Super Mario Bros. 3: Wie Nintendo Super Mario vor 35 Jahren unsterblich machte

Blaue Latzhose, rote Kappe und ein dicker, schwarzer Schnurrbart: Klempner Mario ist nicht nur Nintendos Maskottchen, sondern auch die bekannteste Videospielfigur aller Zeiten. Dieser Bekanntheitsgrad erfuhr durch den Animationsstreifen Der Super Mario Bros. Film sowohl Bestätigung als auch Aufschwung. Noch im August 2023 veröffentlichte Nintendo in seinem Geschäftsbericht interessante Zahlen: So generierte der Streifen bis dahin 1,35 Milliarden US-Dollar Umsatz bei Produktionskosten von lediglich 100 Millionen Dollar. Allein in Deutschland wurden bis zu diesem Zeitpunkt rund fünf Millionen Kinotickets verkauft; weltweit hat der Film 168 Millionen Menschen in die Lichtspielhäuser gelockt.

Ganz platt formuliert: Jeder kennt Super Mario - entweder aus den Videospielen, aus dem Film oder vielleicht auch einfach nur als Marke. Denn auch hier ist Nintendo umtriebig. Anders kann man sich die Kooperation mit dem Süßwarenhersteller Haribo und den dazugehörigen Super-Mario-Gummibärchen nicht erklären. Am 20. Oktober 2023 kam Super Mario Bros. Wonder (jetzt kaufen 44,99 € ) für die Nintendo Switch heraus und polierte die Serie noch einmal mit frischen Power-Ups und bezaubernden Wunderwelten auf. Für viele Kritiker und langjährige Fans war dies der größte Sprung von Super Mario Bros. seit Ewigkeiten, auch wir waren in unserem Test begeistert.

Da scheint es fast schon schicksalhaft, dass Super Mario Bros. Wonder beinahe auf den Tag genau 35 Jahre nach dem am 23. Oktober 1988 veröffentlichten Super Mario Bros. 3 auf den Markt kam.

Denn mit dem dritten Teil legte Shigeru Miyamoto damals den spielerischen Grundstein für den zukünftigen Erfolg der Serie - und auch für den der Marke Super Mario. Dabei verlief die Entwicklung des Hüpfspiel-Meilensteins alles andere als reibungslos. Und auch das Finden des schlussendlichen Spielkonzepts stellte das Team um Miyamoto vor große Herausforderungen.

Quelle: Moby Games

Chaos um Super Mario Bros. 2

Die Geschichte von Super Mario Bros. 3 beginnt nämlich mit einer Menge Durcheinander. Nach dem 1985 überaus erfolgreichen Erscheinen des ersten Super Mario Bros. in Japan wollte Nintendo schnell nachlegen. Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto war damals nicht federführend und konzentrierte sich auf andere Projekte und Aufgaben. Seinen Platz nahm Takashi Tezuka ein.

Und so stampfte die Entwicklungsabteilung Nintendo R&D4 innerhalb weniger Monate Super Mario Bros. 2 aus dem Boden. Am Spielprinzip veränderte sich im Vergleich zum Vorgänger bis auf kleinere Anpassungen wenig.

Allerdings erhöhten die Entwickler den Schwierigkeitsgrad spürbar und visierten so eine erwachsenere Zielgruppe als noch zuvor an. Dass Super Mario Bros. 2 eine höhere Einstiegshürde mitbrachte, zeigte auch eine dicke goldene Medaille auf dem Cover, die die Worte "For Super Players" trug.

Das Spiel erschien bereits 1986 für das Famicom Disk System in Japan und traf weiterhin auf eine wohlwollende Resonanz vonseiten der Käuferschaft und der Presse. Aufgrund der bewährten Spielformel und der nur leicht verbesserten Technik fühlte sich der Plattformer aber eher wie eine Erweiterung und weniger wie ein echter Evolutionssprung an.

Der gehobene Anspruch sorgte bei Nintendo indes selbst für Probleme. Nintendo of America lehnte die Portierung des originalen Super Mario Bros. 2 ab. Das erst im Herbst 1985 in Nordamerika gestartete Nintendo Entertainment System und mit ihm das erste Super Mario Bros. erfreuten sich besonders bei jungen Videospielern großer Beliebtheit.

Nintendo of America fürchtete, dass der knackige Schwierigkeitsgrad den mühsam aufgebauten Boom zunichtemachen könnte. Deshalb weigerte man sich, eine zeit- und kostenintensive Adaption des japanischen Super Mario Bros. 2 auf den nordamerikanischen Markt zu bringen. Ein Plan B musste deshalb her.

Also münzte man das in Zusammenarbeit mit Fuji Television entwickelte Yume Kōjō: Doki Doki Panic auf die Mario-Spielwelt um. Kurz gesagt: Die darin integrierten, dezent an die Abenteuer aus 1001 Nacht erinnernden Spielfiguren wurden durch die Charaktere des Super-Mario-Universums ersetzt.

Das Spiel erschien 1988 unter dem Namen Super Mario Bros. 2 in den USA und ein Jahr später in Europa. Ein echtes Super Mario Bros. war es allerdings nicht. Diese zeigte sich auch in der Spielmechanik: So war es hier etwa nicht möglich, Gegner auszuschalten, indem man ihnen kurzerhand auf den Kopf sprang.

In puncto Spielspaß und Produktqualität konnte sich diese Version von Super Mario Bros. 2 aber dennoch sehen lassen, auch wenn das Spiel qualitativ längst nicht an den ersten Teil heranreichte.

Lange Zeit jedoch war die angepasste Version von Yume Kōjō: Doki Doki Panic das, was man in Nordamerika und Europa unter Super Mario Bros. 2 kannte. Erst Jahre später wurde das japanische Super Mario Bros. 2 innerhalb der Sammlung Super Mario All-Stars (1993) für das Super Nintendo unter dem Titel Super Mario Bros.: The Lost Levels veröffentlicht.