Review: Wanted

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Test Steve Buchta - Gesperrte Benutzer
Auch die Starbesetzung kann sich sehen lassen.
Quelle: Universal

Der Name ist Programm: Die Comicverfilmung Wanted bietet wirklich alles, was Action-Fans wollen.

Neben der - man möchte fast sagen perfekten - Inszenierung, ist es das erstklassige Schauspielensemble, dass sich von den Standardproduktionen der Diesels und Stathams - allesamt coole aber austauschbare Typen - abhebt. James McAvoy, der nette Kerl von nebenan mit dem ebenso sympathischen wie zerbrechlichen Jünglingsgesicht, ist eine clevere Wahl für die Rolle des Verlierers Wesley. Anfangs gelingt ihm die Verkörperung des schwachen Büro-Niemands, der ein belangloses eintöniges Nichts von einem Leben führt, bevor er dann stufenweise den Schalter umlegt und nach glaubhaft dargestellter Angst und aufzehrender Überwindung mit süffisantem Lachen in den Bad-Ass-Modus übergeht. Nach Auftritten als Fabelwesen mit Ziegengesicht (Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia), fiktive historische Figur (Der letzte König von Schottland) und anspruchsvolle Romangestalt (Abbitte) fügt McAvoy seinem Repertoire eine neue Facette hinzu.

Natürlich ist es vor allem für das männliche Publikum eine Augenweide, wenn Angelina Jolie unbekleidet dem heilenden Bade entsteigt - obgleich die frisch gebackene Mutter, hier vor ihrer Zwillings-Schwangerschaft, mitunter deutlich zu abgemagert erscheint. Doch ihre Darbietung reicht erfreulicherweise über körperliches Dasein als schmückendes Beiwerk hinaus, was Jolie angenehm von anderen weiblichen Hollywood-Stars unserer Tage abhebt. Aus der eigentlich oberflächlichen Charakterisierung ihrer Figur holt die 33-jährige Schauspielerin das Maximum heraus und bereichert den Film sowohl um Coolness und Härte, als auch um Hintergründigkeit und Ironie. Die Spielfreude an diesem knallharten Action-Fest ist ihr immer wieder deutlich anzumerken.

Über Morgan Freeman braucht man kaum Worte verlieren. Einmal mehr wertet er Szenen und Figur allein durch sein präzises Spiel, seinen Gestus, schlicht seine Präsenz auf. Dank einer gut aufgestellten zweiten Reihe mit David O'Hara (Doomsday), Terence Stamp (Get Smart) und Thomas Kretschmann (King Kong) wird auch den Nebenrollen trotz engem Raum für ausführliche Hintergründe noch ausreichend Charakter verliehen.

All das macht Wanted zu mehr als nur der nächsten Adaption eines x-beliebigen Comicheftchens. Endlich dürfen Action-Freunde wieder guten Gewissens einen erstklassigen Genre-Vertreter genießen, bei denen nicht das übliche Klischee vom "Hirn ausschalten vor dem Kinobesuch" bemüht werden muss. Es liegt in der Natur dieser Filmgattung, dass man auch hier nicht ganz ohne Logikdefizite auskommt, das Rad insbesondere bei Plot-Twists nicht vollkommen neu erfunden hat und letztlich kein übertrieben tiefgründiger Beitrag zu aktuellen Diskursen der Philosophie und Gesellschaftskritik entstanden ist.
Aber Wanted macht auf einer riesigen Leinwand einfach riesigen Spaß, wirkt dabei herrlich frisch, beeindruckt immer wieder und erlaubt dennoch, die eine oder andere Szene etwas länger zu überdenken.
Oder auf einen recht simplen Nenner gebracht: Wanted hat das Zeug zum neuen Matrix.

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9 /10
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