Notstand in der Spielebranche - Jetzt muss etwas passieren!

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Kolumne Antonia Dreßler - Redakteurin
Notstand in der Spielebranche - Jetzt muss etwas passieren!
Quelle: Created with LimeWire

Tausende Leute verlieren ihren Job im Gaming - was die Gründe sind und was das für die Spieler bedeutet, nennt unserer Redakteurin Toni in ihrem Kommentar.

Studioschließung statt Mitarbeiterabbau

Neben Fehlinvestitionen und vorgeblich maroder Mitarbeiterstrukturen findet sich noch eine dritte Begründung in den Entlassungsschreiben, die vor allem Beklemmung auslöst. Bei EA ist so die Rede von Umstrukturierungen, um "auf sich an die neue Marktsituation" anzupassen.

Was mit dieser Aussage eigentlich gemeint sein soll, sagt das Unternehmen aber nicht. Der Publisher 505 Games spielt da mit wesentlich offeneren Karten. Dort schließt man zwar auch drei Studios , strukturiert aber vornehmlich um, sodass eine im Vergleich geringe Zahl an Mitarbeitern gehen muss, auch, wenn es das den zehn ehemaligen Leuten dort nicht leichter macht.

Die Umstrukturierung des Double-A-Publishers wurde bereits letztes Jahr angekündigt und soll mit der neuen Marktsituation zusammenhängen, unter der alle Studios gerade gemeinsam leiden.

Die Umstrukturierung der italienischen Firma war schon länger geplant und ist eine Reaktion auf das veränderte Konsumverhalten von Spielern. Die sind nämlich zurückhaltender geworden beim Kauf von neuen Titeln und verbringen mehr Zeit in den gleichen Spielen.

Einen ähnlichen Absatz findet man auch in Embracers Finanzbericht, wobei dort weiter angeführt wird, dass Spieler auch innerhalb der Games weniger ausgeben, wobei damit sicherlich Ingame-Shops und Battlepasses gemeint sind.

Das erklärt auch, warum mit vielen Entlassungen die Streichung von angekündigten Spielen mit einhergingen. Man will keine Experimente eingehen und sich auf die Marken verlassen, die es bereits gibt.

Nennen wir das Kind aber doch mal beim Namen. "Langlebige Marken" klingen doch gewaltig nach Live-Service-Games. Also der Art von Spiel, mit dem Warner erst kürzlich voll auf die Schnauze flog. Suicide Squad: Kill the Justice League ist krachend gescheitert. Es war aber sicher nicht das erste Live-Service-Spiel, das keiner wollte.

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Schneeballeffekt

Dass die Kündigungswelle so verheerend ist, liegt aber nicht nur an wenigen konkreten Gründen, die man vielleicht sogar hätte vorhersehen können. Das Problem ist auch die Vernetzung und das Ineinandergreifen der Branche und dass viele irgendwie abhängig voneinander sind.

Riot Games begründet ihre über 500 Stellenstreichungen damit, dass sie Kosten senken mussten, weil sie einfach zu hohe dauerhafte Ausgaben angehäuft haben. Dazu fährt das Studio hinter League of Legends auch ihr Riot-Forge-Programm herunter, mit dem sie als Publisher Kooperationen mit anderen Studios eingegangen sind, um Spin-Off-Spiele innerhalb des LoL-Universums zu entwickeln.

Solche Kooperationen und Auslagerungen von Projekten finden infolge der krassen Kürzungen flächendeckend ein Ende, wie mir von mehreren kleinen Studios berichtet wurde. Der Investitionstop, den die großen Entwickler wie eine Handbremse mit einem Ruck erzwungen haben, sorgt so für einen Schneeballeffekt. Der zwingt mittelgroße Studios zum starken Kürzen der Kosten und kleine Studios am Ende zum Schließen.

