WWE 2K24 in der Hands-on-Vorschau: Große Bühnen und Parkplatz-Prügler

Wrestling im TV befindet sich derzeit in einem goldenen Zeitalter und vollzieht gleichzeitig eine Art Zäsur. Während die WWE mit einer groß angelegten globalen Streaming- und Eventstrategie gigantische Schritte vollzieht, die Firma zu modernisieren, erlebt sie gleichzeitig eine Abrechnung für die Taten von Firmen-Imperator Vince McMahon, die derzeit öffentlich aufgearbeitet werden. Neben der größten Wrestling-Promotion der Welt gibt es mit AEW und TNA/Impact außerdem mittlerweile zwei gesunde Konkurrenten mit wöchentlichen TV-Shows, die international zu sehen sind.

Mit Filmen wie der hochgelobten A24-Produktion The Iron Claw und Doku-Dramen wie Dark Side of the Ring oder Wrestlers auf Netflix erfreuen sich auch Geschichten um die Persönlichkeiten inner- und außerhalb des Rings großer Beliebtheit, und das nicht nur bei Wrestling-Ultras. Die Nachfrage nach Wrestling ist groß und auf das Angebot kann immer leichter und von überall auf der Welt zugegriffen werden.

Der Royal Rumble, neben WrestleMania wahrscheinlich das bekannteste jährliche Event der WWE, fand erst letztes Wochenende statt und verzeichnete einen neuen Zuschauerrekord - und das, obwohl es diesmal keinen Auftritt von Legenden wie dem Undertaker oder The Rock gab. Im April steht wie jedes Jahr nun WrestleMania selbst an, wo traditionell alle laufenden Storylines kulminieren und ihren spektakulären Abschluss finden.

40 Jahre WrestleMania

Die Großveranstaltung existiert seit nunmehr 40 Jahren, weshalb ihr im neuen WWE-Videospiel WWE 2K24 (jetzt kaufen 52,55 € / 53,99 € ) der Showcase-Modus gewidmet wird. In dem spielen wir einzelne berühmte Matches aus der Historie nach, die im Rahmen der tatsächlichen Aufnahmen aus der Zeit präsentiert werden. Dabei kommt die sogenannte Slingshot-Technologie zum Einsatz, bei der innerhalb der Engine erstellte Cutscenes nahtlos in die Archivaufnahmen übergehen.

Wir waren bei 2K Games in München, um den aktuellen Build von WWE 2K24 anzuspielen. Dabei haben wir einige der zur Schau gestellten Begegnungen sowie die Matchtypen Ambulance und Backstage Brawl ausprobiert, in denen mit Waffen und anderen Gegenständen gekämpft wird.

Im Showcase-Modus konnten wir bisher drei Matches spielen, Rick Rude vs Ultimate Warrior von Wrestlemania 5 sowie Rhea Ripley vs. Charlotte Flair und Roman Reigns vs. Cody Rhodes von Wrestlemania 39 aus dem vergangenen Jahr. Das Spielprinzip ist das gleiche wie immer: Wir müssen bestimmte Stellen im Match rekreieren, um alle Ziele zu erreichen und zum Schluss das Match gewinnen. Dadurch werden neue Charaktere und Outfits für sämtliche Modi freigeschaltet.

Quelle: 2K Games Durch den Modus führt Ringsprecher Corey Graves, der die Matches vor der Kamera historisch einordnet und über die gezeigten Originalaufnahmen spricht.

So drunter und drüber es in der Welt des Wrestlings gerade im echten Leben geht, so altbekannt verhält sich hingegen die Videospielvariante. Seitens 2K wird zwar betont, dass an der Slingshot-Technologie gefeilt wurde, andere Änderungen gibt es allerdings nicht - zumindest sind uns keine aufgefallen. Der Modus bleibt eine nette, nostalgisch verklärte Reise durch die Zeit, den die meisten wohl mit der singulären Motivation spielen werden, Krempel freizuschalten und sich entspannt mit etwaigen Steuerungs-Neuerungen vertraut zu machen. Daran ist auch gar nichts verkehrt und die Präsentation mit den echten Aufnahmen, Arenen und Outfits ist ein Schmankerl für historisch begeisterte Wrestling-Fans, die anderen anspielbaren Matchtypen sind jedoch deutlich spannender.

Wrestling, bis der Arzt kommt

So konnten wir Backstage-Brawl-Matches austragen, die nun mit bis zu vier Figuren gleichzeitig gestartet werden können. Hinter den Kulissen der Arena prügeln wir uns hier mit herumliegenden Baseballschlägern, schmeißen uns von Rampen und gegen herumstehende Objekte. Prinzipiell einer der unterhaltsamsten Modi in Wrestling-Spielen, hat sich hier aber im Vergleich zum letzten Jahr leider ebenfalls kaum etwas getan. Die Umgebung ist das gleiche Backstage-Areal und die Interaktionsmöglichkeiten sind überschaubar. Angeblich soll es jetzt möglich sein, mit Dosen aus den herumstehenden Getränkeautomaten aufeinander zu werfen, was wir unserer kurzen Zeit mit dem Spiel allerdings nicht erleben durften. Trotzdem macht der Match-Typ natürlich weiterhin Spaß und die Möglichkeit, sich mit vier Leuten gleichzeitig auf die Schnauze zu geben, sorgt zusätzlich für herrliches Chaos. Einzig die Siegbedingung, Gegner K.O. schlagen zu müssen, statt zu pinnen oder zur Aufgabe zu zwingen, hemmt die Freude ein bisschen. So endet das Match nämlich häufig unerwartet nach einer Attacke, weil der Gegner einfach schon zu stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Vor allem, wenn man gerade vorhatte, dem Widersacher auf besonders gemeine Art ein bisschen Schaden zu verursachen, führt ein abruptes Ende durch K.O. zur Enttäuschung. Ein klassischer 10-Count oder Pin wären hier deutlich besser gewesen. Alternativ würde es auch schon ausreichen, wenn wir ein K.O. nur durch bestimmte, schwierigere Umgebungsattacken auslösen könnten, statt "aus Versehen" mitten in einem Gefecht.

