Die beste Stadt für GTA-Fans? Ganz sicher nicht Los Santos

Das alles führte dazu, dass vor Ort viele Leute sehr früh Zugang zu Heimcomputern hatten - vor allem zu einer Zeit, in der durch eine fehlende Benutzeroberfläche à la Windows im Prinzip jeder Schritt in Computer-Code ausgedrückt werden mussten.

Game Design studieren in den 90er

Diese ganzen eher zufälligen Ereignisse resultierten darin, dass viele junge Menschen vor Ort in den 90ern sehr computeraffin waren und den Wunsch entwickelten, selbst etwas mit Programmieren zu machen - wie etwa Videospiele zu entwickeln. Der daraus resultierende gesellschaftliche Druck führte zur Einrichtung eines Studiengangs für Computerspieleentwicklung - der erste überhaupt.

Als weltweite erste akademische Einrichtung der höheren Bildung bot die schottische Abertay University seit 1997 Abschlüsse in Gaming an. Heute ist die Uni laut internationalen Universitätsranglisten einer der besten Orte, um alles über Videospielspiele zu lernen, was man braucht. Gleichzeitig ist Abertay und so auch Dundee mit den großen Playern der Industrie wie EA, Codemasters, Rare, Disney Interactive und Microsoft vernetzt.

Aus diesem Cluster an jungen Entwickler-Pionieren ist nicht nur das spätere Rockstar North entstanden, sondern etliche weitere Studios, die zumeist für kleinere Projekte und Indiespiele verantwortlich zeichnen. Neben GTA, dem am zweithäufigsten verkauften Spiel jemals, hat Dundee aber auch Verbindungen zum meistverkauften Spiel aller Zeiten.

Minecraft schafft es auf Konsolen

4J Studios entstand bereits Mitte der 2000er-Jahre und landete 2012 schließlich den großen Coup, Minecraft auf Konsolen zu portieren zu dürfen. Im Gespräch erzählte mir Chris van der Kuyl, Mitgründer von 4J Studios, dass sie alleine mit dem Switch-Port weiterhin grüne und stabile Zahlen schreiben. Das Studio fungiert so inzwischen auch selbst als Publisher und investiert in andere Entwickler in Dundee.

Quelle: Mojang Das Geld, das durch diesen Geniestreich weiterhin in das Unternehmen fließt, verteilt das Studio so quasi gleichmäßig auf andere Studios am Standort. Wirtschaftlich eine wahre Bereicherung und auch den Zusammenhalt stärkt dieses Vorgehen in einer verhältnismäßig übersichtlichen Großstadt enorm.

Videospiele als Teil der Kultur

Vielleicht auch ein Grund, warum Videospiele dort nicht als verpönt, Jugendsünde oder Zeitverschwendung gelten. Während meines Besuchs hat mich niemand gefragt, ob ich auch Killerspiele spiele, oder ob man damit wirklich Geld verdienen kann. Stattdessen erzählten mir Leute, dass ihre Eltern auch aus der Branche kommen, und sprachen über Videospiele, wie eine ganz normale Sache, die im täglichen Leben aller eine Bedeutung einnimmt.

Diesen Kulturschock noch in den Knochen, bin ich während meines Trips im V&A Designmuseum gewesen, das sich direkt mit Dundees Vergangenheit mit darstellenden Künsten auseinandersetzt. Ein großer Teil dreht sich um Mode und ganz spezifisch Tartan als Muster. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Juteherstellung in der Stadt, die lange Zeit das Geld in die Kassen gespült hat.