Dragon's Dogma 2: Mir fehlt die Bindung zu meinem Charakter

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Kolumne Michael Grünwald - Redakteur
Dragon's Dogma 2: Mir fehlt die Bindung zu meinem Charakter
Quelle: Capcom

Mit Dragon's Dogma 2 feiert ein absoluter Rollenspiel-Hit seinen Release. Eine Sache stört Redakteur Michael Grünwald aber und die betrifft nicht nur das RPG-Genre.

Wer mich kennt, der weiß: Rollenspiele waren lange Zeit einfach nicht mein Ding. Sogar um Baldur's Gate 3 habe ich einen großen Bogen gemacht und auch Horizon: Forbidden West, das nicht einmal ein reines RPG ist, musste ich ab einem bestimmten Zeitpunkt abbrechen. Kommt dazu noch ein asiatisch angehauchtes Setting, kann man mich damit aufgrund der überzeichneten Charaktere und des Audiodesigns jagen. Aber dennoch hat mich irgendwann im letzten Jahr die Neugier gepackt. Wo liegt die Faszination dieses Genres und warum lassen sich so viele Leute davon begeistern?

Deshalb habe ich mir vorgenommen, den Rollenspielen dieser Welt doch noch einmal eine Chance zu geben. Und mit welchem fängt man da am besten an? Richtig, Disco Elysium! Danach war Pentiment an der Reihe und mit beiden hatte ich eine Menge Spaß - also auf zu neuen Ufern. Nun kommt Dragon's Dogma 2 (jetzt kaufen58,49 € ) ins Spiel. Vom ersten Trailer an sah das Action-RPG von Capcom extrem interessant aus. Gegen Drachen zu kämpfen, erinnert mich schließlich an Dinosaurier und Dinos gibt's in der Gaming-Welt eh nicht häufig genug. Lange Rede, kurzer Sinn: Dragon's Dogma 2 begeistert mich von der ersten Sekunde an, aber eine Sache nervt mich ziemlich stark. Warum kann meine Figur nicht sprechen?

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Dragon's Dogma 2: Deine Stimme zählt!

Ein Action-Feuerwerk

Bevor ich der Frage genauer auf den Grund gehe, möchte ich aber direkt klarstellen, dass ich trotz der folgenden Kritik jedem Rollenspiel-Fan Dragon's Dogma 2 absolut empfehlen kann. In meinen bisherigen 20 Spielstunden blieb Frust komplett aus, obwohl mein Skill zwischenzeitlich immer wieder an seine Grenzen kommt.

Was mich besonders fasziniert, sind vor allem die lebendige Spielwelt, schicke Gegenden und brachiale Kämpfe. Als Magier habe ich mir wohl die schwerste Anfangsklasse herausgepickt, aber mit ein wenig Übung klappen auch die Angriffe aus sicherer Entfernung ganz gut.

Der Trainingsaufwand wird mit einem sagenhaften Elementfeuerwerk belohnt. Wenn ich mit meinen Vasallen einen Oger oder einen Greif attackiere, dann sehen die Effekte der Angriffe absolut gewaltig aus.

Blitze zucken über den Bildschirm und meine lodernden Flammenzauber fügen den Widersachern ordentlich Schaden hinzu. Es ist ein äußerst befriedigendes Gefühl, sobald ich mit meinen NPC-Kumpanen die riesigen Biester und alle Gegnerhorden besiegt habe. An ein Soulslike wage ich mich trotz meiner kleinen Erfolge dennoch nicht, aber ich verstehe mittlerweile die aufkommenden Glücksgefühle, die so ein getötetes Monstrum auslöst, ein wenig mehr.

Ein magischer Bogenschütze visiert einen Steingolem an. Quelle: PC Games Wenn ich den Kollegen beim Spielen zuschaue, merke ich außerdem, dass auch die anderen Klassen ihre Vorzüge besitzen. Auf einen dicken Klopper zu klettern und ihn im Nahkampf zu Boden zu ringen, sieht beispielsweise ebenfalls super aus.

Der große Haken

Jetzt wird's aber Zeit, zurück zu meinem eigentlichen Punkt zu kommen. Nicht nur in Dragon's Dogma 2 stört mich die Tatsache, dass meine Figur nicht spricht, sondern auch in etlichen anderen RPGs und ganz allgemein in Videospielen.

