Netflix im freien Fall: Lohnt sich das Abo oder kann das weg?
Disney (Marvel, Star Wars), Amazon (James Bond, Der Herr der Ringe) und HBO (DC, Game of Thrones) haben riesige Marken, bei denen sich einige bereits seit vielen Jahren als Dauerbrenner herauskristallisiert haben - kann da Netflix in fünf bis zehn Jahren überhaupt noch mithalten?
Mit Erfolg, zumindest bei großen Awards wie beispielsweise den Oscars. 2017 gab es die allererste goldene Trophäe für die Dokumentation "The White Helmets". Seitdem vergeht kein Jahr ohne einen großen Netflix-Film auf der Prestige-Bühne. Ein paar aktuellere Beispiele: "Roma" (2019), "The Irishman" (2020), "Marriage Story" (2020), "Don't Look Up" (2022) sowie "The Power of the Dog", der insgesamt zwölf Nominierungen erhielt und den begehrten Oscar für die beste Regie einheimste. Es ist ein schlecht gehütetes Geheimnis, dass die Academy (die Verleiher der Oscars) kein großer Netflix-Fan ist und sich viele Jahre lautstark Sorgen um die weltweiten Kinos und ihre Bedeutung gemacht hat. Dass Netflix nun tatsächlich ein fester Bestandteil der Zeremonie ist, zeigt, was sich in den letzten Jahren alles getan hat an der Streaming-Front.
Zurück zum Netflix-Plan: Mehr Qualität ist natürlich eine gute Sache, doch am Ende des Tages kann man die vielen angesprochenen Punkte auch wie folgt betrachten: Die vielseitige Streaming-Bibliothek wird immer kleiner und kleiner, man wird im Hause Netflix deutlich weniger ausprobieren und stattdessen auf einen lukrativeren Produktionsplan setzen.
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Das alles, also am Ende des Tages schlicht weniger Gründe, Netflix einzuschalten, wird dann auch noch ein gutes Stück teurer. Darüber hinaus darf man die bereits angesprochene Konkurrenz nicht vergessen. Wer nämlich glaubt, einzig die Netflix-User könnten in der Zukunft von Disney & Co. ausgespannt werden, der hat vermutlich Matt Murdock und sein "Street-Avengers"-Team vergessen. Früher einmal dicht verwoben mit Netflix, heute in den Armen einer frischen Liebe.
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Ob es die Zuschauerzahlen, die durchweg positiven Reaktionen der Kritikwelt oder der enorme Fanzuspruch ist, kaum eine "Netflix Original"-Serie hat so hohe Wellen geschlagen wie "Daredevil". Auch die anderen Kooperationen zwischen Netflix und Marvel, also die Shows von und mit Luke Cage, Jessica Jones & Co., waren absolute Hits. Der von Charlie Cox verkörperte Anwalt aus New York war in der Vergangenheit ein häufiger Gast auf dem heimischen Netflix-Bildschirm. Heute findet man den vielbeschäftigten Superhelden eher im Kino und bald schon nur noch auf Disney Plus - zumindest im Streaming-Sektor. Die insgesamt 13 Staffeln, verteilt auf sechs Serien, wurden 2022 überraschend aus dem Netflix-Sortiment genommen. Dass Disney eigene Pläne mit den beliebten Charakteren (zumindest mit manchen von ihnen) hat, die stärker mit dem MCU verwoben werden, als das in der Vergangenheit der Fall war, sollte klar sein.
Quelle: Disney
Mit über 130 Millionen Abos wird die Konkurrenz Disney Plus immer größer und bedrohlicher. Bedenkt man dann zusätzlich, dass immer mehr große Entertainment-Firmen auf eigene Streaming-Services (Paramount Plus, Peacock, usw.) für ihr Angebot setzen, so könnten Daredevil und die Defenders nicht der letzte schmerzvolle Abschied für Netflix sein.
Was im Katalog von Netflix komplett fehlt, ist ein richtig leistungsstarkes Zugpferd. Versteht uns nicht falsch, natürlich sind Titel wie "Better Call Saul", "The Witcher" und "Stranger Things" wahnsinnig erfolgreich und riesig, doch im direkten Vergleich mit legendären Universen wie Star Wars, DC oder dem MCU stinken die ziemlich ab.
