Die Spielebranche zerbricht - Geht von der Bremse runter!

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Kolumne Antonia Dreßler - Redakteurin
Die Spielebranche zerbricht - Geht von der Bremse runter!
Quelle: Created with LimeWire

Tausende Leute verlieren ihren Job im Gaming - was die Gründe sind und was das für die Spieler bedeutet, nennt unserer Redakteurin Toni in ihrem Kommentar.

Keine Nacht ohne neue Horrormeldung: Entwickler X, der hunderte Leute entlässt, Publisher Y, der ein noch unangekündigtes Spiel einstampft und Studio Z, das jetzt leider geschlossen wird. Zerbricht die Spielebranche gerade vor unseren Augen?

Das prominenteste Beispiel ist Microsoft, das kurz nach der Übernahme von Activision Blizzard ganze 1.900 Leute entließ. Eine desaströs hohe Zahl, doch da hört es leider nicht auf: Ubisoft, Unity, Embracer, Twitch, Riot ... Ich könnte die Liste ewig weiterführen. Dieses Jahr haben schon etliche tausend Leute in der Branche ihren Hut nehmen müssen.

Inzwischen reihen sich weitere große Studionamen in die Liste ein. Sony mit 900 Stellenstreichungen, kurz dahinter Epic mit 860 Kürzungen, Rare mit über 500, über 600 bei EA und 500 bei Twitch. Die Zahl der gestrichenen Stellen ist mittlerweile auf über 8.000 Leute in der Spieleindustrie angestiegen. Und das alleine im Jahr 2024! Wir haben jetzt Anfang März und das Jahr ist noch lang.

Die Gründe hinter dieser brancheninternen Katastrophe sind vielfältig und die Unternehmen sprechen von verschiedenen Faktoren. Ganz klar sind Fehlinvestitionen eine Ursache, die während der Pandemie aufgekommen sind. Billige Kredite und ein boomender Spielemarkt haben große Firmen zum Wachstum veranlasst und die Shopping-Touren sind nun mit Folgekosten verbunden, die in einer Welt ohne Quarantäne einfach zu hoch sind.

11:57
Spieleindustrie in der Krise | MEINUNG | Es wird alle treffen

Aufs falsche Pferd gesetzt

Ganz besonders hart trifft das Embracer, die wild mit Geld um sich geschmissen haben. Das Vertrauen in ihren Zwei-Milliarden-Dollar-Deal mit der saudischen Savvy Games Group war anscheinend zu groß, denn der ist wohl im letzten Moment geplatzt.

Die damaligen Investitionen können sie nicht halten und müssen jetzt dort abbauen, wo sie am wenigsten Profit sehen. In Deutschland trifft das einige Entwickler - besonders hart aber Piranha Bytes, das Traditionsstudio hinter Gothic, Risen und Elex.

Wann Embracers Sparkurs ein Ende findet, weiß wohl nur der Publisher selbst - Ein Studio verlässt aber schon mal sicherheitshalber das sinkende Schiff. Saber Interactive - das Studio hinter Vampyr, Warhammer 40.000 Space Marines 2 und Jurassic Park: Survival - wurde 2020 für rund 525 Millionen Dollar von Embracer aufgekauft. Nun ergreift der Entwickler die Flucht und kauft sich für 500 Millionen Dollar frei. Damit besitzt sich Saber laut Bloomberg ab sofort selbst.

Auch um das Borderlands-Studio Gearbox gibt es Gerüchte, dass sie sich demnächst einen neuen Mutterkonzern suchen - ein weiterer Einschnitt in Embracers Portfolio, was laut des letzten Finanzberichts des schwedischen Giganten aber wohl verkraftbar wäre. Mit über 130 Entwicklerstudios und 15.000 Angestellten im Gepäck kann man nur hoffen, dass die Einsparungen des Unternehmens ein Ende finden - bevor den Verantwortlichen auffällt, wie viele Leute sie noch entlassen könnten, um auf dem Papier positive Zahlen stehen zu haben.

Redundante Stellen

Andere Studios reden von Redundanzen, also Positionen, die quasi doppelt besetzt sind. Das war nach der Activision-Blizzard-Akquirierung das große Argument von Microsoft und hat das Jahr mit einem Schlag ins Gesicht der FTC eingeläutet. Die Übernahme des Gaming-Giganten steht nämlich noch zur Berufung aus. Mit den Entlassungen wurden jetzt aber Tatsachen geschaffen.

