Die Sims 4 im Test: Multitasking, Bedienungsmängel und Performance + Fazit

Feine Sache: Sims sind jetzt Multitasking-fähig. Beim Schachspiel gegen den Partner mit einem weiteren Freund plaudern, der danebensteht? Während der Zubereitung des Abendessens mit den Kindern über ihren Tag sprechen? Eine Unterhaltung mit drei Sims führen? Alles kein Problem! Besonders die Verbindung vom wichtigen Lernen neuer Fähigkeiten (Logik, Athletik oder Kreativität) und dem sozialen Kontakt mit anderen Sims ist Gold wert für die Tagesplanung. Wie von der Serie gewohnt hat ein Tag nämlich nicht genug Stunden, um alles zu schaffen, was man sich für seinen Sim vorgenommen hat.

Typisch Die Sims: Viele Komfortfunktionen und intelligent designte Menüs erleichtern die Bedienung und sparen so Zeit. Gegenstände lassen sich per Maus drehen und wie gewünscht platzieren und das Inventar der Sims wird nicht mehr ganz so stark zugemüllt wie im Vorgänger. Die überarbeitete Kamera gefällt uns dagegen weniger; glücklicherweise können wir im Menü jederzeit zur bekannten Sims 3-Variante (mit mittlerer Maustaste die Perspektive drehen) zurückkehren.

Das Menüdesign nötigt uns zuweilen überflüssige Klicks ab: Ständig öffnen wir die standardmäßig im Menü versteckten Bedürfnisse unserer Sims, denn dauerhaft lassen sich diese nicht anzeigen. Von den Faktoren, welche die Laune unsere Mini-Menschen bestimmen, werden maximal vier gleichzeitig angezeigt, weitere müssen wir mit einem Klick auf eine schmale farbige Leiste einblenden. Beim Kauf neuer Möbel ist das Icon für die Einfärbung zudem extrem klein geraten.

Und schließlich hat Die Sims 4 nicht eben das angenehmste Tutorial: Statt den Spieler in einem Rutsch alle wichtigen Funktionen zu erklären, poppen beim Spielen immer wieder kontextsensitiv neue Textfenster mit nützlichen Erklärungen auf. Komplett überspringen lässt sich das Tutorial nur mit einem Trick. Dazu öffnen wir die Spieleigenschaften in Origin und tragen den Kommandozeilen-Parameter "—no_tutorial" ein.

Die Sims 4 im Testvideo: Erste Schritte

Ohne Ruckeln durch den Haushalt zuckeln

Gute Nachrichten gibt es derweil von der Technik-Front: Die Performance ist deutlich besser als in Die Sims 3. Genaue Angaben gibt es im großen Die Sims 4-Benchmark auf unserer Schwesternseite PC Games Hardware. Der Leistungszuwachs liegt natürlich im Verzicht auf eine zusammenhängende Nachbarschaft begründet. Bei Maxis-Spielen scheint man sich zwangsweise zwischen Pest und Cholera entscheiden zu müssen: Will man Ruckler? Oder Ladebildschirme?

Hübsch aussehen tut Die Sims 4 in jedem Fall, gerade die Sims selbst und ihre verspielten Animationen machen einiges her. Der Rest wirkt zwar leicht angestaubt und weniger realitätsnah als der Look in Die Sims 3, aber trotzdem ist es eine Freude, dem Gewusel am Bildschirm zuzuschauen.

Quelle: PC Games Wer ein Gespür für Ästhetik hat, freut sich über die große Auswahl an Möbeln, mit dem sich das eigene Haus geschmackvoll einrichten lässt. Aussetzer bei der Sim-Wegfindung stören das Gesamtbild. Besonders wenn sich mehrere Sims zum gemeinsamen Essen an den Tisch setzen sollen, rotieren die Zahnräder im Kopf der Beteiligten oft sekundenlang, bis sie sich für einen Platz entscheiden. Beim anschließenden Abräumen des Geschirrs stehen sich die Menschlein zusätzlich gerne im Weg. Kleine Bugs verschärfen die Situation, im Test ließ sich etwa ein stinkender Teller auf dem Gehweg nicht mehr aufheben. Als Folge hatte unser Ordnungsfreak bei jedem Trip auf die Terrasse schlechte Laune, dem Gestank sei Dank. Erst ein Umzug schaffte Abhilfe.

Das ging schon mal besser!

Die Sims 4 ist – so viel dürfte bei der Lektüre des Tests deutlich geworden sein – eine mittelgroße Enttäuschung. Trotz vieler Detailverbesserungen und neuer Emotionen ist der vierte Teil der Reihe seinen Vorgängern in beinahe allen Belangen unterlegen. Vieles, was bislang die Sims-Identität ausgemacht hat, fehlt in Die Sims 4. Das hat nichts damit zu tun, ein Spielprinzip zu entschlacken, sondern basiert einfach auf einer Reihe schlechter Design-Entscheidungen. Die mögen purer Zufall oder böse Absicht sein (eventuell um Inhalte in DLCs auszulagern?). Fakt ist jedoch, dass sie dem Spielspaß schaden.

Was Maxis und EA jedoch nicht geschafft haben: die Serie mit Teil 4 zu ruinieren. Die Sims 4 ist keine Katastrophe, kein schlechtes Spiel. Nein, garantiert nicht. Es ist ein toller Baukasten, in dem man Sets berühmter TV-Serien mit verblüffender Authentizät nachbauen kann. Es ist ein humorvolles Spiel, das mehr schräge Einfälle und lustige Cheats aufweist als viele andere seelenlose Produktionen. Es ist ein herrlich dynamisches Spiel, in dem man nie so ganz genau weiß, wie sich die Sims verhalten. Eines, dessen Spielprinzip zwar nach 30 Spielstunden erste Ermüdungserscheinungen aufweist, in dem man aber trotzdem mehr als doppelt so viel Zeit versenken kann, um alle Optionen durchzuprobieren.

Auch wir werden nach dem Test sicher noch so manche Sim-Familie in Die Sims 4 erstellen und mit vor Vergnügen leuchtenden Augen dabei zusehen, wie sie sich durch den Alltag quälen. Aber wir werden dabei auch immer daran denken, wie viel mehr Spaß das in den Vorgängern gemacht hat. Und wir werden diejenigen Menschen beneiden, für die Die Sims 4 der erste Kontakt mit Maxis' Spiel des Lebens darstellt.

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Die Sims 4 gibt es im Einzelhandel und auf Origin für knapp 60 Euro. Beide Versionen benötigen ein Origin-Konto und eine einmalige Online-Aktivierung. Danach kann das Spiel im Offline-Modus gespielt werden.