Folgt den Urinstinkten - Darum sind Survival-Games so großartig!

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Kolumne Tobias Meyer - Redakteur
Wiederbelebung
Quelle: Bohemia Interactive

Fressen oder gefressen werden, Leben oder Überleben - Survival-Games überlassen uns die Geschichte. Wir entscheiden, wer wir sind und wo die Reise hingeht. Ein Genre, das zum Entdecken einlädt.

Survival-Games gibt es in den verschiedensten Varianten: Horror, Open-World, Realismus, mit Crafting-Aspekten und noch zig mehr. Das Sub-Genre, dem ich wohl am wenigsten etwas abgewinnen kann, ist ausgerechnet das der Horror-Survivals. Man sollte meinen, dass man genau hier das Nonplusultra der Survival-Erfahrung bekommt, wenn man sich durch dunkle Gassen kämpfen muss und die Angst ein stetiger Begleiter ist. Doch Survival heißt für mich etwas ganz anderes.

Post-sowjetischer Überlebenskampf

Survival heißt für mich auf Entdeckungsreise zu gehen. Mit den Dingen hauszuhalten, die man in der Umgebung findet, und sich Stück für Stück durch die Welt zu kämpfen. Und vor allem, sich selbst Ziele zu setzen. Eine meiner ersten und liebsten Survival-Erfahrungen war die Arma-2-Mod DayZ. Als Überlebender startet man an einem zufälligen Ort in einem fiktiven Post-Sowjet-Staat. Die Einwohner des Staates sind von einem Virus infiziert und wandeln als aggressive Zombies umher.

12:00
Survival Games | Meinung | Überleben heißt entspannen

Nur mit einem Leuchtstab, einem Verband und etwas Obst ausgestattet, geht es auf die Suche nach ... na ja, allem. Wir benötigen bessere Kleidung, um gegen das Wetter gewappnet zu sein und mehr Objekte mitzunehmen. Finden wir keine Nahrung, krepieren wir nach einer halben Stunde, und manchmal sind es Kleinigkeiten wie ein fehlender Dosenöffner, an denen man scheitert. Und dann sind da auch noch die Zombies und andere Spieler.

In DayZ sind wir prinzipiell auf uns allein gestellt. Man kann zwar gemeinsam mit Freunden spielen, doch die muss man erst einmal auf der 225 km² großen Map finden. Zumal es keine Karte im Inventar gibt, nach der man sich richten könnte. Lediglich Schilder können hilfreich sein - vorausgesetzt, man ist der russischen Sprache mächtig.

Neben den Infizierten lauert unterwegs dann noch die Gefahr anderer Spieler - und mehr oder weniger auch die der Freunde. Denn trifft man in der großen Welt auf einen echten Menschen, muss erst einmal herausgefunden werden, ob er Freund oder Feind ist. Namensanzeigen oder Ähnliches gibt es nicht. Mittels Sprachchat, Text-Box oder Emotes muss man sich schnellstmöglich verständigen, um klarzustellen, dass man nicht auf Konfrontation aus ist. Vertrauen darf man niemandem, denn sonst wird man schnurstracks hintergangen. Was folgt, ist der Permadeath.

Lagerfeuer Quelle: Bohemia Interactive

Roguelike-Walking-Simulator

DayZ bietet damit die perfekte postapokalyptische Erfahrung. Jeder Kontakt mit anderen Menschen löst sofortigen Stress aus, weil man einfach nicht weiß, was passiert. Das Spiel wird zwar dem Survival-Horror zugeordnet, aber wenn überhaupt würde ich da von Psycho-Horror sprechen. Denn der Überlebensinstinkt der meisten Spieler scheint höher als der Drang nach sozialem Zusammenhalt. Man könnte schon fast sagen, DayZ ist wie ein soziales Experiment, das die Moral der Spieler auf die Probe stellen soll.

Böse Zungen könnten auch von einem Roguelike-Walking-Simulator sprechen, doch genau das macht das Spiel für mich aus. Mit etwas Musik auf den Ohren oder den Freunden im Discord streife ich durch das Land auf der Suche nach Nahrung, Waffen und Verbündeten. Wenn dann nach einem kilometerlangen Fußmarsch ein kleines Dorf am Horizont erscheint, ist die Freude erst einmal groß und umso größer, wenn auch nur ein paar Kleinigkeiten wie eine Dose Obst zu finden sind. Weniger ist da manchmal mehr.

Bildergalerie

Was für den ein oder anderen vielleicht strunzlangweilig klingt, war für mich die Initialzündung für die nächsten Überlebensgeschichten. Keinen Druck zu haben, außer eben nicht zu sterben, und einfach mal ein paar Kilometer stur geradeaus zu laufen, hat mich irgendwie gecatcht! Ich bekam Lust auf mehr.

    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Zitat

        Neben den Infizierten lauert unterwegs dann noch die Gefahr anderer Spieler - Vertrauen darf man niemandem, denn sonst wird man schnurstracks hintergangen. Was folgt, ist der Permadeath.
        ... und da bin ich dann raus. Seit ich mitbekommen habe, daß manche Zeitgenossen sich ohne Rücksicht auf Verluste in entsprechende Ranglisten cheaten und/oder Anfänger ohne jegliche Gewissensbisse abfarmen, können mir entsprechende Spielmodi gestohlen bleiben.

        Daher habe ich das Genre auch bisher komplett gemieden und werde das trotz des informativen Artikels auch weiterhin tun.
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Zitat

        Neben den Infizierten lauert unterwegs dann noch die Gefahr anderer Spieler - Vertrauen darf man niemandem, denn sonst wird man schnurstracks hintergangen. Was folgt, ist der Permadeath.
        ... und da bin ich dann raus. Seit ich mitbekommen habe, daß manche Zeitgenossen sich ohne Rücksicht auf Verluste in entsprechende Ranglisten cheaten und/oder Anfänger ohne jegliche Gewissensbisse abfarmen, können mir entsprechende Spielmodi gestohlen bleiben.

        Daher habe ich das Genre auch bisher komplett gemieden und werde das trotz des informativen Artikels auch weiterhin tun.
      • Von Brahmalve NPC
        Ein schöner Artikel, in dem ich mich selbst teilweise wiederfinde. Obwohl ich tatsächlich eher auf Mittelslter-Setting als Zombie-Survival stehe.
        Valheim und Icarus sind definitiv noch zu empfehlen für alle Fans des Genres. Frozen Flame und Craftopia haben mir persönlich auch viel Spaß gemacht.
        Tribes of Midgard ist leider auch eher unter dem Radar geblieben, aber könnte dir, lieber Autor, auch schon zu viel Action sein. :D
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