Die Sims 4 im Test: Fehlende Features und neue Emotionen

Die Preisfrage bei Die Sims 4 ist folgende: Wieso hat Entwickler Maxis so viele Features gestrichen, die es im Vorgänger gab? Neben den Schwimmbecken fehlen nämlich unter anderem auch Spülmaschinen - der Abwasch erfolgt in Die Sims 4 ausschließlich per Hand. Sims, die zur Arbeit gehen, werden nicht mehr mit dem Auto abgeholt, sondern lösen sich in Luft auf. Und die offene Welt aus Die Sims 3 wurde komplett über Bord geworfen, stattdessen starren wir bei jedem Grundstückwechsel bis zu 20 Sekunden auf einen Ladebildschirm. Steuerbare Kleinkinder gibt es ebenfalls nicht mehr; Nachwuchs wird in der Wiege angeliefert und per Knopfdruck zum schulpflichtigen Kind umgemodelt. Die aus Die Sims 3 bekannte Erziehung mit Aufs-Töpfchen-gehen & Co. entfällt komplett.

Gerade die fehlende offene Welt ist ein dicker Malus. Selbst mit einer SSD-Festplatte sind die Ladezeiten gerade lang genug, um einem auf die Nerven zu gehen. So überlegen wir uns schon bald sehr genau, ob wir einen Trip in die Stadt wagen. Denn erstens gibt es wenig Grund dazu (Bücher, Blumensamen oder Tuning-Tools bestellen wir etwa bequem und ohne Wartezeit von zu Hause aus), zweitens stehen wir nach der Reise zum Nachbarhaus unter Umständen vor verschlossenen Türen und drittens dürfen wir eben nicht mehr einfach so zu den zu Hause gelassenen Sims zurückspringen. Stattdessen müssen wir der KI vertrauen, für deren Wohlbefinden zu sorgen.

Quelle: PC Games Tolle Neuerung: Dank Multitasking könnt ihr euch mit mehreren Sims unterhalten oder gleichzeitig reden und eine Fähigkeit erlernen. Fans listen ganze 89 fehlende Features auf, die in den Vorgängern noch enthalten waren. Einige davon sind Kleinkram, manches vermissen wir auch nicht. Den Friedhof aus Die Sims 3 etwa. Und doch können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass Die Sims 4 unter dem Feature-Kahlschlag leidet. Die Frage bleibt: Wieso? Ist der Grund wirklich die reine Geldgier? Hat Publisher Electronic Arts schon die entsprechenden DLC-Plänes in der Schublade, welche die eigentlich essentiellen Sims-Elemente kostenpflichtig nachträglich einfügen?

Nur schwerlich per DLC oder kostenlosem Update zu kitten: die atmosphärischen Mängel von Die Sims 4. Die fehlenden Autos und das per Sim-Handy angeordnete, vom Ladebildschirm unterbrochene Reisen wirken etwa arg künstlich und laufen somit gegensätzlich zur ansonsten sehr schönen Puppenhaus-Stimmung des Spiels. Ein weiteres Beispiel dafür: Stirbt ein Sim, sorgt der Auftritt des Sensenmanns nicht mehr für Schockstarre bei den Sims. Und wenn zwei Sims die Fäuste fliegen lassen, tummeln sich umstehende Personen nicht mehr um sie herum, feuern die Kämpfer an oder buhen sie aus. Nein, sie gehen einfach ihrem Tagewerk nach als wäre nichts im Argen! Das hat schon Die Sims 2 besser gemacht.

Frustabbau unter der Dusche

Quelle: PC Games Momente wie der erste Kuss für einen Sim lassen den Spieler immer noch vor Freude in die Hände klatschen. Das bewährte Spielprinzip hat Maxis zwar in vielen Punkten entschlackt, aber nur sehr sparsam um neue Funktionen ergänzt. Die wichtige Neuerung: Sims besitzen jetzt eine klar definierte Laune. Statt der abstrakten (aber immer noch wichtigen) Bedürfnisse ist die wichtigste Anzeige in Die Sims 4 die links unten eingeblendete Emotion. Zustände wie "Inspiriert", "Beschämt" oder "Wütend" geben ein sofortiges Feedback, wie es dem ausgewählten Sim gerade geht. Außerdem sind mit den Gefühlen die kurzfristigen Wünsche der Sims verbunden (bis zu drei), die automatisch wie Gedankenblasen auftauchen.

