Moralische Entscheidungen in Spielen: Wie Games Konflikte in uns triggern

2
Special Olaf Bleich - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Moralische Entscheidungen in Spielen: Wie Games Konflikte in uns triggern
Quelle: 2K Games

Leben oder Tod? Gut oder böse? Computer- und Videospiele stellen ihre Konsumenten immer wieder vor schwierige Entscheidungen. Doch wie viel Moral steckt wirklich in den Spielen? Und wie viel Moral macht Spaß?

Der Autor und Professor Daniel Shafer erklärte in einer Reportage von WIRED, dass viele Spieler einfach nicht gerne grausame Entscheidungen treffen und deshalb eher zur "guten" Seite tendieren. Er befragte die Gruppe der "Bösen" und erhielt häufig die Antwort, dass es sich bei den vorgestellten Spielen nicht um das wirkliche Leben handele.

Hier geht es also darum, Grenzen ohne reale Konsequenzen zu überschreiten und die Tragweite des eigenen Handelns zumindest virtuell zu erfahren. "Das sind natürlich keine Dinge, die man im wirklichen Leben tun kann oder sollte, aber es sind Handlungen, die ein Gefühl der Katharsis oder des Stressabbaus hervorrufen können (...).

Das Gehirn kann eine Situation durchspielen, die im wirklichen Leben sonst zu gefährlich oder schädlich wäre, oder in einer Machtfantasie schwelgen, wenn Sie sich in einer Gesellschaft gefangen fühlen, die Ihnen vielleicht nicht viel Macht gibt", führt Shafer gegenüber WIRED aus.

Das Experimentieren mit den Möglichkeiten und auch das Motiv des Rollenspiels ist sicherlich etwas, das einen gewissen Reiz ausüben kann. Zumindest in klassischen Singleplayer-Spielen können wir notfalls auch einfach einen alten Spielstand laden und den Moment wiederholen - ohne Konsequenzen.

Diese Dynamik ist in Multiplayer-Spielen natürlich eine ganz andere. Wenn wir also zum Beispiel in DayZ den Menschenfeind heraushängen lassen, andere Spieler verhöhnen, wahllos umballern oder gar betrügen, dann hat das auch Auswirkungen auf die Menschen, die dahinterstehen. Sehr oft entstehen solche Momente aus einem Gefühl der Dominanz und Machtausübung heraus.

DayZ Quelle: Medienagentur plassma / Olaf Bleich DayZ Erfahrene Spieler nutzen ihre Möglichkeiten aus, um unerfahrene Teilnehmer zu schikanieren. Diese wiederum lassen es sich gefallen, aus Angst, ihren Spielfortschritt zu verlieren. Unmoralischen Handlungen sind hier Tür und Tor geöffnet und beeinflussen die Menschen und vor allem ihre Psyche. Das bereits erwähnte Rollenspiel wird hier also schnell in ein anderes Extrem getrieben.

Mehr moralische Entscheidungen?

Bereits im Sommer 2022 forderte Kollege Christian Fussy in seiner Kolumne Gut oder böse? Wir brauchen bessere Moralsysteme in Videospiele komplexere Lösungsansätze für die Integration von Ethik. Schluss mit der Schwarz-Weiß-Denke und hin zu echten Gewissensbissen vor dem Bildschirm! Und er behält Recht.

Auch Anfang 2024 kratzen viele Moralsysteme nur an der Oberfläche des Möglichen und die wenigen Spiele, die in die Tiefe gehen, erreichen oft nicht den Mainstream. Moral und Ethik haben definitiv ihren Platz in der Welt der Computer- und Videospiele, denn sie erweitern das noch junge Medium um eine zusätzliche Ebene.

Außerdem beliebt bei PC-Games-Lesern

MultiVersus - So muss es sein, damit es gegen Smash Bros. überlebt

0
Was muss MultiVersus tun, um gegen Smash Bros. eine Chance zu haben? Wir werfen einen Blick auf das Genre der Platform-Fighter, um die Antwort zu finden!

Episches Open-World-Spiel: Pferde-Abenteuer mit Ostwind: Die Legende von Khiimori angekündigt

0
Mit Ostwind: Die Legende von Khiimori dürfen sich Fans der Pferde-Reihe auf das nächste epische Open-World-Spiel freuen!
Pfeil und Bogen sind eine effiziente Jagdausstattung in Bellwright.

Mutiger Genremix: Bellwright hat uns in der Preview einige Nerven gekostet!

0
Gewagte Mischung: Mittelalter-Aufbau-Survival mit Rollenspiel-Elementen. Es gibt viel zu tun im Early-Access-Titel - für Spieler und für die Entwickler.

Gleichzeitig aber wird es in einer Zeit der stetig wachsenden Anzahl an Service- und Multiplayer-Spielen umso schwieriger, derartige Systeme einzubauen. In Survival-Game wie DayZ, Rust oder Ark ergeben sich moralische Entscheidungen oft aus der Dynamik der Möglichkeiten. Aber kann das schon alles sein? Auf diesem Gebiet gibt es sicherlich noch mehr zu tun.

