Manta, Manta 2 in der Filmkritik: Til Schweigers Totalschaden - wie dämlich darf's sein?

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Test Maci Naeem Cheema - Redakteur
Manta, Manta 2 in der Filmkritik: Til Schweigers Totalschaden - wie dämlich darf's sein?
Quelle: Constantin Film

Meine Güte, wir wissen überhaupt nicht, wo wir anfangen sollen. Manta Manta - zwoter Teil setzt 30 Jahre später einen deutschen Kultklassiker fort. Wir haben ihn vor über einer Woche gesehen und kommen aus dem Kopfschütteln nicht heraus! Ernsthaft, das große deutsche Legacy-Sequel schafft es, wirklich alles falsch zu machen und dabei ein Filmwerk zu präsentieren, das mehr als fragwürdig ist.

Diesmal liegt das große Finale in den Händen von Bertie, darüber hinaus wird der Manta tatsächlich in der erstbesten Situation komplett schwarz gefärbt - wie sinnbildlich für die Einstellung zum Original und die fehlende Kreativität der Fortsetzung. Ernsthaft, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: da behauptet man, man würde "den Film, auf den die Nation 30 Jahre gewartet hat" endlich veröffentlichen, spielt offensichtlich mit der Nostalgie des Kitschkults, nur um dann mit jeder kleinen Erwartung zu brechen. Wie bereits erwähnt: Das ist alles mehr als irrsinnig! Hm, ist Manta Manta 2 vielleicht dann einfach nur unterhaltsamer Trash und Durchschnitt im deutschen Mainstream-Kino? Ähm ... nope.

Ein Verkehrsunfall fürs Auge und Ohr - und genauso lustig

Ich muss es so deutlich sagen: Manta Manta 2 ist eine stinklangweilige Herrenkomödie, die in jedem Filmaspekt, bei jedem einzelnen Charakter und massiv in seiner Struktur versagt. Die Story rutscht von einer hoffnungslosen Intention in die nächste, dabei präsentiert Schweiger ineffizientere Kameraarbeit, als das sonst der Fall ist. Das gilt für Gespräche und die häufig plumpe Situationskomik, aber auch für jedes Überholmanöver oder andere actionlastige Szenen. Unverhältnismäßig häufige Kameraschnitte in einer intimen Gesprächsszene, die auf das klassische Schuss-Gegenschuss-Verfahren setzt, bringen nicht nur unnötige Hektik herein, sie machen es ebenso nahezu unmöglich, der Emotionalität und den Absichten der Beteiligten zu folgen. Ebenso leidet das ohnehin schon magere Schauspiel des Casts darunter.

Das gilt aber wie erwähnt auch für deutlich hektischere Szenen, denen es ebenso an Raum und Wirkung fehlt. Wenn das "30 km/h schnell wirkende Heranpirschen" von Bertie in seinem Manta auf der Rennstrecke gezeigt wird, dann hilft ein Schnittgewitter sowie eine überdurchschnittliche Kameraliebe für Gesichter nicht dabei, das erwünschte Adrenalin auszuschütten oder irgendein Verständnis für Fahrzeugpositionen und den allgemeinen narrativen Racing-Verlauf zu ermöglichen. Auch nicht für grundsätzliche Geschwindigkeit, die eigentlich viel Potenzial bietet für gutes Kino. Das weiß zum Beispiel Joseph Kosinsky, der kürzlich einen von der Idee ähnlichen Film gemacht hat: Top Gun: Maverick.

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Das ist aber längst nicht alles. Ob es Anfängerfehler sind, wie Achsensprünge oder nachvertonte Gesprächsfetzen, die sich offensichtlich mit den restlichen Tonaufnahmen beißen, oder die labbrige Geschichte ohne Charakterentwicklungen und Höhepunkte, boah ... wem solche krassen Patzer noch nicht genug Kraftstoff zum Aufregen geben, der sollte sich in den Kopf rufen, dass hier Millionenbeträge von Fördergeldern reingepumpt wurden. Etwa von der Film- und Medienstiftung NRW, aber auch aus Bayern und vom DFFF (Deutscher Filmförderfonds). Sicherlich weit entfernt vom eigentlichen Zweck.

