The Last of Us: Was können Videospielverfilmungen von der Serie lernen?

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Special Christian Fussy - Redakteur
The Last of Us: Was können Videospielverfilmungen von der Serie lernen?
Quelle: Sky

In der Nacht von Sonntag auf Montag startete auf Sky die erste Episode der Verfilmung von The Last of Us. Für die Pilotfolge gab es, wie auch schon im Vorfeld für die gesamte Staffel, großes Lob von Kritikern. Und auch die Fans der Spiele sind von der Adaption begeistert. Was sich anhört, wie Nachrichten aus einem Paralleluniversum, ist also tatsächlich eingetreten: Diese Videospielverfilmung ist tatsächlich gut. Doch was machen wir jetzt mit dieser Information und was können wir vom Erfolg von The Last of Us für zukünftige Adaptionen lernen? Redakteur Chris Fußy hätte da schon ein paar Ideen ...

Was ist also das gewisse Etwas, das Film mitbringen sollte, um das Konzept eines Videospiels zu erweitern? Eine eindeutige Aussage zu treffen, ist schwierig, ein Aspekt, den ich aber herausstellen würde, ist definitiv Fokus. Durch die Entscheidung, was wann wie für ein Publikum gezeigt oder nicht gezeigt wird, kann selbst mit den kleinsten Mitteln extrem viel Bedeutung transportiert werden. Wenn sämtliche Elemente des Films, Sound, Beleuchtung, Kamera und Bildkomposition im Einklang arbeiten, transportiert sogar ein so banaler Akt wie das Schnippeln einer Karotte eine ganze Reihe unterschiedlicher Emotionen. In den Händen einer verdächtigen Figur wird die Verwendung des Messers womöglich zu einer unheilvollen Ankündigung von Gewalt. Ist die Szene in warmes Licht getaucht, entsteht das Gefühl von Heimat, Fürsorge und Hausmannskost und in einer Serie wie The Bear, die in der extrem stressigen Umgebung eines strauchelnden Restaurants spielt, wird jeder Handgriff zur nervlichen Zerreißprobe.

Im Gegensatz zu kalten Medien wie Büchern oder eben Videospielen gibt es im Kino kein Zurück. Der Film läuft immer weiter durch den Projektor und dauert immer gleich lange. Filmsprache erzeugt Kontext und der richtige Fokus vermittelt dem Publikum ganz präzise, auf welchen Elementen die Aufmerksamkeit liegen sollte. Ein-zwei meisterliche Einstellungen können so viele Emotionen hervorrufen wie ein kompletter Absatz in einem Roman.

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Im Bereich der Popkultur fallen mir sofort Szenen ein wie Luke Skywalkers Blick in die Ferne im Zwielicht der zwei untergehenden Sonnen von Tatooine oder die Ankunft von Käpt'n Jack Sparrow in Port Royal im ersten Fluch-der-Karibik-Film. Im direkten Vergleich mit Videospielen, deren Stärke darin liegt, individuelle Erfahrungen zu kreieren, erschaffen Filme ihre Welt mit höchster Präzision. "If it's not in frame, it doesn't exist".

Das Team hinter Arcane wählte die Spielfiguren und ihre Charakterzüge als Fokuspunkt und konstruierte alles andere um dieses Element herum. Bei der ersten Hollywood-Adaption des Pokémon-Franchise konzentrierte sich Warner Bros. nicht auf die bereits im Anime behandelte Hauptreihe, sondern auf das zugänglichere Spin-off Meisterdetektiv Pikachu. Und Castlevania setzte mit Warren Ellis auf einen Autor, der die Spiele selbst überhaupt nicht kennt, aufgrund seiner generellen Erfahrung mit Videospiel- und Comicbuchadaptionen aber hervorragend zu der Dark-Fantasy-Zeichentrickserie passt.

Für eine Adaption bedeutet "was können wir hinzufügen?" also auch immer "worauf können wir pfeifen?". Und das bringt uns nun endlich zu The Last of Us (jetzt kaufen 33,93 € ).

Warum ist HBOs Last of Us so gut?

