Riesige Mittelalter-Welt, Top-Grafik und massig Umfang: Kann Kingdom Come auch auf der betagten Switch punkten? Oder wurde der Port so heftig beschnitten wie zuletzt Hogwarts Legacy? Im Test finden wir's raus!
Das Gameplay: Mittelalter pur
Technik hin, Performance her - Kingdom Come ist und bleibt ein ganz besonderes Rollenspiel, das auch auf der Switch mit inneren Werten glänzt. Schon allein, weil es zur Abwechslung mal komplett auf Fantasy verzichtet und stattdessen auf ein geerdetes Szenario setzt. Das Spiel katapultiert euch nämlich direkt ins mittelalterliche Böhmen im Jahr 1403 und legt dabei großen Wert auf sein unverbrauchtes, historisches Setting.
Ihr schlüpft in die Rolle von Heinrich, einem jungen Mann, der in eine turbulente Rachegeschichte verstrickt wird und der sich dann vom einfachen Dorflümmel zum waschechten Ritter hocharbeiten muss. Das ist keine akkurate Geschichtsstunde, klar, aber alles in allem ein gut geschriebenes Abenteuer, das euch schon allein fürs Hauptspiel locker 80 Stunden beschäftigen wird. Sabre Interactive hat außerdem alle DLCs in die Switch-Version gepresst, die mit zusätzlichen Quests und Features nochmal einiges an Spielzeit draufpacken. Zum Preis von 50 Euro bekommt ihr da also ein richtig dickes Rollenspiel-Paket.
Eine Welt zum Versinken
Ob zu Fuß oder im Sattel erkundet ihr eine prachtvoll gestaltete Mittelalterwelt voller Burgen, Wälder, Felder, Dörfer und vielem mehr. Der offene Schauplatz ist den Entwicklern von Warhorse Studios richtig gut gelungen: In den Siedlungen gehen Händler, Handwerker und Mägde simplen Tagesabläufen und Berufen nach, im Unterholz lauern euch Diebesbanden auf und in der freien Natur tummeln sich jede Menge Wildtiere. Nur ein Detail fällt störend auf: Außer uns gibt es niemanden in der Spielwelt, der auf einem Pferd unterwegs wäre. Außerhalb von geskripteten Sequenzen können NPCs leider nicht reiten.
Die Quests sind dafür ein echtes Highlight, denn trotz Open World ist Kingdom Come ein stark handlungsgetriebenes Spiel. Ihr könnt die Welt zwar auf eigene Faust erkunden, wenn ihr das wollt, doch letztendlich sind es die vielen kleinen und großen Geschichten, die euch kreuz und quer über die Map schicken. Teilweise bieten die Aufgaben sogar mehrere Lösungswege, nett! Eure Entscheidungen wirken sich zwar nicht so stark aus wie in The Witcher 3, doch die überzeugenden Charaktere und gut geschriebenen Dialoge gleichen das aus.
Quelle: PC Games Zusammen mit der glaubhaften Soundkulisse und der guten Musikuntermalung kommt auch auf der Switch genügend Atmosphäre auf. Wer mag, kann das komplette Abenteuer auch mit guter, deutscher Sprachausgabe erleben. Die wird allerdings nicht einfach mitgeliefert, stattdessen müsst ihr sie euch extra aus dem E-Shop runterladen. Dort steht das deutsche Sprachpaket als kostenloser Download bereit.
Rollenspiel mit einem Schuss Survival
Spielerisch geht es ernst zu, ihr müsst zum Beispiel regelmäßig essen und schlafen, Wunden wollen behandelt werden und wer verdorbene Nahrung zu sich nimmt, fängt sich eine böse Magenverstimmung ein. Das macht Kingdom Come zwar nicht gleich zur beinharten Survival-Simulation, doch gerade in den ersten Stunden spielt es sich deutlich unbarmherziger als beispielsweise Skyrim oder The Witcher 3.
Quelle: PC Games Hat man sich erst mal ein paar Eigenheiten gewöhnt, treten immer mehr Stärken zum Vorschein. Zum Beispiel ein solides Skill- und Ausrüstungssystem, mit dem ihr euch langsam vom absoluten Nobody zum geachteten Ritter hochzüchtet. Feste Klassen gibt es dabei nicht, ihr lernt und tragt also einfach, was euch gefällt. So könnt ihr Alchemie betreiben, Schätze ausgraben, Kräuter sammeln, jagen, das Bogenschießen erlernen oder euch als Taschendieb versuchen. NPCs reagieren auf euer Aussehen und euren Ruf, ihr könnt handeln, feilschen, Romanzen nachgehen. Und wenn ihr mal nicht weiter wisst, hört ihr euch einfach in der Taverne nach den neuesten Gerüchten um. Das alles sorgt für eine glaubhafte Spielerfahrung, die euch langsam, aber sicher in die Spielwelt reinzieht - wenn man sich drauf einlässt.