Kritik zu Everything Everywhere All At Once: Die Mutter aller Filme
In Everything Everywhere All At Once (Kinostart: 28. April), dem zweiten gemeinsamen Spielfilm der Macher von Swiss Army Man, prügelt sich Hauptdarstellerin Michelle Yeoh im Affenzahn durch sämtliche Filmgenres. Wir verraten, warum ihr euch den Sci-Fi-Wahnsinn mit Anleihen bei The Matrix, Kill Bill und In the Mood For Love auf keinen Fall entgehen lassen solltet.
Paralleluniversen sind im Genrekino der letzte Schrei. In Science-Fiction-Shows und Comics seit jeher ein beliebtes Mittel, um "Was wäre wenn"-Stories zu erzählen, findet das Konzept derzeit auch im Kino großen Anklang. Das dürfte hauptsächlich an Superheldenfilmen wie Spider-Man: A New Universe und Avengers: Endgame liegen. Mit dem neuen Doctor-Strange-Film und The Flash erwarten uns später im Jahr weitere Blockbuster, die ihre Figuren auf eine Reise ins sogenannte Multiversum schicken. Daniel Scheinert und Daniel Kwan (zusammen "Daniels" genannt), Autoren und Regisseure hinter Swiss Army Man, sind mit ihrer Umsetzung des Konzeptes in ihrem zweiten Spielfilm Everything Everywhere All At Once also spät dran, um einen Innovationspreis einzuheimsen. Dabei begannen sie die Arbeit am Drehbuch des Genre-Mix aus Action-Abenteuer, Sci-Fi, Komödie und Familiendrama bereits 2016.
Durch äußere Umstände, aber auch das stetige Feilen am Skript, verzögerte sich die Umsetzung, sodass Everything Everywhere... nun mittendrin im Hollywood-Trommelfeuer der Multiversen erscheint.
In diesem Artikel
Darum geht's in Everything Everywhere All At Once
Wo bei Marvel und Co. Brücken zu älteren Filmen des Franchise geschlagen werden, um Publikumslieblinge wie Tobey Maguire als Spider-Man oder Michael Keatons Batman zurückzuholen, nutzen die Daniels das Multiversum als verbindendes Gewebe zwischen den unterschiedlichsten, parallel ablaufenden Filmideen. Egal ob Pixar-Familienabenteuer, Liebesfilm-Klassiker, Sci-Fi-Action oder der eigene Film im Film: Die Handlung passiert - wie im Titel versprochen - in sämtlichen Universen gleichzeitig. Darin eskaliert eine Reihe simpler Konflikte in kürzester Zeit zu einer Welten umspannenden Schlacht um nichts weniger als den Sinn des Lebens.
Der Beginn ist allerdings erst mal recht harmlos: Die Waschsalon-Besitzerin Evelyn Wang (Michelle Yeoh) hat bei ihrer Steuererklärung einen Fehler gemacht. Jetzt steht ihr eine Anhörung bei der US-Steuerbehörde IRS bevor. Außerdem ist ihr streng konservativer Vater Gong Gong (Leinwandlegende James Hong, u.a. Big Trouble in Little China), vor dem sie sich für ihre Lebensentscheidungen schämt, zu Besuch in Amerika. Aus Angst, den Patriarchen noch weiter zu enttäuschen, verleugnet sie, dass sich ihre Tochter Joy (Stephanie Hsu, Marvelous Mrs. Maisel) in einer Liebesbeziehung mit einer Frau befindet, was zu verletzten Gefühlen führt. Den Löwenanteil ihrer Frustration lässt Evelyn direkt an Ehemann Waymond (Ke Huy Quan) aus. Der gutmütige Träumer leidet schon lange unter der ständigen Unzufriedenheit seiner Frau und sieht bald keine andere Lösung mehr, als die Scheidung einzureichen.
Bei der Anhörung wird Waymonds Körper plötzlich von einer anderen Version seiner selbst übernommen. Im Alpha-Verse, dem Universum, aus dem dieser Waymond stammt, ist es möglich, zwischen den Universen zu reisen. Mit dieser Macht versucht die Nihilistin Jobu Tupaki die komplette Vernichtung aller Welten herbeizuführen - und nur Evelyn kann dies verhindern. Hilfe erhält sie bei ihrem Kampf gegen Tupaki in Form von Fähigkeiten, die sie sich aus anderen Universen borgen kann. Indem sie vollkommen absurde, unwahrscheinliche Entscheidungen trifft, kann sie ihr Leben buchstäblich in neue Bahnen lenken, ein Paralleluniversum streifen und den Erfahrungsschatz der dortigen Evelyn anzapfen. Mit vereinten Kräften stellt sie sich den Schergen Tupakis entgegen.
Quelle: Leonine
Alles ist besser als Nichts
Im Zentrum von Everything Everywhere All At Once (jetzt kaufen 8,47 € ) steht die Frage, welchen Sinn unser individuelles Leben noch hat, wenn wir wissen, dass es unendlich viele Universen gibt, in denen unendlich viele Versionen unserer selbst existieren. Während Figuren wie Rick aus Rick and Morty oder eben Jobu Tupaki zu der Erkenntnis kommen, dass das einzelne Leben dadurch bedeutungslos und unsere Existenz eine Farce ist, argumentieren die Daniels dafür, dass in unseren Entscheidungen eine holistische Kraft steckt, die das Schicksal aller Welten beeinflussen kann. Individuen machen im Multiversum von Everything Everywhere den Unterschied - und das gerade mit den kleinsten aller Entscheidungen.
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Ich war jedenfalls auch gestern wieder völlig weggeblasen. Hat sich beim ersten Anschauen am Samstag direkt nach ganz oben auf meine Top-Liste geschossen und gestern auf jeden Fall dort verewigt. Habe jede Emotion einmal durchlebt, Lachen und Weinen haben sich teilweise im Sekundentakt abgewechselt. Kann mich nicht erinnern, dass mir das jemals so passiert ist bei einem Film. Kreativ, absurd, rührend, kitschig, actiongeladen, beängstigend und die Messages passen - für mich - auch so perfekt in unsere heutige Zeit. Jede Generation kann für sich was aus diesem Film mitnehmen und empfindet diesen sicherlich auch ganz unterschiedlich.
Über Kamera, Technik, Ton und die Schauspieler brauchen wir eigentlich gar nicht reden. Wobei doch...
...Jonathan Ke Quan als Waymond. Großartig. Ich hab's tatsächlich erst nach dem Film gerafft, dass er der kleine Sidekick aus Indy 2 und Data aus den Goonies war :X Obwohl das Gesicht und seine Art ja eigentlich unverkennbar sind.
Naja, für mich jedenfalls ein Meisterwerk. Könnte noch mehr drüber schreiben, aber das wird wieder zu ausladend dafür, dass es wahrscheinlich kaum jemand liest :D