Wenn man das Herz fallen lässt - und drauftritt

Und, um auch die letzten Fan-Hoffnungen im Keim zu ersticken, sowie Leute zu warnen, die Manta Manta 2 ironisch genießen möchten, um über technische wie charakterliche Fehlschläge zu lachen, folgt eine wichtige Randnotiz meinerseits: Logisch, schlecht gemacht entscheidet nicht zwingend darüber, wie sehenswert ein Filmwerk ausfällt. Von Trash-Klassikern wie "Eis am Stiel" bis zum oftmals dünnen und aktuellen Alltagskino, das mal mehr und mal weniger den Reiz des eigenen Unsinns versteht, unsere Wahrnehmung von Unterhaltung ist nicht verpflichtend an die Qualität geknüpft. Dabei will der "Deutschland-Blockbuster" natürlich Spaß und Freude verbreiten, wie die meisten Mainstream-Filme. Der wichtige Punkt ist hierbei, wie Constantin das bestmöglich umzusetzen versucht.

Beispielsweise damit, dass man über einen Mann lachen soll, der heimlich in eine fremde Garage kackt und sich mit Schleifpapier den Po abwischt - aua. Kurz gehalten: Wenn sich der knapp 60-jährige Klausi auf einer Teenie-Geburtstagsparty verzweifelt mit 18-Jährigen flirtet, nur, um wenig später erbärmlich und bloßgestellt vor der Kloschüssel zu liegen, oder jemand mit Strumpfhose auf dem Kopf einen Döner frisst, dann erinnert das nicht an plumpe, doch unterhaltsame Kult-Comedy im Stile von Eis am Stiel, sondern nur daran, was man sich sonst so für den Preis eines Constantin-Kinoabends hätte leisten können. Etwa richtig viel Eis.

Was man stattdessen im Kino serviert bekommt, ist einzig das Gefühl von heftigem Cringe-Humor, der selbst vor 30 Jahren niemanden gerechtfertigt ins Kino gelockt hätte. Und zwei Minuten später steckt man eh wieder mitten in der Til-Schweiger-Sepia-Gefühlsduselei á la Kokowääh, die sich deplatziert anfühlt im von Bernd Eichinger und Wolfgang Büld gestarteten und bunten 90s-Trip im Manta-Sitz.


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Das i-Tüpfelchen des Constantin-Films haben wir aber ebene erst angeschnitten: die Verarbeitung und Rolle von Publikumsliebling Klausi. Michael Kessler gelang es Anfang der 90er gut, mit dämlichem Witz und aufrechtem Herz mitzureißen. Darüber hinaus würde Teil 1 ohne ihn nicht funktionieren, er trägt schließlich massiv zum Happy End bei - das gilt für seine fiktiven Freunde, aber auch für uns als Publikum. Wofür Klausi hingegen in Teil 2 steht, ist vermutlich der stärkste Verbremser, den sich Til Schweiger leistet. Klausi wird in wirklich jeder Szene zum absoluten Dummkopf degradiert, auf den kontinuierlich draufgetreten wird. Zusätzlich bekommt er auch noch eine der wirrsten und unangenehmsten Liebesgeschichten der letzten Jahre spendiert - ich bin so müde.

Mein Fazit also: Manta Manta 2 ignoriert seinen unterhaltsamen Vorgänger und rast lieber wie ein unzurechnungsfähiger Geisterfahrer in irgendeine Richtung. Es gibt dabei kein Ziel, keinen übergeordneten Plan und auch keine wirklichen Ambitionen, nur genügend Sprit - Steuergelder, yay! Auf dem Weg kommt wirklich jede Figur und auch jedes Element, das den 1991er-Film sehenswert macht, unter die Räder. Ebenso schafft man es bemerkenswert schlecht, zig gesellschaftlich spannende, wichtige und komplexe Themen gehaltlos einzubauen, nur um mit dem Anti-Woke-Stempel winken zu können - erneute Wortwiederholung: irrsinnig. "Der Film auf den die Nation 30 Jahre gewartet hat", pff, überraschenderweise kann ich das sogar abschließend unterschreiben. Ob in Bezug auf Filmförderungen oder den verzweifelten Zustand der deutschen Branche: Wenn Manta Manta 2 endlich Konsequenzen nach sich zieht und Besserung einläutet, dann ist das tatsächlich der Film, auf den ich sehr lange gewartet habe. Schauen sollte man ihn deswegen aber nicht.