    • Kommentare (8)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von Phone
        Über 20 Jahre ist keine "Kurze Zeit"
        Die letzten 4 Jahre schon vergessen? Ich denke eher da liegt das größte Problem, man hat Lete abgreifen können die sich vorher nicht für dieses Medium interessiert haben und konnte damit die schlechte Zeit überbrücken und alles sah nach "Aufschwung und Stabilität" aus.
        Nein, 20 Jahre sind keine kurze Zeit aber die erwähnten letzten vier Jahre und auch davor schon gab es noch mal einen Pusch und hier kommt es dann eben auch verzögert zu Effekten, wie bei Telltale, wo sich erst nach einigen Jahren dann nach und nach herausstellt, dass man es sich nicht mehr leisten kann und/oder die Hoffnungen zerschlagen werden. Natürlich, wenn man nur von außen raufschaut sieht es gut aus, die Probleme erkennt man ja erst in den Details. Siehe Mimimi Games. An sich könnte man wohl durchaus weitermachen aber eine Vielzahl an Faktoren, unter anderem der unheimliche Stress die Subventionen vom Bund zu kriegen, führten zum tragischen Ende.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von Phone
        Über 20 Jahre ist keine "Kurze Zeit"
        Die letzten 4 Jahre schon vergessen? Ich denke eher da liegt das größte Problem, man hat Lete abgreifen können die sich vorher nicht für dieses Medium interessiert haben und konnte damit die schlechte Zeit überbrücken und alles sah nach "Aufschwung und Stabilität" aus.
        Nein, 20 Jahre sind keine kurze Zeit aber die erwähnten letzten vier Jahre und auch davor schon gab es noch mal einen Pusch und hier kommt es dann eben auch verzögert zu Effekten, wie bei Telltale, wo sich erst nach einigen Jahren dann nach und nach herausstellt, dass man es sich nicht mehr leisten kann und/oder die Hoffnungen zerschlagen werden. Natürlich, wenn man nur von außen raufschaut sieht es gut aus, die Probleme erkennt man ja erst in den Details. Siehe Mimimi Games. An sich könnte man wohl durchaus weitermachen aber eine Vielzahl an Faktoren, unter anderem der unheimliche Stress die Subventionen vom Bund zu kriegen, führten zum tragischen Ende.
      • Von Gast1712481002
        Zitat von SethWinterstein
        Genau das ist es. Wenn in kurzer Zeit eine Industrie so groß wird, ist es absehbar, dass irgendwann der Stellenabbau folgt. Wir haben einen Laden der alles gekauft hat was nicht Niet und Nagelfest ist. Resultat? Stellenabbau, weil man diese hohen Investitionskosten nicht in so kurzer Zeit reinbekommen kann, geschweige denn vermutlich alles integrieren konnte. Wir haben dasselbe bei Telltale gesehen, die nach Erfolgen ein vielfaches der Mitarbeiter besaßen aber nicht dieselben Erfolge reproduzieren konnten. Resultat in dem Fall die Pleite.

        Blasen platzen aus vielen Nadelstichen heraus zu viel Optimismus, Naivität, Inkompetenz, Konkurrenz, mangelnde Sichtbarkeit, verändertes Kundenverhalten und vieles mehr. Du sprichst das mit den Releases gut an, es kommt wirklich viel. Das wird auch gerade für große Studios vermutlich teilweise zum Problem, denn die kleinen Titel die so reichlich erscheinen müssen nicht soviel einspielen. Die großen entwickeln dagegen teils aberwitzige Produktionskosten und sind gezwungen Megaerfolge zu werden. Gleichzeitig will man nicht hinterfragen, ob man diese Mannstärken dabei braucht, man bringt also irgendeinen InGame Shop in ein Spiel wie Suicide Squad Kill The Justice League, mit dem Resultat schlechter Presse und am Ende einem Flop. Resultat? Man will noch mehr Live Service und Free2Play: https://www.pcgamesn.com/...
        Ich denke es wird über kurz oder lang von Warner Bros. Games auch eine Meldung von Entlassungen kommen.

        Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass wir einen Notstand haben in der Branche. Est eher die übliche Korrektur, der Artikel spricht es unter anderem auch bei Akquisitionen mit Doppelstellen an aber eben auch all die anderen Faktoren gehören dazu.
        Wo ich einen Notstand sehe ist eher bei sowas wie Amazon, überflutet mit chinesischen Produkten über das Streckengeschäft, was dazu führt dass dasselbe Produkt mehrfach auftaucht, mit einer Vielzahl von Problemen von Qualität bis Verbraucherrechten und Umwelt, was letztendlich auch dazu führt dass alternativen unsichtbar werden. Dass in der Spielebranche dagegen viele entlassen werden und Studios schließen ist eher eine normale Entwicklung, die auch wieder Potentiale schafft. Ich hoffe, dass am Ende des Prozesses eine bessere Spielebranche steht.
        Über 20 Jahre ist keine "Kurze Zeit"
        Die letzten 4 Jahre schon vergessen? Ich denke eher da liegt das größte Problem, man hat Lete abgreifen können die sich vorher nicht für dieses Medium interessiert haben und konnte damit die schlechte Zeit überbrücken und alles sah nach "Aufschwung und Stabilität" aus.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von hgxxx1
        Die Spiele werden nur noch für junge Leute entwickelt. Sehr deutlich wird das, wenn man Diablo IV spielt. Während ältere Spieler "Leicht" als zu schwierig empfinden, meckern junge Spieler, dass das Spiel zu leicht ist. Es gibt ja 4 Stufen, und die jungen Spieler könnten auf der schwierigsten Stufe spielen. Sie wollen aber meckern, das macht halt mehr Spaß. Ich bin ein älterer Spieler und muss mich in entsprechenden Foren anpöbeln lassen, weil ich nicht so gut bin. Wenn nur noch junge Spieler die Spiele kaufen, dann werden die Verkaufszahlen in den Keller rutschen. So einfach ist das!
        Kann ich ehrlich gesagt nicht nachempfinden. Was heißt, ältere Spieler empfinden Leicht als zu schwierig? Du führst Diablo IV als Beispiel an aber was genau hat das Alter mit der Schwierigkeit Diablo IVs zutun? Ich glaube bei der Entwicklung interessiert das Alter relativ wenig, sondern eher andere Einflüsse. Wir sehen bspw. die Entwicklung von Command & Conquer Games mit Tempest Rising und D.O.R.F. aber das Alter spielt dabei wohl eine eher untergeordnete Rolle als viel mehr, dass es hier wenig Spiele gibt, man eine Nische also besetzen kann. Aber es ist ansprechend für ältere Spieler die natürlich damit aufgewachsen sind und hat einen Nostalgiefaktor.
      • Von Schalkmund Nerd
        Zitat von hgxxx1
        Während ältere Spieler "Leicht" als zu schwierig empfinden, meckern junge Spieler, dass das Spiel zu leicht ist.
        Wie alt sind "ältere Spieler"? 60,70 oder 80+?
      • Von hgxxx1 NPC
        Die Spiele werden nur noch für junge Leute entwickelt. Sehr deutlich wird das, wenn man Diablo IV spielt. Während ältere Spieler "Leicht" als zu schwierig empfinden, meckern junge Spieler, dass das Spiel zu leicht ist. Es gibt ja 4 Stufen, und die jungen Spieler könnten auf der schwierigsten Stufe spielen. Sie wollen aber meckern, das macht halt mehr Spaß. Ich bin ein älterer Spieler und muss mich in entsprechenden Foren anpöbeln lassen, weil ich nicht so gut bin. Wenn nur noch junge Spieler die Spiele kaufen, dann werden die Verkaufszahlen in den Keller rutschen. So einfach ist das!
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