Aber auch andere, kleinere Studios wie Build a Rocket Boy, das neue Baby eines ehemaligen GTA-Produzenten, reden vom Stellenabbau wegen Redundanzen. Und auch Unity ist erst letztes Jahr aufgefallen, dass sie fast 2000 Mitarbeiter zu viel beschäftigten. Da stellt sich mir unweigerlich die Frage, ob das den bestehenden Unternehmen wirklich jetzt erst auffällt. Oder hat man sich einfach abgeschaut, was die anderen machen? Oder ging es den Firmen permanent einfach so gut, dass Posten doppelt besetzt sein konnten und es niemandem aufgefallen ist?

    • Kommentare (8)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von Phone
        Über 20 Jahre ist keine "Kurze Zeit"
        Die letzten 4 Jahre schon vergessen? Ich denke eher da liegt das größte Problem, man hat Lete abgreifen können die sich vorher nicht für dieses Medium interessiert haben und konnte damit die schlechte Zeit überbrücken und alles sah nach "Aufschwung und Stabilität" aus.
        Nein, 20 Jahre sind keine kurze Zeit aber die erwähnten letzten vier Jahre und auch davor schon gab es noch mal einen Pusch und hier kommt es dann eben auch verzögert zu Effekten, wie bei Telltale, wo sich erst nach einigen Jahren dann nach und nach herausstellt, dass man es sich nicht mehr leisten kann und/oder die Hoffnungen zerschlagen werden. Natürlich, wenn man nur von außen raufschaut sieht es gut aus, die Probleme erkennt man ja erst in den Details. Siehe Mimimi Games. An sich könnte man wohl durchaus weitermachen aber eine Vielzahl an Faktoren, unter anderem der unheimliche Stress die Subventionen vom Bund zu kriegen, führten zum tragischen Ende.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von Phone
        Über 20 Jahre ist keine "Kurze Zeit"
        Die letzten 4 Jahre schon vergessen? Ich denke eher da liegt das größte Problem, man hat Lete abgreifen können die sich vorher nicht für dieses Medium interessiert haben und konnte damit die schlechte Zeit überbrücken und alles sah nach "Aufschwung und Stabilität" aus.
        Nein, 20 Jahre sind keine kurze Zeit aber die erwähnten letzten vier Jahre und auch davor schon gab es noch mal einen Pusch und hier kommt es dann eben auch verzögert zu Effekten, wie bei Telltale, wo sich erst nach einigen Jahren dann nach und nach herausstellt, dass man es sich nicht mehr leisten kann und/oder die Hoffnungen zerschlagen werden. Natürlich, wenn man nur von außen raufschaut sieht es gut aus, die Probleme erkennt man ja erst in den Details. Siehe Mimimi Games. An sich könnte man wohl durchaus weitermachen aber eine Vielzahl an Faktoren, unter anderem der unheimliche Stress die Subventionen vom Bund zu kriegen, führten zum tragischen Ende.
      • Von Gast1712481002
        Zitat von SethWinterstein
        Genau das ist es. Wenn in kurzer Zeit eine Industrie so groß wird, ist es absehbar, dass irgendwann der Stellenabbau folgt. Wir haben einen Laden der alles gekauft hat was nicht Niet und Nagelfest ist. Resultat? Stellenabbau, weil man diese hohen Investitionskosten nicht in so kurzer Zeit reinbekommen kann, geschweige denn vermutlich alles integrieren konnte. Wir haben dasselbe bei Telltale gesehen, die nach Erfolgen ein vielfaches der Mitarbeiter besaßen aber nicht dieselben Erfolge reproduzieren konnten. Resultat in dem Fall die Pleite.