Beschämte Sims wollen sich etwa unter der Bettdecke verkriechen, glückliche Sims erfüllt es, wenn sie andere Sims aufmuntern. Nachvollziehbar: Die Laune bestimmt auch, welche Aktionen in Dialogen und beim Klick auf Objekte verfügbar sind. Jede Emotion hat eine Reihe von Spezialaktionen. Außerdem haben Launen bestimmte Vorteile; konzentrierte Sims leveln besonders schnell ihre Fähigkeiten durch Übung auf, energetische Hanseln geben beim Krafttraining alles, inspirierte Figuren erschaffen an der Leinwand außergewöhnliche Kunstwerke.

Durch die Darstellung der Gefühle wirkt das Verhalten unserer Pixel-Protagonisten deutlich glaubwürdiger als in den Vorgängern. Wer ist in der Realität nicht schon mal mies gelaunt von der Arbeit nach Hause gekommen oder war so aufgebracht, dass er seine angestaute Wut an einem anderen Menschen ausgelassen hat? Allzu komplex ist das System der Emotionen jedoch nicht; schnell hat man durchschaut, wie man die Sims am schnellsten in die gewünschte positive Gefühlslage versetzt. Langfristige Auswirkungen haben die Launen zudem kaum. Schön dagegen, wie die Emotionen unser Verhalten bei Gesprächen mit anderen Sims beeinflussen: Statt unsere Figur einfach nur Witze in Dauerschleife erzählen zu lassen, müssen wir schlau reagieren, wenn eine negative Reaktion die Sims in eine nachteilige Gefühlslage versetzt.

Quelle: PC Games Es macht einen irren Spaß, der Familie beim Wachsen zuzusehen und neue Generationen in die Welt zu setzen.

Spieldesign-Wundertüte: Was kommt als nächstes?

Hat man sich erst einmal in Die Sims 4 eingelebt, greift das bekannte Suchtpotenzial der Serie. Es macht einen ungeheuren Spaß, das Eigenheim einzurichten, die Nachbarn zu treffen, einen von acht möglichen Karrierepfaden zu verfolgen und zarte Liebesbande mit dem Wunschpartner zu knüpfen. Bei sozialen Interaktionen glänzt Die Sims 4 mit einer Fülle an Dialogoptionen (alle im typischen, furchtbar putzigen Sims-Kauderwelsch vertont).

Der ausgezeichnete Spielfluss ist eine der größten Stärken von Die Sims 4. Maxis versteht es ausgezeichnet, die Karotte vor den Augen des Spielers auf und ab tanzen zu lassen wie vor dem sprichwörtlichen Esel, der den Karren zieht. Und wenn wir keine Lust auf die Ziele haben, die uns das Spiel oder die Wünsche der Sims auf solch herrlich dynamische Weise stellen, dann setzen wir uns einfach eigene! Genug Geld für den fetten Plasmafernseher verdienen, ein Meisterwerk nach dem anderen an der Staffelei malen, den Nachwuchs in ein musikalisches Genie verwandeln …

Quelle: PC Games In der Nachbarschaft warten öffentliche Gebäude. Ihr dürft auch Nachbarn einen Besuch abstatten. Die Regionen sind per Ladezeit voneinander getrennt. Wenn wir die Wünsche unserer Sims erfüllen, hagelt es wie aus den Vorgängern gewohnt Belohnungspunkte. Die dürfen wir in einem Menü gegen Erleichterungen eintauschen - das kennt man aus Die Sims 3. Unter anderem sind kleine Booster verfügbar wie ein Trank, der die Energieleiste eines Sims komplett auffüllt. Aber es gibt auch permanente (und sehr teure) Verbesserungen, wodurch Sims etwa weniger Essen benötigen oder langsamer altern. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es diese Extras wirklich nur mit einer Ingame-Währung zu kaufen gibt, die man duch das Erfüllen der Wünsche verdient (und die nicht als Geld-Ersatz doubelt). Mikrotransaktionen mit echter Knete gibt es in Die Sims 4 nicht.