Book of Eli (Kinokritik/Review)

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Test Dörte Langwald -
Book of Eli (1)
Quelle: Tobis

Blutige Bibelstunde: Denzel Washington metzelt sich als Hüter eines heilbringenden Wälzers durch eine postapokalyptische Welt.

Book of Eli (1) Quelle: Tobis Book of Eli (1) Westwärts zieht er. Eli (Denzel Washington), der einsame Wanderer. Wie einst die Pioniere in den USA. Doch vom Aufbruch-Geist der Besiedlungsjahre im 19. Jahrhundert ist in jener Welt, durch die sich Eli seinen Weg bahnt, nichts zu spüren. Die ganze Erde liegt in Schutt und Asche. Vor 30 Jahren fand eine globale Katastrophe statt. Wer überlebte, kämpft nun um die wenigen verbliebenen Ressourcen. Es ist ein unwirtliches Klima. Trostlos. Gottlos. Unmenschlich. Beklemmend und doch atemberaubend inszenierten die Regie-Gebrüder Hughes (From Hell) dieses Ödnis-Universum. Wilder Westen 3.0. Monochrome Mad Max-Bilder.

Blutige Klopperei
Eiswürfel coole Videogame-Ästhetik. Markant wirkt der farbige Denzel Washington in dieser blassen, grauen Welt. Der dunkle Hüne hat eine Mission. Er hütet einen ominösen Wälzer. Ein Buch, das Hoffnung birgt. Doch auf den dicken Schmöker haben es jede Menge Schurken abgesehen. Eli bekämpft sie alle mit schier unmenschlicher Expertiset. Beinhart sind diese Fight-Sequenzen. Und furios gefilmt. In einer Szene etwa metzelt Eli eine Horde Wegelagerer nieder. Im Scherenschnittstil sieht man, wie er mit wirbelnder Machete seine Widersacher eliminiert. Wer aber meint, der Streifen sei ein dumpfes Klopperei-Spektakel, der irrt. Elis Odyssee ist von symbolischer Natur. Der Streifen präsentiert sich nur zum Auftakt als blutiger Endzeit-Actioner. Mit fortlaufender Handlung rücken seine philosophischen Themen in den Vordergrund. Eli landet irgendwann in der verwahrlosten Stadt des Despoten Carnegie (Gary Oldman). Dieser weiß um die Magie von Elis Fibel und setzt alles dran, das Buch in seinen Besitz zu bringen. Der Konflikt zwischen Eli und Carnegie wird immer mehr zum allegorischen Gefecht zwischen Gut und Böse.

Glaubenskrieg
Book of Eli (12) Quelle: Tobis Book of Eli (12) Übergeordnet ist die Frage nach dem Sinn von Glauben. Eli wie auch Carnegie sind von der Macht des Buches überzeugt. Ihr Glaube nährt sie, stärkt sie, führt sie. Er ist die ultimative Waffe. Doch während Carnegie den Wunderwälzer für seine Herrschaftsfantasien missbrauchen will, besinnt sich Eli auf die Quintessenz des Schriftwerks: Liebe deinen Nächsten. Der Film steckt voller Anspielungen auf den missionarischen Eifer der USA. Die Nation, die so gerne Weltpolizei spielt, rühmt sich mit der eigenen Cowboy-Mentalität. Doch im Kampf um Macht blieb das Humane auf der Strecke. Die viel zitierte Hilfsbereitschaft aus den frühen Siedlerjahren ist Rechthaberei und Ignoranz gewichen. Fanatismus wird als Instrument für Unterwerfung angeprangert. Selbst Eli muss erkennen, dass er auf seinem Glaubenskriegerpfad beinahe vom rechten Weg abgekommen wäre. Am Ende, so viel darf man ruhig verraten, landet Elis Wälzer in einem Regal – neben dem Koran und allen anderen Schriften der Weltreligionen. Der Appell ans friedliche Miteinander der unterschiedlichen Glaubensrichtungen ist eindeutig. Glaube ist nicht abhängig von Sprache, Religion, Kultur. Er ist ein Leitfaden für Menschlichkeit. Als nachdenkliche Fabel über die Rückbesinnung auf das Spirituelle ist The Book of Eli für Arthouse-Fans ein Schmankerl. Aufgrund der brachialen ersten Filmhälfte braucht man allerdings auch einen starken Magen. Action-Fans kommen bei diesem symbolbeladenen Neo-Western jedoch nur unzureichend auf ihre Kosten. Insofern ist der Streifen schwierig zu bewerten. Action und Anspruch werden hier etwas holprig vereint. Aufgrund der ausnahmslos starken Darsteller, der eindringlichen Botschaft und den aufsehenerregenden Optik ist der Film dennoch als sehenswert zu empfehlen.

Fazit
Düstere Reflektion über Glaube und Nächstenliebe, mit vereinzelter Beinhart-Action.

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