King Richard in der Filmkritik: Zwei Legenden und ein Mann
Im weiteren Verlauf gehen wir nun auf die vielen Dinge ein, die das Tennis-Biopic "King Richard" verschweigt. Die kontroversen Themen, die in der "wahren Geschichte" kaum oder gar nicht angesprochen werden, fühlen sich nicht nur eigenartig unterrepräsentiert an, sie hinterlassen auch das Gefühl, man hätte nur einen romantisierten Teil einer Geschichte gesehen. Ziemlich manipulativ, zumindest aus emotionaler Sicht.
Auch wird im Film dargestellt, wie Richard abends, nach einem Tag voll Coaching und Hingabe, zur Arbeit als Security-Mann stapft und sich kaum wach halten kann während seiner Schicht, um das Leben seiner Familie in Compton und Tenniswahn zu finanzieren. Dass er aber tatsächlich Chef und Besitzer dieser Firma mitsamt 50 Angestellten war, und die Entscheidung, im schwierigen Vorort Compton zu wohnen, bewusst gewählt hat, das verschweigt der 145 Minuten lange Film. Das ist keine Straftat und niemand will der Familie absprechen, wie hart sie für den Erfolg geschuftet hat, es ändert die "wahre Geschichte", die verkauft wird, aber enorm.
Kontroverse Männer im Scheinwerferlicht
Zurück also nach Compton: In seiner Autobiografie spricht der Patriarch darüber hinaus von seiner Überzeugung, "dass die größten Champions aus Gettos kamen. Ich hatte erfolgreiche Sportler studiert wie Muhammad Ali und große Denker wie Malcolm X", so Williams. "Ich sah, woher sie kamen. Als Teil meines Plans beschloss ich, dort sollten auch die Mädchen aufwachsen. Das würde sie stark machen und ihnen eine Kämpfermentalität mitgeben" - heftig. Ganz besonders, bedenkt man, dass seine Stieftochter Yetunde Price 2003 auf offener Straße in Compton erschossen wurde. Und noch einmal: heftig.
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Dass man sich dazu entschied, jegliche Kontroverse auszuklammern und sich stattdessen einzig und allein auf eine überaus romantisierte Fassung fokussiert, geht an sich in Ordnung, ist dann aber eben weitaus weniger relevant und mitreißend, als sich "King Richard" zu inszenieren versucht.
Wenn am Ende des Tages so etwas bei rumkommt, dann ist das kein Biopic-Kino-Highlight, sondern Selbstdarstellung - man wird schließlich nicht müde innerhalb des Produktionsteams, immer wieder aufs Neue zu erwähnen, wie akkurat und wahrheitsgemäß "King Richard" wäre. Dafür gibt es auch eine Bühne, die ist aber nicht das Kino und, ganz sicher nicht, die des (noch) prestigeträchtigsten Filmpreises der Welt. Was dort hingehört und was nicht, das weiß - jetzt! - sogar Will Smith.
Abschließend noch ein paar Sätze zur physischen Fassung von "King Richard", sollte euch der Film trotz unserer vielen Kritikpunkte interessieren:
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