Wie viele modernen Blockbuster-Games bedient sich The Last of Us bei seiner Präsentation stark beim großen Vorbild Film. Schon bevor es 3D-Grafik gab, waren Cutscenes, Kamerafahrten und Close-Ups Teil der visuellen Sprache von Computerspielen. Überschneidungen zwischen den beiden Medien gibt es also nicht erst seit gestern. Mehr noch als die Witcher-Reihe oder Red Dead Redemption setzen die Franchises aus dem Hause Naughty Dog auf eine cineastische Darstellung. Dass Inszenierung und Story bei TLOU im Vordergrund stehen, merkt man auch an den Diskussionen um die Reihe, die sich selten ums Gameplay und dafür umso häufiger um die Enthüllungen und Twists der Geschichte drehen.

Kein Wunder also, dass The Last of Us immer als eines der ersten Spiele genannt wird, wenn die Frage in den Raum geworfen wird, welche Videospielstory man sich auch als Film oder Serie vorstellen könnte. The Last of Us: Warum sind Videospielverfilmungen plötzlich gut? (2) Quelle: Sky The Last of Us: Warum sind Videospielverfilmungen plötzlich gut? (2)

Und tatsächlich gelingt die Adaption in den Anfangsstunden aus genau diesem Grund verdammt gut. Die Serie hat gegenüber dem Spiel aber sogar noch einen entscheidenden Vorteil. Wäre ich fies, würde ich sagen, die Serie entledigt sich des Elements, das mir in den Spielen am wenigsten gefällt, nämlich dem Spiel an sich, aber das wäre auch nicht hundertprozentig fair. Trotzdem glaube ich, dass die Geschichte deutlich davon profitiert, dass die filmischen Cutscenes nun ausgearbeitet und nicht mehr regelmäßig durch Stealth-Passagen unterbrochen werden. Der zusätzliche Fokus auf die beiden Teile, die in der Fan-Community am stärksten mit dem Spiel in Verbindung gebracht werden, nämlich Figuren und der Story, hat sich für HBO bisher als der richtige Weg erwiesen.

Dadurch, dass The Last of Us kein Spiel mehr sein muss, fallen viele Kritikpunkte weg, die ich mit dem Storytelling habe. Dialoge und Figuren bekommen mehr Raum, die Situationen, in die Joel und Ellie verwickelt werden, können anders gelöst werden als durch Schießen, Schleichen und Meucheln und die Tatsache, dass die beiden auf ihrer Reise mehr und mehr Blut an den Händen haben, bekommt zusätzlich Gewicht. In Videospielen verzeihen wir den Protagonisten gerne einmal, dass sie hunderten Menschen das Lebenslicht ausblasen. Je realistischer jedoch die Welt und die Figuren gezeichnet sind, desto eher erwarten wir auch realistische Handlungen und Konsequenzen. Das heißt nicht, dass Joel und Ellie in der Serie keine Antihelden sein dürfen, ihr Verhalten muss aber gar nicht so ausufernd mörderisch sein, um den gewünschten Punkt rüberzubringen.

Haben The Last of Us und Co. den Fluch gebrochen?

Alles in allem bin ich vorsichtig optimistisch, was die Qualität der Last-of-Us-Serie angeht. Klar, es ist erst eine Folge erschienen und wir wissen nicht, wie die Geschichte letztlich ausgeht, gemessen an der Pilotfolge kann man The Last of Us als Adaption aber nicht viel vorwerfen.

Für die Zukunft von Videospielverfilmungen hoffe ich, dass Hollywoodstudios aus dem Erfolg der Serie nicht die falschen Schlüsse ziehen und eine Welle von Adaptionen sämtlicher Prestige-Spiele in Auftrag geben, ohne zu erkennen, warum das Echo gerade in diesem Fall so positiv ausfällt. The Last of Us: Warum sind Videospielverfilmungen plötzlich gut? (4) Quelle: Sky The Last of Us: Warum sind Videospielverfilmungen plötzlich gut? (4)

Mit Craig Mazin und Game Director Neil Druckman sind immerhin Leute am Werk, denen das Franchise offensichtlich am Herzen liegt. Andere Prestige-Games wie GTA oder God of War einfach der gleichen Behandlung zu unterziehen, dürfte nicht automatisch das gleiche Ergebnis erzielen.