Disney hat von solchen Zugpferden jede Menge und auch die Konkurrenz wappnet sich: Amazon setzt auf James Bond und Der Herr der Ringe in Form der teuersten Serie aller Zeiten, HBO hingegen hat DC, Game of Thrones oder die äußerst beliebten Monsterfilme rund um Godzilla, King Kong & Co. [ ausführliche Retrospektive auf den ersten Godzilla, ein Meisterwerk für die Ewigkeit ]
Ein Großteil dieser angesprochenen Filmreihen haben bereits unzählige Jahre überdauert und gelten als Dauerbrenner, davon hat Netflix recht wenig. Man setzt nun für die vierte Staffel von Stranger Things auf ein schwindelerregend hohes Episoden-Budget von satten 30 Millionen US-Dollar, doch ob die charmante Streaming-Show das Potenzial hat, mit Spin-offs und Erweiterungen auch noch in fünf Jahren relevant zu sein, darf zumindest angezweifelt werden. Quelle: Netflix
Zu teuer und zu wenig transparent?
Zu behaupten, Netflix bräuchte Star Wars, James Bond oder Charaktere des DC-Universe, um an der Spitze der Streaming-Welt zu bleiben, entspricht natürlich nicht der vollen Wahrheit. Aber wenn man sich zu weniger Investitionen, Risiko und Mut hinreißen lässt - wodurch Überraschungshits öfter ausbleiben könnten -, so etabliert man möglicherweise in der nahen Zukunft ein Nutzerverhalten, bei dem nur noch alle paar Monate Geld an Netflix gesendert wird. Wenn es sich wirklich lohnt.
Die meisten Netflix-User haben das Preis-Leistungs-Verhältnis bisher vermutlich nicht hinterfragt, mit einem monatlichen Preisanstieg von mehreren Euros und dem "aggressiverem" Vorgehen von Netflix gegen Account-Sharing könnte sich das aber schlagartig ändern. Man darf eben auch nicht vergessen: Netflix ist von allen Streaming-Anbietern (ohne Sport) am teuersten!
Quelle: JustWatch
Egal ob nur als Zusatzangebot oder nicht, entscheidet man sich für einen Service mit maßgeschneiderter Werbung, so muss auch die Frage nach unseren gesammelten Nutzerdaten gestellt werden. Es ist kein Geheimnis, dass Netflix unser Schauverhalten genauestens analysiert. Das zeigt sich auf vielfältige Art und Weise: Beispielsweise bekommen mehrere User unterschiedliche Header von ein und derselben Show angezeigt. Mit welchem Bild uns eine Show schmackhaft gemacht wird, entscheidet Netflix anhand unserer analysierten Daten.
Der US-Analyst Belloni warnt daher zurecht: "Netflix teilt Nutzerdaten nur, wenn es dem Angebot hilft. Wenn sie künftig auf Werbung setzen, müssen sie mit ihren Daten weitaus transparenter umgehen." Davon war seitens Netflix bisher keine Rede, die Neuerungen sollen ja auch erst 2023 kommen, dennoch sollte das Thema diskutiert werden.
Nur alle paar Wochen ein Wiedersehen
Womit wir zu unserem Fazit kommen: Die Probleme von Netflix werden nicht weniger und als Teil der weltweiten Kundschaft darf man sich die Frage stellen, ob das von Netflix servierte Angebot über zehn Euro im Monat wert ist? Besonders aktuell, bedenkt man die vielen Preiserhöhungen. Die Kalifornier erhoffen sich natürlich durch die Neuausrichtung, auf die enttäuschenden Zahlen der letzten Monate reagieren zu können. Am Ende könnte der Abwärtstrend aber noch verstärkt werden. Bisher war es für viele überhaupt kein Thema, ob man nun monatlich für das Angebot von Netflix zahlt oder nicht, geschweige denn ob sich das rentiert. Mit der geplanten Preiserhöhung sowie der härteren Strategie gegen Account-Sharing, könnte sich das aber ein für alle Mal ändern.
Darüber hinaus ist es natürlich lobenswert, die Qualität der hauseigenen Produktionen zu erhöhen, doch mit weniger Content eröffnen sich auch mehr Lücken zwischen Highlights, die Leute nutzen könnten, um eine Streaming-Pause einzulegen und ein paar Euro sinnvoll zu sparen. Ebenso die Release-Strategie von Netflix, also gesamte Staffeln auf einen Schlag zu veröffentlichen, könnte dieses Problem verstärken. Disney Plus beispielsweise setzt erfolgreich auf wöchentliche Releases, um die Kundschaft lange an der Stange zu halten. Durch die große Angst vor Spoilern, besonders bei Marvel, Star Wars & Co., ist der Schritt zum Deabonnieren weitaus größer.
Ob Netflix aktuell die Lage richtig einschätzt und einordnet, bleibt abzuwarten. Es ist aber durchaus möglich, dass man sich mit den vielen Änderungen (die besonders im Format von Schlagzeilen zu Unmut führen), selbst ins Bein schießt und die Konkurrenz, ganz besonders Disney Plus, die großen Profiteure werden. Wir sind gespannt auf eure Meinungen zur aktuellen Streaming-Lage. Was haltet ihr von den vielen Entwicklungen rund um Netflix und die unzähligen Konkurrenten im Streaming-Markt? Uns interessiert natürlich auch, welche Services ihr nutzt und wie zufrieden ihr damit seid. Schreibt uns eure Meinungen in die Kommentare.
