Mit guten Ideen und einem faszinierendem Schauplatz will das düstere Rollenspiel punkten. Doch die Probleme liegen woanders.
Spannende Besetzung
Auch wenn ihre Gestaltung nicht immer überzeugt, sind die meisten Charaktere interessant geschrieben - und das ist doch die Hauptsache. Das gilt auch für den Helden selbst: Wiktors Vertonung gerät manchmal etwas schleppend, doch dafür kann er in vielen Dialogen aus zynischen Antworten wählen, die dem Charakter ordentlich Charme verpassen. Unterwegs trifft er außerdem auf jede Menge Figuren, die im Gedächtnis bleiben - allen voran der berühmte Wunderheiler Rasputin, der im Spiel eine besondere Rolle einnimmt und zu euren engsten Vertrauten zählt.
Aber auch die anderen Nebenfiguren können sich sehen lassen: Ihr macht mit Kumpels aus Wiktors Jugendtagen das Warschauer Nachtleben unsicher, lernt eine komplizierte Familiengeschichte kennen, arbeitet mit mutigen Freiheitskämpfern, Geistlichen und anderen Hellsehern zusammen, schlagt Gauner übers Ohr und noch mehr Gegnern ins Gesicht - es ist ein beachtlicher Cast, den sich die Autoren da ausgedacht haben. Ein Glück, dass es auch ein ordentliches Personenverzeichnis gibt!
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Entscheidungen mit Folgen
In den Gesprächen punktet das Spiel mit interessanten Entscheidungsmöglichkeiten. Viele Dialoge lassen euch die Wahl, ob ihr eine Information ausplaudern, eine Tracht Prügel riskieren, eine Straftat vertuschen oder eine politische Seite unterstützen wollt. Manches davon ist nur Augenwischerei, doch einige Szenen haben auch spürbare Auswirkungen, die sich teilweise erst nach vielen Stunden zeigen. Das sorgt für einen gewissen Wiederspielwert, auch wenn sich die Handlung erst im letzten Kapitel wirklich spürbar nach euren Entscheidungen entwickelt.
Quelle: PC Games Welche Antworten ihr geben könnt, richtet sich nicht nur nach euren entdeckten Informationen, sondern auch nach euren Charakterwerten: Euer Wunderdetektiv sammelt im Laufe der Zeit nämlich Erfahrung und kann so mehrere Attribute verbessern, die dann neue Dialogoptionen freischalten.
Leider schwächelt das Spiel aber ausgerechnet hier in einem wichtigen Punkt: Viel zu oft habt ihr keine Möglichkeit, euch aus einer brenzligen Lage diplomatisch zu befreien. Stattdessen werdet ihr von früh bis spät von Schurken, Schlägern, korrupten Polizisten oder wütenden Mitbürgern angequatscht, die euch nach Geld oder dem Leben trachten. Trotz eurer magischen Fähigkeiten habt ihr nur selten die Chance, einer Prügelei auszuweichen, stattdessen werdet ihr ein ums andere Mal in Kämpfe gezwungen. Und die sind - trotz guter Ideen - leider keine Stärke von The Thaumaturge.
Dämonen an eurer Seite
Alle Gefechte werden in einem soliden Rundensystem ausgefochten. Wiktor ist zwar ein Einzelgänger und nie in einer Party unterwegs, doch ihr seid trotzdem nicht allein! Euer Wunderdetektiv darf nämlich alle Dämonen, die er im Spielverlauf um sich geschart hat, im Kampf einsetzen. Und das ist entscheidend, denn die meisten Gegner stärken sich mit mächtigen Buffs, die nur ein bestimmter Dämon durchbrechen kann.
Auch das Tempo spielt eine wichtige Rolle: In einer Zeitleiste seht ihr immer, wann welcher Gegner an der Reihe ist und welchen Angriff er einsetzen wird. Mit bestimmten Attacken, aber auch all euren dämonischen Fähigkeiten und Zaubern sorgt ihr dafür, dass die Feinde unterbrochen oder verlangsamt werden. So erkauft ihr euch kostbare Momente, in der ihr euch beispielsweise stärken oder heilen solltet, bevor es wieder in die Offensive geht.