Civilization 6 im Konsolen-Test: Super Umsetzung jetzt endlich auch für PS4 und Xbox One
Zwei Jahre nach seiner ursprünglichen PC-Veröffentlichung können nun auch Nintendo-Spieler dank einer Umsetzung für die Switch überall und jederzeit ihr Weltreich in Civilization 6 aufbauen. Update: Noch ein Jahr später jetzt auch für PS4 und Xbox One. Doch funktioniert das überhaupt ordentlich auf Konsole und wird hier die volle Packung Civ 6 geboten? Das und mehr erläutern wir in unserem Test von Civilization 6 für Konsole.
Mit Sid Meier's Civilization 6 (jetzt kaufen 34,90 € / 53,99 € ) nahmen die Entwickler bei Firaxis Games für die Veröffentlichung am PC Ende 2016 den erfolgreichen Kern des Serienvorgängers her und erweiterten diesen mit zahlreichen neuen Spielmechaniken wie Stadtbezirken, einem komplett neuen Regierungssystem und Heureka-Momenten, die vor allem einem Zweck dienen: Mehr Dynamik in die Partien zu bringen. Im Februar 2018 erschien dann mit Rise and Fall die erste gelungene Erweiterung, die das ohnehin schon komplexe Spiel mit weiteren Ebenen wie Stadthaltern und einem neuen Loyalitätssystem für Städte erweiterte. Und vor Kurzem hat Firaxis das zweite Add-on Gathering Storm enthüllt, dass das Strategie-Schwergewicht am 14. Februar 2019 auf PC unter anderem mit einem Klimawandel-Feature und Naturkatastrophen erweitern wird. Zwar sind die beiden Add-ons bisher nicht für Nintendo Switch angekündigt, doch bietet die Umsetzung des Hauptspiels für Nintendos Hybridkonsole auch so eine sehr gute Möglichkeit, immer und überall mal schnell "nur noch eine Runde" Civ 6 zu spielen und sein Reich zum Weltruhm durch die Historiengeschichte zu führen.
Inhaltsverzeichnis
Eine Verkettung von Entscheidungen
Wie in der Civilization-Reihe gewohnt, geht es auch im sechsten Teil wieder darum, eine von euch ausgewählte Nation, angeführt von einem historischen Anführer (mit dabei sind auf der Switch 24 Stück, unter anderem Gandhi, Quelle: PC Games Alexander der Große, Friedrich Barbarossa oder Qin Shihuangdi) von den Anfängen der frühen Antike bis in die Moderne zu geleiten und dabei eine von fünf Siegbedingungen (Punkte, Herrschaft, Wissenschaft, Kultur oder Religion) zu erringen. Dafür erkundet ihr im Verlauf einer Partie die zufallsgenerierte (oder auf Wunsch an die reale Welt angelehnte) Karte, gründet neue Städte, stellt eure Bürger zufrieden, um für Wachstum zu sorgen, treibt Handel, erforscht Technologien und bringt eure Kultur voran, errichtet einzigartige Weltwunder und setzt euch entweder diplomatisch oder kriegerisch mit anderen großen Nationen und neutralen Stadtstaaten auseinander.
Maßgeblich getragen wird der Spielspaß in Civilization-Spielen - so auch im sechsten Teil - von Sid Meiers Designphilosophie, den Spieler Runde für Runde stets vor neue Entscheidungen zu stellen, wodurch eine Partie durchweg spannend bleibt. Das können kleine Dinge sein, wie die Überlegung, in welche Richtung man mit seinem ersten Späher die Umgebung aufklärt oder was man als nächstes erforscht. Oder es sind größere Entscheidungen wie eine Kriegserklärung oder die Wahl einer idealen Position für die Gründung einer neuen Stadt. Eines haben aber alle getroffenen Entscheidungen gemeinsam: sie halten die Partie stets interessant. Außerdem bleibt Civ 6 dank der zufallsgenerierten Faktoren, der sehr unterschiedlichen Siegoptionen und den zahlreichen Völkern, mit verschiedenen Stärken auch nach vielen Dutzend Stunden über viele Partien hinweg abwechslungsreich und spannend.
Spannende Stadtplanung
Die neuen Features des sechsten Teils fügen sich sinnvoll in dieses Konzept ein, insbesondere das Bezirks-System stellt euch immer wieder vor knifflige Überlegungen. Während Städte in bisherigen Civ-Spielen nur eine einzige Kachel auf der Spielkarte eingenommen haben und sämtliche Bauten darin untergebracht waren, expandiert ihr in Civ 6 mit euren Städten nun auch ins direkte Umland. Dazu errichtet ihr verschiedene Spezialbezirke wie ein Militärlager, einen Wissenschaftscampus oder einen Theaterplatz, die sich auf verschiedene Aspekte konzentrieren und dazugehörige Gebäude wie eine Kaserne oder eine Universität beherbergen können. Auch Weltwunder werden im sechsten Teil direkt auf die Karte gebaut.