Netflix hat schob jetzt viele Inhalte verloren, die nun bei ihren eigenen Streamingdiensten ein Zuhause gefunden haben. Und das wird auch in Zukunft weiter wegerodieren. Gerade in den USA schiessen die Streamingdienste ja wie Pilze aus dem Boden.
Und einige davon werden auch weltweit agieren und ihren Content selbst vermarkten.
Für mich als Kunde ich das natürlich blöd. Denn bisher hatte man das heilige Triumvirat aus Netflix, Prime und Disney. Wegen Star Trek muss ich aber jetzt schon überlegen. Und weil Netflix eben nicht mehr so viele geile Sachen im Angebot hat werde ich es dann eben so machen, dass ich mir P+ hole und Netflix kündige. Und für das wenige Content, dass ich unbedingt sehen will buche ich halte ein oder zwei Monate hinzu bei Netflix. Wenn z.B. die neue Staffel Squid Game rauskommt und Netflix die dann sogar wochenweise bringen sollte kann ich durchaus warten, bis alle Folgen ausgetrahlt wurden und die dann an einem WE durchbingen.
Zum Thema: Das Angebot noch weiter zu reduzieren und gleichzeitig die Preise zu erhöhen ist wohl der Anfang vom Ende
DISNEY+ wird der neue Platzhirsch werden.
Sie haben sehr gut Rechte eingekauft, haben mittlerweile (seit STARS) ein sehr ausgewogenes Angebot für Erwachsene UND Kinder.
Sobald man Kinder hat und sich für einen Streamingdienst entscheiden muss (statt alle zu haben), dann fällt die Wahl automatisch auf Disney+, weil einfach JEDER was davon hat.
Auch ohne Kinder fällt die Wahl zunehmend leichter auf Disney+, allein schon wegen der derzeit erheblich niedrigeren Kosten (wie einige Vorredner schreiben muss man aus meiner Sicht Netflix zwingend mit 17,99 für 4K mit den anderen vergleichen... gerade wir hier in unserem Nerd-Forum hier wollen doch sicher alle 4K-Inhalte sehen...).
Ich persönlich hab sie alle, aber müsste ich mich entscheiden, dann würde ich Disney+ zuerst nehmen. Danach Amazon Prime wegen der vielen anderen Leistungen von PRIME...
Und dann erst zuletzt Netflix. Ja, gute Inhalte aber mit mittlerweile 17,99 ist das echt teuer geworden mittlerweile... müsste ich irgendwo den Rotstift ansetzen dann würde derzeit Netflix zuerst rausfliegen.
Und hey... man könnte es (dank der "alles auf einmal-Releases" von Serien) theoretisch auch nur 1 oder 2 Monate im Jahr abonnieren und da "schnell mal" alle aufgelaufenen Inhalte durchschauen...
Also, Netflix:
- Ein großes Abo sollte maximal 9,99 kosten, solange die Konkurrenten nicht selbst die Preise steigern
- als Zugeständnis dürften sie dafür dann auch sofort gegen das Sharing vorgehen
- macht wöchentliche Serienreleases
- akzeptiert, dass im derzeitigen Markt einfach viel mehr als 30% Marktanteil für einen einzelnen Anbieter nicht (mehr) realistisch sind, wenn er nicht die eierlegende Wollmilchsau anbieten kann... der Markt ist mittlerweile zu sehr umkämpft
Netflix ist ein bisschen wie Tesla... die waren zwar die ersten... aber am Ende kommen dann doch die großen alteingesessenen Firmen irgendwann mal in die Gänge.
Wenn es um die reinen Kosten geht, nun, immer die monatlichen Kosten gerechnet, kostet Netflix 17,99, wenn ich auch 4K Inhalte sehen möchte. Das bieten Amazon und Disney auch. Also muss man da das große Abo bei Netflix betrachten.
Wie gesagt, 17,99 pro Monat. Prime und Disney+ zusammen kommen auf rund einen Euro weniger. Mit den beiden zusammen (denke ich) deckt man einen breiteren Steaming-Inhalt ab, als Netflix alleine.
Und die ganzen „Annehmlichkeiten“, die ein Prime Abo sonst noch bietet.
Ich weiß nicht…einfache Mathematik.
Natürlich kommt es auch auf den persönlichen Geschmack an. Wenn jemand auf ganz bestimmte Inhalte großen Wert legt und darauf nicht verzichten will, dann wird er wohl bleiben. Aber ich denke nicht, dass das die Mehrheit ist. Die breite Masse wird gerade perspektivisch gesehen künftig eher abwägen, wofür das Geld ausgegeben wird.