Star Trek Strange New Worlds: ­die Ära Pike - wer ist eigentlich dieser neue Captain?

6
Special Christian Schmid - Autor Maria Beyer-Fistrich -
Star Trek Strange New Worlds: ­die Ära Pike - wer ist eigentlich dieser neue Captain?
Quelle: Paramount /CBS

Mit Strange New Worlds erwartet uns eine klassische Star Trek Serie - wir werfen einen genauen Blick auf Christopher Pike und untersuchen, wer der "neue" Captain überhaupt ist, wo er herkommt und erklären, warum Pike für das Format gut geeignet ist.

"Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat." Trekker kennen und lieben diese Sätze, denn sie starteten ein weltweites Phänomen. Es ist egal, welche Star-Trek-Serie eure persönliche Nummer eins ist und welcher Captain für euch den Preis "Bester Sternenflottenoffizier" gewinnt - Kirk war zuerst da und alleine deshalb gebührt ihm ein Platz auf dem Siegertreppchen. Doch halt! Wer die (zunächst vom Sender NBC abgelehnte) Pilotfolge "Der Käfig" aus dem Jahr 1965 gesehen hat weiß, dass Kirk gar nicht der erste Captain war. Diese Ehre gebührt Christopher Pike, der in der neuen Serie Strange New Worlds das Franchise zu alter Glorie führen soll. Wir untersuchen an dieser Stelle, wer Pike überhaupt ist und warum er die richtige Wahl sein könnte, um Star Trek wieder in eine Richtung zu lenken, welche an den optimistischen Space-Western der siebziger erinnert.
Ob zu Beginn seiner Karriere oder am bitteren Ende, Christopher Pike gibt alles für die Föderation und ihre Werte. Sein moralisches Zentrum ist eisern. <br> &nbsp; Quelle: Paramount /CBS Ob zu Beginn seiner Karriere oder am bitteren Ende, Christopher Pike gibt alles für die Föderation und ihre Werte. Sein moralisches Zentrum ist eisern.
 
Aller Anfang ist... zu fortschrittlich

Die erste Star-Trek-Folge der Welt wurde im Jahr 1965 auf der sogenannten "Welt Con" in Cleveland, Ohio vorgeführt. In "Der Käfig" kehrt die Enterprise von einer schweren Mission auf dem Planeten Rigel VII zurück, nur um auf dem Planeten Talos IV gleich ins nächste Schlamassel zu geraten: Captain Pike wird von den Talosianern mit der Menschensklavin Vina in eine Falle gelockt, um mir ihr eine neue Sklavenrasse zu gründen. Nach seiner Flucht, die er zusammen mit den weiblichen Offizieren Nummer eins und Fähnrich Colt unternimmt, wird die Crew auf der von Atombomben zerstörten Planetenoberfläche gestellt. Durch den heldenhaften Widerstand von Nummer eins geben die Talosianer jedoch klein bei und gestehen, dass die Sklavin Vina bei einem Unfall schwer entstellt wurde - ihr unversehrtes Äußeres ist nur eine Illusion der Talosianer. Pike ringt den Talosianern das Versprechen ab, Vina ihr unversehrtes Äußeres zu lassen und ihr außerdem einen illusionären Captain Pike als Gefährten zu erschaffen.

Auch wenn der Plot sich heutzutage nach einer klassischen Star-Trek-Folge anhört, war er dem Sender NBC damals viel zu progressiv. Die Hauptkritikpunkte waren ein Mangel an Actionszenen und die langsame Erzählweise. Auch der Plot rings um Versklavung, die Rechtfertigung für Gefangenschaft und die Wahl zwischen persönlichem Glück und der Akzeptanz einer harten Realität war den Verantwortlichen "zu intellektuell". Kleine Anekdote am Rand: Der Charakter Spock sorgte ebenfalls für hochgezogene Augenbrauen, da er auf NBC den Eindruck eines satanischen Elfen machte.
Setzen, sechs: Pike war auf der Sternenflottenakademie ein absoluter Musterkadett, der jeden Bereich mit Auszeichnung bestand – außer seine Nemesis, die Astrophysik. <br> &nbsp; Quelle: Paramount /CBS Setzen, sechs: Pike war auf der Sternenflottenakademie ein absoluter Musterkadett, der jeden Bereich mit Auszeichnung bestand – außer seine Nemesis, die Astrophysik.
 
