Moralische Entscheidungen in Spielen: Wie Games Konflikte in uns triggern

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Special Olaf Bleich - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Moralische Entscheidungen in Spielen: Wie Games Konflikte in uns triggern
Quelle: 2K Games

Leben oder Tod? Gut oder böse? Computer- und Videospiele stellen ihre Konsumenten immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Doch wie viel Moral steckt wirklich in den Spielen? Und wie viel Moral macht Spaß?

Die "Helden" in Darkest Dungeon leiden unter den Strapazen und entwickeln psychische Störungen wie Paranoia. Sie verfallen dem Wahnsinn. Im schlimmsten Fall werden sie unkontrollierbar - weil sie für uns gearbeitet haben. Ihren Verfall mitzuerleben, ist Teil der Faszination von Darkest Dungeon. Das sorgt für Spannung und Überraschungen, regt aber auch zum Nachdenken und Mitfühlen an.

Macht das noch Spaß?

Es gibt aber auch Spiele, die unsere moralischen Vorstellungen ganz unverhohlen und fernab von Belohnungsmechanismen auf die Probe stellen. In diesen steht der Konflikt mit unseren persönlichen Werten im Mittelpunkt. Zwei der prominentesten Beispiele dafür sind sicherlich This War Of Mine und Papers, Please.

This War of Mine Quelle: 11 bit Studios This War of Mine This War Of Mine ist ein Survival-Spiel, das uns mitten in ein Kriegsszenario versetzt. Das einzige Ziel: Überleben! Doch zu welchem Preis? Wir können unsere Spielfigur zum Beispiel auf Beutezug schicken und erhalten dafür vielleicht wertvolle Ressourcen. Doch unmoralisches Handeln hinterlässt Spuren und treibt die Spielfigur in die Depression.

Wir müssen auch entscheiden, ob wir auftauchenden NPCs helfen. Aber geben wir damit nicht einen Teil unserer Sicherheit auf und verbrauchen natürlich auch mehr von unseren wertvollen Ressourcen? In solchen Momenten das "Richtige" zu tun, ist fast unmöglich. Denn wir wissen nicht, wie es weitergeht und müssen schlicht mit den Konsequenzen unseres Handelns leben.

In Papers, Please hingegen arbeiten wir als Zollbeamte für den fiktiven totalitären Staat Arstotzka. Unsere Aufgabe ist es, die Pässe der Einreisenden auf ihre Richtigkeit zu überprüfen, abzustempeln und die Menschen entweder durchzulassen oder wieder abzuschieben. Am Ende jedes Arbeitstages erhalten wir wiederum Lohn, den wir unter anderem für Miete, Nahrung und Medikamente für unsere Familie benötigen.

Am Anfang ist Papers, Please noch eine angenehme Fließbandarbeit. Später allerdings wächst der Druck: Die Kosten steigen, die Familie wird krank. Es gibt immer mehr Regeln. Dazu kommen häufiger Reisende mit Problemen auf uns zu. Wir werden bestochen, um Menschen einreisen zu lassen oder sie abzulehnen.

Wir müssen immer stärker abwägen, was geschieht und Prioritäten setzen. Irgendwann ist es nicht mehr möglich, gleichzeitig für unsere Familie zu sorgen und integer oder gar "gerecht" zu bleiben. Die Grenzen verschwimmen und irgendwann befinden wir uns inmitten einer Grauzone aus Korruption, sozialem Druck und Politik.

Ethik spielt in Papers, Please eine massive Rolle und sorgt dafür, dass wir irgendwann über jede Entscheidung grübeln ... und je länger wir nachdenken, desto weniger Geld verdienen wir. Müssen wir uns also vom Spiel korrumpieren lassen, um durchzukommen?

Papers, Please Quelle: Lucas Pope / 3909 Papers, Please

Ich wäre gerne so richtig fies ...

Eine Studie der amerikanischen Baylor University mit dem Titel Moral Choice in Video Games stellte die Testpersonen in Fallout 3 und Call of Duty: Modern Warfare 2 vor unterschiedliche moralische Dilemmata. Das Ergebnis war überraschend ausgeglichen: 51 Prozent der Testpersonen wählten den "bösen" Pfad, 49 Prozent den "guten".