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Die richtigen Leute an den richtigen Stellen und ein grundlegendes Verständnis von den Limitationen beider Medien ist absolut unabdingbar, um den Transfer zu vollziehen. Schon allein deswegen bin ich mir sicher, dass uns auch in Zukunft noch genügend Filme wie Tomb Raider, Assassin's Creed oder Resident Evil: Welcome to Raccoon City erwarten. Die Chance, dass unter den zahlreichen Versuchen das ein oder andere Highlight dabei sein wird, ist aber zumindest wieder zu einem gewissen Grad gestiegen.

    • Kommentare (9)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Garfield1980 Spiele-Kenner/in
        Zitat von aragon2000
        Der wichtigste Trick für gute Videospiele Verfilmungen ist einfach. Man muß es hinbekommen Uwe Boll vom Regie Stuhl fernzuhalten ;)

        Der zweite Trick ist zu wissen das es für Videospiele grundsätzlich akzeptiert wird wenn man etwas repetive Dinge über einen längeren Zeitraum tut, aber für Filme jede Sekunde "Langeweile" sofort in der Bewertung abgestraft wird.

        The Last of US war sicher eine dankbare Vorlage weil das Spiel schon eine sehr gute Story hatte.

        Spannend wird es nur werden wenn sie The Last of Us Part 2 verfilmen wollen der ja für einen großen Shitstorm im Netz gesorgt hat. Die Userwertungen auf Metacritic sind immer noch im Keller.

        Ich wollte das Spiel auch gleich am Anfang aufgeben an der bekannten Stelle weil ich angepisst war, habs dann aber doch weitergespielt.

        Am Ende fand ich es dann auch ziemlich gut, bei weitem nicht so gut wie Teil 1, hauptsächlich weil es viele Logik Löcher gab, aber alles in allem trotzdem interessant.
        Was für Logiklöcher?
      • Von Garfield1980 Spiele-Kenner/in
        Zitat von aragon2000
        Der wichtigste Trick für gute Videospiele Verfilmungen ist einfach. Man muß es hinbekommen Uwe Boll vom Regie Stuhl fernzuhalten ;)

        Der zweite Trick ist zu wissen das es für Videospiele grundsätzlich akzeptiert wird wenn man etwas repetive Dinge über einen längeren Zeitraum tut, aber für Filme jede Sekunde "Langeweile" sofort in der Bewertung abgestraft wird.

        The Last of US war sicher eine dankbare Vorlage weil das Spiel schon eine sehr gute Story hatte.

        Spannend wird es nur werden wenn sie The Last of Us Part 2 verfilmen wollen der ja für einen großen Shitstorm im Netz gesorgt hat. Die Userwertungen auf Metacritic sind immer noch im Keller.

        Ich wollte das Spiel auch gleich am Anfang aufgeben an der bekannten Stelle weil ich angepisst war, habs dann aber doch weitergespielt.

        Am Ende fand ich es dann auch ziemlich gut, bei weitem nicht so gut wie Teil 1, hauptsächlich weil es viele Logik Löcher gab, aber alles in allem trotzdem interessant.
        Was für Logiklöcher?
      • Von aragon2000 Anfänger/in
        Der wichtigste Trick für gute Videospiele Verfilmungen ist einfach. Man muß es hinbekommen Uwe Boll vom Regie Stuhl fernzuhalten ;)

        Der zweite Trick ist zu wissen das es für Videospiele grundsätzlich akzeptiert wird wenn man etwas repetive Dinge über einen längeren Zeitraum tut, aber für Filme jede Sekunde "Langeweile" sofort in der Bewertung abgestraft wird.

        The Last of US war sicher eine dankbare Vorlage weil das Spiel schon eine sehr gute Story hatte.

        Spannend wird es nur werden wenn sie The Last of Us Part 2 verfilmen wollen der ja für einen großen Shitstorm im Netz gesorgt hat. Die Userwertungen auf Metacritic sind immer noch im Keller.

        Ich wollte das Spiel auch gleich am Anfang aufgeben an der bekannten Stelle weil ich angepisst war, habs dann aber doch weitergespielt.