Ich liebe Story-basierte Abenteuer wie Red Dead Redemption, Uncharted und auch bestimmte Teile der Assassin's-Creed-Reihe. Die Entwicklung meines Charakters mitzuverfolgen, ist das, was für mich sehr gute von guten Spielen unterscheidet.

Ein magischer Bogenschütze visiert einen Schwarm Harpyien an. Quelle: PC Games Dazu gehört eben auch, dass sich meine Figur in Dialogen unterhält, seine Gedanken preisgibt und vor allem Fragen beantwortet. Nur so kann ich mich in meinen Helden hineinversetzen und Entscheidungen als gut, schlecht oder neutral beurteilen.

Wenn Plaudereien ablaufen wie in Dragon's Dogma 2, fehlt mir dabei das gewisse Etwas. Sobald ein NPC mit mir spricht, ich nur in Textform antworten kann - manchmal auch überhaupt nicht - und mein Gesprächspartner wiederum auf meine Antwort, die ich gar nicht wirklich gegeben habe, eingeht, dann kommt das sehr seltsam rüber. Ja, es reißt mich hin und wieder sogar aus der Immersion.

    • Kommentare (13)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von OldMCJimBob Spiele-Enthusiast/in
        "Mir fehlt die Bindung zu meinem Charakter" - in Spielen, die keinen definierten Charakter haben, bin doch auch "ich selbst" der Charakter, was für eine Bindung brauche ich da?

        Für mich sind das einfach zwei verschiedene Herangehensweisen: Die einen Spiele setzen uns einen ausgearbeiteten Charakter vor. Das kann cool sein, wenn es wie beim Witcher, Cyberpunk oder RDR2 gut gemacht ist. Kann aber auch das Gegenteil sein, mir fallen da ebenfalls als erstes Horizons Aloy und Forspokens Frey ein.
        "Stimmenlose" Spiele, bei denen ich mir ja immer einen eigenen Char erstelle, würden für mich diesen Aspekt - also zu spielen, wen ich will - ein Stück weit verlieren, würden sie auf einmal doch vertont werden. Sind die besten Spiele nicht solche, die die Fantasie anregen und die dem Spieler ein Stück weit Raum für eine eigene Geschichte drum herum lassen? In diesem Sinne lässt das Weglassen der Stimme Platz, um sich sich selbst in der Rolle des Protagonisten vorzustellen, während eine Vertonung mich mehr zum Zuschauer (in diesem Fall: Zuhörer ;) )macht. Das will ich aber nicht immer.

        Insofern finde ich, beide Arten (mit und ohne Vertonung der Spielfigur) haben ihre Berechtigung und fänd es schade, wenn es nur noch Spiele wie im Kommentar praktisch gefordert gäbe.
      • Von OldMCJimBob Spiele-Enthusiast/in
        "Mir fehlt die Bindung zu meinem Charakter" - in Spielen, die keinen definierten Charakter haben, bin doch auch "ich selbst" der Charakter, was für eine Bindung brauche ich da?

        Für mich sind das einfach zwei verschiedene Herangehensweisen: Die einen Spiele setzen uns einen ausgearbeiteten Charakter vor. Das kann cool sein, wenn es wie beim Witcher, Cyberpunk oder RDR2 gut gemacht ist. Kann aber auch das Gegenteil sein, mir fallen da ebenfalls als erstes Horizons Aloy und Forspokens Frey ein.
        "Stimmenlose" Spiele, bei denen ich mir ja immer einen eigenen Char erstelle, würden für mich diesen Aspekt - also zu spielen, wen ich will - ein Stück weit verlieren, würden sie auf einmal doch vertont werden. Sind die besten Spiele nicht solche, die die Fantasie anregen und die dem Spieler ein Stück weit Raum für eine eigene Geschichte drum herum lassen? In diesem Sinne lässt das Weglassen der Stimme Platz, um sich sich selbst in der Rolle des Protagonisten vorzustellen, während eine Vertonung mich mehr zum Zuschauer (in diesem Fall: Zuhörer ;) )macht. Das will ich aber nicht immer.

