Millennia im Test: Hat Civ endlich seinen Meister gefunden?

1
Test Viktor Eippert - Redaktionsleiter
Millennia im Test: Hat Civ endlich seinen Meister gefunden?
Quelle: C Prompt Games / Paradox Interactive

Während wir immer noch sehnsüchtig auf erstes Gameplay zu Civilization 7 warten, schickt Paradox Interactive ein eigenes Rundenstrategiespiel der gleichen Machart ins Feld. Was Millennia zu bieten hat, erläutern wir im Test.

Gut, über fade Optik kann man natürlich einfach hinwegsehen, wenn das Spiel mit den inneren Werten überzeugt. Und das tut es über weite Strecken auch. Aber leider wird Millennia auch unter der Haube von einigen Ärgernissen zurückgehalten. Das reicht von kleineren Schnitzern, die sich recht einfach patchen lassen, bis hin zu ausgewachsenen Balancing-Problemen. Da hätten wir etwa die Mechaniken zu Innovation und Chaos. In beiden Feldern sammeln wir Punkte, wodurch immer wieder Zufallsereignisse ausgelöst werden. Innovation sorgt für gute Dinge, Chaos für schlechte. Das Blöde daran? Während Innovation ganz nette, unspektakuläre Boni bringt, sind manche der Chaos-Events dermaßen overpowered, dass sie zu einem kleinen Teufelskreis führen können.

Einmal hatten wir etwa durch so ein Event Rebellen in unserem Land, die für so viel Ärger gesorgt haben, dass es zu noch mehr Chaos führte und wir direkt im Anschluss mit noch mehr Gemeinheiten bestraft wurden. Und dadurch sogar eine unserer Städte an die Aufständischen verloren. Das alles hat uns reichlich Einheiten gekostet, was unsere Nachbarn dann nur zu gerne für einen Zweifrontenkrieg gegen uns nutzten.

Stadtverteidigung Quelle: PC Games Stadtverteidigung Ein weiteres Ärgernis sind Allianzen mit KI-Spielern. Entscheiden sich unsere Bündnispartner, einem anderen Spieler den Krieg zu erklären, werden wir einfach mit reingezogen. Ohne Option, stattdessen das Bündnis aufzukündigen. Und sogar auch dann, wenn wir dadurch einen unserer anderen Allianz-Partner angreifen. Da die KI-Spieler regelmäßig mit Kriegen um sich werfen, macht das die Allianzen quasi sinnlos im Singleplayer-Modus. Mehrspieler-Partien bietet Millennia übrigens auch, bislang allerdings nur als Hot-Seat-Modus. Gleichzeitiges Online-Spielen, wie man es zum Beispiel von Civ 6 gewohnt ist, soll aber noch folgen.

Balancingprobleme

Und so schön die Idee mit den dynamischen Zeitaltern grundsätzlich ist, so blöd ist es, dass manche dazugehörigen Mechaniken einfach nicht rund sind. Da wir in einer unserer Partien eine klare Religions-Vormachtstellung hatten, haben wir unser Glück mit dem dazugehörigen "Harmonie-Zeitalter" als möglichen Siegtyp versucht. Das Ziel: Zwei Drittel der Weltbevölkerung zu unserem Glauben konvertieren. Das Problem: Die vom Spiel zur Verfügung gestellten Mittel sind nicht das Gelbe vom Ei.

Entweder wir überzeugen die anderen Spieler diplomatisch davon, unsere Religion anzunehmen. Das ist aufgrund von Cooldowns in der Diplomatie und nicht nachvollziehbarer Entscheidungen der KI aber zäh und glücksabhängig.

Okay, dann nutzen wir eben Inquisitoren-Einheiten, um die Städte zu bekehren. Tja, nur braucht man dafür ohne Übertreibung ganze Scharen davon, die man stumpf zu den Nachbarn schickt. Und ohne Vertrag für offene Grenzen können wir mit ihnen nicht mal das Gebiet der anderen betreten. Bleibt also noch die gewaltsame Eroberung von genügend Städten, um sie danach zu konvertieren. So viel zur Harmonie.

