Outcast: Second Contact: Remake im Test mit Grafikvergleich
Nach 18 Jahren glänzt Outcast mit nagelneuer Grafik, offenbart im Test aber auch Schwächen, die dem Alter geschuldet sind: Vieles, was einst genial war, wirkt heute angestaubt. Warum das Remake für manche ein Fest und für andere eine Enttäuschung ist, klären wir im Review zu Outcast: Second Contact. Hinweis: Für diesen Test haben wir den ersten Patch berücksichtigt.
Quelle: PC Games Arm an Meilensteinen war das Jahr 1999 wahrhaftig nicht. Allein im Herbst setzten Age Of Empires 2, Homeworld, System Shock 2 und Planescape: Torment neue Maßstäbe! Und doch gelang es Outcast, aus der Konkurrenz herauszustechen - dieses kuriose Open-World-Abenteuer aus Belgien, das mit spektakulärer Welt, ungewöhnlicher Voxel-Technik und gewaltigem Hardware-Hunger für offene Münder und manche Kontroverse sorgte. Denn Outcast war ein ebenso faszinierendes wie fehlerbehaftetes Werk und gilt heute als Klassiker, den man allerdings am besten mit einer guten Portion Nostalgie genießt.
Eben darum haben sich die Entwickler Fresh 3D vor drei Jahren um eine Kickstarter-Kampagne bemüht, durch die sie Outcast in neuem Grafikgewand neu auflegen wollten. Aus der Spendenkampagne wurde zwar nix, doch irgendwie haben es die Entwickler trotzdem geschafft - und liefern nun endlich das lang ersehnte Remake Outcast: Second Contact (jetzt kaufen / 13,49 € ) ab. Im Test zeigt sich: Outcast kann immer noch verzaubern! Doch viele Macken vermag auch die schönste neue Grafik nicht mehr zu überdecken.
In diesem Artikel
Outcast Remake im Test: Outcast? Darum geht's!
Inhaltlich bleibt Outcast: Second Contact nahezu unverändert, die Neuerungen betreffen in erster Linie die Optik. Euch erwartet also das nahezu gleiche Abenteuer wie vor 18 Jahren! Wer's nicht gespielt hat: Als Elitesoldat Cutter Slade verschlägt es euch ins exotische Adelpha, eine fremde Parallelwelt, in der die einheimischen Talaner von einer Kriegerkaste unterdrückt werden. Auf eurem Weg nach Hause müsst ihr den geplagten Bewohnern unter die Arme greifen, Quests erfüllen, euer Ansehen steigern und dafür sorgen, dass ihr gegen die gut bewaffneten Schurken eine Chance habt. 20 bis 30 Stunden dürft ihr dafür einplanen.
Outcast begeisterte bei Release vor allem mit seinen riesigen, offenen Spielgebieten, die ihr in beliebiger Reihenfolge erkunden dürft. Zahlreiche NPCs bevölkern die weitläufigen Regionen, mit den meisten dürft ihr ausufernde Gespräche führen und so euer Questlog mit tonnenweise Hol- und Bring-Diensten vollstopfen. Als Rollenspiel geht Outcast allerdings nicht durch, es gibt weder Entscheidungsmöglichkeiten noch eine anständige Charakterentwicklung. Vielmehr stehen das Erkunden und die Dialoge im Mittelpunkt, nur gelegentlich von simplen Schießereien unterbrochen.
Quelle: PC Games
Outcast Remake im Test: Schicke, zeitgemäße Grafik
Quelle: PC Games Outcast: Second Contact ist keine einfache HD-Neuauflage wie Outcast 1.1, sondern - zumindest technisch gesehen - ein vollwertiges Remake. Die einst beeindruckende Voxelgrafik, die mit hoher Weitsicht, weichem Wasser und zerklüftetem Terrain für Staunen sorgte, wurde durch die Unity-Engine ersetzt. Das Ergebnis ist ansehnlich: Euch erwarten sauber texturierte Landschaften mit schicker Beleuchtung, Wolkenschatten und einige atmosphärische Extras wie beispielsweise die hübschen Regeneffekte in der Fischerei-Region Okasankaar. Auch die legendär hässlichen Charaktermodelle des Originals wurden durch zeitgemäße Figuren mit schickeren Kostümen und einigen Details ersetzt, ein echter Gewinn für die Atmosphäre. Einzig die groben Lippenbewegungen stören in Dialogen den positiven Eindruck. Die wären besser gegangen!