        Am Ende fand ich es dann auch ziemlich gut, bei weitem nicht so gut wie Teil 1, hauptsächlich weil es viele Logik Löcher gab, aber alles in allem trotzdem interessant.
      • Von Gelöschtes Mitglied 3268579
        Warum wurden Videospielverfilmungen überhaupt erfunden. WER überhaupt hat Videospielverfilmungen erfunden? In letzter Zeit ist es extrem und ich fürchte, es lenkt Entwicklerstudios bloß ab. "Ist das jetzt ein Spiel oder eine Filmvorlage?"
      • Von McTrevor Hobby-Spieler/in
        Habe weiterhin keinen Schimmer was LoL ist, aber Arcane war das beste, was ich in 2022 gesehen habe.
      • Von Garfield1980 Spiele-Kenner/in
        Zitat von Haehnchen81
        Warum sind videospielverfilmungen plötzlich gut? Welche ist denn gut? Last of us scheint gut sein, nicht geguckt, weil ich das Spiel noch spielen will sobald es auf PC kommt. Dann gucke ich die Serie...

        Wenn ich sonst an Spieleverfilmungen denke, sind die alle bestenfalls "nicht ganz so übel" in der Regel aber einfach schlecht bis totaler Scheiß.

        und ich hab echt viele gesehen...die hier genannten Uncharted, Sonic und so weiter mögen ja Erfolg gehabt haben, wieso macht sie das gut? Das sind völlig öde oder gar nervige Filme. Und auch die Kritiken sind im allgemeinen jetzt nicht äußerst positiv... eher so "joa ok, gibt schlimmeres" ums mal zusammenzufassen. Oder netter ausgedrückt, sie wurden durchschnittlich bewertet... Erfolg zeugt leider noch lange nicht von Qualität. Soviel sollte doch wirklich klar sein...

        Nein Qualitativ kann ich stand jetzt KEINE einzige wirklich gute Videospielverfilmung nennen... wirklich keine... (und bevor einer Witcher schreit, Witcher ist erstens nicht wirklich gut, und zweitens basiert das ganze auf nem Buch, nicht Spiel)

        Umgekehrt sieht es da jedoch ganz anders aus... Filme die es in die Videospiellandschaft geschafft haben und wirklich richtig abgeliefert haben gibt es echt viele... und wirklich wirklich gute dabei. Klar gibts da auch überwiegend Lizenzmüll. Aber die meisten Spiele die auf Filmen basieren die ich gespielt habe waren wirklich sehr stark... den Müll konnte ich leicht umschiffen.

        Glaube mein erstes Spiel das auf nem Film, bzw Filmfigur basierte war Indiana Jones and the fate of Atlantis. Und bis Heute frage ich mich warum das Ding nicht als Film kam. Vermutlich sogar die beste Indy Geschichte ÜBERHAUPT. Dann kam Star Wars... genauer gesagt Star Wars Rebels und ab da gabs kaum ein halten mehr. Die Liste an starken Star Wars Spielen ist sehr lang. Und das sind nur zwei Franchises... Ghostbusters das videospiel war toll, hab auch The amazing Spider-man gespielt das die figuren aus dem Andrew Garfield Film aufgriff, großartig. Ach gott ich darf nicht weiter aufzählen, das wird endlos.

        Aber Videospiele die einen wirklich guten Film oder gar Serie hervorbrachten? Fehlanzeige... und "ok" ist nicht "gut"

        Und ja ich weiß die Wahrnehmung mag subjektiv sein, für den einzelnen... aber wenn die große Masse einen Film nur durchschnittlich bewertet, ist es schwer zu sagen "der ist aber gut", und die hier genannten Beispiele waren alle bestenfalls "durchschnitt" was das gesamtbild der Bewertungen so angeht. Wobei auch hier... der Film Maverick relativiert die Bewertungen ja auch ganz schön... wie der Film 97% aller Kritiker voll überzeugen konnte und der bestwerteste Film des letzten Jahres ist, ist wirklich ungewöhnlich... ich meine, ich hatte meinen spaß mit dem Film... aber bester Film des Jahres? Nicht mal im Ansatz.
        Arcane, Castlevania, Dragon Age, Cyberpunk sind aktuelle und gute-sehr gute Videospielverfilmungen, wenn auch ich im Animationsbereich.
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