Star Trek 5 The Final Frontier: William Shatners Pechsträhne am Rande des Universums

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Star Trek 5 The Final Frontier: William Shatners Pechsträhne am Rande des Universums
Quelle: Paramount Pictures

Teil 6 der Star-Trek-Retrospektive von Sebastian Göttling begibt sich in Flop-Gefilde: Blickt gemeinsam mit ihm zurück auf Star Trek 5: The Final Frontier!

Der nächste Punkt auf der Nicht-Verfügbarkeitsliste war die Brücke der Enterprise. Diese wurde nach den letzten Filmen zwar immer fein säuberlich eingelagert, doch nach dem vierten Film wurde sie leider zum falschen Zeitpunkt bei einer Umlagerungsaktion auf dem Parkplatz des Paramount-Geländes abgestellt. Wie es der Zufall wollte, kam es zu einem heftigen Unwetter mit schweren Regenfällen, welche die Brücke unwiederbringlich beschädigten. Also wurde ein Neubau in Auftrag gegeben, doch diese neue Brücke war viel zu hell und antiseptisch und ließ die stimmungsvolle Atmosphäre der letzten Filme schmerzlich vermissen. Um wenigstens an einer Stelle auf vorhandene Kulissen zurückgreifen zu können, wurden die Korridorszenen auf den Gängen der Enterprise-D aus der Fernsehserie "Star Trek: The Next Generation" gefilmt. Nur wurden diese Korridore rein gar nicht umdekoriert und waren in exakt identischer Form zeitgleich im Fernsehen zu sehen, wo sie ein hundert Jahre später gefertigtes Schiff darstellten, was diese Doppelverwendung durchaus merkwürdig erscheinen lässt.

Die Hiobsbotschaften rissen aber nicht ab: Der Autorenstreik verkürzte die zur Verfügung stehende Zeit für die Pre-Production und später auch die eigentlichen Drehtage. Shatner konnte in diesem engen Zeitplan nicht sorgsam und planvoll Regie führen, denn alles musste im Schweinsgalopp über die Bühne gehen. Szenen, die normalerweise stundenlang aufgebaut und ausgeleuchtet worden wären, hatten oft nur eine Vorbereitungszeit von wenigen Minuten, was man dem fertigen Film auch ansieht.

Immerhin kam es dann doch noch zu Shatners gewünschten Außendrehs - einer davon, wie gesagt, im Yosemite-Nationalpark, der andere in der Mojave-Wüste, wo der glücklose Farmer J'Onn seinen furztrockenen Acker bestellt. Nur bereiteten auch diese Drehs große Probleme, denn die Trucker Hollywoods streikten nun ebenso wie kurz zuvor die Drehbuchautoren.

Um sein ganzes Equipment in die Wüste zu karren, heuerte Shatner klammheimlich Nicht-Gewerkschaftler als Speditionsunternehmen an. Von diesem Streikbruch bekamen die "echten" Trucker Wind und holten zum Gegenschlag aus.

Nachts brachen sie auf das Studiogelände ein und sprengten kurzerhand einen Lkw in die Luft. Raue Sitten. Daraufhin fuhr der Produktionskonvoi zum nächsten Außendreh heimlich, nachts und unter Polizeischutz in Richtung Yosemite.

Noch mehr schlechte Nachrichten: Für das Finale, in dem "Gott" zum Teufel wird, hatte Shatner eigentlich ein apokalyptisches Höllenszenario geplant, das ziemlich früh im Entwicklungsprozess aufgrund des überschaubaren Effektbudgets gestrichen wurde. Immerhin - daran hielt Shatner fest - sollte Kirk beim Showdown von einem gruseligen Felsenmonster mit glühenden Augen und Feueratem über die Oberfläche von Sha Ka Ree verfolgt werden.

Daraufhin wurde ein aufwendiges Kostüm entworfen und angefertigt, doch als es zum Einsatz kam, waren sich alle Beteiligten einig, dass es wie ein lächerlicher Gummianzug aussah. Im Netz kursieren auch heute noch die Testaufnahmen. Und die sehen doch einigermaßen verstörend aus, aber eben überhaupt nicht angemessen für das übernatürliche Finale des Films, sondern eher wie ein kleiner Kaiju oder eine aktualisierte Version des Gorn-Kostüms aus der Urserie. So wurde Shatners Grande Finale zusehend kleiner.