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Manta Manta - zwoter Teil von Constantin läuft seit dem 30. März 2023 in den deutschen Kinos und ist ab 12 Jahren freigegeben. Habt ihr den Film geguckt und wenn ja, stimmt ihr unseren Ansichten zu oder habt ihr andere Meinungen zum großen Til-Schweiger-Legacy-Sequel? Schreibt uns in der Kommentarspalte, wir freuen uns darüber.

    • Kommentare (102)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von DeichFreund82 NPC
        Eine sehr gute Analyse des Films, danke. Vor allem finde ich auch die Anzahl der Songs übertrieben. In fast jeder Szene kommt mindestens 1 Lied vor. Ich kam mir teilweise vor mehr Musik zu hören als eben einen Film zu sehen. Das ist aber auch wieder sehr Schweiger-typisch, siehe seine vorherigen Filme, die alle vom Muster her sehr ähnlich sind. Sehr schade.
      • Von DeichFreund82 NPC
        Eine sehr gute Analyse des Films, danke. Vor allem finde ich auch die Anzahl der Songs übertrieben. In fast jeder Szene kommt mindestens 1 Lied vor. Ich kam mir teilweise vor mehr Musik zu hören als eben einen Film zu sehen. Das ist aber auch wieder sehr Schweiger-typisch, siehe seine vorherigen Filme, die alle vom Muster her sehr ähnlich sind. Sehr schade.
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Dank Meinungsfreiheit dürfen auch nicht-Zielgruppenangehörige was über den Film sagen.
      • Von Zybba
        Es gibt für alles eine Zielgruppe. Die denen es nicht gefallen würde, schauen es wohl meist nicht an.

        Als Kritiker sieht es dann natürlich anders aus.
      • Von Aupia NPC
        Selten so einen dämlichen Artikel bzw. so eine dämliche Kritik gelesen.
        Schon alleine das:
        "Beispielsweise damit, dass man über einen Mann lachen soll, der heimlich in eine fremde Garage kackt und sich mit Schleifpapier den Po abwischt ..."

        Ey echt jetzt, das GANZE Kino hat gelacht, minutenlang. Die Gags zünden und du ...? Sitzt einfach da. LOL.
        Geht in den Film und genießt die Zeit. Die Musik. Die Dialoge, die Gags.

        Bin echt sprachlos über den Dünnschiß des "Redakteurs".
      • Von OldMCJimBob Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von Spezies_8472
        Jetzt pass mal auf.
        Vor fast genau 25 Jahren habe ich ein inzwischen mittelständisches Unternehmen im Maschinenbau gegründet. Das ist übrigens mein zweites Diplom. Wir haben aktuell 117 Mitarbeiter und sind in der Prozess- Mess- und Sensortechnik tätig, entwickeln und bauen hochpräzise Messgeräte, die unter anderem in der Medizin und dem Flugzeugbau zum Einsatz kommen, aber auch in der Materialentwicklung, bis hin zur Lebensmittelindustrie.
        Geschäftspartner verteilen sich auf derzeit 12 Länder weltweit, USA, Schottland, Frankreich, Russland, Tschechien, um einige zu nennen. Russland aus bekannten Gründen derzeit eher schwierig.
        Mein Hobby Gaming habe ich aber nie aufgegeben.
        Na gut, dann mea culpa und Entschuldigung.

        Ich habe einfach nur die Diskussion gelesen und war erstaunt, wie wenig Du die an Dich gerichteten Kommentare inhaltlich erfässt und wie unüberlegt Deine Antworten wirken. Dazu dann oben drauf die sinnfreien Angebereien, um irgendwie...ja was eigentlich? Hat doch alles nichts mit dem Thema zu tun? Insofern war ich skeptisch, was da überhaupt dran sein soll & bin begeistert, dass Du trotz des Handicaps Karriere gemacht hast. :)
      Direkt zum Diskussionsende
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