Quelle: PC Games
Sowohl Bezirke als auch Wunder sind dabei bestimmten Platzierungsregeln unterworfen. Das Weltwunder Stonehenge kann beispielsweise nur neben einem Feld mit einer Stein-Ressource errichtet werden, ein Campus erhält dagegen Boni auf die Wissenschaftsproduktion, wenn er neben Dschungelfeldern oder Gebirgen positioniert wird. Da Bezirke und Weltwunder nicht abgerissen werden können (Bezirke jedoch im Krieg geplündert), kommt in Civ 6 nun mit der Stadtplanung eine spannende und gut umgesetzt neue Spielebene hinzu. Denn je größer euer Reich wird, desto wertvoller wird Baufläche. Zumal ihr auch für genügend Annehmlichkeiten (durch Luxusgüter oder Unterhaltsbezirke etwa) und Wohnraum sorgen müsst, damit eure Bürger glücklich sind und eure Städte ausreichend wachsen und produktiv bleiben.
Regierungs-Baukasten
Ein weiteres Werkzeug zur Deckung der Bedürfnisse eurer Bürger und zur Ausrichtung eures Reiches ist das Regierungssystem. Quelle: PC Games Hier wählt ihr zunächst eine der zehn Regierungsformen wie Monarchie, Handelsrepublik oder Demokratie, die im Verlauf des Forschungsbaumes freigeschaltet werden müssen. Neben ein paar festen Boni gewährt euch die jeweilige Regierungsform verschiedene Politikkarten-Slots in vier Kategorien (Militär, Wirtschaft, Diplomatie und Joker). Diese austauschbaren Politik-Karten bringen verschiedenste Vorteile, wodurch ihr euch euer Staatssystem sozusagen dynamisch zusammenstöpselt. Zudem könnt ihr mit einem Kartenwechsel kurzfristig auf wichtige Ereignisse reagieren. Hat euch ein Gegenspieler den Krieg erklärt? Dann macht eine Umstellung auf Karten mit höherer Produktion von Militäreinheiten oder Stadtverteidigungen Sinn. Das ist eine deutliche Verbesserung zu den starren Regierungssystemen der bisherigen Serienableger.
KI mit Macken
Leider kehrt ein altbekanntes Problem zurück, das die Civ-Reihe seit Langem plagt: die mitunter schwer nachvollziehbare und teilweise sogar nicht clever agierende KI der Computerspieler. In Civilization 6 verfügt jeder CPU-Herrscher über eine ihm eigene Agenda passend zu dem historischen Hintergrund der Figur oder dem einzigartigen Bonus der Zivilisation. Quelle: PC Games Der chinesische Anführer Qin Shihuangdi legt zum Beispiel sehr viel Wert darauf, die meisten Weltwunder zu errichten. Übertrumpft man ihn in dieser Hinsicht, zeigt er sich eingeschnappt, was durch eine charmant gemachte, animierte Botschaft in Szene gesetzt wird, wie sie bei sämtlichen diplomatischen Nachrichten zum Einsatz kommt. Das hilft dabei, den CPU-Gegnern mehr Charakter zu verleihen, nur leider bringt das nicht viel, wenn die KI immer wieder völlig behämmerte Aktionen abzieht.
Folgende Situation ist uns ins Civ 6 beispielsweise schon diverse Male (selbst auf den hohen Schwierigkeitsgraden) untergekommen: Wir pflegen mit einem CPU-Gegner gute, friedliche Beziehungen, treiben Handel, haben teilweise sogar eine Freundschaftserklärung unterzeichnet. Urplötzlich erklärt uns die KI völlig unprovoziert den Krieg und marschiert mit einer Armee in unser Land ein, um uns zu erobern. Allerdings stellt sich die KI dann bei der Handhabung der Truppen dermaßen ungeschickt an, dass wir den Invasionsversuch mit bestenfalls moderatem Aufwand niederschlagen. Und siehe da, plötzlich möchte der Aggressor einige Runden nach der Pleite Frieden schließen und bezahlt uns sogar großzügig dafür. Nicht sonderlich konsequent...