In einer Deleted Scene erhielt Mount Rushmore eine überraschende Erweiterung. Quelle: Paramount Pictures In einer Deleted Scene erhielt Mount Rushmore eine überraschende Erweiterung. Zwischendurch eine gute Nachricht: Nach zehnjähriger Abstinenz kehrte der legendäre Komponist Jerry Goldsmith wieder zurück ins Star-Trek-Universum. Sein bombastischer Soundtrack zum allerersten Kinofilm "Star Trek: The Motion Picture" ist bis heute eine der größten musikalischen Arbeiten der Filmgeschichte.

Und als "Star Trek 5: The Final Frontier" herauskam, war das Hauptthema des ersten Films schon zwei Jahre lang als TV-Titelmelodie im wöchentlichen Gebrauch der Next Generation. Hier im fünften Film arbeitete Goldsmith erneut sehr melodisch, entwickelte eine treibende Musik für den Angriff auf Paradise City, aber auch wunderschöne Themen für die Bergbesteigung und für Sha Ka Ree.

Leider merkt man selbst der Orchestrierung das schmalere Budget des Films an, denn die Anzahl der Musikerinnen und Musiker ist hörbar kleiner, wird aber von Goldsmith-typischen Synthesizerklängen unterstützt. Kein ganz großer Wurf, aber doch eine sehr solide Arbeit und ein echter Lichtblick in einem ansonsten notleidenden Film.

Die letzte Klappe fiel nach zweieinhalb Drehmonaten am 28. Dezember 1988. Auf der Brücke der Enterprise war die gesamte Crew in voller Montur anwesend, ebenso war Produzent Harve Bennett vor Ort. William Shatner moderierte an diesem Tag eine Pressekonferenz, die den feierlichen Abschluss seines Projekts darstellen sollte.

Ein Video dieser dezent linkischen Veranstaltung findet man auf Youtube und ihr peinlicher Höhepunkt war sicherlich, dass Shatner all seine Kollegen namentlich vorstellte, ihm jedoch der Name "Walter Koenig" beim besten Willen nicht einfallen wollte, weswegen er ihn als einzigen ansprach mit "and the gentleman who plays Chekov!" Woraufhin Koenig seinen eigenen Namen pampig ergänzte. Kein versöhnender Vorfall für das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den beiden Darstellern.

    • Kommentare (6)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von jensmachwitz_88 Anwärter/in
        Very nice. Ja dieser Film war nicht wirklich ne Perle und die Tricks waren wirklich zu dem Zeitpunkt recht unterirdisch im Vergleich zu den Vorgängern. Interessant sind so die Hintergrundinfos, wie Rodenberry dazu stand und wie sich die "Geschichte" zum Film entwickelt hat.
      • Von jensmachwitz_88 Anwärter/in
        Very nice. Ja dieser Film war nicht wirklich ne Perle und die Tricks waren wirklich zu dem Zeitpunkt recht unterirdisch im Vergleich zu den Vorgängern. Interessant sind so die Hintergrundinfos, wie Rodenberry dazu stand und wie sich die "Geschichte" zum Film entwickelt hat.
      • Von Speclab Anwärter/in
        Sehr gut geschriebener und aufschlussreicher Bericht.
        Hauptsächlich erinnere ich mich, wenn ich an den Film denke, an die Frage: "Warum braucht Gott ein Raumschiff?" - Legendär.
        Wusste bis eben auch gar nicht, dass Star Trek Filme hier keine großen Wellen schlugen. Ich lebte wohl in einer Star Trek Bubble.
      • Von efgrib Anfänger/in
        Bin auf den nächsten teil gespannt
      • Von McDrake Spiele-Guru
        Und so hält man User (bzw mich :P ) lange auf einer Story/News.

      • Von fud1974 Spiele-Kenner/in
        Wieder einer dieser wunderschönen Artikel, und nein, ich übertreibe nicht. Kriege ich jedes mal feuchte Augen dass sowas wenigstens hin und wieder noch kommt.

        Ich vermute lohnt sich monetär für keinen der Beteiligten, ist natürlich nur Spekulation.. insofern doppelt schön dass es sowas trotzdem noch hin und wieder gibt.
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