rest der Besatzung das Leben rettete. Mit diesen zwei Katastrophen in den Knochen brauchte Gene Roddenberry dringend einen anderen Job.

Roddenberry 2: Polizist mit TV-Ambitionen

Eugene Edward Roddenberry, der Vater von Eugene Wesley Roddenberry - genannt Gene - heuerte im Jahr 1922 bei der Polizei an, genauer gesagt beim LAPD, des Los Angeles Police Department. Exakt 27 Jahre später tat sein Sohn, der genug davon hatte, sein Leben beim Fliegen aufs Spiel zu setzen, es ihm gleich.

Gene wurde zunächst Verkehrspolizist, doch schon bald zeigte sich eine besondere Begabung - nicht nur konnte er gut texten, sondern er war auch instinktiv ein raffinierter Werbefachmann. So landete er in der Redaktion der LAPD-internen Zeitung und verstärkte das Public-Relations-Team der Polizei.

Und weil in Los Angeles Hollywood nicht weit ist, kam es schnell zur Kontaktaufnahme. Die Krimiserie Dragnet (Polizeibericht) präsentierte ab 1949 im Radio und ab 1951 auch als Fernsehserie echte Kriminalfälle rund um Los Angeles, bei denen jedoch die Namen der Beteiligten aus Personenschutzgründen geändert wurden.

Damit die Serie möglichst authentisch war, arbeitete Produzent Jack Webb eng mit der LAPD zusammen und Gene Roddenberry wurde sein Verbindungsmann. Doch nur wenige Monate später setzte sich Roddenberry erstmals als Fernsehautor an die Schreibmaschine, dampfte eigens erlebte Fälle für Dragnet zusammen und machte sie fernsehtauglich.

Bildergalerie

Infolgedessen wurde langsam deutlich, dass dort Roddenberrys eigentliche Leidenschaft und Talent lagen, und es blieb nicht bloß bei Dragnet - auch die Staatsanwaltsserie Mr. District Attorney fing an, Roddenberry-Scripts zu verfilmen. Die Aufträge wurden immer zahlreicher, Hollywood lockte mehr und mehr und so kündigte Roddenberry 1956 nach sieben Jahren im Polizeidienst, um sich voll und ganz seiner Fernsehkarriere zu widmen.

    • Kommentare (7)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Falconer75 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Lukas Schmid
        Den Diss gegen Sönke will ich hier nicht so stehen lassen, in seine meine Meinung nach sehr guten Texte fließt auch sehr viel Zeit, Mühe und Herzblut rein - ob einem das Ergebnis dann gefällt oder nicht, ist aber natürlich Geschmacksache. :)
        Das sehe ich als Leser anders. An seinen grundsätzlichen Fähigkeiten zweifle ich nicht. Die für euch erstellten Texte basieren aber auf einem effizienten Baukasten-System. Informativ und ausführlich sind sie, lesen sich aber nicht schön. Der Stil ist im Vergleich zum hier besprochenen Artikel deutlich weniger packend.
        Zitat von Lukas Schmid
        Beim Lob für Sebastian gehe ich aber voll mit: Primär schreibt er bei uns über Star Trek, er hat aber auch schon andere Artikel für uns gezaubert, etwa diese hier:

        LG Lukas
        Danke für die Links. Da Sebastian auf eurer Teamseite nicht vorkommt, helfen sie sehr. LG!
      • Von Falconer75 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Lukas Schmid
        Den Diss gegen Sönke will ich hier nicht so stehen lassen, in seine meine Meinung nach sehr guten Texte fließt auch sehr viel Zeit, Mühe und Herzblut rein - ob einem das Ergebnis dann gefällt oder nicht, ist aber natürlich Geschmacksache. :)
        Das sehe ich als Leser anders. An seinen grundsätzlichen Fähigkeiten zweifle ich nicht. Die für euch erstellten Texte basieren aber auf einem effizienten Baukasten-System. Informativ und ausführlich sind sie, lesen sich aber nicht schön. Der Stil ist im Vergleich zum hier besprochenen Artikel deutlich weniger packend.
        Zitat von Lukas Schmid
        Beim Lob für Sebastian gehe ich aber voll mit: Primär schreibt er bei uns über Star Trek, er hat aber auch schon andere Artikel für uns gezaubert, etwa diese hier:

        LG Lukas
        Danke für die Links. Da Sebastian auf eurer Teamseite nicht vorkommt, helfen sie sehr. LG!
      • Von Lukas Schmid Chefredakteur | Brand/Editorial Director
        Zitat von Falconer75
        Ein hervorragender Text, vorzüglich geschrieben. Obwohl ich mit Star Trek nichts am Hut habe, freue ich mich sehr auf den zweiten Teil dieses Artikels. Qualitativ deutlich über dem Niveau der Schablonen-Kurzbiographien, die Sönke über Plassma abliefert. Nicht für VG Wort optimiert, sondern für die Leser und Leserinnen. Echt gut.
        ( [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen] : Würde mich freuen, mehr von Sebastian auf PCG lesen zu können. Vielleicht sogar mal für andere popkulturelle Felder als Star Trek)
        Den Diss gegen Sönke will ich hier nicht so stehen lassen, in seine meine Meinung nach sehr guten Texte fließt auch sehr viel Zeit, Mühe und Herzblut rein - ob einem das Ergebnis dann gefällt oder nicht, ist aber natürlich Geschmacksache. :)

        Beim Lob für Sebastian gehe ich aber voll mit: Primär schreibt er bei uns über Star Trek, er hat aber auch schon andere Artikel für uns gezaubert, etwa diese hier:

        Alf
        Persönlicher PC-Rückblick
        Das Jahr 1982
        Maniac Mansion

        Und es werden sicher noch weitere folgen. :)

        LG Lukas
      • Von fud1974 Spiele-Kenner/in
        Immer wieder ein Highlight.. selbst wenn ich mir denke ".. ach nööö.. jetzt gerade nicht" aber dann anfange zu lesen kann ich nicht aufhören, weil es einfach gut geschrieben ist, alleine schon der Einstieg..

        Da blitzt sie immer wieder kurz hervor, diese "gute alte Zeit" der Artikel.
      • Von Cap1701D Gelegenheitsspieler/in
        Echt interessant. Danke.
      • Von jensmachwitz_88 Anwärter/in
        Wie immer, mal wieder eine sehr schön geschriebene Star-Trek-Expertise.
      Direkt zum Diskussionsende
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