Kleinere Wehwehchen
Von diesem größeren Manko abgesehen gibt es noch ein paar kleinere Ärgernisse. Obwohl die Switch-Umsetzung insgesamt sehr gelungen ist (dazu gleich mehr), müsst ihr euch wie schon auf dem PC im späteren Spiel auf großen Karten mit langen Berechnungszeiten zwischen den Runden abfinden. Quelle: PC Games Außerdem werden ebenfalls beim Rundenwechsel oftmals Statusnachrichten auf der Mitte des Bildschirms über bestimmte Ereignisse eingeblendet. Das an sich ist natürlich hilfreich, dummerweise sind diese so groß, dass man nicht mehr viel Anderes sieht. Und wenn gerade etwa CPU-Gegner in ihrer Runde eure Truppen attackieren und ihr bekommt das nicht wirklich mit, wie der Kampf läuft, nervt das etwas. Im Handheldbetrieb lassen sich diese Nachrichten zumindest zügig durch Drauftippen wieder ausblenden. Als Kenner der PC-Version spürt man zudem gleich die fehlenden Inhalte der Erweiterung Rise and Fall, die Civ 6 nochmal verbessert haben. Immerhin ist ein Teil der DLCs (jedoch nicht alle) direkt im Spiel enthalten und auch sämtliche bisherigen Patches des Hauptspiels für PC wurden auf der Switch adaptiert.
Gelungene Umsetzung
Wie schon angerissen, haben die Entwickler ganze Arbeit bei der Umsetzung von Civilization 6 für Switch geleistet. Das Nutzerinterface wurde vergrößert und teilweise auch angepasst, damit man sowohl am TV als auch mobil alles gut lesen und erreichen kann. Die Controller-Steuerung ist durchdacht und funktioniert nach einer anfänglichen Gewöhnungszeit sehr gut. Wenn ihr im Handheld-Modus spielt, könnt ihr zudem alles komplett per Touchscreen bedienen und auch beide Steuerungsmethoden wild miteinander mischen. Grafisch hat Civ 6 den Wechsel auf die Switch ebenfalls gut überstanden und die Performance ist über weite Strecke sehr ordentlich. Lediglich in fortgeschrittenen Partien kommt es auf großen Karten bei bestimmten Aktionen zu ein-, zweisekündigen Laderucklern.
Bildergalerie
Ebenfalls einen guten Eindruck hat in unserem Test der lokale Mehrspieler -Modus per Wi-Fi hinterlassen, in dem bis zu vier menschliche Spieler (zusätzlich zu etwaigen CPU-Gegnern) antreten können. Wir haben den Modus mit zwei Konsolen zahlreiche Stunden im gleichen Raum gespielt und hatten nicht ein einziges Verbindungsproblem. Dass es weder einen Hot-Seat-Modus (mehrere Spieler an einer Konsole) noch einen Online-Mehrspielermodus gibt, ist dagegen sehr bedauerlich.
Somit ist die Switch-Umsetzung von Sid Meier's Civilization 6 zwar nicht ganz perfekt, dennoch aber sehr gut. Die Möglichkeit, ein derart komplexes und tiefgründiges Strategie-Schwergewicht mit unglaublich viel Langzeitspaß jederzeit unterwegs, auf dem Sofa oder im Bett für ein paar Runden spielen zu können, ist super. Jetzt bleibt nur noch die Hoffnung, dass die beiden Erweiterungen nachgeliefert werden.
Update: Jetzt auch auf PS4 und Xbox One
Jedes Jahr passend zur kalten Jahreszeit versorgen uns die Entwickler von Firaxis Games mit neuen Anreizen "nur noch eine Runde" zu spielen. Nach der Switch-Umsetzung Ende 2018 erscheint Civilization 6 nun endlich auch für die beiden anderen großen Konsolen-Plattformen PS4 und Xbox Quelle: PC Games One. Wie schon beim Port für Nintendos Hybridgerät ist auch die Umsetzung für die Heimkonsolen hervorragend gelungen. Die Steuerung mit Controller geht nach kurzer Gewöhnungsphase leicht von der Hand und optisch steht braucht sich diese Version nicht hinter der PC-Fassung zu verstecken. Die Probleme mit längerer Berechnungszeit und schwindender Performance im Endgame haben auch die Konsolen von der Urversion geerbt.
Bei den Mehrspieler-Modi fällt der in der Switch-Version genutzte lokale WLAN-Modus weg. Dafür messen sich Couch-Herscher entweder im Hot Seat oder alternativ Online. Parallel mit dem Hauptspiel, das am 22. November 2019 für PS4 und Xbox One erscheint, veröffentlichen die Entwickler auch ein Erweiterungspack, in dem die beiden großen Add-ons Rise and Fall sowie Gathering Storm enthalten sind (Einzeltests der Erweiterungen im jeweiligen Link). Diese erweitern das Spiel um viele sinnvolle Gameplay- und Komfort-Features, die Civ 6 zu einem noch runderen Spielerlebnis machen - eine klare Empfehlung. Allerdings: Der Preis von rund 90 Euro für beides zusammen ist sehr stattlich für ein Spiel, das im Grunde schon drei Jahre alt ist.
Zumindest in der PS4-Version.
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Zumindest in der PS4-Version.
Bei der One sind sogar die zusätzlichen Zivilisationen nicht mit dabei und müssen gekauft werden.