Pikes frühes Leben und seine Karriere
Damit wir uns ein anständiges Bild von Christopher Pike machen können, müssen wir seinen Werdegang zu einem der am höchsten dekorierten Sternenflottenkapitäne aller Zeiten nachverfolgen. Das Sammeln der Informationen ist dabei nicht ganz einfach, denn die entsprechenden Hinweise über Pikes Lebensgeschichte ziehen sich durch alle möglichen Star-Trek-Serien. Seine Kindheit verbrachte der junge Pike auf einem Gestüt in der Stadt Mojave - eine rückblickend sehr bedeutungsvolle Wahl der Schreiber, da sich hier heutzutage der Weltraumbahnhof "Mojave Air & Spaceport" befindet, der von zivilen Weltraumunternehmen als Testgelände genutzt wird. Pike liebte seinen beiden Pferde Tango und MaryLou, auf denen er regelmäßig Ausritte durch die umgebenden Parkanlagen unternahm. Im Anwesen der Pikes herrschte jedoch eine eher gespannte Stimmung, denn Christophers Vater war, im Gegensatz zu Kirks Vater, kein Karriereoffizier.

Als Wissenschaftler, der in seiner Freizeit vergleichende Religionskunde unterrichtete, war Pikes Vater ein extrem anstrengendes Vorbild. Christophers Kindheit wurde von widersprüchlichen Weltanschauungen beherrscht, die ihn jedoch in seinem späteren Leben zu einer sehr reflektierten Persönlichkeit schmiedeten. Auch wenn er auf eine Krisensituation durchaus emotional reagieren kann, ist er, durch seine Vergangenheit, charakterlich weit von den Gefühlsausbrüchen eines James T. Kirk entfernt. Nachdem er von seinem Freund Alexander Marcus zu einem Beitritt in die Sternenflottenakademie überzeugt wurde, erwies er sich als vorbildlicher (und trinkfester) Kadett, der in allen Bereichen Bestnoten erhielt - außer im Fach Astrophysik, in welchem er mit einer glatten Sechs durchfiel. Dieser Fauxpas hielt Pike jedoch nicht davon ab, nach dem Abschluss der Akademie als Testpilot eingesetzt zu werden. Es folgten Einsätze auf den Schiffen auf drei verschiedenen Sternenflottenschiffen, bevor Pike als erster Offizier auf der Enterprise landete. Für Fans interessant: In Star Trek Discovery wurde bestätigt, dass Pike in seiner Zeit auf der Enterprise unter Captain Robert April diente, der bereits in der Animationsserie "Die Enterprise" eingeführt wurde.
Captain Pike wusste durch eine Vision, welches Schicksal ihn erwartete – und er nahm es trotz allem an, weil er wusste, dass er dadurch Menschenleben retten würde. <br> &nbsp; Quelle: Paramount /CBS Captain Pike wusste durch eine Vision, welches Schicksal ihn erwartete – und er nahm es trotz allem an, weil er wusste, dass er dadurch Menschenleben retten würde.
 

In "Der Käfig" dient Pike bereits seit vier Jahren als Captain der Enterprise und beginnt an sich zu zweifeln: Seine Befehle kosten Crewmitglieder das Leben und unter seinem Kommando sollen keine weiteren "Redshirts" sterben. Die Situation wird noch komplizierter für Pike, denn der Krieg mit dem Klingonischen Imperium bricht aus - und die Enterprise nimmt nicht daran teil. Immer noch mit ihrer Fünfjahresmission betraut, soll sie als letzte Reserve dienen. In der "Star Trek Discovery"-Folge "Bruder" übernimmt Pike schließlich zwei Jahre später das Kommando auf der Discovery und erklärt Michael Burnham, dass er und seine Crew mit der Entscheidung des Sternenflottenkommandos hadern. Niemand von ihnen ist über die Tatsache glücklich, dass sie dem Krieg aus dem Weg gegangen sind. Was nun folgt, ist die in Star Trek Discovery behandelte Jagd nach dem "Roten Engel" und die Auseinandersetzung mit Sektion 31 und ihrer mörderischen Künstlichen Intelligenz "Control". Pike findet während seiner Abenteuer zu sich selbst zurück, wird mit seinem Freund und Mitstreiter Spock wieder vereinigt. Kurz darauf übernimmt Captain Pike wieder das Kommando auf der Enterprise und dient weitere vier Jahre auf dem Schiff, bevor er schließlich den Staffelstab an James T. Kirk übergibt. Pike wurde im Anschluss zum Flottenkapitän befördert und verbrachte zu diesem Zeitpunkt fast zwölf Jahre zusammen mit seinem Freund Spock auf der Suche nach fremden neuen Welten und neuen Zivilisationen... bis es zu einem schicksalsschweren Unfall kam.