    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Die meisten moralischen Entscheidungen sind ja eher simpel und wie Nevrion sagt, die eine Entscheidung verspricht dabei zumeist auch wirklich nutzen und die andere eher nicht. Wir haben da bspw. sowas wie den Charakter töten oder leben lassen. Leben lassen bedeutet meistens halt Quest, Story, Belohnung, töten bedeutet er ist weg, kurzfristig Erfahrung und Geld aber nicht das wonach man meistens sucht.

        Als Alternative gibt es dann natürlich noch die Entscheidungen die einem dann in den Hintern beißen so als Erinnerung daran wie schlecht die Welt sein jann alá "Du wolltest gut sein aber dann die sind jetzt alle tot! Hättest du mal...".

        Und natürlich ist es allgemein oftmals halt aufgeteilt in zwei Wege, zwei Fraktionen und so weiter. Mit Glück hat man eine dritte Option die dann aber auch zumeist eher in Richtung "ich will mir allem nichts zutun haben" darstellt.

        Insgesamt bin ich in all den Jahren von den moralischen Entscheidungen eher nicht sonderlich angetan gewen.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Die meisten moralischen Entscheidungen sind ja eher simpel und wie Nevrion sagt, die eine Entscheidung verspricht dabei zumeist auch wirklich nutzen und die andere eher nicht. Wir haben da bspw. sowas wie den Charakter töten oder leben lassen. Leben lassen bedeutet meistens halt Quest, Story, Belohnung, töten bedeutet er ist weg, kurzfristig Erfahrung und Geld aber nicht das wonach man meistens sucht.

        Als Alternative gibt es dann natürlich noch die Entscheidungen die einem dann in den Hintern beißen so als Erinnerung daran wie schlecht die Welt sein jann alá "Du wolltest gut sein aber dann die sind jetzt alle tot! Hättest du mal...".

        Und natürlich ist es allgemein oftmals halt aufgeteilt in zwei Wege, zwei Fraktionen und so weiter. Mit Glück hat man eine dritte Option die dann aber auch zumeist eher in Richtung "ich will mir allem nichts zutun haben" darstellt.

        Insgesamt bin ich in all den Jahren von den moralischen Entscheidungen eher nicht sonderlich angetan gewen.
      • Von Nevrion Spiele-Enthusiast/in
        Ich mag solche Spiel eigentlich ganz gerne, auch wenn ich selten dazu tendiere absichtlich das moralisch Falsche zu tun. Ob bei Life is Strange oder Mass Effect oder Baldurs Gate (1-3) - im Endeffekt ist in den meisten Spielen die moralisch höchst noble Antwort auch die, die einem später Vorteile im Spiel verspricht. Das macht es dann auch relativ leicht, sich dafür zu entscheiden.
        Natürlich gibt es auch Spiele wie The Last Of Us, wo man als Spieler nicht wirklich vor die Wahl gestellt wird anders zu handeln, sondern eher begleitend und erfassend mitspielt. Das mag auch mal interessant sein, kann aber dann auch darin enden, dass einen das Spiel nicht mehr interessiert, weil sich die Handlung in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr gefällt.

        Erstaunlicherweise ist auch so ein Strategiespiel wie Warcraft 2 bei mir auf den moralischen Kompass eingeschlagen, weil hier z.B. die inner-orcischen Konflikte zwischen den Anhängern des ermordeten Blackhands und dem neuen Chief Doomhammer durchaus zum Nachdenken anregen, für welche Seite man eigentlich ist, auch wenn einem das Spiel dahingehend keine große Wahl lässt. So hat z.B. Doomhammers feiger Hinterhalt, der zum Tod Lothars führte, mich in meiner Ansicht zu der Zeit bestärkt, dass die Horde besser mit Blackhand dran gewesen wäre. Und natürlich generell, ist man für die Interessen der Menschen oder für die Orcs?

        Entscheidend ist wohl im Endeffekt nicht die Art des Spiels, sondern die Darstellung der Geschichte und ihrer Protagonisten darin. Natürlich gibt es auch Spiele, die relativ geschmacklos mit bestimmten Themen umgehen, aber letztendlich geht es bei Spielen darum die Emotionen anzusprechen, nicht zu belehren oder zu erziehen. Man will unterhalten werden und das schafft man natürlich auch ohne die Frage eines moralischen Konflikts.
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