Outcast: Remake im Test: Technik mit Hindernissen
Quelle: PC Games Technisch läuft das Remake allerdings noch nicht rund, bei Release zeigte die PC-Version immer wieder Performance-Einbrüche und Abstürze, vor allem beim Benutzen eines Teleporters - hier brachte der erste Patch immerhin Abhilfe. Andere Fehler dagegen bleiben noch bestehen, was zumindest Outcast-Kenner kaum schocken dürfte: Schon das Originalspiel von 1999 war reich an aberwitzigen Bugs. Und so hat auch das Remake seine bizarren Momente: Etwa wenn wir aus der Ferne sehen, wie die Zugkarren der Twon-has wild um die zweibeinigen Alien-Pferde herumzappeln. Wenn ein NPC zwei Meter über dem Boden schwebt, was bestenfalls lustig aussieht und schlimmstenfalls dazu führt, dass wir einen wichtigen Dialog nicht ohne Weiteres starten können. Oder wenn Gegner und andere Charaktere aufgrund der mauen Wegfindung immer wieder mal die Wand küssen oder in Dialogen gegen unsere Spielfigur latschen. Bei aller Nostalgie: Solche Bugs sind in einem Remake schlicht ärgerlich.
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Outcast Remake im Test: Die Steuerung - neu, aber nicht besser
Quelle: PC Games Selbst wer das originale Outcast kennt, dürfte angesichts der überarbeiteten Steuerung kräftig schlucken. Vor allem das Springen ist ungenau! Zwar hat der erste Patch hier schon spürbare Verbesserungen gebracht, doch noch immer ist es furchtbar mühsam, in der Stadt Okriana auf Häuserdächer zu klettern oder aus Felsspalten herauszukommen. Und wer es in Shamazaar ohne Patch auf den Nesthügel geschafft hat, ohne dabei vor Wut in die Tastatur zu beißen, darf stolz auf sich sein. Ebenfalls zum Haare raufen: Die optionale Ego-Perspektive wurde gestrichen und die Kamera zoomt in Innenräumen und Gefechten automatisch viel zu nah an den Helden heran, was das Spielen deutlich erschwert.
Quelle: PC Games Immerhin wurde das Interface überarbeitet, beispielsweise werden exotische Begriffe nun automatisch in Dialogen übersetzt, schwebende Icons über NPCs verraten deren Gemütslage, Gegner werden (optional) mit Icons markiert und Heilpakete wirft der Held nun auf Wunsch automatisch ein. Inventar und Questlog wurden umgestaltet, bieten aber immer noch zu wenig Informationen - wie bestimmte Items funktionieren, muss man selbst herausfinden. Neu und reichlich überflüssig: Ein Menü, das Cutters Ruf und den Status der Gegner anzeigt.
Schoen fand ich ja den Satz: "Eben jene Reittierte können nicht mehr die Rizi-Terassen in Shamazaar heraufsteigen - dabei war das doch ihre beste Eigenschaft!"
Genau so isses, da hab ich auch erstmal geflucht. :)
Aber: Ich weiss noch, die Gegner KI war damals sogar als richtig toll eingestuf worden, weil die Fae Talaner aktiv zusammenarbeiteten und versuchten Cutter zu umzingeln (wenn ich mich recht erinnere gab es damals dazu sogar einen Extrakasten in der PCGames). Klar, nach heutigen Standards ist das alles nicht mehr toll, aber ich kann mich nicht erinnern, dass damals schon die Kaempfe als lahm bezeichnet wurden. Das es recht einfach ist stimmt aber natuerlich.
Na auf jeden Fall guter Test.
P.S.: Auf den Nesthuegel in Shamazar bin ich ohne Patch auf anhieb hochgekommen. Hab wohl Glueck gehabt. :)