Baumenü Quelle: PC Games Baumenü Letztendlich haben wir unser Vorhaben aufgrund von Frust und Langeweile aufgegeben und sind stattdessen weiter in der Zeit vorangeschritten. Sofern man eine Partie nicht vorzeitig gewinnt, landet man am Ende zwangsläufig in einem von drei möglichen Siegzeitaltern beziehungsweise in der letzten, die ganze Welt bedrohenden Krise. Bei der müssen wir uns gegen eine blutrünstige KI zur Wehr setzen, die unsere Einrichtungen hackt und alles an sich reißen will. Technologisch rückständige Spieler werden beim Eintritt in dieses "Zeitalter der Singularität" sogar augenblicklich dem Erdboden gleichgemacht. Die anderen Siegtypen drehen sich derweil um Klassiker wie eine wissenschaftliche, eine kulturelle und natürlich eine kriegerische Dominanz.

Der Meister bleibt ungeschlagen

Was bleibt also am Ende über Millennia zu sagen? Das Paradox-Strategiespiel bringt einige spannende Ideen ins Genre, allen voran die dynamischen Zeitalter und die spaßige Städteverwaltung - die beinahe schon Aufbauspiel-Züge annimmt. Man merkt aber auch an zahlreichen Stellen, dass es hinter seinem Potenzial bleibt und mehr Zeit für Feintunig und vor allem Balancing gebraucht hätte. Dafür kann man Paradox-typisch direkt zu Release eine teurere Version samt Expansion Pass kaufen, der später weitere Inhalte bieten wird. Schon etwas makaber. Den langjährigen Genre-Primus Civ stößt also auch der neueste Anwärter nicht vom Rundenstrategie-Olymp. Trotzdem ist Millennia ein guter Vertreter des Genres, der als spaßiger Lückenbüßer dienen kann, bis Civilization 7 endlich erscheint. Transparenzhinweis: Die Version des Spiels wurde vom Publisher zur Verfügung gestellt.

Wertung zu Millennia (PC)

Wertung:

7/10
Fazit

Ein gutes Rundenstrategiespiel mit interessanten Ideen, das hinter seinem Potenzial bleibt. Mehr Feinschliff und Zeit hätten geholfen. Für Civ-Fans dennoch einen Blick wert.

Millenia erscheint am 26. März 2024 für PC für 40 Euro. Es gibt es auch eine Premium Edition für 60 Euro, bei der ein Expansion Pass enthalten ist, der später neue DLC-Inhalte hinzufügen wird. Und für noch mehr Empfehlungen: Die besten Deals und kompetente Beratung in Sachen Games, Filme, Entertainment und mehr findet ihr ab sofort im brandneuen PCG Ratgeber. Alle Infos zu unserem neuen Portal findet ihr hier!

    • Kommentare (1)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von AlBundyFan Hobby-Spieler/in
        "Einmal hatten wir etwa durch so ein Event Rebellen in unserem Land, die für so viel Ärger gesorgt haben, dass es zu noch mehr Chaos führte und wir direkt im Anschluss mit noch mehr Gemeinheiten bestraft wurden. Und dadurch sogar eine unserer Städte an die Aufständischen verloren"

        also ich finde, das klingt doch super, dass das passieren kann und es ist auch realistisch.

        desweiteren gibt es auch in CIV mehrere Siegbedingungen und wenn eine davon, in Millenia, schwer zu erreichen ist, dann hat man ja noch andere Siegbedingungen bzw. werden am Ende halt vermutlich sonst einfach die Punkte gezählt wie in CIV.
      • Von AlBundyFan Hobby-Spieler/in
        "Einmal hatten wir etwa durch so ein Event Rebellen in unserem Land, die für so viel Ärger gesorgt haben, dass es zu noch mehr Chaos führte und wir direkt im Anschluss mit noch mehr Gemeinheiten bestraft wurden. Und dadurch sogar eine unserer Städte an die Aufständischen verloren"

        also ich finde, das klingt doch super, dass das passieren kann und es ist auch realistisch.

        desweiteren gibt es auch in CIV mehrere Siegbedingungen und wenn eine davon, in Millenia, schwer zu erreichen ist, dann hat man ja noch andere Siegbedingungen bzw. werden am Ende halt vermutlich sonst einfach die Punkte gezählt wie in CIV.
      Direkt zum Diskussionsende
  • Print / Abo
    Apps
    PC Games 05/2024 PCGH Magazin 06/2024 PC Games MMore 04/2024 play5 06/2024 Games Aktuell 01/2024 N-Zone 05/2024
    PC Games 05/2024 PCGH Magazin 06/2024 play5 06/2024 PC Games MMORE Computec Kiosk