        Insofern finde ich, beide Arten (mit und ohne Vertonung der Spielfigur) haben ihre Berechtigung und fänd es schade, wenn es nur noch Spiele wie im Kommentar praktisch gefordert gäbe.
      • Von Nevrion Spiele-Enthusiast/in
        Zitat

        Eines der aktuellsten Beispiele ist dabei das MMO Skull and Bones. Ja, das Ding ging durch die Entwicklungshölle und es war abzusehen, dass am Ende eine Enttäuschung entsteht. Dennoch wollte ich mich selbst davon überzeugen, ob ich nicht vielleicht doch eine Prise Spaß empfinde.
        Das ist ungefähr so als ob man vor einen Haufen Scheiße steht, die Hand rein steckt und dann fest stellt, dass es wirklich Scheiße ist. Natürlich soll man sich schon mal selbst ein Bild von einem Spiel machen, aber es gibt doch nun wirklich genug Material zu Skull & Bones (oder Dragon's Dogma 2) als das man weiß, worauf man sich einlässt.

        Bei mir sind sprechende Charaktere oder stumme nicht wirklich ein Problem. Klar, ich habe die weibliche Synchro von V aus Cyberpunk 2077 genossen und der männliche Commander Shepard aus Mass Effect 2 und 3 hat so eine prägnante Stimme, dass man sie überall anders wieder erkennt, aber wirklich stören tun mich stumme Helden nur, wenn sie ähnlich wie in Monster Hunter behandelt werden und man ihnen die Worte aus dem Mund nimmt.
      • Von syntecs NPC
        Ja, man sollte sich immer vorher informieren und habe mich von dem Hype der Magazine blenden lassen... Ich hätte das Spiel gerne auf meiner PS5 gespielt habe aber den Artikel, "30fps oder knapp darüber" übersehen. Leider habe ich auch nicht die Zeit mir ständig alle Aritkel zu neuen Spielen anzuschauen... Ich bin noch im Startgebiet nach dem ersten Dorf/Festung, in einem kleinen Waldstück mit so fliegenden Dingern die einen hochheben. Es zuckelt und ruckelt einfach unglaublich/unspielbar und dabei bin ich weit davon entfernt eine Stadt zu betreten oder gegen ein größeres Monster zu kämpfen. Grafikeinstellungen auf der PS5? Nicht mal das nervige Bloom kann ich deaktivieren. Ich habe als Ersatz nun Witcher 3 installiert. Gut, der gute alte Gerald läuft als hätte er einen Stock im A... aber ansonsten sieht es wunderschön aus (Regen, Blitze, die rotfärbung wenn die Sonne untergeht, ...) und das ohne ein ruckeln.
      • Von coolbit Spiele-Novize/Novizin
        "Außerdem sind die Tests zu dem Game massiv zu kritisieren - die weichen sowas von diametral von der Realität ab. Alleine das die meisten Tests geschrieben haben die Vasallen seien "intelligent" - exakt das Gegenteil ist der Fall, die sind strunzdumm."
        Ich finde das Spiel bislang sehr unterhaltsam, aber ich muss zustimmen, die Vasallen sind mitunter nicht die Hellsten, so oft die schon eine Klippe runtergesprungen oder an irgendeiner Ecke hängengeblieben sind. Desweiteren steht das Inventar in Sachen Bedienung Bethesda in nichts nach, neben der merkwürdigen Handhabung des Speichersystems bislang meine größten Kritikpunkte.
      • Von COReduct Spiele-Novize/Novizin
        Ich hab leider hinreißen lassen und das Game (vor-)bestellt. Und ich muss sagen es ist wirklich mehr als eine Enttäuschung. Die vielkritisierten Mikrotransaktionen sind dabei noch das kleinste Problem.
        Das Game strotzt nur so vor Bugs...Ich muss schon zig mal neu starten, weil Missionen nicht gestartet haben oder der Speicherstand nicht gepasst hat...
        Außerdem spielt sich das ganze wie ein Game von vor 15 Jahren - man hat das Gefühl man spielte Skyrim und es hat seit damals keinerlei Weiterentwicklungen gegeben.

        Außerdem sind die Tests zu dem Game massiv zu kritisieren - die weichen sowas von diametral von der Realität ab. Alleine das die meisten Tests geschrieben haben die Vasallen seien "intelligent" - exakt das Gegenteil ist der Fall, die sind strunzdumm. Am geilsten finde ich, wenn man in der Wildnis unterwegs ist und plötzlich läuft dort ein NPC im Kreis (!) den man rekrutieren kann...Was für ein BS...echt jetzt 😂
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