Flottenkapitän Pike inspizierte ein Kadetten-Schiff, als der Antrieb der alten J-Klasse-Schiffes eine katastrophale Fehlfunktion erlitt. Die Isolationsplatten des Warpkerns brachen zusammen - und Pike rettete, als vorbildlicher Sternenflottenoffizier, alle Kadetten aus dem Maschinenraum. Er selbst wurde jedoch in der automatischen Notverriegelung gefangen und von einer massiven Ladung Deltastrahlung bombardiert. Ab diesem Zeitpunkt nahm Pike das Aussehen an, das in der Raumschiff Enterprise Folge "Talos IV - Tabu, Teil 1" zu sehen ist: An einen speziellen Rollstuhl gebunden, kann Pike nur noch durch das Betätigen von Signallichtern kommunizieren. Spock dient zu diesem Zeitpunkt unter Captain Kirk, täuscht jedoch falsche Befehle vor, um seinen alten Freund zum Planeten Talos IV zu bringen, wo Pike schließlich in die Obhut der Talosianer übergeben wird. In einem rührenden Ende trifft Pike erneut auf die Sklavin Vina - nun jedoch als kerngesunder, jugendlicher Sternenflottenoffizier. Auch wenn die beiden Liebenden schwer entstellt bleiben, verbringen sie ihr restliches Leben zusammen in der von den Talosianern erschaffenen Illusion, frei von körperlichen Einschränkungen.
Ein perfekter Anfang, ein perfektes Ende: Der schwer versehrte Pike verbringt einen harmonischen, wenn auch illusionären Lebensabend mit der verletzten Sklavin Vina. <br> &nbsp; Quelle: Paramount /CBS Ein perfekter Anfang, ein perfektes Ende: Der schwer versehrte Pike verbringt einen harmonischen, wenn auch illusionären Lebensabend mit der verletzten Sklavin Vina.
 
Neue Hoffnung für das Franchise
Drehbuchautor und Director Akiva Goldsman stellte direkt zu Beginn fest, dass sich "Strange New Worlds" an klassischen Star Trek Tugenden orientieren wird: Die Serie wird weitaus optimistischer ausfallen als die teils extrem düsteren Geschichten von Discovery und Picard, ohne die Gesellschaftskritik des ursprünglichen Star Trek außen vor zu lassen. Zudem sollen die Folgen zu einem Großteil in sich geschlossen bleiben und auf diese Weise an alte Star-Trek-Fernsehabende erinnern. Christopher Pike ist für dieses Konzept perfekt geeignet, denn wenn man seinen Werdegang und seine Taten betrachtet, kristallisiert sich ein vorbildlicher Sternenflottenkapitän heraus. Pike besitzt ein starkes moralisches Zentrum und verbringt sein Leben in Hingabe zu den Idealen der Föderation, wie Selbstverwirklichung, Verteidigung und den Dienst an der Allgemeinheit. Selbst wenn er mit überwältigenden Beweisen konfrontiert wird, dass seine Aktionen Menschenleben retten, ihn aber verkrüppelt zurücklassen ("Bruder", "New Eden", "Tal der Schatten"), entscheidet sich Pike für die Rettung seiner Mitmenschen. Damit verkörpert er perfekt den berühmten Satz seines langjährigen Freundes Spock: "Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen." Wir sind sehr gespannt auf Strange New Worlds - und obendrein von einem vorsichtigen Optimismus erfüllt, dass die Serie besonders Fans des "Old Trek" zufriedenstellen könnte.

