Utopie, Zoff & Teerpfützen: Die erste Staffel von Star Trek The Next Generation
In Teil 4 unserer Star Trek-Retrospektive wechseln wir vom Kino ins Fernsehen: Sebastian Göttling widmet sich Staffel 1 von Star Trek: The Next Generation!
Die Besetzung der Hauptrollen war insofern ein Glücksgriff, als sich fast alle von Anfang an blendend verstanden und eine sehr glückliche und gelöste Atmosphäre am Set herrschte. Der Einzige, der etwas länger brauchte, war Patrick Stewart, dem seine ausgelassenen Kolleginnen und Kollegen eine ganze Staffel lang so hart auf den Geist gingen, bis er sie schließlich zusammenrief und ihnen die Ansage machte: "Wir sind hier zum Arbeiten!" Doch selbst sein hartes Herz wurde von dem fröhlichen Haufen irgendwann erweicht.
All das klingt trotz einiger weniger Hindernisse eigentlich nach einer super Arbeitsumgebung, oder? Enter Leonard Maizlish, der intrigante Anwalt des Gene Roddenberry. Warum dieser Maizlish einen so großen Einfluss hatte auf Roddenberry, wird wahrscheinlich immer ein Geheimnis bleiben, doch was auch immer es war, es formte die frühe Next Generation entscheidend. Wo anfangs noch die Tür des Roddenberry jedem offen stand, der Fragen hatte oder über Geschichten diskutieren wollte, war diese fortan verschlossen; man musste erst mal am Advokaten-Wachhund Maizlish vorbei. Wo die drei Altvorderen Justman, Fontana und Gerrold zunächst eigentlich gute Deals ausgehandelt hatten, wurden sie urplötzlich zurück an den Verhandlungstisch genötigt, denn der durchtriebene Anwalt, den man auch als den Grima Schlangenzunge Star Treks bezeichnen könnte, spielte ununterbrochen Machtspielchen.
Es ist überliefert, dass er Roddenberry ständig in den Ohren lag mit Aussagen wie: "Die haben dir damals die erste Serie weggenommen und dann auch noch die Kinofilme. Du musst höllisch aufpassen, sonst passiert dir das wieder. Gene, mein Freund, hör auf meinen Rat."
Los ging der Ärger direkt beim Pilotfilm "Encounter at Farpoint" (Mission Farpoint/Der Mächtige), den eigentlich Dorothy Fontana im Alleingang schreiben sollte. Im Zentrum der Handlung stand das Rätsel einer Raumstation, die in Wirklichkeit keine war, sondern vielmehr ein gefangengehaltenes, formwandelndes Lebewesen - eine Mischung aus Weltraumwal und -qualle.
Als während des Entwicklungsprozesses von den Fernsehsendern die Forderung kam, den Pilotfilm von 75 Minuten auf 90 Minuten netto zu verlängern, um mehr Werbeblocks unterbringen zu können, musste die Handlung entsprechend erweitert werden. Und anstatt auch hier Dorothy Fontana zum Zug kommen zu lassen, bestand Maizlish darauf, dass Gene Roddenberry diesen Teil der Handlung schreiben würde.
Gemeinsam erfanden sie für die zusätzlichen Minuten, in denen Captain Picard stellvertretend für die gesamte Menschheit vor Gericht gestellt wird, den Charakter des allmächtigen Q, gespielt von John de Lancie, den Maizlish vor Kurzem bei einer Theateraufführung gesehen hatte. Auf lange Sicht ein Glückstreffer, aber trotzdem keine Entscheidung, die ein Anwalt treffen sollte.
Quelle: Paramount Pictures In "Encounter at Farpoint" gab es dann doch die eine Handreichung in die Urserie, um unwilligen Alt-Fans einen Lorbeerzweig entgegenzustrecken: Data begleitet den mittlerweile über 130 Jahre alten Admiral "Pille" McCoy auf einer Tour über die brandneue Enterprise-D in einer Szene, die wahrhaftig zu Herzen geht.
Als es um die Romanumsetzung des Pilotfilms für den Verlag Pocket Books ging, wäre auch hier Dorothy Fontana die logische Wahl gewesen, um ihren eigenen Stoff umzusetzen. Doch weil es Streit gab um ihre angemessene, von der Hollywood-Autorengewerkschaft festgelegte Bezahlung und Fontana diese Forderung frecherweise auch noch durchsetzte, wurde schnell dafür gesorgt, dass der Romanauftrag stattdessen David Gerrold zufiel.
Wir erinnern uns: Fontana und Gerrold waren seit vielen Jahrzehnten miteinander befreundet und auf diese Art und Weise wollte Maizlish einen Keil zwischen die beiden treiben, um so Zwietracht im Team zu säen. Die Krönung war dann das Drehbuch zur Episode "The Last Outpost" (Der Wächter), in welcher der neue große Feind der Next Generation, die Ferengi, eingeführt und dank einiger Drehbuchänderungen und des durchaus unfähigen Regisseurs direkt wieder verhunzt wurde.
Doch woher stammten diese Änderungen? Nun, eines Morgens fand man in einer Revision des Drehbuchs handschriftliche Notizen, von denen Maizlish behauptete, Gene Roddenberry höchstpersönlich habe sie vorgenommen. Komisch nur, dass es sich eindeutig um Maizlishs Handschrift handelte.