        Blasen platzen aus vielen Nadelstichen heraus zu viel Optimismus, Naivität, Inkompetenz, Konkurrenz, mangelnde Sichtbarkeit, verändertes Kundenverhalten und vieles mehr. Du sprichst das mit den Releases gut an, es kommt wirklich viel. Das wird auch gerade für große Studios vermutlich teilweise zum Problem, denn die kleinen Titel die so reichlich erscheinen müssen nicht soviel einspielen. Die großen entwickeln dagegen teils aberwitzige Produktionskosten und sind gezwungen Megaerfolge zu werden. Gleichzeitig will man nicht hinterfragen, ob man diese Mannstärken dabei braucht, man bringt also irgendeinen InGame Shop in ein Spiel wie Suicide Squad Kill The Justice League, mit dem Resultat schlechter Presse und am Ende einem Flop. Resultat? Man will noch mehr Live Service und Free2Play: https://www.pcgamesn.com/...
        Ich denke es wird über kurz oder lang von Warner Bros. Games auch eine Meldung von Entlassungen kommen.

        Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass wir einen Notstand haben in der Branche. Est eher die übliche Korrektur, der Artikel spricht es unter anderem auch bei Akquisitionen mit Doppelstellen an aber eben auch all die anderen Faktoren gehören dazu.
        Wo ich einen Notstand sehe ist eher bei sowas wie Amazon, überflutet mit chinesischen Produkten über das Streckengeschäft, was dazu führt dass dasselbe Produkt mehrfach auftaucht, mit einer Vielzahl von Problemen von Qualität bis Verbraucherrechten und Umwelt, was letztendlich auch dazu führt dass alternativen unsichtbar werden. Dass in der Spielebranche dagegen viele entlassen werden und Studios schließen ist eher eine normale Entwicklung, die auch wieder Potentiale schafft. Ich hoffe, dass am Ende des Prozesses eine bessere Spielebranche steht.
        Über 20 Jahre ist keine "Kurze Zeit"
        Die letzten 4 Jahre schon vergessen? Ich denke eher da liegt das größte Problem, man hat Lete abgreifen können die sich vorher nicht für dieses Medium interessiert haben und konnte damit die schlechte Zeit überbrücken und alles sah nach "Aufschwung und Stabilität" aus.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von hgxxx1
        Die Spiele werden nur noch für junge Leute entwickelt. Sehr deutlich wird das, wenn man Diablo IV spielt. Während ältere Spieler "Leicht" als zu schwierig empfinden, meckern junge Spieler, dass das Spiel zu leicht ist. Es gibt ja 4 Stufen, und die jungen Spieler könnten auf der schwierigsten Stufe spielen. Sie wollen aber meckern, das macht halt mehr Spaß. Ich bin ein älterer Spieler und muss mich in entsprechenden Foren anpöbeln lassen, weil ich nicht so gut bin. Wenn nur noch junge Spieler die Spiele kaufen, dann werden die Verkaufszahlen in den Keller rutschen. So einfach ist das!
        Kann ich ehrlich gesagt nicht nachempfinden. Was heißt, ältere Spieler empfinden Leicht als zu schwierig? Du führst Diablo IV als Beispiel an aber was genau hat das Alter mit der Schwierigkeit Diablo IVs zutun? Ich glaube bei der Entwicklung interessiert das Alter relativ wenig, sondern eher andere Einflüsse. Wir sehen bspw. die Entwicklung von Command & Conquer Games mit Tempest Rising und D.O.R.F. aber das Alter spielt dabei wohl eine eher untergeordnete Rolle als viel mehr, dass es hier wenig Spiele gibt, man eine Nische also besetzen kann. Aber es ist ansprechend für ältere Spieler die natürlich damit aufgewachsen sind und hat einen Nostalgiefaktor.
      • Von Schalkmund Nerd
        Zitat von hgxxx1
        Während ältere Spieler "Leicht" als zu schwierig empfinden, meckern junge Spieler, dass das Spiel zu leicht ist.
        Wie alt sind "ältere Spieler"? 60,70 oder 80+?
      • Von hgxxx1 NPC
        Die Spiele werden nur noch für junge Leute entwickelt. Sehr deutlich wird das, wenn man Diablo IV spielt. Während ältere Spieler "Leicht" als zu schwierig empfinden, meckern junge Spieler, dass das Spiel zu leicht ist. Es gibt ja 4 Stufen, und die jungen Spieler könnten auf der schwierigsten Stufe spielen. Sie wollen aber meckern, das macht halt mehr Spaß. Ich bin ein älterer Spieler und muss mich in entsprechenden Foren anpöbeln lassen, weil ich nicht so gut bin. Wenn nur noch junge Spieler die Spiele kaufen, dann werden die Verkaufszahlen in den Keller rutschen. So einfach ist das!
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