    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Die meisten moralischen Entscheidungen sind ja eher simpel und wie Nevrion sagt, die eine Entscheidung verspricht dabei zumeist auch wirklich nutzen und die andere eher nicht. Wir haben da bspw. sowas wie den Charakter töten oder leben lassen. Leben lassen bedeutet meistens halt Quest, Story, Belohnung, töten bedeutet er ist weg, kurzfristig Erfahrung und Geld aber nicht das wonach man meistens sucht.

        Als Alternative gibt es dann natürlich noch die Entscheidungen die einem dann in den Hintern beißen so als Erinnerung daran wie schlecht die Welt sein jann alá "Du wolltest gut sein aber dann die sind jetzt alle tot! Hättest du mal...".

        Und natürlich ist es allgemein oftmals halt aufgeteilt in zwei Wege, zwei Fraktionen und so weiter. Mit Glück hat man eine dritte Option die dann aber auch zumeist eher in Richtung "ich will mir allem nichts zutun haben" darstellt.

        Insgesamt bin ich in all den Jahren von den moralischen Entscheidungen eher nicht sonderlich angetan gewen.
      • Von SethWinterstein Spiele-Enthusiast/in
        Die meisten moralischen Entscheidungen sind ja eher simpel und wie Nevrion sagt, die eine Entscheidung verspricht dabei zumeist auch wirklich nutzen und die andere eher nicht. Wir haben da bspw. sowas wie den Charakter töten oder leben lassen. Leben lassen bedeutet meistens halt Quest, Story, Belohnung, töten bedeutet er ist weg, kurzfristig Erfahrung und Geld aber nicht das wonach man meistens sucht.

        Als Alternative gibt es dann natürlich noch die Entscheidungen die einem dann in den Hintern beißen so als Erinnerung daran wie schlecht die Welt sein jann alá "Du wolltest gut sein aber dann die sind jetzt alle tot! Hättest du mal...".

        Und natürlich ist es allgemein oftmals halt aufgeteilt in zwei Wege, zwei Fraktionen und so weiter. Mit Glück hat man eine dritte Option die dann aber auch zumeist eher in Richtung "ich will mir allem nichts zutun haben" darstellt.

        Insgesamt bin ich in all den Jahren von den moralischen Entscheidungen eher nicht sonderlich angetan gewen.
      • Von Nevrion Spiele-Enthusiast/in
        Ich mag solche Spiel eigentlich ganz gerne, auch wenn ich selten dazu tendiere absichtlich das moralisch Falsche zu tun. Ob bei Life is Strange oder Mass Effect oder Baldurs Gate (1-3) - im Endeffekt ist in den meisten Spielen die moralisch höchst noble Antwort auch die, die einem später Vorteile im Spiel verspricht. Das macht es dann auch relativ leicht, sich dafür zu entscheiden.
        Natürlich gibt es auch Spiele wie The Last Of Us, wo man als Spieler nicht wirklich vor die Wahl gestellt wird anders zu handeln, sondern eher begleitend und erfassend mitspielt. Das mag auch mal interessant sein, kann aber dann auch darin enden, dass einen das Spiel nicht mehr interessiert, weil sich die Handlung in eine Richtung entwickelt, die nicht mehr gefällt.

        Erstaunlicherweise ist auch so ein Strategiespiel wie Warcraft 2 bei mir auf den moralischen Kompass eingeschlagen, weil hier z.B. die inner-orcischen Konflikte zwischen den Anhängern des ermordeten Blackhands und dem neuen Chief Doomhammer durchaus zum Nachdenken anregen, für welche Seite man eigentlich ist, auch wenn einem das Spiel dahingehend keine große Wahl lässt. So hat z.B. Doomhammers feiger Hinterhalt, der zum Tod Lothars führte, mich in meiner Ansicht zu der Zeit bestärkt, dass die Horde besser mit Blackhand dran gewesen wäre. Und natürlich generell, ist man für die Interessen der Menschen oder für die Orcs?

        Entscheidend ist wohl im Endeffekt nicht die Art des Spiels, sondern die Darstellung der Geschichte und ihrer Protagonisten darin. Natürlich gibt es auch Spiele, die relativ geschmacklos mit bestimmten Themen umgehen, aber letztendlich geht es bei Spielen darum die Emotionen anzusprechen, nicht zu belehren oder zu erziehen. Man will unterhalten werden und das schafft man natürlich auch ohne die Frage eines moralischen Konflikts.
      Direkt zum Diskussionsende
  • Print / Abo
    Apps
    PC Games 05/2024 PCGH Magazin 06/2024 PC Games MMore 04/2024 play5 06/2024 Games Aktuell 01/2024 N-Zone 05/2024
    PC Games 05/2024 PCGH Magazin 06/2024 play5 06/2024 PC Games MMORE Computec Kiosk