Außerdem beliebt bei PC-Games-Lesern

Star Trek: Discovery - der neue Klingonen-Look.

Star Trek: Die besten Klingonen - diese Folgen und Filme müsst ihr sehen

17
Wir stellen unsere Top 10 der Klingonen aus Star Trek vor und empfehlen euch passend dazu die Folgen und Filme, die ihr sehen müsst.
Star Trek: ​Das sind besten Episoden, die ihr gesehen haben müsst

Star Trek: Das sind besten Episoden, die ihr gesehen haben müsst

28
Diese Star-Trek-Episoden müsst ihr gesehen haben!
    • Kommentare (6)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von SimonFistrich Autor
        Robert April wird später im Text erwähnt. Es geht glaube ich um den ersten Captain der Bildschirm-Enterprise.
      • Von SimonFistrich Autor
        Robert April wird später im Text erwähnt. Es geht glaube ich um den ersten Captain der Bildschirm-Enterprise.
      • Von Der_Admiral NPC
        Schon im ersten Absatz, der erste Fehler, daher wird hier mal der Klugscheisser-Modus aktiviert:

        "Wer die (zunächst vom Sender NBC abgelehnte) Pilotfolge "Der Käfig" aus dem Jahr 1965 gesehen hat weiß, dass Kirk gar nicht der erste Captain war. Diese Ehre gebührt Christopher Pike..."

        Pike war zwar in der Serie der erste Captain, der zu sehen war aber nicht der erste Captain der Enterprise. Das war nämlich, ganz kanonisch, Robert April. Wird auch komischerweise selbst im Artikel später angesprochen, ohne jedoch explizit die Enterprise zu erwähnen. Die erste 5-Jahresmission wurde unter Captain April durchgeführt. Drei weitere 5-Jahresmissionen wurden dann von Captain Pike angeführt, wobei 2257 durch die Discovery wegfällt. Ab 2265 war dann Kirk mit seiner 5-Jahres Mission an der Reihe und dann war auch schon wieder Schluss. Erst 2273 hat er das Kommando wieder übernommen. Dazwischen hatte Will Decker das Kommando, im Raumdock, denn die Enterprise wurde 3 Jahre lang umgerüstet.

        Zum Punkt mit dem Werdegang, ja das ist Fummelarbeit aber da werkeln auch die fleißigen Bienchen von Memory-Alpha und ziehen aus den Serien und Filmen alle Informationen, die sie bekommen können: https://memory-alpha.fand...

        Davon ab, bin ich sehr gespannt und freue mich auf ein klassisches Star Trek. Ein bisschen Abwechslung zwischen den Serien kann auch verjüngend wirken und dem Franchise zu gute kommen. Schon DS9 hatte einiges anders gemacht, als TNG und auch VOY hatte sich später einen eigenen Stil angeeignet. Nur für ENT kam die Wandlung leider zu spät.
      • Von KylRoy Gelegenheitsspieler/in
        Zitat von matrixfehler
        Eigentlich mag ich das "Old-Trek" gar nicht mehr so gerne,
        seit Discovery und Picard finde ich die alten Serien eher ziemlich zäh.
        Gratuliere! Du bist die Zielgruppe.
      • Von StarLazer0 Anfänger/in
        Zitat von matrixfehler
        Eigentlich mag ich das "Old-Trek" gar nicht mehr so gerne,
        seit Discovery und Picard finde ich die alten Serien eher ziemlich zäh.
        Also für dich gibt´s doch Game of Thrones - viel Spass damit.
      • Von ribald
        Sehr guter Artikel. :-D
      Direkt zum Diskussionsende
  • Print / Abo
    Apps
    PC Games 06/2024 PCGH Magazin 06/2024 PC Games MMore 06/2024 play5 06/2024 Games Aktuell 01/2024 N-Zone 06/2024
    PC Games 06/2024 PCGH Magazin 06/2024 play5 06/2024 PC Games MMORE Computec Kiosk