So ist es zum Beispiel bei dem zweiten von uns angespielten Match-Typ: dem Ambulance Match. Auch hier können wir Waffen zur Hand nehmen, um unser Gegenüber kaputtzuhauen. Danach müssen wir sie oder ihn in einen bereitstehenden Krankenwagen schmeißen und die Tür verschließen, um zu gewinnen.

Quelle: 2K Games Das geschieht in einem Minispiel, bei dem wir so schnell wie möglich auf den angezeigten Knopf hämmern müssen. Hämmern wir schneller als der Gegner, drücken wir ihn weiter in den Krankenwagen. Haben wir das Spiel zweimal für uns entschieden, haben wir das Match gewonnen.

Der Krankenwagen hat sonst keine große Funktion, wir können allerdings an der Seite hochklettern und dann herunterspringen oder unseren Gegner vom Dach schmeißen.

Es stockt bei WWE 2K24

Sowohl beim Backstage Brawl als auch beim Ambulance Match gab es in dem getesteten Build nervige Probleme beim Aufheben von Objekten. So lag in der Backstage Area direkt in der Mitte des Frames eine Schaufel, die wir partout nicht aufheben konnten, egal, in welchem Winkel wir zu dem Teil standen. Auch ein "Frisch gewischt"-Schild lud uns mit seiner grellen gelben Farbe praktisch dazu ein, es aufzunehmen und gegen den Kopf unserer Feinde zu schmettern, aber wir konnten auch hier nicht mit dem Gegenstand interagieren.

Bei Ambulance-Match erwies sich dann eher das namensgebende Fahrzeug als Problem. In der Nähe des Wagens war es nämlich so gut wie unmöglich, die im Außenbereich liegenden Waffen aufzuheben, weil unsere Spielfigur mit der Aufhebetaste L1 automatisch die Türen des Krankenwagens auf- und zumacht, statt sich um das zu kümmern, was direkt vor ihrer Nase auf dem Boden herumliegt. Diese mangelnde Präzision sollte im fertigen Spiel definitiv noch nachgebessert werden, sonst kommt Frust auf.

Auch sonst wirkte der anspielbare Build stellenweise noch nicht ganz optimiert, insbesondere bei der Framerate hakte es stellenweise noch gewaltig. Vor allem bei den aufwendigen Sequenzen im Showcase-Modus geriet das Bild oftmals ins Stocken. Bis zum Release sollte das definitiv behoben werden.

Kleinere Anpassungen wie zum Beispiel ein Minispiel, bei dem wir uns im Ring mit Fäusten und Brustklatschern einen Schlagabtausch liefern können, sind nice-to-have und erhöhen die Nähe zur TV-Vorlage und auch bei den Originalkostümen scheinen 2K bzw. Visual Concepts aus den Vollen schöpfen zu können.

Quelle: 2K Games Die Präsentation und das grundlegende Gameplay sind also weiterhin solide, Innovationen durften wir bisher aber leider keine bestaunen. Die neuen bzw. zurückkehrenden Matchtypen, zu denen auch ein Casket-Match gehört, das wir bisher aber nicht ausprobieren konnten, sind an sich fein und erhöhen die Abwechslung, überzeugen uns aber noch nicht wirklich hinsichtlich ihrer einzigartigen Gameplay-Möglichkeiten.

Leute mit einem Baseballschläger zu vermöbeln, macht freilich Spaß, in zahlreichen älteren Wrestlingspielen konnten wir im Backstage-Bereich aber schon deutlich abenteuerlichere Dinge erleben.

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Wir sind gespannt, welche Änderungen uns im GM-Modus und Universe-Modus noch erwarten, wie die weiteren Matchtypen aussehen und welche Veränderungen es in der Creation Suite geben wird. Außerdem wird es wie jedes Jahr natürlich auch wieder einen Karrieremodus geben, der mit Mann oder Frau gespielt werden kann und hoffentlich ein paar interessante Storys und Entscheidungen bereithält. Das bisher Gezeigte wirkt unterm Strich noch zu routiniert. Vor allem mit dem gigantischen Hype und den zahlreichen unterschiedlichen Geschichten, die derzeit in der Realität ablaufen, wäre es schön, ein Videospiel zu haben, das diesen Moment des Sports auch gebührend einfängt und mit radikalen Ideen überrascht. Transparenzhinweis: Der Publisher stellte uns eine Vorschau-Version für begrenzte Zeit zur Verfügung. Gespielt wurde die PC-Version.