Auch im späteren Verlauf der ersten Staffel kam es immer wieder vor, dass der Anwalt dabei erwischt wurde, wie er sich in fremden Büros rumtrieb, Schubladen durchwühlte und heimlich Drehbuchseiten an der nächstbesten Schreibmaschine verpfuschte.
Den Sargnagel für David Gerrolds kurze Karriere bei der Next Generation bildete seine nie verfilmte Storyidee "Blood and Fire", die einen Kommentar auf die AIDS-Epidemie darstellte, die Ende der Achtzigerjahre so stark grassierte, dass Blutreserven beim Roten Kreuz drastisch zurückgegangen waren; eine Organisation, für die Gerrold sich persönlich engagierte.
Das Drehbuch enthielt neben dem Aufruf zur Blutspende auch erstmals ein homosexuelles Pärchen im Dienste der Sternenflotte; ein Handlungsbestandteil, den Gerrold deswegen einbaute, weil Gene Roddenberry kurz zuvor einem schwulen Bostoner Science-Fiction-Club versprochen hatte, genau so etwas bei nächster Gelegenheit in "Star Trek: The Next Generation" zu zeigen.
Ich habe TNG, DS9 und Voyager dieses Jahr erst noch mal durch-gesuchtet...und muss sagen die Geschichten haben nix an ihrer Aktualität eingebüßt. Effekte sind vielleicht etwas angestaubt, aber daran gewöhnt man sich sehr schnell. SciFi mit Moral - das gibt's eigentlich nur bei Star Trek. Da kam für mich eigentlich nur noch Babylon 5 ran...
Und was die neuen Serien angeht, da halt ich mich an den Kodex von Star Trek: Toleranz! Ich mag die eigentlich alle. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Ganz vorn natürlich "Picard". Die letzte Staffel war der Hammer - und Fanservice pur.
Ich kenne das TNG Team auch persönlich von diversen Conventions, und es ist unglaublich wie dicke die noch alle miteinander sind. Diese "Familie" die ja viele Serien-Casts für sich propagieren ist bei der Crew von TNG absolut real. Immer wieder schön wenn ich der quirligen Sirtis's Geschichten von "old boldy" lauschen darf. :D Durch dieses Wissen um diesen Zusammenhalt der Schauspieler macht das Schauen der alten und neuen Folgen nochmal extra viel Freude.
ENT, TOS, TNG, DS9 und VOY sind der einzige Grund, warum ich Netflix noch habe. Wenn es da weg ist, darf P+ gern mal zeigen, was es so hat. ^^
Aber ich glaube die Menschheit braucht in einer Zeit der Krisen, wie z. B. der zurückliegenden Corona Pandemie, der Aggression der russischen Regierung und der generellen Unzufriedenheit und Wut vieler Leute, wieder optimistischere Zukunftsvisionen, selbst wenn sowas anfangs evtl. nicht so viele Zuschauer anlockt, wie düsterere Geschichten.
Tatsächlich war in den letzten Jahren eher "dirty" und "dark" in, aber das ist halt auch immer ein Zeitgeist - Ding. Einige hat das naiv-zukunftsfreudige "wir sind die guten" Szenario von solchen Serien (egal ob TV oder anderweitig) halt immer auch gestört... Wir träumten als Teenager in den Endachzigern frühen Neunzigern eher davon, dass mal so richtig der (Cyber)punk abgeht, und nicht Leute in schnieken Uniformen was von Werten faseln... :P
Zumindest meine Fraktion war so, aber wie man sieht gab und gibt es da Unterschiede.
Aber wie gesagt, gibt auch Entwicklungen wieder zurück in die zukunftsfreudige Ecke, und das ist ja auch gut so, zumindest im Brettspielbereich.
Stichwort: "Hopepunk"
Nein, das habe ich jetzt nicht erfunden.
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So viele gute Folgen! Data's Day, eine etwas leichtere Episode und wahrscheinlich eine meiner Lieblings ST Folgen ueberhaupt, The Drummhead mit Picard's bekannter Ansprache: "with the first link, the chain is forged" (auch heute noch sehr relevant die Folge, vor allem Picards Schlussgespraech mit Worf). The Wounded, wo wir zum ersten mal die Cardassianer kennenlernen. The Mind's Eye, in der die Romulaner nochmal so richtig fies sein duerfen und dann der ganze Klingonen-Arc, der sich ueber 2 Staffeln aufbaut um dann im Finale von Staffel 4 einen Hoehepunkt erlangt.
Die ersten beiden Staffeln, ja ok, hatten mehr Tief- als Hoehepunkte, das ist richtig aber TNG als Ganzes ist einfach peak Trek.
Das waren halt mal richtig gute Drehbuecher und exzellent gespielt. Da konnte mMn Voyager nie so recht mithalten. Aber so hat eben jeder seine Vorlieben und das ist ja auch ok so. ;)
Die damals noch leicht vorhandene Faszination von TNG verspüre ich heute einfach nicht mehr, was mitunter auch daran liegt dass TOS die eigentliche Serie meiner Kindheit war. Ohne die Beliebheit von Picard und Co. runtermachen zu wollen, aber die Kirk-Crew als Ganzes funktionierte einfach perfekt. TNG war da mit Crusher und teilweise mit Troi hingegen ein wenig "bestraft". ^^